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Blick.

      „Wie ich gehört habe, ist es sehr modern“, fügte Pastor Burke hinzu.

      Das Hotel hatte Grace beinahe vergessen, dabei war es der Ort, an dem sich Rose und Frank kennengelernt hatten.

      „Das modernste der ganzen Stadt“, korrigierte Mrs Chamberlain ihn. „Und die Eastons gehören zu den wohlhabendsten Familien Torontos. Sie sind tonangebend in der Stadt. Ihr Anwesen soll wahrhaftig eine Villa sein, so groß wie ein Schloss.“

      Bei diesen Worten überkam Grace ein Gefühl der Beklommenheit. Bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, wie gut betucht Roses Schwiegereltern wohl sein mochten. Doch Mrs Chamberlain zufolge waren sie nicht nur reich, sondern auch hoch angesehen. Wie sollte Grace da bloß mithalten?

      Zu ihrer Verteidigung holte sie einen Brief von Rose aus ihrer Handtasche. „Dass sie reich sind, macht sie noch nicht zu guten Menschen. Vielleicht verstehen Sie meine Bedenken, wenn Sie hören, was Rose über sie geschrieben hat“, erwiderte sie und las vor: „Jetzt, wo Frank fort ist, mache ich mir Sorgen darüber, dass seine Familie mir Christian wegnehmen möchte. Aber ich kann nicht zulassen, dass mein Sohn von solchen Menschen aufgezogen wird. Menschen, die Frank enterbt haben, nur weil er seinen eigenen Weg gegangen ist. Wie können Eltern nur so grausam zu ihrem Kind sein? Grace, eins musst du mir versprechen: Sollte mir je etwas zustoßen, dann nimmst du Christian zu dir und kümmerst dich um ihn, als wäre er dein eigener Sohn.“

      Plötzlich gab Graces Stimme nach und sie musste eine Pause machen. War Rose bereits krank gewesen, als sie diese Worte formuliert hatte?, schoss es ihr durch den Kopf. Hatte sie damals schon befürchtet, nicht wieder gesund zu werden?

      Bekümmert blickte sie zu Mrs Chamberlain und Pastor Burke auf. „Rose hatte mich schon mehrmals gebeten zu kommen. Wäre ich doch nur früher hier gewesen! Vielleicht wäre sie dann jetzt noch am Leben …“

      „O Liebes, nicht doch. So dürfen Sie nicht denken“, versuchte Mrs Chamberlain Grace zu trösten und legte ihr fürsorglich die Hand auf die Schulter. „Auch ich habe mich zeitweise schuldig gefühlt. Als hätte ich mehr für sie tun müssen.“

      „Harriet, Sie haben Ihr Bestes gegeben“, versicherte ihr Pastor Burke, bevor er sich an Grace wandte. „Rose war eine sehr unabhängige Frau. Und entschlossen, allein zurechtzukommen und keine Almosen anzunehmen. Ich habe geholfen, wo ich konnte, doch letztlich lag es nicht in unserer Hand. Gottes Wille ist größer als wir.“ Als er den Satz beendete, zeichnete sich tiefe Trauer auf seinem Gesicht ab.

      Wie konnte es Gottes Wille sein, dass ein kleiner Junge ohne seine Eltern aufwuchs? Grace klammerte sich am Brief fest und rang um Fassung. „War Rose … war jemand bei ihr, als es so weit war?“ Der Gedanke, dass ihre arme Schwester ihre letzten Minuten ganz allein verbracht hatte, zerriss ihr beinahe das Herz.

      „Ja. Ich kam, um sie zu segnen. Doch als ich bemerkte, wie schwach sie war, entschied ich mich zu bleiben und etwas länger zu beten. Einmal noch ist sie aufgewacht, hat mir direkt in die Augen gesehen und mich gebeten, ihrer Schwester und ihrer Mutter mitzuteilen, dass sie sie liebte. Und ihre letzten Worte galten Christian. Sie bat mich sicherzustellen, dass es ihm gut ginge.“

      Heiße Tränen rannen Grace über die Wangen, doch sogleich wischte sie sie weg und fing sich wieder. „Und genau deshalb muss ich zu den Eastons. Ich muss mich vergewissern, dass sie sich gut um Christian kümmern.“ Um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen, lehnte sie sich über die Tischkante und fragte: „Werden Sie mir helfen?“

      „Wenn ich doch nur wüsste, wie“, antwortete Pastor Burke und Mitgefühl lag in seinem Blick. „Sie können nicht einfach an der Tür klopfen und die Eastons bitten, ihnen Christian zu geben. Offiziell sind sie seine Pflegeeltern.“

      Angestrengt dachte Grace nach, biss sich auf die Lippe. „Und was ist, wenn ich mir einen Anwalt suche? Um herauszufinden, ob es irgendwelche rechtlichen Möglichkeiten für mich gibt?“

      Pastor Burke lugte zu Mrs Chamberlain, die nur mit dem Kopf schüttelte. „Ich befürchte, das Gesetz ist nicht auf Ihrer Seite. Wenn Sie den Eastons nichts Verfängliches nachweisen können, sehe ich keinen Vorteil in einem Rechtsstreit. Er wäre bloß teuer und würde doch nichts ändern. Vergessen Sie nicht: Die Eastons sind nicht nur reich, sie genießen auch einen sehr guten Ruf. Und zudem kennen sie sicherlich genügend Anwälte, Richter und Politiker in Toronto und der ganzen Region.“

      Seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengezogen, stand der Pastor auf. „An Ihrer Stelle würde ich es mir mit Oscar Easton nicht verscherzen. Er ist niemand, den man sich zum Feind machen sollte.“

      Mit einem tiefen Seufzen sank Grace auf ihrem Stuhl zusammen. Jede Hoffnung, Christian jemals nach Hause zu bringen, war geschwunden.

      Fürsorglich strich Mrs Chamberlain ihr über den Arm. „Das sehe ich genauso. Überlegen Sie es sich besser zweimal, bevor Sie sich gegen die Eastons wenden. Damit wäre nichts als Herzschmerz gewonnen, für alle Beteiligten.“

      Grace versuchte die Enttäuschung herunterzuschlucken. „Also gut“, sagte sie, als hätte sie diesen Gedanken damit abgehakt, „ich werde meine nächsten Schritte gut überdenken.“

      Pastor Burke lächelte und sah nun etwas weniger besorgt aus. „Eine ordentliche Ration Gebet könnte auch nicht schaden.“

      Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war es wirklich ein nutzloses Unterfangen, rechtlich gegen die Eastons vorzugehen. Und dennoch konnte sie das alles nicht tatenlos hinnehmen, das würde Rose ihr niemals verzeihen. Und noch viel weniger ihre Mutter. Jetzt, nach Roses Tod, wünschte sie sich vermutlich nichts sehnlicher, als ihren Enkel in die Arme zu schließen.

      Aber was sollte Grace unternehmen? Wenn sie bei den Eastons anriefe oder einfach vor ihrer Tür auftauchte, was würden sie ihr dann schon sagen? Selbst eine kurze Einladung zum Tee würde nicht viel über ihren Umgang mit Christian verraten. Dafür brauchte es eine Langzeitlösung.

      Zunächst aber würde Grace dem Rat von Pastor Burke folgen und lange und ausgiebig an einem Plan tüfteln. Das wiederum hieß, sie brauchte eine Arbeit. Denn herauszufinden, ob die Eastons wirklich geeignete Pflegeeltern für den kleinen Christian waren oder nicht, würde dauern.

      Kapitel 4

      Auf der Abendgesellschaft der Carmichaels nippte Andrew an einem Cocktail, den Celia ihm gerade in die Hand gedrückt hatte. Beinahe hätte er sein Gesicht verzogen, doch Celia zuliebe nahm er sich zusammen. Alkohol hatte ihm noch nie zugesagt, zum großen Unmut Cecilias und seines Vaters. Das machte Andrew die zahlreichen Abendveranstaltungen und sozialen Verpflichtungen, bei denen sie regelmäßig aufwarteten, nur noch unerträglicher.

      „Ach, komm schon, Andrew“, neckte Cecilia ihn, während sie mit einer ihrer blonden Locken spielte. „Heute ist mein Geburtstag! Kannst du dich nicht wenigstens ein bisschen entspannen?“ Sie seufzte. „Und um Gottes willen steck die hier endlich weg.“

      Noch bevor Andrew ihre Anspielung verstand, nahm sie ihm die Brille von der Nase. Cecilia hasste es, wenn er sie trug. Sie ließ ihn wie einen Langweiler aussehen. Und Langweiler konnte Cecilia nun wirklich nicht ausstehen.

      Andrew straffte die Schultern, entschuldigte sich und ließ seine Sehhilfe in der Jackettasche verschwinden. Ein weiterer Makel an ihm.

      Dann bemühte er sich, möglichst unauffällig durch den Raum zu blicken. Auf der anderen Seite des Raumes entdeckte er seinen Vater, der sich mit Harrison Carmichael

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