Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Klaus Magnus schwieg und sah zum Fenster hinaus. In seinem Gesicht arbeitete es.
Denise ließ ihm Zeit.
»Die Verantwortung, die Sie auf sich nehmen würden, wäre sehr groß«, sagte sie nach einer ganzen Weile.
»Nur wenn Sie sich dieser Verantwortung gewachsen fühlen, hätten Sie ein Recht, Ihren Wunsch zu verwirklichen.«
»Ich kann nur wiederholen, dass ich keine Antwort weiß, Frau von Schoenecker. Sie haben Dinge ausgesprochen, die ich bis jetzt noch von mir geschoben habe. Ich muss erst mit mir selbst ins Reine kommen, ehe ich mich entscheiden kann. Das schulde ich meinem Jungen, Lilo Werner, ihrem Mann und auch dem kleinen Jochen.«
»Auch sich selbst schulden Sie es, Herr Magnus. Man irrt sich allzu leicht auf der Suche nach dem Weg ins vermeintliche Glück.«
»Ich habe Ihnen zu danken, gnädige Frau«, stieß Klaus Magnus hervor. »Sie haben mein Wort, dass ich Lilo Werner nicht mehr besuchen werde, ehe ich nicht weiß, wo ich stehe. Wenn ich darf, werde ich Ihnen dann ehrlich auf Ihre Fragen antworten.«
Denise von Schoenecker nickte ihm zu. »Und Sie werden den Versuch wagen, Freundschaft mit Ihrem Sohn zu schließen?«
»Wenn Sie glauben, dass es kein Fehler ist?«
*
Gerda Ahlsen tat ihre Arbeit und wollte nicht mehr an Klaus Magnus denken. Sie stürzte sich mit leidenschaftlichem Eifer in ihre Aufgaben und leistete überdurchschnittliches, was ihr Lob und Bewunderung eintrug. Sie gestand sich nicht ein, dass dieser Übereifer nur eine ständige Flucht vor ihrer heimlichen Sehnsucht war, und vor der schmerzlichen Erinnerung an die Enttäuschung, die sie erlitten hatte.
Von Arnulf Jörgens kam ein Brief. Er schickte auch viele Blumen. Ihr Vater sagte ihr am Telefon, dass Arnulf nun öfters bei ihnen vorbeikomme, um sich ein wenig mit ihm und der Mutter zu unterhalten. Man verstehe sich ausgezeichnet. Arnulf Jörgens sei ein Mann, wie man ihn in den jüngeren Generationen nur selten antreffe.
Armer Vater, dachte Gerda am anderen Ende der Leitung. Du möchtest so gern einen honorigen Schwiegersohn haben. Aber du wirst dich damit abfinden müssen, dass ich nicht heirate.
Gerda klammerte sich an ihre beruflichen Erfolge, dachte aber manchmal, sie könnte bei Lilo Werner anrufen und sie fragen, ob Klaus überhaupt bei ihr gewesen war. Natürlich machte es ihr nicht viel aus, aber sie wollte es ganz gern wissen.
Doch ihr Stolz verbot ihr immer wieder, das Telefongespräch mit Lilo tatsächlich zu führen. Es geht vorüber, dachte sie. Ich werde nichts mehr von ihm hören und ihn vergessen.
*
Ob Andreas Vorgehen nun richtig gewesen war oder nicht – Jochens Eltern blieben ahnungslos. Sie erfuhren nicht, dass ihr kleiner Sohn sie belauscht hatte, und auch von seinem heimlichen Ausflug in der Nacht erhielten sie keine Kenntnis.
Während Lilo Werner vergeblich auf einen Besuch von Klaus Magnus wartete, stand Siegfried Werner in ständiger telefonischer Verbindung mit Rita Hellmann. Selbstverständlich führte er seine langen und vertraulichen Gespräche von seinem Büro aus. Dann sprachen sie von ihren hochfliegenden geschäftlichen Plänen und von ihrer leidenschaftlichen Liebe. Siegfried Werner fühlte sich von seinem starken Gefühl für Rita beflügelt und brachte mit seinem Arbeitstempo die beiden Mitarbeiter seines Büros völlig außer Atem. Lilo hat mich gelähmt, dachte er. Das, was ich jetzt schaffe, wäre mir ohne die Begegnung mit Rita nie gelungen.
Wenn er an Lilo dachte, hatte er kein schlechtes Gewissen. Es war ihm nicht verborgen geblieben, dass zwischen ihr und Klaus Magnus nicht nur von gemeinsamen Erinnerungen die Rede gewesen war. Schon die Anwesenheit des Freundes zu so ungewöhnlicher Stunde, als er unangemeldet heimgekehrt war, hatte ihn belehrt, dass auch Lilo eine für sie bedeutungsvolle Begegnung gehabt hatte. Ein paar Bemerkungen von Jochen hatten das Bild abgerundet.
Siegfried war darüber nicht böse, sondern eher erleichtert. Für Lilo fand sich auf diese Weise eine glückliche Lösung.
So gab es eigentlich nur einen einzigen Punkt, der ihn in diesen Tagen beunruhigte. Schon bei ihrem ersten entscheidenden Gespräch hatte er sich nicht erklären können, warum Lilo ihm gegenüber nicht offen über ihre Beziehung zu Klaus Magnus sprach. Wäre es nicht einfach und ganz natürlich gewesen, wenn sie zugegeben hätte, dass sein Wunsch ihren eigenen Absichten entgegenkomme? Es lag Lilo auch nicht, mit einer Sache hinter dem Berg zu halten. Das ließ nur den Schluss zu, dass zwischen ihr und Klaus Magnus noch keine endgültige Klarheit herrschte. Selbstverständlich konnte er sie nicht danach fragen. Er musste warten, dass sie von sich aus darauf zu sprechen kommen würde.
Wenn Siegfried Werner mit Rita Hellmann telefonierte, gab er vor, dass jede Einzelheit der Scheidung zwischen ihm und seiner Frau bereits geregelt sei. Sie werde den Vater des kleinen Jungen heiraten, den sie als Pflegekind aufgenommen hatten. Die Familie werde mit zwei Buben die Reise nach Südafrika antreten.
Eine Scheidung ohne Tränen, pflegte Rita zu sagen. Auch an diesem Tag hatte sie diesen Ausspruch bereit. »Bist du schon mit einem Anwalt in Verbindung getreten?«, erkundigte sie sich.
Er lachte. »Ich habe einfach keine Zeit, Rita. Zwar ist die Scheidung wichtig und eilig, aber die Geschäfte haben nun einmal Vorrang. Ich stecke bis über die Ohren in der Arbeit.«
»Ich bin sehr ungeduldig, Liebster. Außerdem habe ich ein klein wenig Angst, dass deine Frau es sich anders überlegen und plötzlich nein sagen könnte.«
»Lilo ist nicht so wankelmütig. Man kann sich auf ihr Wort verlassen. Schließlich will sie wieder heiraten und mit Magnus nach Südafrika gehen. Warum willst du unserem Glück nicht vertrauen, Rita?«
»Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass deine Frau sich leichten Herzens von dir trennt. Ich würde mich mit Krallen und Zähnen wehren, würdest du von mir die Scheidung verlangen. Bei mir kämst du nicht so leicht davon. Was mir einmal gehört, das gebe ich nicht mehr her.«
»Umso besser, Rita. Ich könnte mich von dir ebenso wenig trennen. Zwischen Lilo und mir waren die Beziehungen nie so wie zwischen dir und mir. Manchmal kommt es mir vor, als hätte ich gar nicht richtig gelebt in den vergangenen acht Jahren.«
»Ich verspreche dir, dass wir intensiv leben werden. Jede Minute wird Neues bringen, jeder Augenblick spannend und aufregend sein.«
»Ja, Rita, ich weiß es. Ich wünschte, du wärst jetzt hier bei mir. Telefongespräche sind ein schrecklich unvollkommener Ersatz, wenn man Sehnsucht hat.«
Ihr leises Lachen brachte ihn fast um den Verstand.
»Ich wäre auch sehr viel lieber bei dir«, flüsterte sie in den Apparat. »Leider muss ich gleich in eine wichtige Konferenz. Nachher steht ein Essen mit zwei Herrn aus Paris auf dem Terminkalender, und heute Abend findet bei mir die übliche Party statt.«
»Ich bin auf jedes männliche Wesen eifersüchtig, das mit dir reden darf.«
»Was soll ich da erst sagen? Du bist noch mit deiner Frau verheiratet und zögerst die Scheidung absichtlich in die Länge.«
»Rita – das ist nicht wahr!«
»Schon