Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek
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Читать онлайн книгу Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek страница 52
»Black Flash.«
»Richtig. Davon hatte uns der Bürgermeister erzählt, als wir bei ihm letzte Woche zu Gast waren.«
»Der Bürgermeister lädt euch ein?«
»Der Boss wird zu allem und überall hin eingeladen«, sagte Chris. »Er hat bereits einen Fototermin mit ihm vereinbart, um eine neue Portraitreihe zu schießen. Vom Präsidenten der Vereinigten Staaten zum Bürgermeister von Barrington Cove«, erzählte er weiter. »Lucian knipst alles, wenn der Preis stimmt.«
»Und der wird nicht billig sein.«
»Mindestens fünfstellig, damit er überhaupt sein Stativ auspackt.«
Olivia hob die Augenbrauen und schmunzelte. »So nennt man das also heutzutage.«
Chris sah sie eine Sekunde verdutzt an, dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Das war nicht annähernd so anzüglich gemeint, wie es geklungen hat.«
Olivia gab ihm einen Stups gegen den Ellbogen. Chris lächelte noch immer, als er ihre Hand abwehrte. Olivia lief weiter und ließ sich die Summe noch mal durch den Kopf gehen. Fünfstellig! Und das nur dafür, dass Lucian anrückte und sein Equipment aufbaute. Sie musste irgendwie Zugang zu dieser Welt erhalten. Das wäre die Möglichkeit, ihre Eltern zu entlasten, sie könnte jede Behandlung von Dad bezahlen, eine neue Wohnung suchen. Maria könnte in einem gesünderen Umfeld aufwachsen. All das war machbar, wenn Olivia nur in dieser Branche Fuß fassen könnte.
Chris blieb in der Mitte der Halle stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also, mit was willst du anfangen?«
Ich würde gerne wissen, ob du eine Freundin hast oder nicht … »Tja, ich weiß nicht. Bis Randy kommt, könnten wir uns ja vielleicht die Überwachungsvideos anschauen. So was habt ihr hier doch sicherlich.«
»Ja, aber dreimal darfst du raten, was in der Nacht des Einbruchs nicht funktioniert hat.«
»Ist nicht wahr.«
»Sie haben alle nur Rauschen aufgenommen. Das war das erste, was die Polizei überprüft hat. Der Einbrecher hatte sie vorher kurzgeschlossen.«
»Verdammt.« Olivia kaute auf ihrer Unterlippe und blickte sich um. Sie deutete auf die roten Kleckse auf den Wänden, die noch nicht abgewischt worden waren. »Ist das eigentlich Blut?«
»Nein. Rote Farbe. Immerhin hat der Sheriff das gleich überprüft. Er hat sogar die Marke ausfindig gemacht: Sweet Color. Er meinte, das wäre eine ganz heiße Spur. Dass ich nicht lache. Die Farbe wird nur übers Internet bei zig Online-Shops verkauft. Den Käufer zu finden, grenzt also an ein Wunder.«
Olivia nickte und ging näher. Das Wort ›Heuchlerin‹ war noch zu lesen, die anderen Wörter waren bereits weggewischt. »Wer könnte so einen Hass auf Rebecca Reach haben, um das zu tun?«
»Da gibt es eine Menge Leute«, sagte Chris und lehnte sich neben sie an die Wand. »Rebecca hat viele Neider. So sagt sie zumindest.«
»Und wer?«
»Keine Ahnung. Meistens unterhält sie sich mit Lucian. Ich schätze, ich bin für sie nur der olle Lakai, der die Fotoausrüstung trägt – und es stimmt ja auch.« Er kramte in seiner Hemdtasche und zog ein Päckchen Kaugummi heraus. »Magst du? Sind zuckerfrei.«
Olivia nickte und griff danach. Sie mochte eigentlich keinen Kaugummi. Als er ihr das Päckchen hinhielt, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Finger über seine strichen. Ein wohliger Schauer schoss durch ihren Körper. Sie ließ sich mehr Zeit, als sie eigentlich benötigte, um das Kaugummi aus der Packung zu pfriemeln. Chris behielt sie dabei fest im Blick.
»Du hast spanische Wurzeln, oder?«
»Sí«
»Die dunklen Haare, der Teint, deine perfekte Haut … Außerdem betonst du manche Silben ein wenig gedehnter, als ein Amerikaner es tun würde. Dein Sprachrhythmus ist melodischer.«
»Was dir alles auffällt.« Olivia war hier geboren und Englisch somit ihre Muttersprache, aber es war gut möglich, dass sich durch das Spanischreden zuhause ein leichter Akzent einschlich. Endlich hatte sie das Kaugummi befreit und steckte es in den Mund.
»Ich beobachte gerne Menschen und überlege mir, woher sie stammen oder was sie bereits erlebt haben, wo sie hingehen, wovon sie träumen. So Dinge eben.« Er steckte das Päckchen Kaugummi ein und lachte. »Albern, ich weiß.«
»Finde ich gar nicht. Ehrlich gesagt, geht es mir auch oft so. Wenn ich draußen beim Fotografieren bin zum Beispiel. Dann sehe ich die Welt plötzlich mit anderen Augen. Licht, Formen, Schatten, Gesichter, alles bekommt eine neue Bedeutung. Die Welt durch den Sucher einer Kamera zu beobachten, fokussiert den Blick aufs Wesentliche.«
Chris nickte und schwieg. Es vergingen einige Sekunden, in denen sie sich nur ansahen. Wie gerne würde sie ihn fotografieren. Er wäre das perfekte Model.
»Wenn das vorbei ist …«, sagte er leise, doch was auch immer er fragen wollte, würde Olivia nicht erfahren, denn in dem Moment platzte Randy zur Tür herein. »Da seid ihr ja …«
Sofort fuhren Chris und sie auseinander, als hätten sie etwas Verbotenes getan.
»… endlich«, schloss Randy den Satz ab und starrte Olivia und Chris an, als wären sie Teil der Ausstellung. »Störe ich?«
»Nein.« Olivia schoss die Röte in die Wangen. Herrgott, sie wurde nie rot! Rasch drehte sie sich zur Seite, damit es Randy nicht sehen konnte.
»Ich kann auch wieder gehen«, sagte Randy mit einem Schmunzeln in der Stimme.
»Sei nicht albern«, gab Olivia zurück. »Was ist das für ein Umschlag?« Sie deutete auf das braune Kuvert in Randys Hand. Themenwechsel waren noch immer die beste Ablenkung.
Randy starrte auf das Papier in seiner Hand. »Oh, das. Das sind deine Fotos von gestern.«
Und schwupps, war der peinliche Moment von eben komplett vergessen. »Ist nicht dein Ernst!« Sie rannte zu Randy, riss ihm das Kuvert aus der Hand wie ein Verhungernder einem Koch das Essen und zog die Fotos aus dem Umschlag.
»Die Speicherkarte hat ganz schön was abbekommen, aber ich konnte einen Teil der Daten retten und ausdrucken. Ich schätze, die Bilder sind nicht so, wie du sie dir erhofft …«
»Oh mein Gott!«, sagte Olivia, als sie das erste Foto sah. »Das glaube ich nicht.«
Sie zog das zweite Bild heraus, das dritte, das vierte. »Unglaublich«, flüsterte sie die ganze Zeit über.
»Wow«, sagte Chris, der hinter sie getreten war. Olivia spürte seine angenehme Wärme im Rücken und sofort schlug ihr Herz einen Tick schneller. Er nahm ihr ein Foto ab und betrachtete es genauer. »Die sind fantastisch.«
»Ja, oder?«, sagte Olivia und begutachtete das nächste Bild. Es lag ihr normalerweise nicht, sich selbst zu loben, aber in diesem Fall war es nicht ihr Verdienst, dass die Fotos so großartig geworden waren. Alle Rottöne waren invertiert worden. Einige Details waren verwaschen, die Lichter, die sie