Zeit für Liebe. Diana Richardson
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Wenn sich die Energie verbindet und in Körper und Seele vibriert, kann uns diese gemeinsame Bioelektrizität beim Liebemachen in völlig neue Höhen führen. Überlassen wir uns der Regie dieser elektromagnetischen Kraft unseres Körpers, können wir leidenschaftlich lieben: Ein Gefühl von Zeitlosigkeit entsteht und jeder Augenblick ist unmittelbar und ohne Grenzen, etwas, wovon wir bisher vielleicht nur geträumt haben. So wächst das Glück beim Liebemachen, denn Polarität ist unbegrenzt und es kann mehr und mehr ein Strahlen in uns entstehen.
Der Weg zur Ekstase
Die Kunst besteht darin, zu unserer eigenen Polarität zurückzukehren, sie aufzubauen und zu nutzen – dadurch wird der Mann männlicher, die Frau weiblicher. Wenn ein Mann in der Lage ist, eine Frau beim Sex wirklich in der Tiefe zu lieben und zu berühren, denn das ist seine größte Sehnsucht, dann wird er sich geerdeter, reifer und energetischer fühlen. Seine ursprüngliche, männliche Stärke und Klarheit erwächst. Indem die Frau diese Liebe annimmt und erwidert, beginnt sie, sich rein und liebevoll zu fühlen, als eine Quelle der Liebe; und eine zart anmutende Weiblichkeit entsteht. Kommt man durch diese ureigene Polarität in Balance, entstehen Harmonie, Verständnis, Respekt und gegenseitige Wertschätzung. Liebe wird zu einer gelebten Realität. Wenn wir unsere Polarität annehmen, entwickelt sich eine Anziehungskraft, eine organische magnetische Intelligenz zwischen Penis und Vagina, die mit der Zeit stärker wird. Das erstaunliche Ergebnis ist, dass wir uns immer weniger anstrengen müssen, um Liebe zu machen – der Körper macht es wie von selbst. Es ist so: Je weniger wir tun, desto mehr können wir uns erlauben zu sein und umso größer wird unsere Erfahrung.
Das alte tantrische Symbol des Shivalingam, das man auch heute noch überall in Indien finden kann, bildet den Penis (Lingam), gewöhnlich umgeben von der Vagina (Yoni), ab. Sie werden in einer Reihe von interessanten Formen gezeigt, aber die Yoni hat hier eine weitaus tiefere Bedeutung, als nur den negativen weiblichen Pol zu repräsentieren.
Sie repräsentiert eine Passage, den Zugang zum Herzen, durch den der Mann seinen eigenen weiblichen, positiven Pol erreichen und sich mit ihm verbinden kann. In vollkommener sexueller Vereinigung geht der positive männliche Pol in das weibliche Negative, streckt sich nach oben, dehnt sich weiter aus und strömt zum Herz. Wenn dies geschieht, kommt es zu einer Art goldenen Verschmelzung: der Penis umfangen und strahlend aufgenommen im Herzen. Das ist pure Ekstase!
SCHLÜSSEL
Das Männliche und das Weibliche sind – genauso wie Positiv und Negativ – Kräfte, die sich gegenseitig anziehen.
Diese Polarität ist die Quelle unserer sexuellen Ekstase.
Jeder Körper trägt den entgegengesetzten Pol in sich, der einen „Magnetstab“ darstellt.
Zwei Körper in sexueller Vereinigung bilden ein kraftvolles Magnetfeld und lassen Bioenergie zirkulieren.
Um die Sexenergie zu aktivieren, ist es wichtig, die Brüste der Frau liebevoll und achtsam zu berühren.
BEWUSSTSEIN VON KÖRPER UND GEIST
Die einfachste Definition der Kunst des Tantra ist, dass es Sex und Meditation verbindet. Es ist sowohl ein körperliches wie ein spirituelles Ereignis, bei dem aus zwei scheinbar gegensätzlichen Extremen eine Einheit wird. Wenn dies geschieht, entsteht eine magische Atmosphäre. Wir haben das Gefühl, dass wir in eine andere Dimension eintreten, in der uns der gegenwärtige Augenblick ganz erfüllt – alles funkelt und strahlt. Die Augen beginnen zu leuchten, wir tragen ein Lied in unserem Herzen und beginnen, unsere Umgebung, unseren Liebsten und uns selbst neu wertzuschätzen. Wir fühlen uns sensibel und durchlässig, denn eine universelle Energie, pulsierende Lebensenergie, bewegt sich durch uns hindurch.
Beim konventionellen Sex erreichen wir diese Feinfühligkeit und Lebendigkeit nicht, denn wir nehmen normalerweise gar nicht bewusst wahr, was passiert. Wir haben einfach Sex, oft mechanisch oder routinemäßig, und haben (hoffentlich) Spaß daran, aber wir verlieren uns in der Regel in der Aktivität. Beim bewussten Sex versuchen wir, mit dem zu sein, was in jedem Augenblick geschieht, und dadurch entsteht die Chance jedes Mal eine weitere, bereichernde Liebeserfahrung zu machen. Das ist so, weil wir die wahre Natur der sexuellen Energie verstehen– Bewusstheit verwandelt Sex in Liebe.
Eine Meditation
Aus diesem Grunde lädt uns Tantra dazu ein, präsent zu sein und uns bewusst wahrzunehmen, während wir Liebe machen. Wir verlieren uns nicht und werden nicht mechanisch; unsere Aufmerksamkeit ist nach innen gerichtet. Wir bleiben bei dem, was wir wahrnehmen und fühlen, wir sind „hier“. Während wir Liebe machen, entsteht so Meditation ganz von selbst. Für die meisten Menschen bedeutet Meditation, allein zu sein, aufrecht zu sitzen und sich nicht zu bewegen, aber das ist einfach eine Form von Meditation.
Die Bewegungen beim Sex sollten nicht chaotisch, sondern voller Ruhe sein. Sie können um einen Kern von Stille herum geschehen, wie beim Ballett oder bei Tai Chi. Entgegen der allgemeinen Auffassung kann Meditation während des Sexaktes ganz leicht entstehen, denn dessen Intensität, die körperlich angenehm ist, hilft uns, zwingt uns sogar, mit dem zu sein, was geschieht, während es geschieht.
Sich des Augenblicks bewusst zu sein, während er sich entfaltet, lässt uns erfahren, wie es ist, „hier“ und „präsent“ zu sein, und daraus entsteht innere Stille und Entspannung. Das ist die Erfüllung, nach der wir in der Meditation suchen. Die einfache Tatsache, das Bewusstsein dazu zu bringen im Körper zu sein, egal ob wir uns bewegen oder stillliegen, lässt Ruhe, Tiefe und Präsenz entstehen. Der Körper kann sich ganz natürlich bewegen und die Stellung ändern, aber das Bewusstsein bleibt still und gelassen.
Langsamer werden und sich Zeit zu lassen beim Liebemachen ist der Weg, wie wir beginnen können Bewusstheit zu erfahren. Wir müssen uns Zeit nehmen, um zu lauschen, und unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken auf die Feinheiten, die aus dem Präsentsein oder der Stille entstehen. Wenn ein Paar immer wieder auf diese entspannte Art Liebe macht, wird die Wahrnehmung mit der Zeit und mit wachsender Erfahrung feiner werden und die Empfindungsfähigkeit nimmt zu. Das Erleben wird schöner und ekstatischer, dehnt sich mehr über den Körper aus. So kann Sex zu einer tiefen, andauernden Meditation werden, bei der sich Körper und Seele zweier Menschen wirklich miteinander verbinden.
Wenn wir davon sprechen, die Art, wie wir Liebe machen, zu verändern, ist Bewusstsein der entscheidende Schlüssel. Bewusstheit ist der Weg, um Sex auf eine neue, höhere Ebene zu bringen. Der erste Schritt ist, dass wir die ganze Zeit auf unseren Körper achten und auf das, was wir tun und fühlen, wenn wir Liebe machen. Langsam, langsam nehmen wir jede Bewegung, jede Geste, jeden Atemzug wahr. Wenn wir lernen, alles zu beobachten, was sich in unserem Körper abspielt, und damit einfach sind, dann wird der Sex an sich zum Fokus unserer Wahrnehmung. Und allein die Tatsache, dass wir präsent sind und alles beobachten, bewirkt schon Transformation.
Wenn wir unseren Körper bewusst wahrnehmen, werden wir überrascht sein, dort eine ganze Welt mit vielen verschiedenen Realitäten zu finden. Und alle sind hier gleichzeitig am Werk: Das Herz schlägt, der Atem hebt und senkt den Brustkorb, wir können über den Körper bestimmte Vibrationen spüren, ein Prickeln und Wärme, ja sogar Licht.
Wenn wir uns zu sehr mit Äußerlichkeiten beschäftigen, wenn unsere Gedanken mit etwas anderem oder jemand anderem beschäftigt sind, wird unsere Aufmerksamkeit nachlassen und nutzlos sein. Unsere Achtsamkeit lässt durch unser Interesse am Orgasmus schnell nach, denn wenn wir uns auf ein Ereignis in der Zukunft konzentrieren, verpassen wir den gegenwärtigen Augenblick.