Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker Staffel Staffel

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Ein toter Zeuge konnte eben nicht mehr reden. Und einem Toten konnte man alles in die Schuhe schieben, was unbequem war.

      Später, nach der Brandsetzung, konnte man den ganzen Vorfall so darstellen, als habe Hank einen Wagen widerrechtlich benutzt und sich dabei zu Tode gefahren. Die Welt war ja voller Gefahren.

      Da Josuah Parker schon immer etwas gegen Mord hatte, mußte er sich sehr schnell etwas einfallen lassen. Es wurde sogar höchste Zeit dazu, denn Pfleger Steve hatte seine Benzinverteilung beendet, und ließ den leeren Kanister, dessen Verschluß er zugeschraubt hatte, zurück in den Kofferraum gleiten. Dann trat er prüfend zur Seite und begutachtete sein mörderisches Werk.

      Parker handelte inzwischen.

      Er verdrehte den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms gegen den eigentlichen Schirmstock, der nichts anderes war als ein erstklassiges Blasrohr, auf das selbst Indianer des Amazonas neidisch geworden wären.

      Durch das Verdrehen des Griffs tat sich zweierlei. Einmal wurde eine CO-Gaspatrone in Blasbereitschaft versetzt, zum zweiten wartete ein buntgefiederter Blasrohrpfeil darauf, durch das Treibgas in Bewegung gesetzt zu werden.

      Steve war soweit.

      Parker übrigens auch.

      Jetzt hing alles davon ab, ob Parker auch genau traf.

      *

      Und wie er traf.

      Mit feinem Zischen jagte der Blasrohrpfeil durch den hohlen Schirmstock und begab sich auf die Luftreise, die nicht lange währte.

      Steve zuckte wie unter einem harten Peitschenhieb zusammen, als die Spitze des Pfeils sich in seine rechte Gesäßhälfte bohrte. Sein Gesicht nahm einen völlig verblüfften Ausdruck an. Dann griff er fast zögernd nach der schmerzenden Stelle und hielt den buntgefiederten Pfeil in der Hand.

      Seine Verblüffung mußte enorm sein.

      Er konnte sich auf keinen Fall erklären, woher dieser Pfeil wohl gekommen war. Er war nicht größer als eine kleine Stricknadel, sah aber unheimlich aus. Steve hatte nichts gehört, sondern plötzlich nur etwas gespürt. Und zwar sehr deutlich.

      Er wendete und drehte den Pfeil in der Hand, duckte sich nervös und mißtrauisch ab und beobachtete die grüne Mauer des nahen Strauchwerks. Dann wollte er sich wohl schleunigst absetzen und die Flucht ergreifen. Doch dazu fand er keine Kraft mehr.

      Er schaffte zwei Schritte, dann taumelte er, knickte in den Knien ein und schlug wie ein gefällter Baum zu Boden. Er kroch vielleicht noch viereinhalb Zentimeter über die Grasnarbe und blieb dann regungslos liegen.

      Das Betäubungsgift, mit dem die Spitze des Pfeils bestrichen war, hatte wieder mal nachhaltig gewirkt. Parker durfte mit seiner Geheimwaffe mehr als zufrieden sein.

      Er wartete noch einen Moment ab, um dann langsam hinüber zum Sportwagen zu gehen. Auch die nächsten Maßnahmen wollten schließlich genau überlegt sein.

      *

      Der Sportwagen loderte wie eine Pechfackel.

      Er war kaum noch zu erkennen, so tobten und wüteten die Flammen. Schwarzer Qualm strich seitlich ab und hüllte die nähere Umgebung ein. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis der Tank explodierte.

      »Zurück. In Deckung!« schrie Doc Waterson und ging mit gutem Beispiel voran. Er lief hinüber zu den nahen Bäumen und suchte Schutz. Zwei Pfleger, die Parker bisher noch nicht gesehen hatte, folgten Waterson und warfen sich auf den Boden.

      Parker paßte scharf auf. Er wollte nicht überlistet werden. Er hatte keine Neigung, in diese Flammenhölle geworfen zu werden.

      Er ließ seine Vorsicht selbstverständlich nicht erkennen. Parker tat so, als sei er völlig ahnungslos. Er baute sich ebenfalls hinter einem Baumstamm auf. Und zwar etwas vor Waterson, der damit schräg hinter ihm stand.

      Parker nahm seine schwarze Melone ab und fächelte sich scheinbar kühle Luft zu, doch in Wirklichkeit benutzte er den eingebauten Innenspiegel, um Waterson genau zu beobachten. Übrigens nicht nur ihn, sondern auch die beiden Pfleger, die weiße Kittel trugen.

      Parker hatte im Sanatorium Alarm geschlagen, nachdem der Sportwagen in Flammen aufgegangen war. Waterson und die beiden Pfleger erschienen daraufhin ungemein schnell am Parktor und waren mit ihrem Landrover hinüber zur Brandstelle gebraust, gefolgt von Parker, der sein hochbeiniges Monstrum benutzt hatte.

      Parker zuckte unwillkürlich zusammen, als der Benzintank auseinanderplatzte.

      Es gab eine gewaltige Detonation, die Druckwelle rüttelte und zerrte an seinem Körper. Blechteile des Wagens wurden hoch in die Luft geschleudert und regneten als kleine Brandbomben zurück auf den Boden. Der Sportwagen war jetzt überhaupt nicht mehr zu erkennen.

      Ein schneller Kontrollblick in den Spiegel der schwarzen Melone.

      Ein schneller Blick, der sich lohnte.

      Waterson winkte hastig nach rechts.

      Die beiden Pfleger, die sich zu Boden geworfen hatten, standen schnell auf und liefen auf Waterson zu, der ihnen etwas zurief, was Parker wegen des prasselnden Feuers nicht verstand.

      Die beiden Pfleger duckten sich ab wie Katzen, die gemeinsam einen arglosen Vogel beschleichen wollen. Ihr Ziel war Parker, wie der Melonen-Innenspiegel deutlich bewies.

      Parker wartete, bis sie sich ihm auf drei, vier Meter genähert hatten. Noch waren die beiden Männer waffenlos, aber wahrscheinlich wollten sie sich auf ihre Muskeln und ihre Pfleger-Spezialgriffe verlassen.

      Wollten sie ihn wirklich angreifen? Oder mißverstand er ihre Annäherungsversuche? Wollten sie sich nur näher an den brennenden Wagen heranschieben?

      Parker blieb ruhig und entspannt. Er hatte keine Angst. Auch zwei handfeste Gegner waren nicht in der Lage, seine Nerven in Unordnung zu bringen. Dazu mußte man schon mit ganz anderen Geschützen feuern.

      Parker wandte sich zu ihnen um und lächelte neutral.

      Die beiden Pfleger blieben sofort stehen und schauten ihn aus kalten Augen an. Es waren Augen von harten Profis, wie Parker sofort erkannte. Es waren die Augen von Männern, deren Handwerk aus Mord bestand.

      Sie wußten nicht, was sie tun sollten.

      Einer von ihnen, ein Mann mit einer hohen Stirnglatze, drehte sich etwas verlegen zu Waterson um, der hinter seinem Baumstamm hervorkam.

      Der zweite Pfleger, ein Mann mit einer ausgeprägten Hakennase, griff langsam in seine Hosentasche. Sicher nicht, um sein Taschentuch hervorzuholen.

      Die Situation spitzte sich zu, zumal alle Beteiligten plötzlich genau wußten, wer sie waren und welche Rolle sie spielten. Es gab keine Geheimnisse mehr, keine Tarnung. Man wußte wechselseitig, was man voneinander zu halten hatte.

      »Kann ich möglicherweise irgend etwas für die Herren tun?« erkundigte sich Parker höflich. Dabei fixierte er die beiden Pfleger und auch Waterson, der sich inzwischen näher herangeschlichen hatte.

      Parkers Höflichkeitsfloskel, die in diesem Moment Sinnlos und grotesk erschien, schuf Unsicherheit. Die beiden Profis mit den kalten Augen wurden leicht verunsichert.

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