Der Kettenträger. James Fenimore Cooper
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Читать онлайн книгу Der Kettenträger - James Fenimore Cooper страница 13
»Und Ihr liebt Pris Bayard?«
»Wie meinen Augapfel!« antwortete das Mädchen mit Nachdruck.
»Und Ihr mögt den Tom Bayard, ihren Bruder, gerne leiden?«
»So viel schicklich und anständig ist für ein junges Frauenzimmer, den Bruder eines anderen jungen Frauenzimmers gerne leiden zu mögen, das sie gesteht, wie ihren Augapfel zu lieben.«
Obgleich es nicht leicht war, wenigstens für mich nicht leicht, die Zunge von Kate Littlepage zum Stillstehen zu bringen, so war es doch auch für sie nicht leicht, das verräterische Blut immer in Ordnung zu erhalten. Sie war entzückend schön in ihrem Erröthen, und glich ganz und gar dem Bilde, das ich mir oft von meiner guten Mutter zur Zeit ihrer schönsten Blüthe gemacht hatte, in dem Augenblick, wo sie diese Antworten mit solcher Festigkeit und Sicherheit gab, als wenn sie ihr gar keine innere Bewegung verursachten.
»Wie hängt aber dies Alles zusammen mit der Freude, welche die Leute auf den Hickories über meine Rückkehr haben sollen? Seyd Ihr die Verlobte von Tom Bayard, und habt Ihr meine Rückkehr abgewartet, um ihm Eure Hand zu geben?«
»Ich bin nicht die Verlobte von Tom Bayard, und habe nicht Eure Rückkehr abgewartet, um ihm meine Hand zu geben,« antwortete Kate mit fester Stimme. »Was der Mrs. Light Geschwätze betrifft, so könnt Ihr von mir nicht verlangen, daß ich es Euch erkläre. Sie rafft ihre Nachrichten von Dienern und anderen Leuten der Art zusammen, und Ihr wißt, was solche Gerüchte gewöhnlich Werth sind. Aber was das anbelangt, daß ich Deine Rückkehr sollte abgewartet haben, mein Bruder, um ein solches Verhältniß zu erklären, so mußt Du gar nicht wissen, wie sehr ich Dich liebe, wenn Du glauben kannst, ich wäre im Stande, so Etwas zu thun.«
Kate sagte dies mit Gefühl und ich dankte ihr mit den Augen, konnte aber nicht sprechen, und sprach nicht, bis wir eine Strecke weiter geritten waren. Nach dieser Pause knüpfte ich das Gespräch ungefähr im ursprünglichen Tone wieder an.
»Ueber diesen Gegenstand, Katrinke, meine Liebe,« sagte ich, »verstehen wir einander, hoffe ich. Unverheirathet oder verheirathet wirst Du mir immer lieb und theuer seyn; und ich gestehe, es würde mich schmerzen, wenn ich Einer der Letzten wäre, die von Deiner Verlobung hörten, falls es einmal dazu kommt. Und jetzt, um von dieser Pris Bayard zu sprechen – erwartet Ihr, daß ich an ihr Wohlgefallen finden werde?«
»Ob ich es erwarte? es würde einer der glücklichsten Augenblicke meines Lebens seyn, Mordaunt, wenn ich Euch bekennen hörte, daß Ihr sie liebt!«
Dies ward mit großer Lebhaftigkeit gesprochen und in einer Art, welche zeigte, daß es meiner Schwester sehr ernst war. Ich empfand einige Ueberraschung, als ich dies Gefühl in Verbindung setzte mit den Bemerkungen der Wirthin und begann zu vermuthen, es möchte doch wohl Etwas hinter dem Vorhang seyn, was meiner Beachtung werth wäre. Um jedoch Entdeckungen zu machen, war es nothwendig, das Gespräch zu verfolgen.
»Wie alt ist Miß Bayard?« fragte ich.
»Sie ist zwei Monate älter als ich – ganz passend, nicht wahr?«
»Ich habe gegen den Altersunterschied Nichts einzuwenden, welcher ganz gut seyn wird. Besitzt sie viel Bildung und Talente?«
»Nicht sehr. Ihr wißt, wenige von uns Mädchen, deren Bildung in die Zeit während der Revolution fällt, können sich in dieser Hinsicht großer Stücke rühmen, obgleich Priscilla über dem gewöhnlichen Maß steht.«
»Ueber dem gewöhnlichen Maß ihrer Classe meint Ihr, natürlich?«
»Gewiß – sie ist mehr als die meisten jungen Damen unserer besten Familien.«
»Ist sie liebenswürdig und freundlich?«
»Wie Anneke selbst.«
Das wollte viel heißen, da unsere ältere Schwester, wie dies oft in Familien vorkommt, als das Musterbild aller Tugenden bei uns galt, und Annekens Gemüthsart wirklich die liebenswürdigste Heiterkeit selbst war.
»Ihr gebt ihr ein glänzendes Zeugniß, das wenige Mädchen ansprechen dürften. Ist sie verständig und wohlunterrichtet?«
»So sehr, daß ich mich oft schämen muß, wenn ich mich mit ihr vergleiche. Sie hat eine treffliche Mutter, Mordaunt; und ich habe Euch oft sagen hören, daß die Persönlichkeit der Mutter Euch gar sehr bestimmen würde bei der Wahl einer Gattin.«
»Das muß gewesen seyn, als ich noch sehr jung war, Kind, und ehe ich zum Heere ging, wo wir mehr die jungen als die alten Frauen ins Auge fassen. – Aber warum eine Gattin? – Ist es denn eine ganz zwischen den alten Leuten abgemachte Sache, daß ich dieser Priscilla Bayard einen Heirathsantrag machen müsse, und seyd Ihr auch in den Plan eingeweiht?« Kate lachte ganz herzlich, aber wie mir schien, bestätigte ihre Miene einigermaßen, was ich gesagt hatte.
»Ihr antwortet mir nicht, junge Lady, und Ihr müßt mir erlauben, Euch zu erinnern, daß ein ausdrücklicher Vertrag zwischen uns besteht, einander in allen Fällen mit Offenheit zu begegnen. Dies ist ein Fall, wo ich ganz besonders die Bedingungen des Vertrags streng eingehalten sehen möchte. Existirt wirklich ein solches Projekt?«
»Nicht als vollständig erörtertes und angelegtes Projekt – nein, gewiß nicht? Nein, tausendmal nein. Aber ich werde Gefahr laufen, eine meiner liebsten Hoffnungen zu vereiteln, wenn ich Euch ehrlich heraussage, daß Ihr meiner lieben Mutter, Tante Mary und mir selbst keine größere Freude machen könntet, als wenn Ihr Euch in Pris Bayard verliebtet. Wir Alle lieben sie und wir wünschten, daß Ihr auch mitthätet, weil wir wissen, daß Eure Liebe wahrscheinlich zu einer Verbindung führen würde, die uns Alle, mehr als ich sagen kann, erfreuen würde. So: jetzt könnt Ihr Euch nicht über Mangel an Offenheit beklagen, denn ich habe schon oft behaupten hören, daß die Wünsche befreundeter Personen, vorlaut ausgesprochen, sehr leicht junge Männer gerade gegen die Person einnehmen, von der man wünscht, sie möchten sie bewundern und lieben.«
»Eine Regel, die im Allgemeinen wohl wahr seyn dürfte, aber bei mir ist keine Einwirkung, weder eine gute, noch eine schlimme, zu besorgen. Aber was sind denn die Gesinnungen der Bayards in Betreff dieser Sache?«
»Wie sollte ich das wissen? – Natürlich ist nie gegen irgend Eines von der Familie die Sache entfernt erwähnt worden; und da Keines von ihnen Euch kennt, ist es unm– das heißt, keine Erwähnung – ich meine – wenigstens nicht gegen mehr als Eines von der Familie. Ich glaube, unbestimmte Andeutungen mögen gefallen seyn gegen Eines – aber –«
»Aus Euerm Munde, gegen Eure Freundin Pris?«
»Nie!« sagte Kate mit Nachdruck. »Ein solcher Gegenstand könnte zwischen uns nie zur Sprache kommen.«
»Dann ist es vermuthlich der Fall gewesen zwischen den alten Ladies – den beiden Müttern?«
»Ich denke nicht. Mrs. Bayard