Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 26
Bettina schlief bis zum nächsten Morgen, und dann schien sie wieder völlig verändert. Sie hatte alles vergessen, und niemand erinnerte sie daran.
»Jetzt bin ich wieder zu Hause«, sagte sie. »Eva soll mir einen guten Kaffee machen und Zigaretten bringen.«
»Es sind keine im Haus«, erwiderte Charlotte. »Du sollst auch nicht rauchen, Kleines.«
»Fang du jetzt nicht auch damit an. Wo ist Constantin?« Sie sagte nicht Conny, aber Charlotte, die noch immer erschöpft war, fiel das nicht auf.
»Im Büro«, erwiderte sie.
»Da siehst du mal, wie viel ich ihm wert bin, Mama. Er geht einfach.«
»Er muss doch Geld verdienen, Bettina«, sagte Charlotte.
Bettinas Augen verengten sich. »Wird Jonas knauserig?«, fragte sie.
»Nein, aber zwei Haushalte kosten viel Geld. Das musst du verstehen, Bettina.«
»Wenn ich mich scheiden lasse, kann ich bei euch leben, und Constantin kann sehen, wie er mit dem Kind zurechtkommt. Aber darüber reden wir später. Eva soll gehen und mir Zigaretten holen.«
Charlotte wagte keinen Widerspruch, als sie eine zornige Flamme in Bettinas Augen glimmen sah. Sie wünschte jetzt nur ihren Mann herbei, weil sie sich so machtlos fühlte.
»Eva muss doch das Kind versorgen«, flüsterte sie.
»Das kann ich auch«, erklärte Bettina.
Auch da wollte Charlotte nicht widersprechen. Sie rief Eva herein.
Bettina zeigte sich von ihrer liebenswürdigsten Seite. »Sie sind ja verlässlich, Eva«, sagte sie mit freundlichem Lächeln. »Besorgen Sie Hummer, Austern und Kaviar, und natürlich Zigaretten, wenngleich ich nicht verstehe, dass keine im Haus sind.«
»Es raucht niemand, Frau Hammilton«, erwiderte Eva mit erzwungener Ruhe.
»Ich rauche, genügt das nicht?« Bettinas Augen hatten wieder einen boshaften Ausdruck. »Und außerdem möchte ich meinen Hochzeitstag festlich begehen. So, wie ich es von früher gewöhnt bin.«
»Aber hier gibt es weder Hummer noch Austern«, wandte die Kinderschwester ein.
»Dann fahren Sie in die Stadt.«
»Das dauert Stunden, und Sandra muss doch versorgt werden«, sagte Eva mit erstickter Stimme.
»Sandra, immer nur Sandra! Ich befehle es Ihnen, sonst suche ich mir eine zuverlässigere Kraft.«
»Echauffiere dich nicht, Bettina«, warnte Charlotte. »Ich werde Eva sagen, wo sie alles bekommen kann. Und um Sandra kann ich mich kümmern.«
»Aber die Zigaretten möchte ich gleich«, rief Bettina mit schriller Stimme.
Charlotte drängte Eva nach draußen. »Verstehen Sie es bitte, Eva«, sagte sie bebend, »man darf ihr jetzt nicht widersprechen. Ich weiß ja auch nicht mehr, was ich tun soll. Bringen Sie ihr Zigaretten, vielleicht hat sie das andere dann schon wieder vergessen. Ich werde meinen Mann anrufen und ihn bitten, dass er Hummer, Austern und Kaviar besorgt.«
»Ich lasse Sie aber ungern mit Frau Hammilton allein, Frau Bernulf«, sagte Eva. »Ich kenne diese unberechenbaren Stimmungen.«
»Es handelt sich um meine Tochter, Eva«, erwiderte Charlotte. »Es gibt keinen Menschen, der ihr näher steht als ich. Wir dürfen sie jetzt nur nicht noch mehr reizen.«
»Und ihr alles geben, was ihr noch mehr schaden kann?«, fragte Eva.
»Was kann ihr denn noch helfen?«, murmelte die Ältere. »Sie wissen es doch so gut wie ich, dass nichts und niemand ihr helfen kann.«
»Dann gehe ich jetzt«, sagte Eva beklommen.
»Ja, gehen Sie.«
*
Als Eva das Haus verlassen hatte, begann Sandra zu weinen, als wisse sie es, dass nicht weiche, zärtliche Hände sie emporheben würden. Charlotte ging in das Kinderzimmer. Leise und beruhigend redete sie auf Sandra ein, und das Weinen verstummte. Große dunkle Augen blickten Charlotte verwundert an. Und nun, sich ihrer eigenen Hilflosigkeit bewusst, empfand Charlotte eine tiefe Zärtlichkeit für dieses hilflose kleine Wesen.
Sie vergaß alles um sich, auch Bettina. Sie betrachtete nur das süße Gesichtchen. Sie verlor sich in Gedanken.
»Du kannst ja nichts dafür, mein Püppchen«, flüsterte sie.
Doch da ertönte eine klirrende Stimme: »Wofür kann sie nichts?«
Charlotte fuhr herum. Da stand tatsächlich Bettina. Es war kein Trauma, kein Geist.
»Ich habe Eva weggeschickt. Jemand muss sich doch um Sandra kümmern«, sagte sie tonlos.
»Es ist mein Kind. Ich kann es versorgen. Misch du dich nicht auch noch ein. Es genügt, dass Eva sich hier breitmacht. Scher dich weg.«
Grenzenloses Entsetzen erfasste Charlotte, denn in Bettinas Augen flammte Hass. »Du machst mich krank, dabei bist du viel kränker als ich«, kreischte Bettina. »Du fasst das Kind nicht an!«
Sie taumelte vorwärts, doch Charlotte hatte noch die Kraft, sich schützend vor das Kinderbettchen zu stellen.
Doch Sandra schrie jetzt, erschrocken durch die lauten Stimmen. Bettina schlug nach ihrer Mutter, ihrer Sinne nicht mehr mächtig. Charlotte wurde es schwarz vor Augen, aber sie konnte noch nach Bettinas Armen greifen, die nach dem Kind fassten.
»Beruhige dich«, flüsterte sie, nach Atem ringend und von Schwäche ergriffen. Sie rangen miteinander, Bettina stürzte rückwärts und zog ihre Mutter mit sich, dann lag sie leblos da.
»Bettina!« Ein letzter gellender Aufschrei kam über Charlottes Lippen, dann verlor auch sie das Bewusstsein.
Eva hörte nur das Weinen des Kindes, als sie mit den Zigaretten zurückkam. Und dann bot sich ihren Augen dieser entsetzliche Anblick dar. Die beiden Frauen, Mutter und Tochter, lagen bewegungslos auf dem Teppich. Eva kniete nieder, fühlte beiden den Puls und konnte doch keinen Pulsschlag vernehmen.
Sie zitterte am ganzen Körper, und das Baby schrie und schrie.
Da läutete es. Blindlings stürzte Eva zur Tür, nur von dem Gedanken beseelt, dass jemand ihr helfen könnte. Da stand Jonas Bernulf.
Er umfasste ihre Schultern und schüttelte sie, als sie ihn so fassungslos anstarrte.
»Was ist, Eva?«
»Ich sollte Zigaretten holen, und dann … Sie liegen im Kinderzimmer«, brachte sie schluchzend hervor.
So schrecklich auch alles war, Jonas Bernulf zögerte nicht, er handelte. Minuten später kam der Krankenwagen. Eine Stunde danach kam Constantin, von Jonas herbeigerufen.
»Ich hätte das Haus nicht verlassen dürfen«, schluchzte Eva.