G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner

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Lügner, du Lügner«, stieß der Alte gurgelnd hervor. »Wozu hätte ich das tun sollen? Er hatte nichts in der Jacke. Du Verleumder, einen Toten zu beschuldigen, einen unschuldig Ermordeten verdächtigen …«

      Bat Seward wendete langsam den Kopf. Er sah auf seinen Bruder hinab und dachte jäh an das Zimmer Anthonys, das seit seinem Sterben verschlossen war, in das niemand außer Bill durfte. Manchmal hockte der alte Bill dort reglos am Fenster.

      »Bill«, sagte Bat Seward stockend. »Bill, hast du jemals nachgesehen in seinem Zimmer?«

      »Wozu?«, lallte der Alte. »Er war kein Kartenhai – alles Lüge, Verleumdung. Mein guter Junge …«

      »Sieh nach«, knurrte Big Jim Cameron grimmig. »Und danach warte auf den Sheriff, ich werde hier auf ihn warten. Einer meiner Männer ist schon unterwegs und holt ihn her. Piet, bringt sie weg, ihre Waffen bleiben hier.«

      Er wartete, bis seine Männer Sewards Leute über den Hügel gebracht hatten, dann wendete er sich langsam um.

      »Tut mir leid, Anne«, sagte er bitter. »Ich wollte damals reden, aber Owen …«

      »Du Narr«, seufzte Owen Margley. »Was tat es, dass ich mich beschuldigte? Niemand konnte vorausahnen, was Bill Seward tun würde. Er hat mich gehasst, jetzt bist du an der Reihe, Jim. Anne …«

      »Du hast nichts gesagt, nicht mal deiner Frau«, stammelte sie. »Owen – Owen, warum?«

      »Warum?«, murmelte Owen Margley. »Du hast den Major gekannt – nun, also. Ein Freund half dem anderen – und es war Notwehr, was sollte es.«

      »Mann, Mann, ich bin deine Frau.«

      »Ja«, sagte er leise. »Tut mir leid, Anne, Jim hätte dasselbe für mich getan. Männerfreundschaft, Anne.«

      Sie sagte nichts, sie sah ihn an und drehte sich um. Und dann ging sie davon.

      Männerfreundschaft …!, dachte sie bitter, seine Freundschaft mit Jim Cameron, die nichts und niemand jemals auseinanderbringen konnte. Er muss die ganzen Jahre darunter gelitten haben, aber er ist so – was er einmal getan hat, das nimmt er nicht zurück, dieser irische Dickschädel. Bezahlt für Jim doch mit dem Verlust seiner Ranch. Dieser Mann, dieser unmögliche, dickschädelige Mann.

      So war er, so blieb er auch. Ein Freund war ein Freund.

      *

      Er schien sie nicht zu sehen, nicht seinen Bruder Bat, auch nicht seine Männer. Bill Seward wankte mehr als er ging auf den Vorbau seiner Ranch. Der Anzug schlotterte um seine ausgemergelte Gestalt. Den Oberkörper nach vorn geneigt, als würde er ihm zu schwer, kam Bill Seward auf seinen Bruder zu.

      »Bill«, sagte Bat besorgt. »Bill, du kannst dich kaum auf den Beinen halten, soll ich dich stützen? Bill.«

      Bill sah ihn an … In den tiefliegenden Augen nichts als Düsternis und Müdigkeit.

      »Ich brauche niemand, lass mich allein«, kam es hohl und dumpf aus seinem Mund. »Allein.«

      Als er nicht nach rechts in sein Zimmer abbog, sondern die Treppe nahm und nach oben stakste – langsam, Stufe für Stufe nehmend, die zitternden Hände am Geländer wie Krallen, blieb Bat unten stehen. Bat dachte an die beiden Zimmer oben, in denen Anthony einmal gelebt hatte. Der Alte ging hin – und Bat rührte sich nicht. Oben drehte sich ein Schlüssel in einem Türschloss, dann knarrte die Tür misstönig, sie fiel wieder zu.

      Er sieht nach, dachte Bat und fror leicht, jetzt sieht er nach, ich weiß es. Es lässt ihm keine Ruhe. Als ich ihn einmal darauf ansprach, was er oben machte, sagte er, er müsste Staub wischen.

      Seit zwanzig Jahren hat kein Fremder die Zimmer oben betreten, nur er. Einmal musste ich ihn holen und konnte für Sekunden in das eine Zimmer sehen. Es stand alles noch so wie damals, als Anthony noch lebte und ich mal zu Besuch hier war. Er hat nichts angerührt, nichts umgestellt, sondern alles so gelassen, wie es war.

      Oben polterte etwas, es war im anderen Zimmer, in dem Anthony geschlafen hatte. Dort hatten sie ihn damals gefunden, auf dem Bett und sterbend.

      Der Schrank, dachte Bat, als das Knarren durch das Haus drang, jetzt ist er an Anthonys Kleiderschrank. Etwas klapperte, danach kam ein Schurren.

      Er sucht, dachte Bat Seward, er sucht die Karten.

      Oben kauerte Bill Seward auf den Knien vor der Truhe. Er stierte auf die Blutspuren, die immer noch zu sehen waren. Blut, eingetrocknet, längst dunkelbraun, fast schwarz. An der Truhe waren welche, am Bettende. Auch am Schrank, an den sich Tony noch gelehnt hatte, ehe er auf das Bett gefallen war.

      Nichts war verändert, alles so geblieben. Selbst auf der Bettdecke war noch Blut zu erkennen. Er hatte es so sehen wollen – jeden Tag, wenn er heraufkam, um nichts zu vergessen, niemals! Umgebracht – ermordet – sein einziger Sohn. Hier oben hatte Bill Seward es geschworen – nicht einmal, hundertfach –, dass er die Margleys dafür umbringen würde.

      Bill Sewards Hände zitterten, als er sich erhob, den Deckel der Truhe zudrücken musste, weil die Scharniere eingerostet waren.

      Das Knarren ertönte erneut. Es war jenes Knarren, das Bat unten für ein Schranktürknarren gehalten hatte. Der Alte schwankte hager und dürr nun endlich zum Schrank. Blut, dachte er, als er die Wischspuren an der Tür neben dem Schloss sah, sein Blut, Tonys Blut.

      Ihn grauste etwas. Er hatte die Tür nie geöffnet. Vor den Spuren hatte ihn die Scheu gepackt. Jetzt griff er nach dem Schlüssel, wollte ihn umdrehen, aber der Schrank war nicht abgeschlossen. Der Alte zog, die Tür ging auf. Unten an der Leiste war etwas.

      Sein Atem ging plötzlich flatternd und keuchend. Einen Moment griff er sich an den Hals.

      Er hat was in den Schrank gelegt, dachte er, er konnte nichts anderes mehr denken, nur diese wenigen Worte. Der Wunsch war da, die Tür wieder zu schließen und nie mehr in den Schrank zu sehen. Aber dann meldete sich dieser nagende, bohrende Zweifel wieder. Gewissheit haben, oder den Schrank schließen? Plötzlich beugte er sich vor, seine Hände fuhren in den Schrank hinein. Papier lag unten, eine alte Zeitung war ausgebreitet worden. Das Papier war verrutscht.

      »Da«, lallte der Alte, und seine Knochenfinger zerrten das Papier fort. »Da, da …«

      Mehr konnte er nicht sagen. Er schloss die Augen, als er die Karten fühlte, er wollte sie nicht sehen, als er sie aufhob und sich zurückbeugte, sein Rücken gegen das Bettende fiel. Nicht hinsehen, nichts mehr sehen, nichts wissen.

      In seinen Ohren rauschte es plötzlich, sein Pulsschlag hämmerte wie irr los.

      Nein, dachte Bill Seward, es ist nicht wahr, es sind keine Karten, mit denen man pokern kann. Vielleicht Bridgekarten – ja, ja, Bridgekarten werden es nur sein. Oder?

      Er öffnete die Augen, kauerte, den Rücken gekrümmt, den Atem rasselnd und würgend am Boden. Da waren sie, acht Karten, Asse und Damen. Licht, dachte er, Licht, die Rückseite sehen. Wenn sie gezinkt sind, dann …

      Er kroch los, stieß an die Schranktür, die zuschlug. Licht fiel aus dem Fenster auf die Karten. Seine Linke tastete nach dem Kneifer, aber er bekam ihn kaum auf die Nase, so flatterten seine Hände. Dann sah er es und stieß einen dumpfen, grässlichen Laut aus. Kleine Punkte wie jene anderen in den Schrägfeldern der Rückseiten, nur anders geordnet.

      »Falschspieler«,

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