Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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verbanden, in der der Mensch nur ein medizinischer Fall war. Auch an diesem Vormittag gab es keinen freien Parkplatz mehr.

      »Fahren Sie raus?«, hörte Amelie da eine tiefe, angenehm klingende Stimme rufen.

      Sie schaute sich um und blickte mitten in ein dunkles Augenpaar, aus dem tausend Funken sprühten. Das Lächeln des Mannes besaß etwas Ansteckendes, zog sie geradezu in seinen Bann.

      Sie blinzelte verwirrt, nickte dann und lächelte zurück. »Ja, Sie haben Glück«, antwortete sie, wobei ihr das Herz leicht wurde.

      Der Dunkelhaarige, dessen Züge einen durchsetzungsstarken und offenen Charakter verrieten, zeigte auf die vielen Autos.

      »Ob ich hier überhaupt noch einen Termin bekomme?«, fragte er mit zweifelnder Miene.

      »Wenn Sie viel Zeit mitbringen. Dr. Brunner hat noch nie einen Patienten nach Hause geschickt.«

      Da schnippte der Autofahrer mit den Fingern. Sein Gesicht hellte sich wieder auf. »Das hört sich an, als würde sich das Warten lohnen.«

      »Ganz bestimmt«, versicherte sie ihm.

      Sie hob die Hand zum Abschied, stieg in ihren Wagen und setzte zurück. Als sie den Wiesenweg zur Bundesstraße hinauffuhr, warf sie einen Blick in den Rückspiegel.

      Der Geländewagen mit dem Frankfurter Kennzeichen parkte geschickt in die kleine Lücke ein, die sie hinterlassen hatte.

      Ein netter Typ, dachte sie bei sich. Ein sehr netter sogar.

      Welch eine Frau, sagte sich zur gleichen Zeit Torsten Richter. Honigfarbenes Haar, Goldaugen, eine Schönheit auch ohne Schminke. Ihre sanfte Stimme, das Lächeln voller Wärme auf den weich geschwungenen Lippen. Und wie sie da auf der Treppe gestanden hatte in ihrem weißen Kleid, angestrahlt von der Sonne wie eine Lichtgestalt! Ihr Anblick hatte ihn ein paar Herzschläge lang seine beißenden Schmerzen vergessen lassen.

      Pfeifend stieß er den Atem aus.

      So einer Frau war er noch nie begegnet, obwohl er viel in der Welt herumkam. Sie schien von hier zu sein. Und mit Sicherheit bereits vergeben. Wahrscheinlich lebte sie mit Ehepartner und Kindern glücklich in einem der hübschen Schwarzwaldhäuser unten in Ruhweiler.

      Über diese Gedanken schüttelte er energisch den Kopf.

      Ein Mann mit seinem Beruf sollte diese Überlegungen gar nicht erst haben. Wie lange würde er noch hierbleiben? Vierzehn Tage, drei Wochen? Dann ging’s weiter. Wohin, wusste er noch nicht. Noch konnte er nirgendwo sesshaft werden. Und eine Frau wie diese war für eine Affäre viel zu schade. Zumal sie sich auf eine solche bestimmt auch nicht einlassen würde. Kein verführerischer Blick, kein gurrendes Lachen, stattdessen hatte sie ihn offen angesehen und natürlich gelächelt. Nun gut. Vergiss sie, befahl er sich und stieg aus.

      Jetzt ging es erst einmal darum, seine Schmerzen loszuwerden.

      »Ihr letzter Patient.« Mit diesen drei Worten schob Schwester Gertrud einige Zeit später einen hoch gewachsenen, sportlich wirkenden jungen Mann ins Sprechzimmer.

      Matthias Brunner stand auf, mit einem amüsierten Blick. Denn sein neuer Patient sah der energisch auftretenden Gertrud mit sichtlich verunsicherter Miene nach.

      »Keine Sorge, sie beißt nicht«, beruhigte er ihn. »Sie tut nur gern so.« Dabei hielt er ihm die Hand hin. »Guten Tag. Mein Name ist Brunner.«

      Der Fremde hatte einen festen, trockenen Händedruck.

      »Torsten Richter.«

      »Nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«

      Kurz und präzise beschrieb ihm der junge Mann seine Beschwerden im Fuß, woraufhin der Arzt diesen untersuchte.

      »Der Schienbeinnerv, der Ferse und Fußsohle versorgt, scheint entweder nur gedrückt oder sogar ernsthaft beschädigt zu sein, wobei ich zunächst einmal von Ersterem ausgehe«, stellte er seinem Patienten die Diagnose.

      »Durch meine neuen Arbeitsschuhe vielleicht?«

      »Könnte als Ursache möglich sein.«

      »Und jetzt?«

      »Zur ersten Linderung werde ich Ihnen in die Stelle eine Spritze geben. Des Weiteren verschreibe ich Ihnen eine Bandage, die den Druck auf den Nerv verringert. Dann warten wir ab. Natürlich lassen Sie ab heute Ihre neuen Schuhe im Schrank«, fügte Matthias ernst hinzu. »In einer Woche möchte ich Sie wieder sehen. Können Sie das einrichten?«

      »Selbstverständlich«, versicherte ihm der Dunkelhaarige, der ihm auf den ersten Blick sehr sympathisch war.

      In seiner jahrzehntenlangen Tätigkeit behandelte er jeden so, als wäre er ein guter Bekannter, ja, ein Freund. Das dankten ihm seine Patienten. Allerdings stellte er an sie genauso hohe Anforderungen wie an sich selbst. Sie mussten mitarbeiten, was auch hieß, dass sie bei den Nachuntersuchungen nicht schluderten. Dieser Patient schien nicht zu den Nachlässigen zu gehören.

      »Sie können Socke und Schuh wieder anziehen«, sagte er und ging zu seinem Schreibtisch. Dabei sah er zum Fenster hinaus. »Welch ein herrlicher Tag«, meinte er mit zufriedenem Seufzer, bevor er sich anschickte, das Rezept auszustellen.

      »Und diese tolle Landschaft«, fügte Torsten Richter in bewunderndem Ton hinzu. »Als Großstadtjunge weiß ich die Gegend hier zu schätzen. Ich bereue, dass ich nicht mit dem Motorrad gekommen bin.«

      Matthias blickte auf. »Welche Maschine fahren Sie denn?«

      »Eine Harley.«

      Im nächsten Moment klopfte es. Schwester Gertrud schob ihren grauen Schopf ins Sprechzimmer.

      Torsten Richter blickte auf die Uhr an der Wand und stand sofort auf.

      »Ich bin schon weg«, verkündete er hastig.

      Die beiden Männer lachten sich an.

      »Wir sehen uns in einer Woche«, erinnerte Matthias ihn, bevor der Mann eilig aus dem Zimmer hinkte.

      »Dass Sie sich auch immer mit den Leuten so lange unterhalten müssen«, brummte Schwester Gertrud. »Ich habe Ihrer Frau versprochen, dass ich Sie pünktlich zum Essen aus der Praxis werfe.«

      Da legte ihr Matthias die Hand auf die Schulter und sagte schmunzelnd: »Meine liebe Gertrud, ich schätze Ihre Fürsorge sehr, aber mit meiner Frau komme ich schon klar. Und verhungert bin ich bisher auch noch nicht, wie Sie an meinem Bauch sehen.«

      Dabei strich er sich mit zufriedenem Lächeln liebevoll über die Wölbung unter dem Arztkittel.

      Als Matthias Brunner ein paar Minuten später die Tür zu seinem Wohnhaus öffnete, kam Lump freudig auf ihn zugesprungen und forderte seine Streicheleinheiten ein.

      »Wenn mich dein Frauchen genauso fröhlich begrüßt wie du, habe ich ja noch einmal Glück gehabt«, sagte er zu seinem Deutschen Drahthaar so laut, dass Ulrike ihn in der Küche hören musste.

      »Lump hat schon vor einer halben Stunde gegessen«, kam es da aus der Landhausküche zurück. »Er hat allen Grund, fröhlich und zufrieden zu sein.«

      Natürlich

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