Strategie und strategisches Management. Группа авторов

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Ansätze der Strategieentwicklung greifen hier zu kurz. Während in der Vergangenheit Technologie vielmals als Hebel zur Implementierung angesehen wurde, muss sie nun als Strategietreiber verstanden und somit ausdrücklich in den Strategieentwicklungsprozess einbezogen werden.

      Ein Großteil der zentralen Technologien unserer Zeit ist digital. Dazu zählen u.a. das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI), Big Data/Data Analytics, Cloud Computing und die Blockchain-Technologie. Innovation entsteht durch die Integration dieser Technologien in traditionelle Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Selten ist es eine einzelne Technologie, die grundlegende Veränderungen im Markt mit sich bringt, i.d.R. ist es die Kombination der Technologien untereinander, die Märkte und Geschäftspraktiken verändert. Die Blockchain-Technologie schafft bspw. die Möglichkeit, Verträge ohne die Einbindung von Intermediären zu vergleichsweise deutlich geringeren Kosten abzubilden.

      Aber nicht alle technologischen Veränderungen sind digital. Im produzierenden Sektor werden u.a. Roboter zunehmend Aufgaben übernehmen, die bislang durch Menschen erbracht wurden. Im Bereich der Fertigung bietet additive Fertigung gänzlich neue Freiheitsgrade der Produktion und damit neue Opportunitäten, Produkte zu gestalten und Konstruktionen zu optimieren. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass mit zunehmender Konnektivität einerseits und einem maschinengestützten Verständnis der Zusammenhänge anderseits nicht nur die Mensch-Maschine-Schnittstelle sich maßgeblich ändert, sondern auch Maschinen zukünftig in völlig anderer Form miteinander agieren werden.

      Die in der Einleitung beschriebenen technologischen Innovationen und die Akteure, die weite Teile der zumeist digitalen Technologien gestalten, verändern nicht ausschließlich die zeitliche Dimension, in der Innovation voranschreitet, sondern auch die Strukturen der Märkte, in denen sie tätig sind. Große Tech-Konzerne weiten ihr Geschäft systematisch aus, in dem sie in etablierten Märkten mit gesetzten Strukturen und angestammten Marktteilnehmern die Aspekte in Frage stellen, die als selbstverständlich angesehen werden und weder von Kunden, noch von Lieferanten oder Unterlieferanten in Frage gestellt werden.

      Praxisbeispiel: Kryptowährungen verändern Marktstrukturen: Ein extremes Beispiel ist die Veränderung im Finanzwesen. Kryptowährungen greifen das Währungsmonopol der Notenbanken an und verändern somit nicht allein eine Branche, sondern haben das Potenzial, diverse Wirtschaftsbereiche und ihre Zahlungsabwicklung zu verändern.

      Dieses Beispiel zeigt auf, dass es zum einen zu Veränderungen in den Wettbewerbsstrukturen kommt: Neue Konkurrenten treten auf den Plan und etablieren neue Kriterien, die den Kunden zum Unterscheidungsmerkmal erheben. Zum anderen werden etablierte und vereinbarte Prozesse, Einrichtungen und Rollen in Frage gestellt und teilweise sogar verschwinden.

      Praxisbeispiel: Blockchain-Technologie in der Logistik: Maersk als eine der größten Reedereien der Welt hat gemeinsam mit IBM ein Pilotprojekt für eine Blockchain-Plattform aufgesetzt. Das Joint-Venture-Projekt könnte in Zukunft auch von anderen großen Unternehmen übernommen werden und den Logistik- und Versicherungssektor maßgeblich verändern. Beide Unternehmen haben zwei verschiedene Blockchain-Anwendungen ausgearbeitet: Zum einen soll es eine blockchain-basierte Verfolgung des Transportweges von Gütern geben. So können Kunden den Standort ihrer Waren weltweit, transparent und in Echtzeit verfolgen. Die zweite Anwendung wird den Handel erleichtern, da dieser in Zukunft über die Blockchain-Technologie abgewickelt werden kann. Unübersichtlicher und aufwendiger Papierkram wird damit der Vergangenheit angehören. Die gemeinsam entwickelte Plattform soll in Zukunft nicht nur in den Bereichen „Seefahrt“ und „Logistik“, sondern auch im Energiesektor und der Luftfahrtindustrie Anwendung finden.

      Diese Beispiele verdeutlichen, dass technologiegetriebene Innovationen in einigen Wirtschaftszweigen Prozesse und deren Anbieter überflüssig werden lassen können. Insbesondere durch die Kombination von digitalisiertem Wissen und dem Potenzial von maschinellem Lernen in Kombination mit den Auswertemöglichkeiten von Big Data Analytics werden Funktionen, die mit Hoheitswissen von z.B. Ärzten, Juristen und Ingenieuren verknüpft sind, ihren Wert verlieren. In anderen Branchenstrukturen können ganze Geschäftsmodelle in Frage gestellt werden.

      Will ein Unternehmen Technologie für Innovation aktiv nutzen, so wird es die eigene Position und das eigene Leistungsangebot innerhalb einer Wertschöpfungskette verändern. Dass zuvor beschriebene Blockchain-Beispiel aus der Logistik zeigt, dass sich Rollen innerhalb klassischer Geschäftsprozesse verändern und Grenzen der Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten aufbrechen. Es gilt, den Kunden möglichst früh in die Produktenwicklung und das -design einzubeziehen.

      In gleichem Maße gilt es, den Lieferanten frühzeitig in die Entwicklungsplanung einzubeziehen. Produktentwicklung geschieht somit wesentlich stärker in Interaktion mit mindestens zwei Partnern (Kunde und Lieferant) und fordert ein erhöhtes Kommunikations- und Organisationsgeschick. In einem technologiegeprägten Umfeld mit spezialisierten Partnern gilt es umso mehr, das gemeinsame Ziel stets fokussiert zu halten und eine gemeinsame Sprachebene zu entwickeln. Projektmanagementmethoden zur Steuerung von Teams und zur Selbstorganisation im Rahmen von parallelen Produktentwicklungen gewinnen somit stärker an Bedeutung.

      Praxisbeispiel: Additive Fertigung und Kooperationsbedarf: Aus Sicht eines Werkzeugmaschinenherstellers substituiert der 3D-Druck Urformungsverfahren wie Schmieden oder Gießen und Bearbeitungsverfahren wie Drehen oder Fräsen. Die Erweiterung des Produkt-Portfolios um die Fähigkeit zu Drucken bzw. durch den Erwerb von 3D-Druckern ist hier nur der erste Schritt. Additive Fertigung im Kleinen ist nicht abhängig von den Parametern des Druckens (Dimensionen, Geschwindigkeiten etc.), sondern v.a. von den druckbaren Materialien. Will ein Hersteller ein lukratives Geschäft entwickeln, so gilt es, Materialien druckbar zu machen, welche komplexe und kapitalintensive Urformungs- und Bearbeitungsprozesse erfordern. Siemens hat sich in seiner eigenen Produktion im ersten Schritt auf geometrisch komplexe und hochtemperaturresistente Gasturbinenkomponenten festgelegt. Materialentwicklung ist somit ein erstes Feld, welches jahrelange Expertise benötigt und Kooperationen mit spezialisierten Unternehmen nahelegt.

      In der Kommerzialisierung zum Kunden zeigt sich das größte Potenzial der Technologie. Additive Fertigung im Großen, also das Verankern der Technologie im Mittelpunkt des eigenen Geschäftsmodells, ermöglicht zahlreiche Wettbewerbsvorteile. Die Freiheitsgrade der Produktion ermöglichen komplett neue Freiräume in der Konstruktion von Bauteilen, die zu Gunsten von Design-to-Cost-Maßnahmen oder aber zur Verbesserung von Produkteigenschaften, wie z.B. der Steigerung von Wirkungsgraden, Leistung etc., ausgenutzt werden können. Individualisierung von Bauteilen wird vereinfacht, da keine Produktionsstraßen oder Gussmodelle angepasst werden müssen.

      Darüber hinaus kann an nahezu jedem Ort gedruckt werden, auch in externen Service-Centern, die kein Vorhalten eigener Produktionskapazitäten erfordern. Um das geistige Eigentum zu schützen, etwa wenn Teile an dritte Dienstleister oder Kunden als 3D-Modell zum Druck gesendet werden, eignen sich z.B. Blockchain-Technologien, um die Anzahl der georderten Teile zu begrenzen oder aber abzusichern, dass der Dienstleister das 3D-Modell nicht reproduziert. An diesem Beispiel wird deutlich, dass oftmals erst durch die Verknüpfung mehrerer Technologien ein in sich konsistentes Geschäftsmodell entsteht.

      Die oben dargestellten Auswirkungen von technologischen Innovationen auf die Positionierung eines Unternehmens machen deutlich, dass Technologie einen neuen Stellenwert in der Strategieentwicklung bekommen muss. Unternehmen betreiben erfolgreich Innovation, wenn sie Technologie vor dem Hintergrund solider Marktkenntnis bewerten und schnellstmöglich auf heutige und zukünftige

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