Der Kettenträger. James Fenimore Cooper

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Der Kettenträger - James Fenimore Cooper

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da sie meist vom Feinde besetzt waren; und die Zinsen aus Kapitalien waren schwer einzuziehen von denjenigen, deren Aufenthaltsort innerhalb der feindlichen Linien sich befand.

      Mit Einem Wort, es ist nicht leicht, demjenigen, der den jetzigen Zustand des Landes vor Augen hat, einen Begriff beizubringen von seiner wahren Lage in der damaligen Zeit. Da ein Vorfall, der mir selbst begegnete, nachdem ich als regulärer Soldat in die Armee eingetreten war, ein lebhaftes Bild von dem damaligen Stand der Dinge gibt, will ich ihn hier erzählen, und zwar um so lieber, als ich dabei dem Leser einen alten Freund der Familie vorführen kann, welcher in engster Beziehung zu verschiedenen Begebenheiten meines eigenen Lebens sieht. Ich habe schon von Jaap, einem Sklaven meines Vaters, ungefähr von seinem Alter, gesprochen. Zu der Zeit, von welcher die Rede seyn soll, war Jaap ein schon grauköpfiger Neger, obwohl erst von mittleren Jahren, und besaß die meisten Fehler, sowie alle die eigenthümlichen Tugenden der Geschöpfe seines Stammes und seiner Verhältnisse. Meine Mutter insbesondere hatte ein solches Vertrauen zu seiner Treue, daß sie darauf bestand, daß er ihren Gatten in den Krieg begleite, ein Befehl, welchem der Schwarze sehr gerne gehorchte, nicht nur, weil er Abenteuer liebte, sondern auch weil er einen Indianer ganz besonders haßte und meines Vaters erste Kriegszüge gegen diesen Theil unserer Feinde gerichtet waren. Obgleich Jaap als Bedienter fungirte, trug er doch eine Muskete, und exercirte sogar mit der Mannschaft. Zum Glück war die Livree der Familie Littlepage blau mit Roth aufgeschlagen und sehr bescheiden und wenig auffallend, so daß Jaap beinahe so schon Uniform trug; denn der Bursche weigerte sich hartnäckig, die Farben irgend einer andern Macht zu tragen, als die der Familie, welcher er ordentlich angehörte. Auf solche Art war Jaap eine sonderbare Mischung von Diener und Soldaten geworden, und war bald in der einen bald in der andern Eigenschaft thätig, und zugleich hatte er Viel vom Arbeiter an sich, denn unsere Sklaven waren zu Allem zu brauchen.

      Meine Mutter hatte ausdrücklich verlangt, daß Jaap mich immer begleiten solle in allen Fällen, wo ich weit von meinem Vater weggeschickt würde. Ganz natürlich ging sie von der Annahme aus, ich sey der Sorgfalt eines treuen Begleiters und Dieners am meisten benöthigt, und demzufolge war der Schwarze zur Hälfte etwa an mich übergegangen. Ihm behagte dieser Wechsel zusehends, theils weil die Folge davon ein beständiger Wechsel der Scene und die Aussicht auf neue Abenteuer war, theils weil er ihm Gelegenheit gab, viele von den Erlebnissen seiner Jugend zu erzählen; Erlebnisse, die, gegenüber von seinem alten Herrn, in der Erzählung nachgerade fadenscheinig geworden, aber gegenüber von seinem jungen Herrn noch frisch und neu waren.

      Bei der Gelegenheit, wovon hier die Rede ist, kehrten Jaap und ich ins Lager zurück von einem ziemlich weiten Ausflug, den ich auf Befehl des Generals der Armeeabtheilung gemacht hatte. Es war dies um die Zeit, wo das Continentalgeld vollends auf Nichts, oder fast auf Nichts herabsank, nachdem es lange hundert Dollars auf einen in Silber gestanden. Ich hatte mich mit etwas Silber versehen, und ein großer, kostbarer Schatz war es, und mit dreißig bis vierzigtausend Dollars Continentalgeld, um meine Reisekosten zu bestreiten; aber mein Silber war ausgegeben und mein Papier auf zwei oder dreitausend Dollars geschmolzen – d. h. so viel, als gerade erforderlich gewesen wäre, um ein Mittagessen für Jaap und mich zu bezahlen; auch waren die Gastwirthe nicht sehr bereitwillig, ihre Zeit und ihr Essen für irgend eine Summe desselben herzugeben. Diese Ebbe trat in meiner Börse ein, als ich noch zwei lange Tagereisen zum Reiten vor mir hatte, und in einer Gegend des Landes, wo ich durchaus keine Bekannte besaß. Wir bedurften eines Nachtessens und Nachtlagers für uns selbst und Futter und Stall für unsere Pferde. Alles der Art war allerdings wohlfeil genug, aber völlige Entblößung von Mitteln machte auch die geringste Zeche für Personen in unserer Lage unerschwinglich. Um sich an den Patriotismus derjenigen zu wenden, welche an der Straße wohnten, dazu war es schon eine zu späte Zeit des Krieges; denn der Patriotismus ist eine sehr leicht verschwindende und verdunstende Eigenschaft des menschlichen Herzens, und ganz besonders verkriecht er sich, wie das Mitleid, gern hinter irgend einem bequemen und scheinbaren Vorwand, wenn seine Behauptung und Bemühung mit einem Geldaufwand verknüpft ist. Er mag als ein Kapital gelten bei einer Revolution, oder bei einem Kriege vielleicht während der ersten sechs Monate; aber nach Verfluß dieser Frist wird er nachgerade so werthlos als das Continentalgeld selbst. Ein Detaschement Milizen hat den Patriotismus von Tausenden so uneigennütziger Helden erschöpft, als je Musketen schulterten.

      »Jaap,« fragte ich meinen Begleiter, als wir uns dem Flecken näherten, wo ich die Nacht zuzubringen beabsichtigte, und das Erquickende eines warmen Nachtessens an einem scharfen, frostigen Abend begann sich meiner Einbildungskraft aufzudrängen; »Jaap, Der Sklave wird abwechselnd Yaf oder Yop genannt, denn das Yorker-Niederländisch ist gar nicht streng. wie viel Geld habt Ihr wohl ungefähr bei Euch?«

      »Ich, Masser Mordaunt? – Guter Himmel, aber das seyn sehr drollige Frage, Sah!«

      »Ich frage, weil mein eigener Vorrath auf gerade Einen Yorker Shilling geschmolzen ist, der in dieser Gegend nur als ein Neunpence-Stück gilt.«

      »Das seyn sehr wenig, die Wahrheit zu sprechen, für zwei Gentlemen und für zwei große, hungrige Gäule. Sehr wenig, gewiß, Sah! Wünschte, es wäre mehr!«

      »Und doch habe ich keine Kupfermünze mehr. Ich habe zwölfhundert Dollars für Mittagessen, Aufenthalt und Haber gegeben, diesen Mittag.«

      »Ja, Sah – aber das Continental, Sah, vermuthe ich – eigentlich nicht viel seyn, das!«

      »Es ist gar viel, dem Namen und Laut nach, Jaap, aber nicht viel, wenn es unter die Zähne kommt, wie Ihr wohl merken könnt. Aber doch müssen wir essen und trinken, und unsere Gäule müssen auch fressen – saufen dürften sie, denke ich, unbezahlt.«

      »Ja, Sah – das ganz wahr seyn – yah, yah! yah!« – Wie leichten Herzens dieser Neger lachte! – »Aber der Cider wundervoll gut seyn in dieser Gegend des Landes, jung Masser; gerade nicht süß und nicht sauer – dann stark seyn wie ein Esel.«

      »Nun, Jaap, wie sollen wir von diesem guten Cider bekommen, von welchem Ihr sprecht?«

      »Ihr denkt, Sah, daß in diesem Theil des Landes viel sey geschwatzt worden in neuester Zeit von Patty Rism und dem Vaterland, Sah?«

      »Ich fürchte, es ist hier Patty zu viel zugemuthet worden so wie auch in den meisten andern Grafschaften.«

      Ich muß hier bemerken, daß Jaap sich immer einbildete, das schöne Wesen, das er so hoch hatte rühmen und erheben hören wegen seiner Anmuth und Tugend, sey ein gewisses junges Frauenzimmer dieses Namens, in welches auf eine unerklärliche Weise der gesammte Congreß heftig verliebt sey.

      »Nun denn, Sah, dann hier keine Hoffnung seyn als unser Witz. Laßt mich Masser seyn diese Nacht und denkt an den alten Jaap, ob ihm ein gutes Nachtessen fehlt. Reitet nur voraus, Masser Mordaunt und gebt Befehl, als General Littlepage's Sohn, und überlaßt Alles dem alten Jaap.«

      Da hier keine große Wahl war, ritt ich zu und bald hörte ich die Hufschläge von des Negers Pferd nicht mehr hinter mir. Ich erreichte das Gasthaus eine Stunde ehe Jaap erschien, und saß in der That schon bei einem tüchtigen Nachtessen, als er herangeritten kam, wie Einer, der sein eigener Herr ist. Jaap hatte die Abzeichen des Hauses Littlepage abgelegt und geberdete sich ganz unabhängig. Sein Pferd ward neben dem meinigen in den Stall gestellt und ich fand ihn selbst bald mit den Ueberbleibseln meines Nachtessens beschäftigt, als sie in die Küche zurückwanderten.

      Ein Reisender von meiner Art und äußeren Erscheinung wurde, wie sich von selbst versteht, im besten Gästezimmer bewirthet; und nachdem ich meinen Hunger gestillt hatte, setzte ich mich hin, um einige

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