Der Kettenträger. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Der Kettenträger - James Fenimore Cooper страница 18
»Ihr seyd vermuthlich etwas überrascht gewesen. Major Littlepage,« begann sie, »zu hören, daß ich mich so warm zu Gunsten dieses Landes aussprach, da einige Zweige meiner Familie von der neuen Regierung hart behandelt worden sind?«
»Ihr spielt auf die Confiskationen an? Ich habe sie nie gebilligt und gerechtfertigt, und wünschte, sie wären nicht erfolgt; denn sie treffen am schwersten diejenigen, welche ganz schuldlos waren, während die Meisten unserer wirklichen Feinde mit heiler Haut entkommen sind. Aber es ist doch nicht mehr als gewöhnliches Verfahren in Bürgerkriegen, und sicherlich wäre es uns ebenso ergangen, wenn wir die unterliegende Partei gewesen wären.«
»Das hat man mir auch gesagt; aber da keine mir sehr nahestehenden Personen von einem Verluste betroffen worden sind, ist meine öffentliche Tugend im Stande gewesen, meinen Privatgefühlen zu widerstehen. Mein Bruder, wie Ihr wohl schon bemerkt habt, ist weniger ein ächter Amerikaner als ich.«
»Ich habe angenommen, er gehöre zu den äußerst Neutralen; und die, habe ich gedacht, neigen sich immer ein wenig zu der verlierenden Partei hin.«
»Ich hoffe jedoch, seine politische Vorneigung, die sehr ehrlich, obwohl sehr irrthümlich ist, werde ihm in Eurer guten Meinung nicht wesentlich schaden. Es hängt zu Viel davon ab, als daß mir dieser Gegenstand nicht am Herzen liegen sollte; und da ich allein in der ganzen Familie entschieden der Whigpartei angehöre, habe ich gedacht, ich wolle es wagen, für einen innigst geliebten Bruder zu sprechen.«
»Nun,« sagte ich bei mir selbst, »das heißt die Sache gehörig einfädeln! aber ich bin doch nicht so ganz unerfahren, daß ich mich durch eine so wenig versteckte List zum Narren haben ließe! Der Henker steckt in dem Mädchen; und doch scheint es ihr Ernst zu seyn, sie schaut mich an mit dem Vertrauen und der Einfalt einer Schwester, die noch mehr sogar fühlt als sie ausspricht, und sicherlich ist sie eines der reizendsten Geschöpfe, die mir je vor Augen gekommen. Ich darf sie nicht merken lassen, wie sehr ich auf meiner Hut bin, sondern muß der List mit List begegnen. Es müßte doch sonderbar zugehen, wenn ich, der ich eine Compagnie Continentalsoldaten mit einigem Lobe kommandirt habe, nicht fertig werden könnte mit einem Mädchen von zwanzig Jahren, wäre sie auch noch schöner und sähe noch unschuldiger aus als diese Pris Bayard, was freilich, muß ich gestehen, nicht leicht möglich ist.«
Der Leser wird verstehen, daß ich das Alles bei mir selbst sprach, und zwar war es sehr bald gesagt, denn man redet mit sich selbst erstaunlich schnell, aber was ich nach augenblicklichem Besinnen zu meiner schönen Begleiterin sagte, lautete ganz anders nach Sprache und Inhalt.
»Ich verstehe nicht, in welcher Weise meine Meinung dem Mr. Bayard etwas austragen sollte, möchte sie für oder gegen ihn seyn,« antwortete ich, mit einem ebenso unschuldigen Ausdruck, sowie ich die Sache ansah, als die junge Lady selbst in ihrem hübschen Gesichtchen gezeigt hatte, und machte hiebei, wie ich mir einbildete, meine Sache unendlich gut; »obgleich ich weit entfernt bin, irgend einen Mann hart zu beurtheilen, weil er zufällig von mir abweicht in seinem Urtheil von politischen Dingen. Die Frage war sehr kitzlicher und zarter Natur, und die redlichsten Männer sind in der Beantwortung derselben am weitesten auseinandergetreten.«
»Ihr wißt nicht, wie sehr es mich erfreut, dies von Euch zu hören, Mr. Littlepage,« erwiederte meine Begleiterin, mit einem süßen Lächeln, wie nur je von einem Weibe einem Manne gespendet wurde. »Es wird Tom ganz glücklich machen, denn ich weiß, er war sehr bange vor Euch eben wegen dieses Punktes.«
Ich antwortete nicht sogleich; denn ich beobachtete, glaube ich, die Spuren und Ausläufer dieses bezaubernden Lächelns, und suchte mich mit Vernunftgründen gegen seinen Eindruck zu wehren, mit der Hartnäckigkeit eines Mannes, der entschlossen ist, sich nicht fangen zu lassen. Dies Lächeln verfolgte mich acht Tage lang und es stand lange Zeit an, bis ich es völlig begriff. Ich entschloß mich jedoch, in Betreff Bayards und meiner Schwester sofort auf die Hauptsache loszugehen, und nicht mit indirekten Anspielungen auf den Busch zu klopfen.
»Ihr könnt doch wohl kaum meine Meinung mißverstehen, sollte ich denken!« antwortete Priscilla etwas überrascht. »Man darf nur das Paar vor uns ansehen, um zu begreifen, in wiefern Eure Meinung von dem Gentleum einen Einfluß auf ihn wenigstens üben kann.«
»Dasselbe könnte man von uns sagen, Miß Bayard, so viel mein unerfahrenes Auge zu beurtheilen vermag. Sie sind ein junges Paar, das mit einander lustwandelt; der Gentleman scheint die Lady zu bewundern und zu verehren, das will ich gern zugeben; und wir sind auch ein junges Paar, das mit einander lustwandelt, und der Gentleman scheint auch die Lady zu bewundern – oder man müßte von seinem Geschmack oder von seiner Herzensempfänglichkeit eine schlechte Meinung haben.«
»So,« sagte ich, wieder bei mir selbst: »das heißt sie ganz mit gleicher Münze bezahlen: jetzt laßt uns sehen, wie sie das nimmt!«
Priscilla nahm es sehr gut; sie lachte und erröthete gerade in hinreichendem Maße, um als das reizendste Geschöpf zu erscheinen, auf dem je mein Auge geruht hatte. Sie schüttelte den Kopf so ziemlich in derselben Art, wie meine Schwester nicht lange zuvor gethan hatte, und wies die Analogie zuerst mit ihren Geberden und dann ausdrücklich mit der Zunge ab.
»Die Fälle sind sehr verschieden, Sir,« antwortete sie. »Wir sind einander fremd, während Tom Bayard und Kate Littlepage Bekannte seit Jahren her sind. Wir lieben einander nicht im geringsten: nicht ein Bischen, obwohl wir geneigt sind, recht gut von einander zu denken wegen des Interesses, das wir an dem Paare vor uns nehmen, und weil ich die vertraute Freundin Eurer Schwester bin und Ihr der einzige Bruder meiner vertrauten Freundin. Hier jedoch,« und sie sprach jetzt mit Nachdruck, »hört unser Interesse auf, um nie über das Maß freundschaftlicher Hochachtung hinaus sich zu steigern, die, wie ich hoffe, aus unsern beiderseitigen Eigenschaften und deren gegenseitiger Anerkennung erwachsen soll. Es ist eine ganz, ganz andere Sache bei dem Paare vor uns«; hier sprach das bewegliche Mädchen wieder mit dem innigsten Gefühl; jeder Ton und jede Modulation ihrer Stimme zeugte von lebhaftester Herzenstheilnahme. »Sie sind schon lange einander geneigt und anhänglich, nicht Bewunderer von einander, wie Ihr Euch ausdrückt, Major Littlepage, sondern einander geneigt und anhänglich: und Eure Meinung von meinem Bruder ist gerade in diesem Augenblick von der höchsten Wichtigkeit für ihn. Ich hoffe, mich Euch endlich verständlich gemacht zu haben?«
»Vollkommen; und ich bin gesonnen, mich ebenso deutlich auszusprechen. Erstlich protestire ich feierlich gegen Alles, was Ihr von dem andern Paare gesagt habt, mit Ausnahme des Interesses, das wir Beide für den Bruder oder die Schwester fühlen. Sodann erkläre ich, daß Kate Littlepage ganz und gar ihre eigene Herrin ist, soweit es ihren Bruder Mordaunt angeht; und endlich spreche ich aus: daß ich durchaus Nichts in dem Charakter, der Verwandtschaft, dem Vermögen, der Person oder der Stellung ihres Anbeters, Thomas Bayard, von den Hickories, Esquire, sehe oder weiß, was im mindesten nicht ihren Ansprüchen oder Verdiensten entspräche. Ich hoffe, das ist vollkommen befriedigend.«
»Ganz! und von Grund meines Herzens danke ich Euch dafür. Ich will gestehen, ich habe einige kleine Besorgnisse gehegt wegen Toms politischer Meinungen; aber nunmehr diese beseitigt sind, kann sonst Nichts mehr die mindeste Sorge und Unruhe erregen.«
»Wie ist es aber möglich, daß Eines von Euch meinen Ansichten ein solches Gewicht glaubte beilegen zu müssen, da Kate doch einen Vater, eine Mutter und eine Großmutter am Leben hat. welche Alle, soweit ich unterrichtet bin, ihre Wahl billigen?«
»Ha, Mr. Littlepage, Ihr seyd Euch Eurer Wichtigkeit in Eurer