Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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ei­ner der ein­fluß­reichs­ten und klügs­ten Füh­rer der ge­mä­ßig­ten Par­tei ge­wor­den, die im Na­men der na­tio­na­len In­ter­es­sen leb­haft eine Ei­ni­gung der po­li­ti­schen An­sich­ten wünsch­te. Er pre­dig­te die kost­spie­li­gen Prin­zi­pi­en ei­ner kon­sti­tu­tio­nel­len Re­gie­rung und un­ter­stütz­te mit al­ler Kraft das Spiel der po­li­ti­schen Schau­kel, die sei­nem Herrn ge­stal­te­te, in­mit­ten der Um­trie­be die Re­gie­rung Frank­reichs fort­zu­füh­ren. Vi­el­leicht schmei­chel­te sich auch Herr von Fon­taine mit dem Ge­dan­ken, bei ei­nem der ge­setz­ge­be­ri­schen stür­mi­schen Um­schwün­ge, de­ren merk­wür­di­ge Er­geb­nis­se da­mals auch die äl­tes­ten Po­li­ti­ker über­rasch­ten, zur Pairs­wür­de zu ge­lan­gen. Ei­ner sei­ner starrs­ten Grund­sät­ze be­sag­te, daß er in Frank­reich kei­nen an­dern Adel an­er­ken­nen kön­ne als den der Pairs, de­ren Fa­mi­li­en die ein­zi­gen sei­en, die Pri­vi­le­gi­en be­sä­ßen.

      »Ein Adel ohne Pri­vi­le­gi­en«, pfleg­te er zu sa­gen, »ist ein Griff ohne Mes­ser.«

      Der Par­tei Lafa­yet­tes eben­so fern­ste­hend wie der Par­tei La Bour­don­nayes, ver­such­te er eif­rig, die all­ge­mei­ne Ver­söh­nung durch­zu­set­zen, aus der eine neue Ära und eine glän­zen­de Zu­kunft für Frank­reich ent­ste­hen soll­te. Er be­müh­te sich, die Fa­mi­li­en, die in sei­nem Hau­se ver­kehr­ten, und die, die er be­such­te, da­von zu über­zeu­gen, wie we­nig güns­ti­ge Chan­cen zur­zeit die mi­li­tä­ri­sche und die Be­am­ten­kar­rie­re böte. Er emp­fahl den Müt­tern, ihre Kin­der frei­en und in­dus­tri­el­len Be­ru­fen zu­zu­wen­den, in­dem er ih­nen zu ver­ste­hen gab, daß die ho­hen Stel­lun­gen beim Heer und bei der Ver­wal­tung schließ­lich doch ganz kon­sti­tu­tio­nel­ler­wei­se den jün­ge­ren Söh­nen der Adels­fa­mi­li­en der Pairs vor­be­hal­ten blei­ben müß­ten. Nach sei­ner An­sicht habe die Na­ti­on sich einen ge­nü­gend großen An­teil an der Ver­wal­tung durch die ge­wähl­te Volks­ver­tre­tung er­obert und durch ihre Plät­ze in der Richter­schaft und der Finanz, die, wie er mein­te, im­mer, wie frü­her auch, das Erb­teil der her­vor­ra­gen­den Män­ner des drit­ten Stan­des sein wür­den. Die­se neu­en Ide­en des Fa­mi­li­en­haup­tes der Fon­tai­nes und die klu­gen Ehe­schlie­ßun­gen sei­ner bei­den äl­te­ren Töch­ter, die de­ren Re­sul­tat wa­ren, hat­ten star­ken Wi­der­stand in sei­nem Hau­se er­fah­ren. Die Grä­fin von Fon­taine blieb ih­ren al­ten Grund­sät­zen treu, die eine Frau, die müt­ter­li­cher­seits zu den Ro­hans ge­hör­te, auch nicht gut ver­leug­nen konn­te. Aber wenn sie sich auch eine kur­ze Zeit dem Glück und dem Reich­tum, der ih­ren bei­den äl­te­ren Töch­tern wink­te, wi­der­setzt hat­te, so füg­te sie sich doch nach ei­ni­gen ver­trau­li­chen Auss­pra­chen, wie sie Ehe­leu­te abends mit­ein­an­der zu hal­ten pfle­gen, wenn sie auf dem­sel­ben Kopf­kis­sen ru­hen. Herr von Fon­taine be­wies sei­ner Frau mit küh­ler ge­nau­er Rech­nung, daß der Auf­ent­halt in Pa­ris, die Ver­pflich­tung, hier zu re­prä­sen­tie­ren, der Glanz ih­res Hau­ses, der sie für die Ent­beh­run­gen, die sie so tap­fer mit­ein­an­der hin­ten in der Ven­dée er­tra­gen hat­ten, ent­schä­di­gen soll­te, und die Aus­ga­ben, die sie für ihre Söh­ne ge­macht hat­ten, den größ­ten Teil ih­res fes­ten Ein­kom­mens ver­schlan­gen. Man muß­te also die Ge­le­gen­heit, die sich bot, ihre Töch­ter so reich zu ver­hei­ra­ten, wie eine gött­li­che Gna­de an­se­hen und er­grei­fen. Wür­den sie nicht ei­nes Ta­ges ein Ein­kom­men von sech­zig-, acht­zig- oder hun­dert­tau­send Fran­ken Ren­te ha­ben? So vor­teil­haf­te Par­ti­en bo­ten sich nicht alle Tage für Mäd­chen ohne Mit­gift. Es wäre auch schließ­lich Zeit, ans Spa­ren zu den­ken, um das Gut der Fon­tai­nes zu ver­grö­ßern und den al­ten Land­be­sitz der Fa­mi­lie wie­der­her­zu­stel­len. Die Grä­fin füg­te sich, wie es alle Müt­ter an ih­rer Stel­le und viel­leicht mit schnel­le­rem Ent­ge­gen­kom­men ge­tan hät­ten, so über­zeu­gen­den Grün­den; aber sie er­klär­te, we­nigs­tens müß­te ihre Toch­ter Emi­lie so ver­hei­ra­tet wer­den, daß der Stolz, den man un­glück­li­cher­wei­se in die­ser jun­gen See­le mit hat­te sich ent­wi­ckeln hel­fen, zu­frie­den­ge­stellt wer­den wür­de.

      So hat­ten die Er­eig­nis­se, die ei­gent­lich Freu­de in die­ser Fa­mi­lie hät­ten her­vor­ru­fen müs­sen, ihr einen klei­nen Keim zur Zwie­tracht ein­ge­pflanzt. Der Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer und der jun­ge Rich­ter wur­den mit ze­re­mo­ni­el­ler Küh­le, die die Grä­fin und ihre Toch­ter Emi­lie um sich zu ver­brei­ten wuß­ten, auf­ge­nom­men. Ihr Auf­recht­hal­ten der Eti­ket­te fand noch ein weit grö­ße­res Be­tä­ti­gungs­feld für ihre häus­li­che Ty­ran­nei: Der Ge­ne­ral­leut­nant hei­ra­te­te Fräu­lein Mon­ge­nod, die Toch­ter ei­nes rei­chen Ban­kiers; der Prä­si­dent ver­mähl­te sich ver­stän­di­ger­wei­se mit ei­ner Dame, de­ren Va­ter, zwei- oder drei­fa­cher Mil­lio­när, sein Ver­mö­gen im Salz­han­del er­wor­ben hat­te; schließ­lich be­kann­te sich auch der drit­te Bru­der zu sol­chen bür­ger­li­chen An­schau­un­gen, in­dem er ein Fräu­lein Gros­setête, die ein­zi­ge Toch­ter des Ge­ne­ral­steuer­ein­neh­mers von Bour­ges, zur Frau nahm. Die drei Schwä­ge­rin­nen und die bei­den Schwä­ger fan­den so viel Reiz und per­sön­li­ches In­ter­es­se dar­an, sich in der ho­hen Sphä­re der po­li­ti­schen Macht­ha­ber und in den Sa­lons der Fau­bourg Saint-Ger­main be­we­gen zu dür­fen, daß sie alle ver­eint einen Hof­staat um die hoch­mü­ti­ge Emi­lie bil­de­ten. Die­ser auf In­ter­es­se und Stolz ge­bau­te Pakt war aber doch nicht so fest ge­zim­mert, daß die jun­ge Sou­ve­rä­nin nicht häu­fig Re­vo­lu­tio­nen in ih­rem Hof­krei­se her­vor­rief. Sze­nen, die sich al­ler­dings in ge­mes­se­nen Gren­zen hiel­ten, hat­ten bei al­len Glie­dern die­ser ein­fluß­rei­chen Fa­mi­lie einen mo­kan­ten Ton ent­ste­hen las­sen, der, wenn er auch die öf­fent­lich zur Schau ge­tra­ge­nen freund­schaft­li­chen Be­zie­hun­gen nicht we­sent­lich be­ein­träch­tig­te, doch bis­wei­len im Fa­mi­li­en­krei­se we­nig wohl­wol­len­de Ge­füh­le zum Aus­druck kom­men ließ. So hielt sich die Frau des Ge­ne­ral­leut­nants für eben­so vor­nehm wie eine Ker­ga­rou­et und be­haup­te­te, daß ihre schö­nen hun­dert­tau­send Fran­ken Ein­kom­men ihr das Recht gä­ben, sich eben­so hoch­fah­rend zu be­neh­men wie ihre Schwä­ge­rin Emi­lie, der sie zu­wei­len iro­nisch ihre Wün­sche für eine glück­li­che Ehe aus­sprach, wo­bei sie ihr mit­teil­te, daß die Toch­ter ir­gend­ei­nes Pairs so­eben einen Herrn, der ganz kurz Sound­so hieß, ge­hei­ra­tet habe. Die Frau des Vi­com­te von Fon­taine ge­fiel sich dar­in, durch den Ge­schmack und den Reich­tum ih­rer Toi­let­ten, ih­rer Mö­bel und ih­rer Equi­pa­gen Emi­lie aus­zu­ste­chen. Die spöt­ti­sche Mie­ne, mit der die Schwä­ge­rin­nen und die bei­den Schwä­ger manch­mal die von Fräu­lein von Fon­taine gel­tend ge­mach­ten Prä­ten­tio­nen auf­nah­men, er­reg­te bei ihr einen Zorn, den sie kaum durch einen Ha­gel von bos­haf­ten Be­mer­kun­gen be­schwich­ti­gen konn­te. Als das Haupt der Fa­mi­lie die Ab­küh­lung der ver­schwie­ge­nen und schwan­ken­den Freund­schaft des Mon­ar­chen ver­spür­te, war er um so mehr in Sor­ge, als in­fol­ge der spöt­ti­schen Her­aus­for­de­rung ih­rer Schwes­ter sei­ne ge­lieb­te Toch­ter ihre An­sprü­che hö­her schraub­te als je­mals.

      Wäh­rend die Din­ge so la­gen, und zu der Zeit, da die­ser häus­li­che Krieg recht ernst ge­wor­den war, ver­fiel der Mon­arch, bei dem Herr von Fon­taine wie­der in Gunst zu kom­men hoff­te,

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