Soziale Interventionen in der Psychotherapie. Группа авторов

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      Strotzka, H. (1965). Einführung in die Sozialpsychiatrie (Reihe: Rowohlts deutsche Enhyklopädie, Bd. 214). Reinbek: Rowohlt.

      World Health Organization (WHO) (2001a). International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) (Reihe: World Health Assembly, Bd. 54). Genf: WHO.

      World Health Organization (WHO) (2001b). The World Health Report 2001. Mental health: new perspectives, new hope. Genf: WHO. Zugriff am 09.02.2018 unter www.who.int/entity/whr/2001/en/whr01_en.pdf.

      World Health Organization (WHO) (2003). The world health report 2003. Shaping the future. Genf: WHO. Zugriff am 09.02.2018 unter http://www.who.int/whr/2003/en/whr03_en.pdf.

      2 Soziale Arbeit und Psychotherapie – ein schwieriges, jedoch auch fruchtbares Verhältnis

      Maren Bösel, Silke Birgitta Gahleitner und Helmut Pauls

      Der Einfluss von sozialen Faktoren auf die Entstehung von Krankheiten und die Forderungen nach geeigneten Konzepten der Sozialen Therapie rückten bereits vor über 100 Jahren in das Blickfeld von Medizin und Sozialer Arbeit. Den Menschen in seiner Ganzheit mit Körper, Geist und Seele zu sehen, forderte bereits Krehl (1898) als einer der ersten Mediziner. Er übernahm 1907 die Leitung der Medizinischen Klinik in Heidelberg (vgl. Gänshirt, 1986). Weizsäcker als Schüler von Krehl führte die Abteilung in seinem Sinne weiter und installierte die Soziale Therapie 1947 als Methode in der Behandlung von psychosomatischen PatientInnen. Er sah die Sozialtherapie als ärztliche Therapie für PatientInnen, bei denen die psychotherapeutische Behandlung nicht zum Erfolg führt. In diesen Fällen sollte versucht werden, die sozialen Faktoren der PatientInnen zu verändern, die zum Krankheitsgeschehen geführt hatten.

      Weizsäcker (1947, 1930/1986) schreibt in seinen Ausführungen zwar die Soziale Therapie als Aufgabe den ÄrztInnen zu und nicht der Sozialen Arbeit, dennoch hat er mit seinem sozialen Verständnis von Gesundheit und Krankheit einen wichtigen Beitrag für die Soziale Arbeit geleistet, auch wenn die Würdigung seiner Arbeit vorrangig im Bereich der psychosomatischen Medizin erfolgte und bis heute erfolgt (vgl. Hahn, 2014). Mitscherlich wiederum als Schüler Weizsäckers gründete 1950 die erste Psychosomatische Klinik (vgl. Bräutigam, 1986). Dort wurde begonnen zu untersuchen, welche seelischen und sozialen Faktoren zur Entstehung von neurotischen, psychosomatischen und organischen Krankheiten führen können. Bereits in den 1970er-Jahren unterstützte eine Sozialarbeiterin die Arbeit der behandelnden ÄrztInnen und PsychologInnen in der dortigen Klinik.

      Auf dem Gebiet der Sozialen Arbeit machten Anfang des 20. Jahrhunderts Richmond (1917) und Salomon (1926/2002) mit der Forderung nach Konzepten Sozialer Therapie aufmerksam. Sie empfahlen, dass soziale Kontextfaktoren routinemäßig im Verlauf eines diagnostischen Prozesses erhoben werden und somit in der Planung der daraus folgenden Interventionen Beachtung finden. Nach ihrer fachlichen Einschätzung war es für die Planung der Interventionen notwendig zu verstehen, wie man Menschen darin unterstützen kann, sich in den Gegebenheiten ihrer Umwelt zurechtzufinden und sich darin zu behaupten, bzw. inwiefern der Schwerpunkt auf der Umgestaltung der sozialen Rahmenbedingungen liegen sollte, damit sich KlientInnen entfalten können.

      Trotz dieser historischen Traditionen und mannigfaltigen Versuche der Annäherung ist das Verhältnis zwischen Sozialer Arbeit und Psychotherapie in Deutschland und dem deutschsprachigen Raum nach wie vor von Spannungen charakterisiert (in den USA gibt es traditionell ein wesentlich offeneres Verhältnis, dort gehört eine Mehrheit der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten dem Berufsstand der Social Worker an). Im Folgenden wird sich diesem Phänomen von verschiedenen Seiten aus angenähert.

      2.1 Professionstheoretische Verbindungslinien und Differenzen

      Soziale Arbeit befasst sich mit der »Bearbeitung gesellschaftlich und professionell als relevant angesehener Problemlagen« (Klüsche, 1999, S. 44) und verweist damit im Gegensatz zu Medizin und Psychologie auf einen parteilichen, sozialpolitisch ethischen Auftrag (vgl. hier und im Folgenden, falls nicht anders genannt, Gahleitner & Pauls, 2010). Dies bedingt unterschiedliche Professionalisierungslinien und Institutionalisierungsmodalitäten (Gildemeister & Robert, 2005, S. 1908). In den aktuell voranschreitenden gesellschaftlichen Exklusions- und Fragmentierungsprozessen benötigen Fachkräfte der Sozialen Arbeit, die mit Menschen in biopsychosozialen Notlagen arbeiten, daher Konzepte der Bewältigungsunterstützung, mit denen sie Anschluss an die biografischen Erfahrungen einschließlich der lebensweltlichen Bedingungen ihrer AdressatInnen finden (Keupp, 1991). Seit der Einrichtung des Psychotherapeutengesetzes (1998) hat die aus dem Gesundheitswesen finanzierte Psychotherapie an diese Entwicklung mehr und mehr den Anschluss verloren. Die aufwendige zugehende und netzwerkintensive Arbeit ist in den Kassenverträgen nicht vorgesehen und in der ambulanten Psychotherapiepraxis kaum zu leisten (Gahleitner, Borg-Laufs & Zurhorst, 2008).

      Folgt man empirischen Befunden, ist der Bedarf an genau diesem doppelt fokussierten Angebot (Geißler-Piltz, Mühlum & Pauls, 2005) jedoch steigend und kann ohne eine hinreichende Förderung der individuellen Lebenslage mit ihren psychosozialen Faktoren ebenso wenig beantwortet werden wie durch eine zu enge Fokussierung auf psychophysische Aspekte (Pauls, 2011/2013). Psychosoziale Praxis muss daher – in einem gekonnten interdisziplinären und interprofessionellen Konzert – in der Lage sein, beide Aspekte miteinander zu verknüpfen. In diesem Zusammenhang hat Soziale Arbeit die Aufgabe, neben anderen wichtigen Kompetenzen auch therapeutische bzw. therapeutisch beratende Qualitäten in den Hilfeprozess einzubringen (Pauls & Reicherts, 2014). Diese Kompetenz – im Sinne einer »socially sensitive therapy« (Milne, 1999, S. 110) – verortet Soziale Arbeit als souveräne Disziplin im Sozial- und Gesundheitswesen, ohne ihren professionellen Auftrag »beruflich geleisteter Solidarität mit Menschen … in sozialen Notlagen« (DBSH, 1997, S. 1) zu verraten.

      Die Notwendigkeit, sich Kenntnisse über psychotherapeutische Konzepte anzueignen, um in psychosozialen Feldern der Berufspraxis gewappnet zu sein, wird aktuell immer wieder in Seminaren mit Studierenden Sozialer Arbeit und im Fachdiskurs erörtert. Allerdings gibt es hier nach dem Bruch durch die nationalsozialistische Diskreditierung einer therapeutisch orientierten (Psycho-)Sozialen Arbeit (und der jüdischen ProtagonistInnen wie Salomon, Wronsky, Kronfeld) einen weiteren geschichtlichen Bruch, der das Verhältnis der Sozialen Arbeit zu den medizinischen und psychologischen Disziplinen und Professionen in Deutschland bis heute beeinträchtigt. Insbesondere in den 1970er-Jahren übten SozialwissenschaftlerInnen Kritik an sog. pathologisierenden Konzeptionen und Praktiken. Damit wurde auch in Deutschland – in der Folge der 68er-Bewegung – eine Kontroverse innerhalb der Sozialen Arbeit ausgetragen, die Goldstein (1980) bei den Debatten um die Etablierung der Clinical Social Work in den USA mit den Begriffen »people helper« versus »societal changer« (S. 173) beschrieben hatte. Im Zentrum der Kritik standen die »Individualisierung sozialer Problemlagen« (Galuske & Müller, 2005, S. 500) und die darin implizierte »Pathologisierung der Klienten« (ebd.; vgl. auch Meinhold, 2005).

      Eine fatale Folge dieser bedeutsamen »kritischen« Wende der Sozialen Arbeit (Thole, 2005) bestand jedoch darin,

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