Magic Tales - Verhext um Mitternacht. Stefanie Hasse
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Magic Tales - Verhext um Mitternacht - Stefanie Hasse страница 14
»Na und? Vorhin meintest du noch, ich solle nicht sabbern, wenn ich ihn ansehe.« Mich schüttelte es bei dem Bild, das sich dabei in mir auftat – von Speichelfäden, die aus meinen Mundwinkeln trieften wie bei einem Bernhardiner. Genau das Richtige, um mich von dem aufgeregten Kribbeln in meinem Bauch abzulenken, das bei jeder Erwähnung von Tristans Namen für das Gefühl einer rasanten Talfahrt sorgte.
»Vielleicht hat er nur auf dich gewartet?« Sie klimperte mit den Wimpern wie eine Zeichentrickfigur und ich lachte auf.
»Die Chancen dafür dürften ziemlich schlecht stehen. Außerdem … stehe ich nicht auf Blond.« Es war die erste Ausrede, die mir einfiel. Sie war absolut oberflächlich und dämlich – und genau so sah mich Alex nun auch an. Enttäuscht. Dann fing sie sich wieder und überging meinen letzten Satz glücklicherweise: »Laut Berechnung eines Mathematikers aus Großbritannien stehen deine Chancen eins zu zweihundertfünfundachtzigtausend, den perfekten Partner zu finden.«
»Oder es gibt andere, die darüber entscheiden«, murmelte ich gedankenverloren vor mich hin. Auch wenn Partner in der modernen Hexenwelt nicht mehr unbedingt dasselbe bedeutete wie kurz nach der Zeit der Hexenverfolgung, als die Ritualpartner tatsächlich noch heiraten und Nachwuchs zeugen mussten, um ihr starkes magisches Blut zu vererben.
»Wie bitte?«, sagte Alex so laut, dass einige der Schüler um uns herum von ihren Handydisplays aufsahen. »Ernsthaft?«
Vielleicht hätte ich mich doch besser auf das Gespräch konzentriert und nicht auf Tristan Atwood. Dann wäre mir so etwas nicht herausgerutscht. Nun jedoch musste ich versuchen, wieder da rauszukommen. »Es gibt … Familien, die sehr viel Wert auf Traditionen legen«, erklärte ich. »Meine Familie gehört dazu. Ich sage nichts von Zwangsheirat oder so.« Allein der Gedanke daran ließ mich erschaudern. »Sie spielen nur sehr gerne Schicksal und setzen alles daran, mich in eine ›ebenbürtige Beziehung‹ zu bekommen.« Immerhin konnte ich Mutters Ton und ihren nicht totzukriegenden italienischen Akzent perfekt nachahmen.
»Du bist wirklich Italienerin?« Sie wirkte erst überrascht, dann tief beeindruckt. »Du hast absolut keinen Akzent.« Leider konnte ich das Kompliment nicht annehmen, wenn es nicht meine eigene Leistung, sondern das Ergebnis von Magie war. Daher ging ich schnell auf die Frage ein.
»Ich wohne in Rom. Herr Reeder hat mich doch schon als italienische Austausch…«
»Weingut, Italien …«, unterbrach mich Alex und zählte die Punkte an ihren Fingern ab, ehe sie mich durchdringend musterte. »Heißt du wirklich Bianchi?«
Kurz wog ich Vernunft gegen Bauchgefühl ab. Konnte ich ihr vertrauen? Ich kannte sie erst wenige Stunden. Meine Instinkte könnten durch den Hämatit getrübt sein. Aber Alex würde eine Lüge erkennen und der Rat – oder meine Eltern – könnten mich zurückbeordern, wenn ich aufflog. Sie hatte mir bereits einen wichtigen Hinweis geliefert, daher entschied ich mich für mein Bauchgefühl.
»Mescinia«, flüsterte ich, doch natürlich verstand mich Alex und ich konnte sie gerade noch davon abhalten, den Namen laut in die Gegend zu brüllen.
»Pscht!«, zischte ich. »Niemand weiß, wer ich wirklich bin. Selbst in meinen Meldeunterlagen steht Ela Bianchi.« Ich sah mich hastig um und konnte nur hoffen, dass uns niemand gehört hatte.
Sofort schloss sich ihr Mund wieder und ein wildes Funkeln trat in ihre Augen, weshalb sie das Grün verloren und nun komplett dunkelgrau schimmerten.
Ich bestätigte ihre Vermutung, hielt mich aber so vage wie möglich: »Für mich ist es … gefährlich, ohne Schutz unterwegs zu sein. Aber ich wollte nicht, dass während meines Aufenthalts ständig Papàs Aufpasser an mir kleben.«
Würde man das Leuchten ihrer Augen in Lux messen können, hätte sich die Zahl nun noch mal verdoppelt. Ein verschwörerisches Grinsen trat auf ihre Lippen, ehe sie sie mit einer Geste verschloss. »Sobald wir allein sind, will ich mehr erfahren!«, flüsterte sie und zog mich dann zu unserer letzten Doppelstunde des Tages. Sport.
Ich konnte es kaum erwarten, meinen Eltern Bericht zu erstatten und weitere Nachforschungen über Tristan anzustellen.
Doch zuvor gab es ein Vesper mit Ingrid und Babs, die mir von ihrem Tag berichteten – sie waren neben der Arbeit auf dem Hof in der Kirchengemeinde engagiert und besuchten nicht mehr ganz so fitte Senioren im Wohnheim – und mich ausfragten.
»Bist du in der Schule gut zurechtgekommen?«, fragte Ingrid zeitgleich mit Babs, die wissen wollte, ob ich schon Freunde gefunden hatte.
»Alexandra Foster hat mir alles gezeigt und mir mehr Namen genannt, als ich mir je merken könnte«, erwiderte ich, während ich in das übergroße Brötchen biss, das sich Knauzen nannte und bei uns als Brot durchgehen würde.
»Foster …«, dachte Ingrid laut und wandte sich an Babs. »Gehört sie zu den Fosters im Neubaugebiet oben?«
Babs zuckte mit den Schultern. Weil ich auch nicht mehr wusste, überließ ich den beiden die Überlegungen über potenzielle verwandtschaftliche Beziehungen, während ich mich durch das Angebot an Wurstscheiben probierte. Anschließend verabschiedete ich mich in mein Zimmer – natürlich erst, nachdem wir gemeinsam alles aufgeräumt hatten. Babs und Ingrid begleiteten mich zum Windfang, Babs verabschiedete sich und beide wünschten mir eine gute Nacht, ehe ich die knarrende Holztreppe nach oben stieg, mein Zimmer abschloss und eine Nachricht an meine Eltern schrieb.
Die Antwort kam schneller, als ich erwartet hatte. Schnell suchte ich nach einer Möglichkeit, unbemerkt von hier zu verschwinden.
Direkt unter meinem Fenster stand ein großer metallener Wassertank. Zum Glück machte es nicht allzu viel Lärm, als ich mich vom Fensterbrett aus darauf fallen ließ und wie eine Verbrecherin der Route in meinem Handy zu der von Papà genannten Adresse folgte und vor dem Falkhausener Hof landete.
~8~
TRISTAN
Chris war im Sportkurs in Höchstform – was bedeutete, dass er keine einzige Gelegenheit ausließ, mich in irgendeiner Weise bloßzustellen und dafür zu sorgen, dass ich zum Gespött aller anderen wurde, weshalb Noah, der von der Galerie der Turnhalle aus zusah, ihm immer wieder zujubelte. Herr Meißner, unser junger und überaus ambitionierter Sportlehrer, sah schon gar nicht mehr hin, wenn ich wieder einmal einen langsam gepassten Ball nicht auffangen konnte oder über meine Schnürsenkel stolperte – obwohl ich kurz zuvor noch Schuhe mit Klettverschluss getragen hatte. Chris’ Sigille gab ein konstantes schwaches Leuchten von sich, während er mit ihrer Hilfe einen Slam Dunk nach dem anderen vollführte – die bläulichweiße Wolke, auf der er nach oben getragen wurde, fiel natürlich keinem außer mir auf. Es war erniedrigend wie lange nicht mehr und ich war dankbar über das Läuten zu Ende der Stunde und der Demütigung. Chris ließ sich von seinen Kumpels auf den Rücken klopfen und von Herrn Meißner beklatschen.
Ich zog mir nur meine Jacke über und packte meine Klamotten in die Sporttasche, mit der ich dann vor der Halle nebenan, in der die Mädchen Sportunterricht hatten, auf Mara wartete, um mit ihr nach Hause zu gehen. Ich war dankbar für jede Minute, die ich