Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Laurin Staffel

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noch nicht, was sie sagen wollte. Dann sprach sie von einem Mann, der zu ihr gesagt hätte, sie passe nicht dorthin oder dahin, aber sie sagte nicht seinen Namen. Sie erzählten vorhin, dass Sie so etwas Ähnliches zu ihr gesagt hätten. Langsam schließt sich ein Teilchen ans andere. Und dann kam der Verlobte, der Anja am Arm packte und sagte, er wolle sie heimbringen. Wann verließen Sie die Party, Patrick?«

      »Gleich danach. Ich rief ein Taxi, weil … Nein, das stimmt nicht, zuerst fuhr ich noch selbst zum Spielclub. Mit meinem Wagen. Wenn man mich geschnappt hätte, wäre ich meinen Führerschein los gewesen. Aber vom Spielclub aus fuhr ich mit einem Taxi. Man muss den Mann finden.«

      »Sie werden auch ohne ihn freikommen. Morgen sind Sie hier raus. Ich verspreche es Ihnen.«

      »Ich muss mich hier noch um einen Jungen kümmern, der seinen Vater erstochen hat. Er ist siebzehn, und er wollte seine Mutter schützen. Aber wenn ich so leicht aus dieser Geschichte herauskomme, kann ja Dr. Brink seine Verteidigung übernehmen.« Patrick lächelte flüchtig. »Aber wichtig ist ja auch noch, dass Ihre Schwester den Schock überwindet.«

      »Wir können ja zusammenarbeiten. Ich helfe, dass Sie bald frei sind, und Sie helfen mir dann, dass Anja nicht alle Männer in einen Topf wirft.«

      »Ausgerechnet ich mit meinem Image?«

      »Sie braucht einen Freund, nicht nur ihren Bruder. Einfach einen Mann, der ihr beweist, dass nicht alle Männer nur das Eine wollen. Sie haben zu ihr gesagt, dass sie nicht in diese Gesellschaft passt, das ist ihr im Gedächtnis haften geblieben, und ich meine, auch das Gesicht des Mannes wird sie wiedererkennen, der diese Worte sagte. Anja braucht seelische Hilfe, Patrick.«

      »Wenn ich ihr die geben kann, will ich alles tun«, erwiderte Patrick. »Danke, dass Sie mit mir gesprochen haben, Uwe.«

      *

      Thea Malten fand ihren Sohn André völlig verändert. Sie empfand plötzlich Furcht vor ihm, als sie ihm weinend erzählte, dass die Polizei dagewesen war und sie so merkwürdige Dinge gefragt hatte.

      »Und du alte Klatschbase hast natürlich fleißig geplaudert«, fauchte er sie an.

      »Ich war so fertig, André. Ich konnte nicht mehr klar denken.«

      »Und jetzt sitzt du hier in der Nervenklinik, und ich kann zusehen, wie ich dich hier wieder herausbringe. Meinst du, dass ich noch eine Chance habe, Anja zu heiraten, wenn du in einer Klapsmühle bist?«

      Gerade hatte sich Thea Malten durch den Einsatz der Ärzte halbwegs wieder beruhigt gehabt, jetzt drehte sie völlig durch.

      »Ich werde dich nie mehr in Schutz nehmen«, keifte sie los. »Ich bin es überdrüssig, dich immer als den lieben netten Jungen hinzustellen.« Sie sagte noch viel mehr. Sie schrie so laut, dass man es weit hören konnte, bis André versuchte, ihr den Mund zuzuhalten. Aber die magere Frau entwickelte übernatürliche Kräfte in ihrem Tobsuchtsanfall. Bis die Ärzte und Pflegerinnen zur Stelle waren, hatte sie Andrés Gesicht so zerkratzt, dass er einen schrecklichen Anblick bot.

      »Sie ist tatsächlich unzurechnungsfähig«, brachte er mühsam über die geschwollenen Lippen. »Sie weiß nicht, was sie redet. Es scheint fast so, als hätte sie mich gar nicht mehr erkannt. Sie hätten mich nicht mit ihr allein lassen dürfen.«

      »Sie war ganz ruhig, als Sie kamen«, verteidigte sich der Stationsarzt. »Sie wollte wieder nach Hause und Sie sehen.«

      »Und Sie sehen, was dabei herausgekommen ist. Aber ich ahnte ja schon lange, dass sie nicht alle Tassen im Schrank hat«, meinte André herzlos.

      Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er überlegte schon, wie er aus dieser Situation das Bestmögliche für sich machen könnte. Jedenfalls konnte man das, was seine Mutter gegen ihn vorbrachte, unter den Tisch fallen lassen. Sie war unzurechnungsfähig.

      In erneute Bedrängnis geriet André Malten, als er heimkam und vor dem Haus Carlo Thieß auf und ab ging.

      »Was willst du denn?«, zischte er. »Wir hatten doch verabredet, uns vorerst nicht zu treffen.«

      »Bessi und ich sind verhört worden, André. Du kannst nicht verlangen, dass wir die Kastanien für dich aus dem Feuer holen. Und jetzt möchte ich von dir wissen, was wirklich passiert ist. Hast du Anja …«

      »Halt den Mund! Ich lasse mir diese Sache nicht anhängen. Ich war mit Marina zusammen, aber das kann ich doch nicht sagen.«

      »Mit Marina?« Carlo lachte blechern auf. »Sie ist mein Alibi.«

      »Das ist nicht wahr. Sag, dass das eine Lüge ist«, schrie ihn André an, doch als er den anderen an der Kehle packte, waren plötzlich zwei Männer in Uniform zur Stelle. Polizisten!

      Aber André nahm das gar nicht mehr wahr. Er sah nur noch rot.

      *

      Dr. Laurin hatte gegen sechs Uhr abends das Krankenzimmer von Anja Heltcamp betreten. Vorher hatte er ein langes Telefongespräch mit Friedrich Brink geführt.

      Daraufhin hatte der Klinikchef seinen Freund Dr. Sternberg veranlasst, Frau Heltcamp unter einem Vorwand aus dem Zimmer zu holen. Er wollte allein mit Anja sprechen, da er von Dr. Sternberg erfahren hatte, dass sie bei Bewusstsein und in recht ordentlicher Verfassung war.

      Die Platzwunden im Gesicht hatten sich auch schon recht gut zusammengezogen. Das Spezialpflaster war bereits entfernt worden. Das Gesicht der jungen Anja Heltcamp würde so schön sein wie vorher, wenigstens diesen beruhigenden Gedanken konnte Dr. Laurin hegen.

      Anja sah ihn zum ersten Mal bewusst. Er nannte seinen Namen und lächelte aufmunternd.

      »Sie sind also der Gynäkologe«, sagte Anja. »Ich habe schon von Ihnen gehört. Penny hat ihr Kind hier in der Klinik zur Welt gebracht.«

      »Penny Fryman?«, fragte Leon Laurin, froh, dass Anja selbst die Brücke zu einem Gespräch geschlagen hatte.

      »Ja, Penny Fryman. Jetzt heißt sie Porter. Sie hat ihren Bill doch geheiratet. Und bei ihnen scheint es gut zu gehen.«

      »Es geht nicht immer gut, meinen Sie?«, sagte Dr. Laurin einfühlsam.

      »Nein, immer gewiss nicht. Selten genug, kann man sogar sagen. Aber man muss erst aller Illusionen beraubt werden.«

      Das klang bedeutsam. Dr. Laurin las in den Augen seiner jungen Patientin noch mehr. Er war, wie Friedrich gesagt hatte, ein sehr guter Psychologe. Vor allem in die Seele einer Frau konnte er sich hineinversetzen.

      »Sind Sie auch gewisser Illusionen beraubt worden, Frau Heltcamp?«, fragte er wie beiläufig.

      »Aller«, erwiderte sie seltsam ruhig. »Und da jetzt der Gynäkologe zu mir kommt, werde ich wohl einige Fragen beantworten müssen.«

      »Sie müssen nicht«, sagte Dr. Laurin. »Nicht, wenn Sie nicht wollen.«

      Ein schmerzliches Lächeln legte sich um ihren Mund. »Jeder vermeidet Fragen«, sagte sie leise. »Das gab mir zu denken. Und über die Schmerzen, die ich habe, wollte ich mit meinen Eltern nicht sprechen. Wir reden aneinander vorbei. Wissen Sie, was geschehen ist?«

      »Wissen Sie es?«, fragte Dr. Laurin ausweichend.

      Anja

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