Magic Tales - Verhext um Mitternacht. Stefanie Hasse
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Ich verschluckte mich an meinem Lachen und begann zu husten.
»Tristan habe ich sofort gesehen.« Sie schenkte Chris ein strahlendes Lächeln, ehe sie sich bei mir unterhakte. Ich sah hinab auf Chris’ linken Unterarm. Maras Blick folgte meinem. Doch sie konnte nicht sehen, wie die Linien an der Innenseite seines Unterarmes zu leuchten begannen.
Das Licht, das nun auf mich zuraste, kam allerdings von der anderen Seite. Von Noah. Sein Zauber kroch über meinen rechten Arm, direkt in den Träger meines Rucksacks und zerrte daran. Der Träger riss und mit einem lauten Poltern fiel der Rucksack hinab und der Inhalt ergoss sich über den Boden. Der Reißverschluss hatte sich durch Noahs Magie ebenfalls geöffnet.
Mara ging noch vor mir in die Hocke, um mir beim Einsammeln meiner verstreuten Sachen zu helfen.
»Du solltest besser aufpassen, Tristan«, sagte Noah, ehe er so dicht an mir vorbeiging, dass ich ins Taumeln geriet und mein Mäppchen wieder fallen ließ. Dann gingen beide mit schnellen Schritten Richtung Atrium und trennten sich dort, um ihre jeweiligen Klassenräume aufzusuchen.
»Das sind solche Idioten!«, schrie Mara ihnen laut genug hinterher, dass ich nur hoffen konnte, dass die beiden pünktlich im Unterricht sein wollten und nicht darauf eingingen, ehe sich auch der Inhalt von Maras Schultasche zufällig auf den Boden ergoss. »Sie hätten auch mal helfen können«, fügte Mara wesentlich leiser an mich gewandt hinzu.
»Du kennst die beiden doch.« Wir durchquerten das Atrium und strebten an zig Plakaten vorbei auf den Flur zu, in dem Chris verschwunden war. »Lass uns zum Matheunterricht gehen.«
Mara nickte gedankenverloren und schob sich die Brille den Nasenrücken hoch. »Auf ihre Bekanntschaft hätte ich gerne verzichtet. Selbst Mathe bei Herrn Reeder ist besser als deine Stiefbrüder.«
Da hatte sie recht, aber leider kann man sich seine Familie nicht aussuchen. Ich war das schwarze Schaf. Der einzige Sprössling einer uralten Hexendynastie, der kein bisschen magisch begabt war. Ich war ein Wissender, damit aufgewachsen, dass zu Hause kein Handgriff ohne den Einsatz von Magie erfolgte. Aber ich hatte nur noch ein Jahr bis zum Abitur, noch 209 Tage bis zu meinem achtzehnten Geburtstag. Dann konnte ich meine Stiefmutter Carina bitten, mir den Status eines Wissenden zu entziehen. Ich würde alles, was mit Hexen zu tun hatte, vergessen und ein Leben führen können wie alle anderen. Ohne die Einwirkung von Hexen. Die magischen Dokumente hierfür lagen von mir bereits unterzeichnet zu Hause in meinem Nachtschrank. Es fehlte nur noch Carinas Unterschrift und ich wäre befreit.
~5~
ADELA
Nie wieder, schwor ich mir, würde ich auf diese Art reisen. Was bei allen Dunkelhexen hatte mich geritten, Glorias Angebot abzulehnen, mich via Sigillenfährte hierherzubringen?
Mein Koffer mit allem, was laut Gloria absolut notwendig für eine Woche war, wog nahezu eine Tonne, und nachdem ich ihn bereits über Bahnsteige in Mailand und Zürich gezerrt hatte, wurden die Bahnhöfe im Süden Deutschlands immer kleiner und die Distanzen, die ich zwischen Ankunfts- und Abfahrtgleis rennen musste, kürzer, bis endlich meine Endhaltestelle ausgerufen wurde.
Ich wuchtete den Koffer aus dem Zug, versicherte mich, dass ich meine Umhängetasche und die zusätzliche von Abelarda gepackte Tasche mit Lebensmitteln für die lange Reise – über zehn Stunden war lange, aber mit dem Inhalt der Tasche hätte man eine ganze Familie sicher eine Woche ernähren können – über der Schulter hatte.
Der Bahnsteig von Falkhausen war wie verwaist, nachdem der Zug wieder weitergefahren war. Das einzige Haus weit und breit war das winzige Bahnhofsgebäude, das nicht einmal einen Schalter hatte und eher die Bezeichnung Baracke verdient hätte – passend zu dem verfärbten Putz und den schlechten Graffiti darauf. Nur wenige Meter – ein paar Parkplätze und die Zufahrtsstraße – hinter dem Gebäude und den Gleisen begann ein dichter Wald, hinter dem laut Google Maps mein Ziel lag. Auf der anderen Seite gab es nur weitläufige Wiesen und Felder, die bis zum Horizont reichten, wo sich der Himmel gerade in feuriges Orangerot verfärbte.
Von Falkhausen selbst war von meinem Standpunkt aus nichts zu sehen. Ich zog meinen Koffer den Bahnsteig entlang auf das Bahnhofsgebäude zu, doch auch dort wartete niemand auf mich. Meine Gastmutter Ingrid hatte mir am Telefon versichert, mich abzuholen, weil die Busse um diese Uhrzeit extra bestellt werden mussten.
Ich wartete vor dem Gebäude, während es dämmerte und letztendlich die Laternen, die die fünf Parkbuchten beleuchteten, angingen.
Beinahe zeitgleich raste ein Auto die Straße entlang und blieb mit einer Vollbremsung direkt vor mir stehen. Eine Frau mit weißblonden kurzen Haaren stolperte aus der Fahrertür und stürmte auf mich zu. Sie hatte mich schneller im Arm, als ich irgendwas hätte einwenden können, und die Worte quollen so schnell aus ihrem Mund, dass ich Mühe hatte, sie zu verstehen.
»Es tut mir entsetzlich leid, Kindchen. Ich habe mich mit Babs verquatscht und die Zeit vergessen.«
Ich lächelte meine Gastmutter nur an und nickte. Als sie tatsächlich meinen Koffer nehmen und ins Auto heben wollte, griff ich schnell ein. Ich wollte ungern mein Armband lösen, Magie einsetzen müssen und mich enttarnen, nur weil meine Gastmutter zusammenbrach.
Ingrid hatte einen mehr als flotten Fahrstil und mehrmals hatte ich Angst, dass ich die Fahrt ohne Magie nicht überleben könnte. Meine Finger waren um mein Armband gekrallt, sodass ich es notfalls jederzeit abreißen könnte.
Endlich hatten wir das Waldstück durchquert und in einer kleinen Senke dahinter zeigten sich die ersten Häuser von Falkhausen. Wir fuhren die Hauptstraße entlang und kamen in den alten Ortskern mit einem historischen Rathaus, dessen Fensterläden neben dem modernen Einkaufszentrum wie aus der Zeit gefallen schienen. Kurz bevor Ingrid in eine kleine Straße abbog, konnte ich Schloss Falk erkennen, das von einem zugebauten Hügel auf die Stadt hinabblickte. Es war eher ein Schlösschen, meine Aufmerksamkeit jedoch zog der mit Spots erleuchtete Turm an der Westseite auf sich. In den historischen Unterlagen wurde er Hexenturm genannt und ich erschauderte.
Was Ingrid jedoch falsch deutete. »Ist dir kalt, Kindchen? Wir sind gleich da.«
Nahezu zeitgleich bremste Ingrid, schoss auf den großen Vorplatz eines Bauernhauses zu und legte erneut eine Vollbremsung hin, die mich dankbar für die Erfindung des Gurtes werden ließ.
Meine Tür wurde von außen aufgerissen und eine grauhaarige Frau mit Schürze begrüßte mich. »Wir freuen uns, dass du da bist, Ela. Wir hatten lange keine Gastschüler mehr aus Rom. Die meisten jungen Leute wollen raus aus Europa, gehen für ein paar Monate nach Amerika oder …«
»Lass das Kind in Ruhe, Babs«, ging Ingrid dazwischen, die im Gegensatz zu mir schon das Auto verlassen hatte und die Frau mit einem »das ist meine Nachbarin Barbara, du kannst sie Babs nennen« zur Seite schob. Ich lächelte unbeholfen, während ich ausstieg. Ingrid öffnete in der Zwischenzeit den Kofferraum und ich hastete zu ihr, weil ich nicht zusehen konnte, wie sich die haspeldürre Barbara einen Bruch anhob.
»Ist das Essen fertig?«, fragte Ingrid und Barbara antwortete empört.
»Natürlich. Was denkst du denn?«
Ich ließ mich von den beiden Frauen in das