Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Hilfst du mir ein bisschen, Vati? Ich muss die Meerschweinchen versorgen. Der Käfig ist furchtbar schmutzig. Sonst hat Klaus das immer für mich gemacht.«
Siegfried Werner hatte sich für diesen Sonnabend eine Menge Arbeit mit nach Hause gebracht. Nun zog er die Brauen nervös zusammen, denn er ließ sich nur ungern stören. Jede Minute erschien ihm kostbar. Gar zu viel hatte er in letzter Zeit zu tun.
»Erst willst du unbedingt einen ganzen Zoo haben, und dann wird es dir zu viel, für die Tiere zu sorgen«, schalt er ungeduldig.
Jochen seufzte laut. Seinen kleinen Dickkopf um jeden Preis durchzusetzen, das hatte er sich innerhalb dieser wenigen Tage restlos abgewöhnt. Sein Verhältnis zu den Eltern war ein völlig anderes geworden. Früher hätte er geweint, mit dem Fuß gestampft und dann natürlich seinen Willen bekommen. Jetzt schlich er sich widerspruchslos davon und machte sich daran, seine Meerschweinchen zu betreuen. Er reinigte den großen Käfig und streute ihn mit frischem Sand aus. Die Futternäpfchen rieb er blitzblank und füllte sie dann neu. Niemand sah, dass er bei dieser Beschäftigung still vor sich hin weinte.
Lilo Werner lag oben im Schlafzimmer auf dem Bett. Sie hatte Kopfschmerzen und quälte sich noch immer mit dem Warten auf ein Lebenszeichen von Klaus Magnus ab. Allmählich kam sie zu der Überzeugung, dass es für sein Ausbleiben und für sein hartnäckiges Schweigen einen bestimmten Grund geben müsse. Doch sie vermochte sich diesen Grund beim besten Willen nicht vorzustellen.
Jetzt öffnete sich die Tür, und Jochen schob sich herein.
»Spielst du ein bisschen mit mir, Mutti?«, fragte er leise. »Ich bin so allein.«
»Heute geht es nicht, Jochen. Mir tut der Kopf so weh. Geh in dein Zimmer und male ein schönes Bild.«
»Hm.« Auch jetzt fügte sich Jochen wortlos. Bedrückt ging er wieder hinaus und setzte sich unschlüssig auf die Treppe.
Von unten her hörte er seinen Vater telefonieren. Zuerst war ihm das gleichgültig. Doch nach einer Weile stand er auf und ging leise die Treppe hinab, um ein wenig zu lauschen.
»Ich liebe dich, Rita«, sagte Siegfried Werner eben. »Wir sehen uns bald. Das verspreche ich dir. Ich halte es hier kaum noch aus.«
Jochen schlug das Herz. Er hielt den Atem an und wartete, ob sein Vater noch mehr sagen würde.
»Ich setze mich in der nächsten oder übernächsten Woche mit einem Anwalt in Verbindung, Rita«, ertönte nun wieder die Stimme des Vaters. »Bestimmt geht es schnell, weil wir uns völlig einig sind und auch wegen Jochen alles klar ist. Er wird bei meiner Frau bleiben, und ich verzichte auf den Jungen. Das ist die praktischste Lösung.«
Jochen schaute unwillkürlich zur Haustür. Ihm war die Kehle heiß und eng. Am liebsten hätte er laut geweint. Es stimmt also wirklich, dass Mutti und Vati sich scheiden lassen wollen. Und Vati würde die andere Frau heiraten.
Der kleine verzweifelte Junge hatte nicht darauf geachtet, dass das Telefongespräch im Wohnzimmer inzwischen beendet worden war. Siegfried Werner öffnete die Tür und hätte seinen Sohn fast über den Haufen gerannt.
»Was machst du denn hier?«, fuhr er Jochen an, weil ihn der Gedanke, der Junge könnte zugehört haben, erschreckte.
»Ich? Gar nichts, Vati«, stotterte Jochen, konnte aber nicht verhindern, dass ihm nun dicke Tränen über die Bäckchen liefen.
»Warum weinst du denn auf einmal?« Das klang schon ein wenig freundlicher.
»Ich …, ich habe solche Angst, Vati.« In der Kinderstimme zitterte alles Leid der Welt.
Siegfried Werner war ein wenig betroffen und beugte sich zu Jochen herab. »Wovor fürchtest du dich, Jochi?«, fragte er etwas unsicher. »Ich bin doch da.«
Jochen weinte nun bitterlich. Das, was er sagte, konnte Siegfried Werner zunächst nicht verstehen, denn die zusammenhängenden Worte des Buben wurden von lauten Schluchzern erstickt.
»Komm, wir wollen der Sache gemeinsam auf den Grund gehen, Jochi.«
Siegfried Werner hob seinen Sohn hoch und trug ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn auf die Knie nahm und ihm mit seinem großen weißen Taschentuch die Tränen abwischte. Es dauerte ein ganzes Weilchen, ehe Jochen sich so weit gefasst hatte, dass er sagen konnte, was ihn bedrückte.
»Ich habe Angst, weil du mich nicht mehr lieb hast, Vati. Keiner hat mich lieb.« Jochens Tränen begannen von Neuem zu fließen.
»Wer behauptet denn so etwas? Warum sollte ich dich nicht mehr lieb haben? Das ist doch ganz dummes Zeug.«
Jochen schniefte vernehmlich. »Weil du die fremde Frau heiraten willst. Ich muss bei Mutti bleiben, und ihr seid dann geschieden, genau wie Anjas Eltern.«
Siegfried Werner erschrak. »Wie kommst du darauf?«, fragte er hastig.
»Weil ihr davon geredet habt, du und Mutti. Aber ich will das nicht. In der Nacht bin ich heimlich weggelaufen – zu Frau von Lehn ins Tierheim. Sie hat mich wieder heimgebracht. Ihr habt gar nicht gemerkt, dass ich weg war.«
»Hast du Frau von Lehn etwas erzählt, dass wir uns vielleicht scheiden lassen wollen?«
»Ja, aber sie hat gesagt, dass ich es nicht richtig verstanden habe. Sie dachte sogar, ich hätte es bloß geträumt. Aber es war kein Traum. Du willst die Frau heiraten, die keine Kinder mag. Das will ich einfach nicht.«
Jochen wurde jetzt von einem regelrechten Weinkrampf geschüttelt. Sein Vater suchte vergeblich nach tröstenden, beruhigenden Worten. Ihm wollte kein einziges einfallen.
»Vielleicht kriegt ihr einen neuen Vater – du und Klaus«, meinte er unsicher. »Onkel Klaus Magnus.«
»Aber er ist nicht mein richtiger Vater. Mutti wird dann nur noch Klaus lieb haben und mich gar nicht mehr. Früher war es anders, da mochte sie mich viel besser leiden als Klaus. Und dich kann ich dann auch nicht sehen, weil Südafrika viel zu weit weg ist.«
»Mutti und ich haben dich ganz bestimmt sehr lieb«, brachte Siegfried Werner gepresst hervor. »Du hast ganz recht. Südafrika ist schrecklich weit weg. Weißt du was? Du bleibst besser bei mir in Deutschland. Du würdest mir nämlich sehr fehlen.«
Jochen sah ihn mit großen Augen an. »Aber sie mag keine Kinder«, flüsterte er.
»Das stimmt nicht, Jochi. Du wirst sie kennenlernen, und sie wird dir gut gefallen.«
»Und Mutti?«
Siegfried Werner mied des Jungen Blick. Was sollte er darauf antworten?
»Es müsste wieder alles so sein wie früher«, seufzte Jochen auf.
»Pass nur auf, Jochi, es wird bestimmt viel, viel schöner werden. Wir ziehen fort von hier, in ein viel schöneres Haus.«
»Ich mag aber gar nicht weg von hier.«
»Wenn du das Haus erst gesehen hast, wirst du gleich dort bleiben wollen. Ich nehme dich mit, wenn ich das nächste Mal hinfahre.«
»Hm,