Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman. Viola Maybach

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman - Viola Maybach страница 5

Der kleine Fürst Jubiläumsbox 6 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Box

Скачать книгу

Mann ist, dich für ungepflegt und hässlich hält, gefällt mir nicht.«

      Charlotta starrte erst ihre Mutter an, dann ihren Vater. Diesen fragte sie mit anklagender Stimme: »Was soll das, Papa? Ich dachte, ihr wolltet mich nicht verkuppeln!«

      »Das wollen wir ja auch nicht«, erklärte Ludwig. »Wie kommst du nur darauf? Deine Mutter hat dich lediglich gebeten…«

      Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Charlotta war aufgesprungen. Mit zornrotem Gesicht rief sie: »Mir ist es egal, was dieser Typ von mir denkt, dass ihr es nur wisst! Und wenn ihr euch meinetwegen schämt, dann kann ich während seiner Anwesenheit die Mahlzeiten ja auf meinem Zimmer einnehmen.«

      »Hör auf!«, sagte Ludwig in ungewöhnlich scharfem Ton. »Du benimmst dich wie eine unreife Göre, Charly.«

      Aber diese Worte entfachten Charlottas Zorn erst recht. »Ich wehre mich nur dagegen, dass ihr versucht, mir einen Mann schmackhaft zu machen, den ich noch nie gesehen habe. Ich will keinen Mann, das habe ich euch oft genug gesagt!« Mit diesen Worten stapfte sie aus dem Esszimmer und knallte gleich mehrere Türen mit solchem Schwung hinter sich zu, dass es im ganzen Haus zu hören war.

      »Sie hat wieder einmal alles falsch verstanden«, murmelte Ludwig resigniert. »Was sollen wir nur mit ihr anfangen, Nana? Sie kann doch nicht immer so weitermachen!«

      »Ich hoffe, das wird sie auch nicht«, seufzte seine Frau. »Aber Herrn von Thaden müssen wir vermutlich vorwarnen, sonst bekommt er einen Schrecken, wenn er das erste Mal auf sie trifft. Wahrscheinlich stampft sie ihn in Grund und Boden.«

      Ludwig schüttelte den Kopf. »Wir sagen nichts«, bestimmte er. »Sollen sie sehen, wie sie miteinander zurechtkommen. Wahrscheinlich werden sie sich kaum begegnen, du kennst doch Charly, sie geht ihm mit Sicherheit aus dem Weg. Und bei den Mahlzeiten sind wir ja auch noch da, um das Schlimmste zu verhindern.«

      »Ich hatte es mir so nett vorgestellt, den jungen Mann endlich kennenzulernen«, sagte Marianne unglücklich. »Aber nun ist mir die Vorfreude verdorben. Ich werde die ganze Zeit Angst haben, dass Charly aus der Rolle fällt.«

      »Das soll sie nicht wagen!« Ludwig machte ein grimmiges Gesicht, aber gleich darauf lachte er schon wieder. »Ach was, wir sollten uns nicht verrückt machen lassen, Nana! Ich jedenfalls freue mich auf Armins Besuch. Er sprudelt geradezu über vor Ideen, du wirst ihn bestimmt auch mögen. Wir werden uns einfach eine schöne Zeit mit ihm machen.«

      Sie nickte, ganz überzeugt wirkte sie freilich nicht – schließlich kannte sie ihre Jüngste!

      *

      Sara von Isebing hatte an diesem Montag einen fantastischen Start in die Woche: Sie verkaufte einer Kundin gleich zwei teure Kleider, einen Hosenanzug und dazu noch ein paar Schuhe. Besser konnte es eigentlich gar nicht laufen. Ihre Chefin lobte sie, und Sara war stolz auf sich.

      Sie arbeitete seit einem halben Jahr in diesem Geschäft – dem Ersten am Platze. Hier kauften nur vermögende Damen der Gesellschaft ein, und das war genau der Rahmen, in dem Sara sich wohl fühlte. Später wollte sie ein eigenes Geschäft haben, aber zuerst brauchte sie Erfahrung. Und da sie sich schon immer für Mode und alles, was damit zusammenhing, interessiert hatte, war sie tatsächlich eine erstklassige Verkäuferin geworden. Sie hatte Geschmack, kannte sich mit der Ware, die sie verkaufte, aus, und konnte gut beraten. Außerdem sah sie ausgesprochen hübsch aus, ohne das während der Arbeitszeit allzu sehr herauszustreichen.

      Das war die erste Lektion, die ihre Chefin ihr erteilt hatte: »Wenn Sie hier als Schönheitskönigin auftreten, Sara, machen Sie einen Fehler. Das entmutigt unsere Kundinnen, die weniger schön sind. Nehmen Sie sich zurück.« An diesen Rat hielt sie sich. Es reichte ja, wenn sie sich in ihrer Freizeit zurechtmachte, um ihre Freundinnen auszustechen!

      Zur Mittagspause schloss sie das Geschäft ab, ihre Chefin war schon vorher gegangen, weil es sehr ruhig gewesen war. Langsam bummelte Sara die elegante Geschäftsstraße entlang. Sie hatte Hunger, würde aber nicht mehr als einen Salat essen. Wenn man schlank bleiben wollte, musste man Opfer bringen. Kurz dachte sie voller Neid an ihre jüngere Schwester Charly, die in der Regel für drei aß, ohne je ein Gramm zuzunehmen. Das war aber auch das Einzige, worum man sie beneiden musste, fand Sara. Unmöglicher als Charly konnte eine Frau nicht aussehen.

      Vor ihr fuhr ein Radfahrer so dicht an einer alten Dame vorbei, dass er sie streifte. Sie verlor das Gleichgewicht und wäre unweigerlich gestürzt, wenn ihr nicht gleich zwei Menschen zu Hilfe geeilt wären: Sara von der einen und ein sehr gut aussehender dunkelhaariger junger Mann von der anderen Seite.

      Er rief dem Radfahrer zornig eine Beschimpfung nach, dann entschuldigte er sich mit charmantem Lächeln und fragte die alte Dame: »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

      »Ja, vielen Dank«, erwiderte sie. Ihre Stimme klang ein wenig zittrig. »Es ist nur immer so ein Schreck…«

      »Wollen Sie sich einen Augenblick setzen?«, fragte Sara. »Sehen Sie nur, da vorn ist eine Bank.« Sie war normalerweise nicht unbedingt der hilfsbereite Typ, aber in diesem Fall hatte sie ganz automatisch gehandelt, damit die Frau nicht stürzte. Jetzt allerdings war es eher dieser attraktive Dunkelhaarige mit den grünen Augen, der sie daran hinderte, ihren Weg fortzusetzen.

      Er schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln, das sie bereitwillig erwiderte. Gemeinsam brachten sie die Frau zu der Bank, wo sie sich noch einmal bei ihnen bedankte.

      »Das war die gute Tat für heute«, sagte der Dunkelhaarige im Weggehen zu Sara. »Aber lassen Sie sich nur nicht hindern, ihr noch weitere folgen zu lassen, falls es sich anbietet.«

      »Danke, gleichfalls«, erwiderte Sara. Warum fragte er sie nicht, wie sie hieß und wo sie wohnte? Wie sollten sie einander wiedertreffen, wenn er nichts von ihr wusste? Noch während sie überlegte, ob sie von sich aus die Initiative ergreifen und sich vorstellen sollte, sagte eine Stimme hinter ihr: »Guten Tag, Frau von Isebing. Ich schaue nachher mal bei Ihnen vorbei!«

      Sie drehte sich um und erkannte eine gute Kundin, die sie nun ebenfalls mit Namen begrüßte. Als sie sich danach wieder dem Dunkelhaarigen zuwandte, lag auf dessen Gesicht ein amüsiertes Lächeln, das sie sich nicht erklären konnte. »Was ist so komisch?«, fragte sie.

      Sofort blickte er ganz ernst. »Sie werden es erfahren, aber nicht heute«, antwortete er. »Und jetzt muss ich mich leider verabschieden, ich bin in Eile. Auf Wiedersehen, einen schönen Tag noch!« Er nickte ihr noch einmal freundlich zu und ging.

      Sie sah ihm enttäuscht nach, während sie darüber nachdachte, was er mit seinen letzten Worten hatte sagen wollen – bis ihr einfiel, dass er ja ihren Namen gehört haben musste. Also konnte er auch ihre Telefonnummer herausbekommen und sie anrufen…

      Plötzlich wieder bester Laune, machte sie sich auf den Weg zur Salatbar. Diese Woche hatte wahrhaftig gut angefangen!

      *

      »Und wenn Sie eine Kreuzfahrt unternähmen, Frau von Isebing?«, fragte Robert Kahrmann, nachdem er Helena von einem Besuch bei einer Freundin abgeholt hatte. »Das würde Sie auf andere Gedanken bringen, meinen Sie nicht?«

      Sie hatte zuvor erneut über ihre Einsamkeit geklagt, die auch durch die Gespräche mit ihrer Freundin nicht gemildert worden war.

      »Ich hasse Kreuzfahrten«, erklärte sie unverblümt. »Da sitzt man auf einem Schiff und kann nicht runter, selbst wenn man möchte. Das ist nichts für mich, Robert. Ich brauche meine Freiheit, sonst werde ich verrückt.«

      »Dann

Скачать книгу