Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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ge­wis­sen­haft? Vol­ler Lie­be, Emi­lie. Ja, Gott weiß es, ich habe in die­sem Win­ter dir mehr als einen eh­ren­haf­ten Mann zu­ge­führt, des­sen Fä­hig­kei­ten, Sit­ten und Cha­rak­ter mir be­kannt wa­ren, und alle wa­ren nach mei­ner An­sicht dei­ner wür­dig. Mei­ne Auf­ga­be ist er­füllt, mein Kind. Von heu­te ab bist du selbst Her­rin dei­nes Ge­schicks, und ich füh­le mich glück­lich und un­glück­lich zu­gleich, daß ich der schwers­ten vä­ter­li­chen Pf­licht ent­ho­ben bin. Ich weiß nicht, ob du noch lan­ge mei­ne Stim­me hö­ren wirst, die un­glück­li­cher­wei­se nie­mals streng war; den­ke aber dar­an, daß das ehe­li­che Glück nicht so sehr auf glän­zen­den Ei­gen­schaf­ten und auf Reich­tum be­ruht, wie auf ge­gen­sei­ti­ger Ach­tung. Solch ein Glück ist, sei­nem We­sen ent­spre­chend, be­schei­den und ohne äu­ße­ren Glanz. Geh, mein Kind; wen du mir als Schwie­ger­sohn bringst, der soll mei­ne Zu­stim­mung ha­ben; soll­test du aber un­glück­lich wer­den, dann be­den­ke, daß du nicht das Recht hast, dei­nem Va­ter Vor­wür­fe zu ma­chen. Ich wer­de mich nicht wei­gern, Schrit­te für dich zu tun und dir zu hel­fen; nur muß dei­ne Wahl ernst­haft und end­gül­tig sein: ich wer­de nicht zum zwei­ten­mal die Ach­tung, die man mei­nen wei­ßen Haa­ren schul­dig ist, aufs Spiel set­zen.«

      Der Aus­druck war­mer Zu­nei­gung, der sich in der An­spra­che ih­res Va­ters äu­ßer­te, und ihr fei­er­li­cher Ton gin­gen Fräu­lein von Fon­taine ans Herz; aber sie ließ ihre Rüh­rung nicht ge­wahr wer­den, setz­te sich dem Gra­fen, der sich, noch zit­ternd, wie­der nie­der­ge­las­sen hat­te, auf die Knie, über­häuf­te ihn mit Zärt­lich­kei­ten und schmei­chel­te ihm so rei­zend, daß sich die Stirn des al­ten Herrn ent­wölk­te. Als Emi­lie an­nahm, daß die pein­li­che Er­re­gung ih­res Va­ters sich wie­der be­ru­higt hat­te, sag­te sie lei­se zu ihm:

      »Ich dan­ke Ih­nen herz­lich, lie­ber Va­ter, für Ihre lie­bens­wür­di­ge Auf­merk­sam­keit. Sie ha­ben Ihr Zim­mer auf­ge­räumt, weil Sie Ihre Toch­ter emp­fan­gen woll­ten. Sie ha­ben nicht ge­dacht, daß sie so tö­richt und so wi­der­spens­tig sein wür­de. Aber ist es denn, lie­ber Va­ter, so sehr schwie­rig, einen Pair von Frank­reich zu hei­ra­ten? Sie ha­ben doch selbst be­haup­tet, daß sol­che zu Dut­zen­den er­nannt wür­den. Ach, Ihren Rat wer­den Sie mir doch nicht vor­ent­hal­ten.«

      »Nein, mein ar­mes Kind, nein, und ich wer­de dir mehr als ein­mal zu­ru­fen: Hüte dich! Be­den­ke doch, daß die Pai­rie ein noch zu neu­es Hilfs­mit­tel für un­se­re Re­gie­rungs­fä­hig­keit ist, wie der hoch­se­li­ge Kö­nig zu sa­gen pfleg­te, als daß die Pairs schon ein großes Ver­mö­gen be­sit­zen könn­ten. Und die, die reich sind, wol­len noch rei­cher wer­den. Der reichs­te un­ter al­len un­sern Pairs hat noch nicht die Hälf­te des Ein­kom­mens, das der ärms­te Lord des eng­li­schen Ober­hau­ses be­sitzt. Des­halb wer­den alle Pairs von Frank­reich nach rei­chen Er­bin­nen für ihre Söh­ne su­chen, gleich­gül­tig, wo sie zu fin­den sind. Die­se Not­wen­dig­keit, rei­che Hei­ra­ten zu ma­chen, wird mehr als zwei­hun­dert Jah­re an­dau­ern. Es ist mög­lich, daß, wenn du auf den glück­li­chen Zu­fall, mit dem du rech­nest, war­test, was dich aber dei­ne bes­ten Jah­re kos­ten kann, dei­ne Rei­ze (man hei­ra­tet in un­serm Jahr­hun­dert ja haupt­säch­lich aus Lie­be!), dei­ne Rei­ze ein Wun­der zu­stan­de brin­gen kön­nen. Wenn sich hin­ter ei­nem so fri­schen Ge­sicht wie dem dei­ni­gen auch noch Welt­kennt­nis ver­birgt, kann man ja auf ein Wun­der hof­fen. Be­sit­zest du nicht zu­nächst schon die Fä­hig­keit, an dem grö­ße­ren oder ge­rin­ge­ren Kör­pe­r­um­fang die in­ne­ren Vor­zü­ge zu er­ken­nen? Das ist kein ge­rin­ges Ta­lent. Ich brau­che da­her ei­ner so klu­gen Per­son wie dir nicht alle Schwie­rig­keit ei­nes sol­chen Ver­su­ches vor­zu­hal­ten. Ich bin über­zeugt, daß du nie­mals bei ei­nem Un­be­kann­ten Klug­heit ver­mu­ten wirst, weil er ein hüb­sches Ge­sicht, oder mo­ra­li­sche Vor­zü­ge, weil er eine gute Hal­tung hat. Und schließ­lich bin ich ganz dei­ner Mei­nung, daß die Söh­ne von Pairs die Ver­pflich­tung ha­ben, ein ei­ge­nes We­sen und sich be­son­ders aus­zeich­nen­de Ma­nie­ren zu be­sit­zen. Ob­gleich man heut­zu­ta­ge nie­man­dem sei­nen ho­hen Rang an­mer­ken kann, wer­den die­se jun­gen Män­ner für dich viel­leicht ein ge­wis­ses Et­was ha­ben, wor­an du sie er­kennst. Üb­ri­gens hältst du ja dein Herz am Zü­gel wie ein gu­ter Rei­ter, der si­cher ist, daß sein Pferd nicht stol­pern wird. Also viel Glück, mei­ne lie­be Toch­ter!«

      »Sie ma­chen sich über mich lus­tig, lie­ber Va­ter. Aber ich er­klä­re Ih­nen, daß ich mich lie­ber im Klos­ter des Fräu­leins von Con­dé be­gra­ben will, als daß ich dar­auf ver­zich­te, die Frau ei­nes Pairs von Frank­reich zu wer­den.«

      Sie ent­zog sich den Ar­men ih­res Va­ters, und stolz dar­auf, daß sie Sie­ge­rin ge­blie­ben war, sang sie beim Fort­ge­hen die Arie »Cara non du­bi­ta­re« aus der »Heim­li­chen Ehe«. Zu­fäl­lig fei­er­te die Fa­mi­lie an die­sem Tage den Ge­burts­tag ei­nes Mit­glie­des. Beim Nach­tisch sprach Frau Pla­nat, die Frau des Ge­ne­ral­ein­neh­mers, die äl­te­re Schwes­ter Emi­lies, ziem­lich laut von ei­nem jun­gen Ame­ri­ka­ner, dem Be­sit­zer ei­nes un­ge­heu­ren Ver­mö­gens, der sich lei­den­schaft­lich in ihre Schwes­ter ver­liebt und ihr ganz be­son­ders glän­zen­de Aner­bie­tun­gen ge­macht hat­te.

      »Ich glau­be, das ist ein Ban­kier«, warf Emi­lie hin. »Ich lie­be die Finanz­leu­te nicht.«

      »Aber Emi­lie,« sag­te der Baron von Vil­lai­ne, der Mann ih­rer zwei­ten Schwes­ter, »da du den Richter­stand eben­so­we­nig liebst, so sehe ich nicht, wenn rei­che Leu­te, die nicht von Adel sind, nicht in Be­tracht kom­men, aus wel­chen Krei­sen du dir einen Mann wäh­len willst.«

      »Zu­mal, Emi­lie, bei dei­nem Be­ste­hen auf Schlank­heit«, füg­te der Ge­ne­ral­leut­nant hin­zu.

      »Ich weiß sel­ber, was ich will«, er­wi­der­te das jun­ge Mäd­chen.

      »Mei­ne Schwes­ter ver­langt einen schö­nen Na­men, einen schö­nen jun­gen Mann, schö­ne Zu­kunfts­aus­sich­ten«, sag­te die Baro­nin von Fon­taine, »und hun­dert­tau­send Fran­ken Ren­te, kurz einen Mann, wie zum Bei­spiel Herrn von Mar­say.«

      »Ich weiß nur so viel, mei­ne Lie­be,« ver­setz­te Emi­lie, »daß ich kei­ne so tö­rich­te Par­tie ma­chen wer­de, wie ich sol­che so vie­le habe ma­chen se­hen. Und im üb­ri­gen er­klä­re ich, um die­sen Hei­rats­dis­kus­sio­nen ein Ende zu ma­chen, daß ich je­den, der mir noch vom Hei­ra­ten re­det, als Stö­rer mei­ner Ruhe an­se­hen wer­de.«

      Ein On­kel Emi­lies, ein Vi­zead­mi­ral, des­sen Ver­mö­gen sich kürz­lich in­fol­ge des In­dem­ni­täts­ge­set­zes um zwan­zig­tau­send Fran­ken Ren­te ver­grö­ßert hat­te, ein sieb­zig­jäh­ri­ger Greis, der sich her­aus­neh­men durf­te, sei­ner Groß­nich­te, in die er ver­narrt war, deut­lich die Wahr­heit zu sa­gen, er­klär­te, um der Dis­kus­si­on ihre Schär­fe zu neh­men: »Laßt doch mei­ne arme Emi­lie in Ruhe! Seht ihr denn nicht, daß sie war­tet, bis der Her­zog von Bor­deaux ma­jo­renn ist?«

      »Neh­men Sie sich in acht, daß ich Sie nicht hei­ra­te, Sie al­ter Narr!« ent­geg­ne­te das jun­ge Mäd­chen, des­sen letz­te Wor­te glück­li­cher­wei­se im all­ge­mei­nen Ge­läch­ter ver­lo­ren­gin­gen.

      »Kin­der,«

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