Der Kettenträger. James Fenimore Cooper

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Der Kettenträger - James Fenimore Cooper

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und eine Meile vom Hause entfernt, als uns Jaap begegnete, der nach Lilaksbush zurückkehrte und meiner Mutter einiges Obst brachte, nachdem er seinen Auftrag als avant-courrier erfüllt hatte. Aus Kate's Bemerkung hatte ich erfahren, daß wir durch einen Brief eingeladen worden waren, diesen Ausflug zu machen, wiewohl die Förmlichkeit, den Neger mit seiner Botschaft hinüber zu schicken, beobachtet worden war, aus Gründen, die mir unter den obwaltenden Umständen nicht sehr einleuchteten. Ich äußerte jedoch Nichts und beschloß, selbst zu sehen und zu urtheilen.

      Natürlich zogen wir unsern Pferden die Zügel an und hielten, um einige Worte mit dem Schwarzen zu sprechen.

      »Nun, Jaap, wie sah der Landhals aus nach so langer Abwesenheit?« fragte ich.

      »Er aussehen, Sah, gar nicht so gut wie alte Missus, welche kapital aussehen für eine solche Lady. Machen Wunder groß Aufhebens mit Landhals, Sah, wenn Ihr Alles glaubt, was junge Neger sagen. Aber was meint Ihr, Masser Mordy, daß ich gehört in Schenke, wo ich nur anhielt, alten Dick saufen zu lassen?«

      »Und eine Schluck Cider für den alten Jaap zu bestellen,« – hier lachte der alte Neger herzlich, hatte aber die Unverschämtheit, die Anschuldigung weder zuzugestehen noch zu läugnen, da seine Schwäche für derlei Genüsse ein allbekannter Fehler war. – »Nun, was habt Ihr gehört, während Ihr Euren gewohnten Krug verschlucktet?«

      »Ich habe dießmal nur einen halben Krug getrunken. Sah, gar alte Missus nie vergessen, mir so viel zu geben als ich mag. Nun, Sah, während der alte Dick saufen, sagen die neue Wirthin die von Connetick kommen, wißt Ihr, Sah, wohin Ihr gehen, alter farbiger Gentleum? Das war jedenfalls höflich.«

      »Worauf Ihr antwortetet – –«

      »Ich antworten ihr, Sah, und sagen, ich gehen nach Satanstoe, woher ich gekommen, vor langer Zeit.«

      »Worauf sie irgend eine Bemerkung machte – nun, und was war es? Wie lange soll Miß Littlepage auf Euch warten!«

      »Gott segnen sie, Sah – es seyn mein Geschäft aufzuwarten Miß Katrinke, nicht ihr Geschäft zu warten auf mich – Warum Ihr sprechen jetzt so drollig. Masser Mordy?«

      »Laßt das Alles, Jaap – was sagte die neue Dame aus Connektikut, als Ihr antwortetet, Ihr gehet nach Satanstoe, einem Ort, woher Ihr vor langer Zeit gekommen?«

      »Was sie sagen, Masser Mordy, Sah? – Sie sagen große Thorheiten und machen mich toll. Was nennt Ihr mit dem schauerlichen Namen? Sie sagen und ein Gesicht machen, wie wenn sie gesehen ein Gespenst. ›Ihr meinet wohl Dibbleton?‹ sie sagen – das die Art, wie alle Leute die genteel seyn, nennen den Landhals! Habt Ihr je dergleichen gehört, Sah?«

      »O ja, ich hörte dergleichen schon von meiner Geburt an; das Bestreben, den Namen unseres alten Sitzes umzuwandeln, ist jetzt schon dreißig Jahre alt. Ja, manche Leute nennen Hellgate jetzt Hurlgate: nach dieser Probe kann man sich auf Alles gefaßt machen. Wißt Ihr das nicht, Jaap: ein Yankee ist nie zufrieden, wenn er keine Aenderungen machen kann? Die Hälfte seiner Zeit ändert er an der Aussprache seiner eigenen Namen und die andere Hälfte an den unsrigen. Laßt ihn das Gut nennen wie er will, Ihr und ich wir bleiben bei Satanstoe.«

      »Das wollen wir, Sah; geben auch dem Teufel seyn gebührend Theil, das seyn ein altes Wort. Ich gewiß seyn, Jeder der Augen hat, kann sehen, wo seine Zehe den Boden aufgerissen und ihn gestaltet nach sich – kein Dibble da, Sah.«

      Mit diesen Worten ritt Jaap weiter, und meine Schwester und ich thaten dasselbe, das Gespräch weiter fortsetzend, in das wir so zufällig hineingerathen waren.

      »Ist es nicht sonderbar, Bruder, daß Fremde diesen Kitzel haben den Namen des Guts unsrer Großmutter zu verändern?« sagte Kate, nachdem wir den Schwarzen verlassen hatten. »Es ist allerdings ein gemeiner Name; aber er ist jetzt weit über hundert Jahre im Gebrauch und die Zeit wenigstens sollte ihm das Recht verleihen, ungehudelt zu bleiben.«

      »Ja, meine Liebe; aber Du weißt noch Nichts von den Wünschen und Begehrungen und Anstrengungen und dem Ehrgeiz von ein ›wenig Gelehrsamkeit.‹ Ich habe auf meiner kurzen Laufbahn schon genug gesehen, um zu wissen, daß ein Geist unter uns rege ist, der sich den anspruchsvollen Namen: ›Geist des Fortschritts‹ gibt, welcher wahrscheinlich Wichtigeres umstürzen wird, als den Namen unseres alten Landhalses. Es ist ein Geist, der den achtbaren Charakter der Liebe zur Freiheit anzunehmen sucht; und unter dieser Maske läßt er der Bosheit, dem Neid, der Begehrlichkeit, der Habgier und den niedrigsten Leidenschaften unserer Natur freies Spiel. Unter andern nimmt er auch die provinzielle Anmassung einer unächten Geschmacksverfeinerung an, und schmeichelt einer gewissen spröden Vornehmigkeit, die man am häufigsten bei Solchen findet, die keinen Begriff von etwas wahrhaft Erhabenem haben, indem er ekeln Geschmack und Affektationen an die Stelle der Einfachheit der Natur und eines wahrhaft guten Tons und Benehmens setzt.«

      Viertes Kapitel.

      Beatrice.

       Gegen meinen Willen bin ich gesandt, um Euch zum

       Essen kommen zu heißen.

      Benedick.

       Schöne Beatrice, ich danke Euch für Eure Mühe.

      Beatrice.

       Ich hatte nicht mehr Mühe, diesen Dank zu verdienen,

       als es Euch Mühe kostet, mir zu danken; wäre es

       mühevoll gewesen, so wäre ich nicht gekommen.

      Viel Lärmen um Nichts.

      Unter dem Portal des Hauses zu Satanstoe stand meine liebe Großmutter und der berühmte Tom Bayard, um uns zu empfangen. Der erste Blick auf Letztern bewies mir, daß er ein »anständiger Mann« war; und beim zweiten gewann ich die erfreuliche Ueberzeugung, daß er gerade jetzt nur für Kate Augen hatte. Dieß zu sehen und zu wissen, war für mich eine große Beruhigung, da ich nie hätte mit gutem Gewissen meine Zustimmung dazu geben können, das liebe Mädchen einem Manne zu vermählen, der ihren Werth nicht zu würdigen gewußt, der ihre Schönheit nicht in vollem Maße bewundert hätte. Was meine liebe »gar alte« Großmutter betrifft, die jedoch nicht so sehr alt war, da sie noch unter den Siebzigen stand, so war unser Empfang von ihrer Seite gerade so wie ich ihn immer gefunden hatte: warm, herzlich und mild. Sie nannte meinen Vater, den General, immer Corny, auch wenn sie in einem Zimmer voll von Gesellschaft mit ihm sprach; doch habe ich, was das betrifft, meine Mutter, die weit mehr eine Frau von Welt war, da sie sehr viel in Gesellschaft gelebt hatte, ebenso sprechen hören, wenn sie sich allein glaubte. Ich habe in diesem oder jenem ekeln und pedantischen Buche, geschrieben ohne Zweifel von Einem, der die Menschen nur aus Büchern, dem seinigen ähnlich, kannte, solche Vertraulichkeiten verdammt gelesen; aber ich habe im Allgemeinen gefunden, daß die glücklichsten und im Grunde genommen auch die Familien vom besten und sittlichsten Tone diejenigen waren, wo man Jack, Tom, Bob, Dick, Beß und Di sagte. Was die Louisa Adelina's, und die Robert Augustusse und alle solche künstliche Respektsnamen betrifft, so gestehe ich offen, daß ich dagegen Verachtung empfinde. Das ist bei der Art von Leuten, welche Satanstoe – Dibbleton nennen, Hellgate – Hurlgate, – und sich selbst – gebildet! Dem Himmel sey Dank, solchen Unsinn hatten wir nicht zu Lilaksbush oder auf dem Landhals. Mein Vater

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