Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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bin Dr. Metzler, der Chefarzt dieser Klinik«, stellte er sich jetzt vor, dann fragte er: »Wie fühlen Sie sich?«

      »Gut«, antwortete sie. »Bis vor kurzem hatte ich schreckliche Kopfschmerzen, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Wahrscheinlich habe ich zu lange vor dem Computer gesessen.«

      »Nein, Frau Weller, so harmlos ist die Ursache Ihrer Kopfschmerzen leider nicht«, entgegnete Dr. Metzler. »Sie haben sich mit einer sehr gefährlichen Krankheit angesteckt.«

      Michaela fuhr hoch. »Wie bitte? Dann schüttelte sie den Kopf. »Sie müssen sich irren, Herr Doktor. Ich fühle mich ganz hervorragend.«

      »Das ist eben die Heimtücke dieser Krankheit«, entgegnete Dr. Metzler. Er wies zu dem Infusionsständer, den man neben Michaelas Bett gestellt hatte. »Über diese Infusion bekommen Sie ein Medikament, das Ihnen helfen wird, aber ich fürchte, Sie werden trotzdem noch einige schlimme Anfälle bekommen. Sie beginnen mit Schwindelgefühl, danach kommen Schweißausbrüche und hohes Fieber. Der ganze Anfall dauert vielleicht eine halbe Stunde. Ich sage Ihnen das alles, damit Sie nicht erschrecken, wenn es soweit ist. Durch das Medikament werden die Anfälle ein bißchen gemildert, und in ein paar Tagen haben Sie es vielleicht schon überstanden.«

      Mit vor Schreck geweiteten Augen hatte Michaela dem Chefarzt zugehört.

      »O mein Gott«, stammelte sie jetzt. »Was ist denn das für eine Krankheit?«

      »Bei uns in Europa kommt sie normalerweise nicht vor, daher hat sie hier auch keinen Namen. Wir nennen sie der Einfachheit halber Asien-Syndrom. Ich selbst bin damit in Japan zum ersten Mal in Berührung gekommen.«

      »Japan«, murmelte Michaela. »Heißt das, daß Ines auch krank ist?«

      Dr. Metzler runzelte die Stirn. »Ines? Von welcher Ines sprechen Sie?«

      »Ines Holbe – die Ex-Freundin meines Freundes«, antwortete Michaela, dann erschrak sie. »Ist Manfred auch krank?«

      Dr. Metzler nickte. »Er ist ebenfalls hier in der Klinik, von ihm haben wir Ihren Namen erfahren. Eigentlich wollten wir Sie nur abholen, um Sie in der Klinik unter Quarantäne zu stellen, aber dann ergab eine Blutanalyse, daß Sie ebenfalls schon an der Krankheit leiden.« Er schwieg kurz. »Zurück zu dieser

      Ines: Wenn sie die Ex-Freundin von Herrn Klein ist, wie kommen Sie dann darauf, daß sie auch erkrankt sein könnte? Ich denke nicht, daß Herr Klein zu ihr noch immer Kontakt hat.«

      »Ines war doch vier Monate lang in Japan«, entgegnete Michaela. »Nach ihrer Rückkehr war sie noch eine Weile mit Manfred zusammen – nicht sehr lange, aber…«

      »Danke, Frau Weller«, unterbrach Dr. Metzler sie hastig. »Ich glaube, Sie haben uns sehr geholfen.«

      Eiligst verließ er das Zimmer, desinfizierte sich im Nebenraum und wäre beim Hinausgehen beinahe mit Dr. Daniel zusammengestoßen.

      »Wir haben höchstwahrscheinlich die Ansteckungsquelle gefunden«, erklärte Dr. Metzler. »Eine gewisse Ines Holbe hat sich vier Monate lang in Japan aufgehalten und womöglich dort angesteckt. Anscheinend grassiert diese Krankheit auch dort gerade wieder.«

      »Ines Holbe«, brachte Dr. Daniel mühsam hervor. »Meine Güte…«

      »Robert, was ist los?« fragte Dr. Metzler besorgt. »Du bist ja plötzlich ganz blaß.«

      »Ines Holbe war vor ein paar Tagen bei mir in der Sprechstunde, und sie war auch hier in der Klinik«, erzählte Dr. Daniel mit fast tonloser Stimme.

      »O mein Gott«, stöhnte Dr. Metzler auf. »Das bedeutet, daß der Virus schon überall sein kann. Halb Steinhausen kann bereits damit infiziert sein. Allein in deiner Praxis können sich während dieser Zeit fünfzig Frauen oder mehr angesteckt haben. Und wenn ich mir vorstelle, wie viele Einwohner Steinhausens in der Kreisstadt oder gar in München arbeiten…« Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sich Dr. Metzler über die Stirn. »Nicht auszudenken, wenn wir hier eine Epidemie bekommen würden.«

      »Ich fürchte, in diesem Fall bleibt uns nichts anderes übrig, als an die Öffentlichkeit zu gehen«, meinte Dr. Daniel. »Wir müssen Hörfunk und Fernsehen alarmieren, ebenso sämtliche Tageszeitungen.«

      Dr. Metzler nickte. »Das übernehme ich. Du mußt vorerst in Quarantäne, Robert, ebenso deine Sprechstundenhilfe und deine Empfangsdame. Deine Schwester und Stefan natürlich auch. War Karina während der fraglichen Zeit in Steinhausen?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Glücklicherweise nicht. Es reicht, wenn wir alle betroffen sein könnten. Dabei fällt mir ein, Jeff hat bei Ines Holbe die Anästhesie gemacht. Er ist also auch gefährdet.« Und dann fiel ihm etwas viel Beunruhigenderes ein. »Meine Güte, ich habe heute mittag noch eine Frau behandelt. Valerie Doschek. Ihre Dammnaht ist aufgegangen und ich habe sie unter Narkose wieder geschlossen.«

      »Das heißt, daß sie auch in Quarantäne muß«, erklärte Dr. Metzler. »Ich veranlasse sofort, daß sie von der Gynäkologie herübergeholt wird.«

      »Die Frau hat ein fünf Tage altes Baby«, wandte Dr. Daniel besorgt ein.

      Für einen Moment schloß Dr. Metzler die Augen. »Verdammt. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie Kinder oder gar Säuglinge behandelt werden müssen. In Japan wurden alle erkrankten Kinder in eine spezielle Klinik gebracht.«

      »Es muß doch nicht sein, daß Frau Doschek und ihr kleiner Sohn sich angesteckt haben«, meinte Dr. Daniel und gab damit seiner letzten Hoffnung Ausdruck.

      »Nein, aber wenn die Krankheit bei Ihnen ausbricht, dann fürchte ich, daß zumindest das Baby keine Chance hat.« Dr. Metzler bemerkte die Betroffenheit seines Freundes und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich versuche über die japanische Klinik, an der ich damals gearbeitet habe, etwas über die Behandlung von Kindern herauszubekommen.« Dann brachte er Dr. Daniel in eines der Zimmer, die speziell für diese Fälle geräumt worden waren. »Bei der Menge an Krankheitsfällen, die uns bevorstehen können, wird es wohl besser sein, die gesamte Chirurgie zur Verfügung zu halten. Die Patienten, die hier liegen, können ebensogut in der Gynäkologie untergebracht werden.« Dann wandte er sich Dr. Daniel zu. »Wenn du Kopfschmerzen bekommen solltest, dann mußt du mich unverzüglich benachrichtigen, Robert.«

      *

      In Steinhausen herrschte Aufruhr. Natürlich hatte man mit Verwunderung bemerkt, daß sämtliche Zufahrtsstraßen hermetisch abgeriegelt worden waren, aber als in den Nachrichten stündlich von einer ansteckenden Krankheit die Rede war, wurden alle nervös.

      »Bei den geringsten Anzeichen von Kopfschmerzen begeben Sie sich bitte unverzüglich ins nächste Krankenhaus.«

      Sowohl im Fernsehen als auch im Radio wurde dieser Satz in regelmäßigen Abständen wiederholt. Natürlich fand auf die Waldsee-Klinik der reinste Ansturm statt, denn plötzlich glaubte jeder, an der lebensgefährlichen Krankheit zu leiden, doch in über neunzig Prozent der Fälle stellten sich die angeblichen oder wirklichen Kopfschmerzen als harmlos heraus. Allerdings füllten sich die Patientenzimmer der Chirurgie dennoch allmählich mit wirklichen Erkrankten.

      Auch aus dem Kreiskrankenhaus und aus etlichen Münchner Kliniken kamen Meldungen über Krankheitsfälle. Dr. Metzler war beinahe mehr am Telefon als bei seinen Patienten, denn schließlich war er der einzige Arzt, der sich mit diesem Asien-Syndrom, wie es nun allgemein genannt wurde, auskannte. Trotzdem schaffte er es, persönlich

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