Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 253
»Hm, kann schon sein.«
»Du hast mir selber erzählt, dass Onkel Klaus Magnus immer hier war, als ich verreist war. Da musst du eigentlich wissen, ob sie sich mögen.«
»Ja, ich glaube, sie mögen sich ganz gern. Du – Vati?«
»Was denn, Jochi?«
»Zankt ihr euch dann, wenn ihr geschieden seid?«
»Mutti und ich? Warum sollten wir uns zanken?«
»Weil Anjas Eltern sich immer zanken. Aber vielleicht könnt ihr euch nicht zanken, wenn Mutti in Südafrika ist.«
»Wir zanken uns bestimmt nicht, Jochi. Wenn du bei mir bleibst und Mutti nach Südafrika geht, ist doch alles klar, Jochi.«
»Aber was soll ich machen, wenn ich Mutti einmal ganz schnell sehen will?«
»Ab und zu wirst du sie besuchen.«
Jochen schob die Unterlippe vor und schwieg beharrlich.
»Alles in Ordnung?«, fragte der Vater aufmunternd.
»Weiß nicht«, gab der Junge leise zurück. »Müsst ihr euch denn unbedingt scheiden lassen?«
Siegfried Werner schaute zum Fenster hinaus. Es war schwer, ja, unmöglich, einem siebenjährigen Jungen das zu erklären.
»Du wirst es später besser verstehen«, äußerte er zögernd.
»Wenn ich groß bin?«
»Ja.«
»Wenn ich groß bin, lasse ich mich bestimmt nicht scheiden«, sagte Jochen mit fester Stimme.
Siegfried Werner wollte über diesen allzu weit in die Zukunft reichenden Beschluss lächeln. Doch es gelang ihm nicht, denn sein kleiner Sohn schaute ihn ernst und traurig an. Die Angst war in dem Kinderherzen geblieben. Jochen fürchtete sich davor, geschiedene Eltern zu haben. Er konnte sich auch nicht vorstellen, von seiner Mutti getrennt zu werden.
*
Lilo hatte tiefe Schatten unter den Augen, als sie den Abendbrottisch abräumte. Sie war trotz ihrer Kopfschmerzen aufgestanden und hatte etwas zu essen gemacht. Jochen saß bereits in der Badewanne.
Siegfried räusperte sich. »Vielleicht fahre ich morgen zu Rita, Lilo. Oder nein, das wäre zu kurz anberaumt. Ich muss auch erst die Entwürfe für die neue Seifenwerbung fertig machen. Aber in acht Tagen möchte ich dann bestimmt zu ihr fahren.«
»Natürlich. Du brauchst mich doch nicht um Erlaubnis zu fragen.«
»Hättest du etwas dagegen, dass ich Jochi mitnehme?« Die Frage wollte nicht so ohne Weiteres über seine Lippen.
»Jochen? Warum denn?«
»Ich möchte, dass er Rita kennenlernt. Er kam vorhin zu mir und war recht unglücklich. Durch einen dummen Zufall hat er eine Unterhaltung zwischen uns mitangehört. Er weiß bereits, dass wir die Absicht haben, uns zu trennen.«
Lilo erschrak.
»Wirklich? Versteht er das überhaupt?«
»Seine Schulfreundin Anja, deren Eltern geschieden sind, hat ihm allerlei erzählt. Jochen ist sogar einmal heimlich bei Frau von Lehn gewesen.«
»Bei der Dame mit dem Tierheim?«, fuhr Lilo ärgerlich auf.
»Ja, Lilo. Er scheint ihr sein Herz ausgeschüttet zu haben. Er behauptet, das ganze habe sich nachts abgespielt. Das wird wohl nicht stimmen.«
»Nachts? Das ist unmöglich. Vielleicht war es ein bisschen dunkel. Angenehm ist es mir nicht, dass er ausgerechnet bei Frau von Lehn war. Sie hat so eine Art, sich in alles einzumischen.«
Siegfried hob die Schultern. »Frau von Lehn ist mir nicht wichtig. Aber mein Jochi!«
»Wie meinst du das?« Lilo hatte eben das Tischtuch zusammengelegt. Sie ließ nun die Hände sinken und sah ihren Mann forschend an.
»Jochi möchte lieber bei mir bleiben. Ich war selbst verwundert.«
»Was soll denn nun werden?«, fragte Lilo tonlos.
»Ich finde, man muss die Wünsche eines Kindes respektieren. Deshalb will ich Jochi mitnehmen. Rita und er sollen Freundschaft schließen.«
»Du sagst, Frau Hellmann sei an Kindern nicht interessiert!«
»Wenn sie Jochi sieht, wird sie ihn sofort ins Herz schließen. Die beiden verstehen sich bestimmt auf Anhieb.«
»Dass es ihm gar nichts ausmacht, sich von mir zu trennen!« Lilos Stimme klang rau und fremd.
»Jungen fühlen sich halt mehr zum Vater hingezogen. Er wird dich natürlich einmal besuchen.«
»Ja.« Lilo wandte sich ab und legte das Tischtuch weg. Eine Träne rann über ihre Wange. Hastig wischte sie sie mit dem Handrücken fort.
Siegfried Werner war zufrieden mit sich. Er fand, er verhalte sich seiner Frau gegenüber durchaus korrekt und fair. Die Aussicht, seinen Jungen behalten zu können, stimmte ihn glücklich.
»Ich gehe nach oben, um Jochen die Haare zu waschen«, sagte Lilo leise und ging hinaus.
Warum macht sie ein so trauriges Gesicht, dachte der Mann. Warum spricht sie nicht endlich in aller Offenheit über ihre eigenen Pläne?
Etwa eine Viertelstunde verging. Dann rief Jochen nach seinem Vater. Der Junge lag im Bett und duftete nach Sauberkeit und Seife.
»Gute Nacht, Jochi. Vorhin habe ich mit Mutti schon ausgemacht, dass wir zwei nächste Woche zu Tante Rita Hellmann fahren.«
»Hm. Mutti hat mich gefragt, ob ich wirklich mitkommen will.«
»Möchtest du?«
»Du sagst doch, dass sie nett ist. Ich fahre gern mit dir im Auto weg.«
»Nächstes Wochenende, Jochi. Ehrenwort.«
»Prima, Vati.«
Die Aussicht auf den Ausflug mit dem Vati ließ Jochens Kummer ein wenig in den Hintergrund treten. Siegfried Werner war überzeugt, dass nun alles in schönster Ordnung sei. Er umarmte seinen Jungen und löschte das Licht.
*
Die Zuneigung zwischen Klaus Magnus und seinem Sohn vertiefte sich rasch. Der Vater erzählte dem Jungen von seiner verstorbenen Mutter und zeichnete ein zartes, märchenhaftes Bild von Gabi Renz, wie er es selbst im Herzen bewahrt hatte.
»Wir würden sie lieb haben, wenn sie noch bei uns wäre«, sagte Klaus und schob seine Hand in die des Vaters.
Die beiden wanderten durch den Wald von Sophienlust.