Magic Tales - Verhext um Mitternacht. Stefanie Hasse

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Magic Tales - Verhext um Mitternacht - Stefanie Hasse Magic Tales

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      Eine Jägerin blieb eindeutig immer eine Jägerin, egal wie lange sie sich in ein Labor zurückzog und die Magiewissenschaft vorantrieb.

      Während ich es immer wieder schaffte, auch Glorias Abwehrzauber zu durchbrechen, keimte in meinem Unterbewusstsein ein Gedanke, wuchs weiter und weiter, während unablässig blau-weißes Licht aus unseren Sigillen schoss.

      ~2~

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      TRISTAN

      Es war reine Schikane. Wie immer. Mit einem vermutlich antiken Besen in der Hand stand ich am Rand des alten Marktplatzes und fegte die Straße. Als könnten die anderen das Chaos nicht mit nur einem schnellen Zauber beseitigen! Die alten Gebäude, für die der Verschönerungsverein derzeit Denkmalschutz verlangt hatte, boten die perfekte Kulisse. Hinzu kam der Nebel, den die erste Jägerbrigade direkt nach ihrer Ankunft hatte aufziehen lassen, um sich besser zu tarnen. Die Weißroben waren überall und erinnerten mich wieder und wieder an den Abend, an dem sie meinen Vater mitgenommen hatten.

      Ich sah mich unentwegt um und war damit nicht der Einzige. Selbst die Hexen, die sich wenigstens ernsthaft wehren konnten, machten sich Sorgen, während sie den Jägern einen unwissenden Menschen nach dem anderen zur Löschung der Erinnerungen brachten.

      Die Stadt war angegriffen worden! Von Dunkelhexen! Natürlich kannte ich die Gerüchte um die Angriffe der Blutmagier, aber sie alle hatten weit entfernt stattgefunden. Nicht hier, so nah, dass ich unwillkürlich Angst um all die Unwissenden dort draußen hatte, Menschen, denen ich tagtäglich begegnete.

      Während ich die Scherben einer zerbrochenen Autoscheibe zusammenfegte, beobachtete ich Chris und Noah. Ihre linken Unterarme gaben ein konstantes bläuliches Leuchten ab. Sie wirkten einen Zauber nach dem anderen, reparierten zerstörte Scheiben und entfernten die Beulen aus den geparkten Autos, während die Jäger umherhuschten wie Geister und die zum Leben erweckten Bronzefiguren des alten Brunnens einfingen. Die Figuren hatten keine Chance. Ebenso wenig, wie mein Vater eine Chance gehabt hatte.

      Erst durch den metallischen Geschmack im Mund bemerkte ich, wie fest ich mir auf die Wange gebissen hatte. Meine Finger waren um das raue Holz des Besens verkrampft.

      »Warum fegst du die Straße?«, fragte mich ein dunkelhaariger Mann in weißer Robe, den ich so auf Mitte vierzig schätzte. Er hob bereits die Hand, um die Scherben mit Magie einzusammeln, aber jemand trat zu uns und legte seine Hand auf den linken Arm des Mannes, bis dieser ihn senkte und das Leuchten verblasste.

      »Tristan will auch seinen Beitrag leisten«, sagte Noah und mein Griff wurde noch fester, während der Mann sich mit einem Schulterzucken abwandte und woanders seine Magie wirkte.

      Noah trat mit einem gehässigen Grinsen noch näher, begutachtete die Scherben zu meinen Füßen, die ich aufgehäuft hatte. Seine Sigille leuchtete noch von der Reparatur des Schaufensterglases der Apotheke.

      Ehe ich irgendwie reagieren konnte, floss das bläulich schimmernde Licht aus seiner Sigille heraus nach unten und zerstreute die Scherben wieder wie eine Windböe einen Laubhaufen.

      Beruhige dich, ermahnte ich mich und schloss die Augen. Noch genau 211 Tage bis zu meinem achtzehnten Geburtstag, zu meiner Freiheit. Ich zählte die Tage, bis ich endlich zum Unwissenden werden und der Hexenwelt entfliehen konnte, wie menschliche Kinder die Tage bis Weihnachten.

      ~3~

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      ADELA

      In Anbetracht der Ereignisse letzte Nacht neige ich dazu, dir die Erlaubnis zu erteilen«, sagte Calliope kühl und starrte mich einen endlosen Moment an, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Meine Fingerspitzen kribbelten und ich hatte Mühe, stillzustehen. »Aber du wärst komplett schutzlos, das kann ich nicht verantworten.«

      »Es ist unsere einzige Chance! Niemand wird mich als Hexe erkennen, ich bin seit vier Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten. Die Pr…« Mein Magen ballte sich zusammen und anstelle meiner Worte stieg schwarzer Rauch aus meinem Mund. Der Ban, der mächtigste vom Rat gewirkte Bannzauber, machte es mir unmöglich, über die Prophezeiung zu sprechen. Ich kippte vornüber und stützte mich nach Atem ringend auf meinen Oberschenkeln ab, um nicht auf die Knie zu fallen oder mich auf den hellen Marmor zu übergeben. Ich würgte.

      Hastig blinzelte ich die Tränen weg. Der Druck auf meine Augen verschwand nur langsam, die dunklen Fliesen des Pentagramms ringsum gewannen wieder an Kontur. Nach Luft ringend richtete ich mich auf. »Niemand weiß, wer ich bin. Ich werde sogar mit dem Zug anreisen, um jegliche magische Nachverfolgung unmöglich zu machen.«

      Calliope sah zu Sato und ich flehte ihn stumm um ein Ja an. Gegen die Stimme des stellvertretenden Ratsvorsitzenden könnten auch meine Eltern nicht mehr einschreiten.

      Die Wände des fensterlosen Raumes rückten näher, während Sato ganz offensichtlich das Für und Wider gegeneinander aufwog, seine eigene Position im Rat gegen das Wohl aller Hexen. Seine Zweifel tränkten die Luft, vermischten sich mit der rauchigen Note von Calliopes Macht.

      Sein tiefer Atemzug durchbrach die gnadenlose Stille im Saal. Er nickte und ich stieß erleichtert die Luft aus.

      Calliope sah weder unzufrieden noch froh aus. Sie war schwerer zu lesen als Sigillen. Ohne den zitrusähnlichen frischen Geruch, der zu mir durchdrang, hätte ich nicht vorhersehen können, wie ihre Antwort ausfallen würde.

      »So sei es. Deinem Vorschlag wird zugestimmt. Wir werden ebenfalls nach Falkhausen reisen und uns dort einquartieren, damit du uns Bericht erstatten kannst.« Sie stand auf und ihre Sigille begann zu leuchten. »Adela Mescinia, finde denjenigen, der das Ritual sabotieren wird. Handle nicht auf eigene Faust. Du unterstehst dem Gesetz der Hexengemeinschaft wie alle anderen auch. Ziehe die Jäger hinzu, sobald ein hinreichender Verdacht besteht, dass die Weißroben eingreifen müssen.«

      Das Leuchten an ihrem Unterarm wurde stärker, schwebte zu mir und sickerte als unsichtbare und dennoch unberechbare Anweisung in meine Haut. Ihre Abschiedsworte hingen noch im Raum, als sie bereits verschwunden war. »Bewahre das Erbe. Bewahre die Tradition.«

      Zurück in unserer römischen Stadtvilla fragte ich mich, weshalb ich Angst vor Calliope gehabt hatte, wo meine Eltern noch viel Furcht einflößender sein konnten. Alfredo und Giulia Mescinia saßen mir gegenüber an dem überdimensionierten Esszimmertisch, lehnten sich in ihren von den Arbeiten in der Nacht schmutzigen Jägeruniformen steif gegen die hohen gepolsterten Stühle mit den Renaissance-Schnitzereien. Es war ja klar, dass sie mein Vorgehen im Rat missbilligten, aber jetzt war ihr Gesichtsausdruck geradezu inquisitorisch. Kaum dass Papà die Dienstboten fortgeschickt hatte, bröckelte ihrer beider Miene.

      Mamma sah nun regelrecht gequält aus. Der Gedanke, dass ich dafür verantwortlich war, zerriss mir das Herz. Und doch musste ich mich beherrschen, durfte nicht nachgeben. Mir war klar, dass Mamma Angst um mich hatte, mich beschützen wollte. Aber wie meine Schwester Gloria immer sagte, würde sie mich nicht für immer beschützen können. Ich nahm ihre Hand und drückte sie sanft, bis Mamma wieder gefasster wirkte.

      Wir schwiegen uns weiter an. Niemand sprach über die Vision der Auguren, die Prophezeiung,

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