Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac Gesammelte Werke bei Null Papier

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ge­we­sen. Hät­ten wir nicht sei­nen Bru­der, der nicht wankt und der Trost sei­ner ge­treu­en Die­ner ist, dann wüß­te ich nicht, in wel­che Hän­de ei­nes Ta­ges die Kro­ne Frank­reichs ge­ra­ten kön­ne, wenn die­se Art zu re­gie­ren so wei­ter geht. Ihre ver­damm­te kon­sti­tu­tio­nel­le Ver­fas­sung ist die schlech­tes­te al­ler Re­gie­rungs­for­men, und Frank­reich wird sich ihr nie­mals an­pas­sen. Lud­wig XVIII. und Herr Beugnot ha­ben uns in Saint-Ouen al­les ver­dor­ben.«

      Der Graf, der alle Hoff­nun­gen auf­ge­ge­ben hat­te, schick­te sich an, auf sein Land­gut zu­rück­zu­ge­hen und gab groß­mü­tig alle sei­ne An­sprü­che auf Schad­los­hal­tung auf. In die­sem Mo­ment kün­dig­ten die Er­eig­nis­se des zwan­zigs­ten März einen neu­en Sturm an, der das le­gi­ti­me Kö­nig­tum und sei­ne Ver­tei­di­ger mit fort­zu­rei­ßen droh­te. Gleich den zart­füh­len­den Leu­ten, die einen Die­ner bei Re­gen­wet­ter nicht aus­schi­cken, nahm Herr von Fon­taine Geld auf sei­ne Be­sit­zung auf, um dem auf der Flucht be­find­li­chen Kö­nigs­hau­se fol­gen zu kön­nen, ohne zu wis­sen, ob sein An­schluß an die Emi­gran­ten für ihn nutz­brin­gen­der sein wür­de, als es sei­ne Hin­ge­bung in der ver­gan­ge­nen Zeit ge­we­sen war; da er aber be­merkt hat­te, daß die Exil­ge­nos­sen mehr in Gunst stan­den, als die Tap­fe­ren, die einst­mals sich ge­gen die Auf­rich­tung der Re­pu­blik mit be­waff­ne­ter Hand auf­ge­lehnt hat­ten, so durf­te er viel­leicht hof­fen, aus die­sem Auf­ent­halt in der Frem­de grö­ße­ren Vor­teil zu zie­hen, als durch tä­ti­ge und ge­fähr­li­che Dienst­leis­tun­gen im Lan­de. Die­se Er­wä­gun­gen ei­nes Hof­manns wa­ren kei­ne Spe­ku­la­tio­nen ins Blaue hin­ein, die auf dem Pa­pier glän­zen­de Re­sul­ta­te ver­hei­ßen, aber bei ih­rer Aus­füh­rung zum Ruin füh­ren. So wur­de er, nach dem Auss­pruch des geist­reichs­ten und ge­wand­tes­ten uns­rer Di­plo­ma­ten, ei­ner von den fünf­hun­dert ge­treu­en Die­nern, die das kö­nig­li­che Exil in Gent teil­ten, und die in ei­ner An­zahl von fünf­zig­tau­send aus ihm zu­rück­kehr­ten. Wäh­rend die­ser kur­z­en Ab­we­sen­heit des Kö­nigs­hau­ses hat­te Herr von Fon­taine das Glück, von Lud­wig XVIII. zu Diens­ten ver­wen­det zu wer­den; und es fand sich mehr als eine Ge­le­gen­heit, da er dem Kö­ni­ge den Be­weis großer po­li­ti­scher Zu­ver­läs­sig­keit und treu­er An­häng­lich­keit ge­ben konn­te. Ei­nes Abends, als der Mon­arch ge­ra­de nichts Bes­se­res zu tun hat­te, er­in­ner­te er sich an das Bon­mot, das Herr von Fon­taine da­mals in den Tui­le­ri­en ge­äu­ßert hat­te. Der alte Ven­déer ließ sich eine sol­che Ge­le­gen­heit nicht ent­ge­hen und er­zähl­te sei­ne Ge­schich­te geist­voll ge­nug, so daß der Kö­nig, der nichts ver­gaß, sich zu ge­eig­ne­ter Zeit dar­an er­in­nern konn­te. Dem er­lauch­ten Li­te­ra­ten fiel auch die ge­wand­te Form auf, die ei­ni­ge No­ten zeig­ten, mit de­ren Re­dak­ti­on der dis­kre­te Edel­mann be­traut wor­den war. Die­ses un­be­deu­ten­de Ver­dienst präg­te Herrn von Fon­taine dem Ge­dächt­nis des Kö­nigs als einen der loyals­ten Die­ner der Kro­ne ein. Nach der zwei­ten Rück­kehr wur­de der Graf zu ei­nem der au­ßer­or­dent­li­chen Send­bo­ten er­nannt, die die De­par­te­ments be­reis­ten und die Auf­ga­be hat­ten, über die Be­güns­ti­ger der Re­bel­li­on das ent­schei­den­de Ur­teil zu fäl­len; aber er mach­te nur mä­ßi­gen Ge­brauch von sei­ner furcht­ba­ren Macht­voll­kom­men­heit. So­bald die­se tem­po­rä­re Recht­spre­chung er­le­digt war, konn­te sich der bis­he­ri­ge Ge­ne­ral­pro­foß auf ei­nem der Stüh­le des Staats­rats nie­der­las­sen, wur­de De­pu­tier­ter, als wel­cher er we­nig sprach, aber auf­merk­sam zu­hör­te, und än­der­te sei­ne An­schau­un­gen er­heb­lich. Meh­re­re den Bio­gra­phen un­be­kannt ge­blie­be­ne Um­stän­de lie­ßen ihn mit dem Kö­ni­ge so ver­traut wer­den, daß der bos­haf­te Mon­arch ihn ein­mal beim He­r­ein­tre­ten mit den Wor­ten emp­fing: »Fon­taine, mein lie­ber Freund, ich wür­de mir nicht ein­fal­len las­sen, Sie zum Ge­ne­ral­di­rek­tor oder zum Mi­nis­ter zu er­nen­nen! We­der Sie noch ich könn­ten, wenn wir ein sol­ches Amt hät­ten, bei un­sern An­schau­un­gen dar­in ver­blei­ben. Das Re­prä­sen­ta­tivsys­tem hat die gute Sei­te, daß es uns die Pein­lich­keit er­spart, die wir frü­her emp­fan­den, wenn wir un­se­re Staats­se­kre­tä­re sel­ber fort­schi­cken muß­ten.Un­ser Staats­rat ist zu ei­nem Wirts­haus ge­wor­den, in das die öf­fent­li­che Mei­nung uns häu­fig selt­sa­me Rei­sen­de schickt; aber schließ­lich wer­den wir doch im­mer wis­sen, wie wir uns­re ge­treu­en Die­ner un­ter­zu­brin­gen ha­ben.« Nach die­ser bos­haf­ten Er­öff­nung er­ging eine Or­don­nanz, durch die Herr von Fon­taine mit der Ver­wal­tung ei­ner Do­mä­ne, die Pri­vatei­gen­tum der Kro­ne war, be­traut wur­de. In­fol­ge der ver­ständ­nis­vol­len Auf­merk­sam­keit, mit der er die Sar­kas­men sei­nes kö­nig­li­chen Freun­des an­hör­te, kam sein Name im­mer Sei­ner Ma­je­stät auf die Zun­ge, so­bald eine Kom­mis­si­on ge­bil­det wer­den muß­te, de­ren Mit­glie­der rei­che Ge­häl­ter emp­fin­gen. Er war klug ge­nug, über die Gunst, mit der ihn der Mon­arch beehr­te, Still­schwei­gen zu be­wah­ren, und ver­stand es, den Kö­nig durch sei­ne pi­kan­te Er­zäh­lungs­kunst bei den ver­trau­li­chen Plau­de­rei­en gut zu un­ter­hal­ten, die Lud­wig XVIII. eben­so sehr lieb­te, wie ge­fäl­lig ab­ge­faß­te Bil­letts, po­li­ti­sche An­ek­do­ten und, wenn man sich die­ses Aus­drucks be­die­nen darf, di­plo­ma­ti­sche oder par­la­men­ta­ri­sche Kan­k­ans, die da­mals im Über­fluß zir­ku­lier­ten. Man weiß, daß De­tails über sei­ne »Re­gie­rungs­be­fä­hi­gung«, ein Aus­druck, den der er­lauch­te Spöt­ter auf­ge­nom­men hat­te, ihn au­ßer­or­dent­lich be­läs­tig­ten.

      Dank der Klug­heit, dem Geist und der Ge­wandt­heit des Gra­fen von Fon­taine konn­te je­des Glied sei­ner zahl­rei­chen Fa­mi­lie, so jung es auch war, sich schließ­lich, wie er sich ge­gen sei­nen Herrn scherz­haft aus­drück­te, wie ein Sei­den­wurm auf die Blät­ter des Etats set­zen. So er­hielt durch kö­nig­li­che Gna­de sein äl­tes­ter Sohn eine her­vor­ra­gen­de Stel­lung in der un­ab­setz­ba­ren Richter­schaft. Der zwei­te, vor der Re­stau­ra­ti­on ein­fa­cher Haupt­mann, be­kam un­mit­tel­bar nach sei­ner Rück­kehr aus Gent das Kom­man­do ei­ner kai­ser­li­chen Le­gi­on; dann kam er, an­läß­lich der Um­wäl­zun­gen im Jah­re 1815, wäh­rend de­ren man sich nicht an das Re­gle­ment hielt, in die kö­nig­li­che Gar­de, von da wie­der zu den Gar­des-du-Corps, wur­de dann noch­mals zur Li­nie ver­setzt und war schließ­lich, nach der Af­fä­re des Tro­ca­de­ro, Ge­ne­ral­leut­nant mit ei­nem Kom­man­do bei der Gar­de. Der Jüngs­te, zum Un­ter­prä­fek­ten er­nannt, wur­de bald Ge­ne­ral­steuer­ein­neh­mer und Ab­tei­lungs­di­rek­tor bei der Pa­ri­ser Stadt­ver­wal­tung, wo er vor al­len Ge­fah­ren ge­setz­ge­be­ri­scher Um­wäl­zun­gen ge­bor­gen war. Die­se un­auf­fäl­li­gen Gna­den­be­wei­se, die eben­so ge­heim blie­ben wie die Gunst, in der der Graf stand, er­gos­sen sich, ohne Auf­se­hen zu er­re­gen, über die Fa­mi­lie. Ob­gleich der Va­ter und die drei Söh­ne nun je­der ge­nü­gend Si­ne­ku­ren be­saß, um sich des Ge­nus­ses ei­nes si­che­ren Ein­kom­mens zu er­freu­en, das fast so groß war wie das ei­nes Ge­ne­ral­di­rek­tors, so er­reg­te ihr Glück, das sie ih­rer po­li­ti­schen Stel­lung ver­dank­ten, doch nie­man­des Neid. In die­ser Zeit der ers­ten kon­sti­tu­tio­nel­len Ein­rich­tun­gen hat­ten nur we­ni­ge einen rich­ti­gen Be­griff von den fried­li­chen Re­gio­nen des Bud­gets, in de­nen ge­schick­te Günst­lin­ge Er­satz für zer­stör­te Ab­tei­en zu fin­den ver­stan­den. Der Graf von

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