Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

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Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant Gesammelte Werke bei Null Papier

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re­gel­mäs­si­gen zit­tern­den Schlag ei­nes Schmie­de­ham­mers auf ei­nem Am­bos un­ter­schei­den.

      Bald dar­auf sa­hen sie zur Rech­ten vor ei­nem nied­ri­gen Hau­se eine Kar­re hal­ten, wäh­rend un­ter ei­nem Vor­da­che zwei Män­ner ein Pferd be­schlu­gen. Herr d’A­gre­val nä­her­te sich ih­nen.

      »Ist hier das Ge­höft von Pe­ter Be­ne­dikt?« rief er.

      Ei­ner der Leu­te er­wi­der­te:

      »Nehmt den Weg links, ganz bis zum klei­nen Kaf­fee­hau­se und geht dann ganz rechts, es ist das drit­te vom Wege nach Po­ret, ein Tänn­chen vorm Tore, nicht zu ver­feh­len.«

      Sie wand­ten sich links. Sie ging jetzt ganz lang­sam mit wan­ken­den Kni­en, wäh­rend ihr Herz zum Zer­sprin­gen klopf­te.

      Bei je­dem Schritt mur­mel­te sie wie im Ge­bet: »Mein Gott! Mein Gott!« Eine furcht­ba­re Auf­re­gung schnür­te ihr die Keh­le zu, und sie schwank­te auf den Füs­sen, als wä­ren ihre Seh­nen zer­ris­sen.

      Herr d’A­gre­val, vor Auf­re­gung gleich­falls bleich, sag­te ihr et­was un­wirsch:

      »Wenn Sie sich jetzt schon nicht mehr be­herr­schen kön­nen, wer­den Sie al­les so­fort ver­ra­ten. Su­chen Sie sich doch zu fas­sen.«

      »Ach wie kann ich das?« seufz­te sie. »Mein Kind! Wenn ich den­ke, dass ich mein Kind se­hen wer­de!«

      Sie folg­ten ei­nem je­ner klei­nen Feld­we­ge, wie man sie so viel sieht, zwi­schen den Fel­dern der Ge­höf­te hin­durch­füh­rend, be­schat­tet von ei­ner Dop­pel­rei­he Bu­chen zu bei­den Sei­ten der Grä­ben.

      Und plötz­lich stan­den sie vor ei­nem höl­zer­nen Schlag­baum, den eine jun­ge Tan­ne be­schat­te­te.

      »Hier ist’s«, sag­te er.

      Sie blie­ben ste­hen und schau­ten.

      Der mit Ap­fel­bäu­men be­pflanz­te Hof war ziem­lich groß und dehn­te sich bis zu dem klei­nen stroh­be­deck­ten Wohn­hau­se aus. Ge­gen­über lag der Pfer­de­stall, die Scheu­ne, der Kuh­stall, das Hüh­ner­haus. Un­ter ei­nem Zie­gel­dach stan­den die Acker­wa­gen, Kar­ren, Schieb­kar­ren, das Ca­brio­let. Vier Kühe wei­de­ten in dem ho­hen grü­nen Gra­se im Schat­ten der Bäu­me, wäh­rend in al­len Win­keln des Ge­höf­tes schwar­ze Hüh­ner her­um­trip­pel­ten.

      Man hör­te nichts; die Tür des Hau­ses stand zwar of­fen, aber man konn­te im In­nern nie­mand er­bli­cken.

      Sie tra­ten ein. So­fort stürz­te aus ei­nem Fas­se am Fus­se ei­nes großen Birn­bau­mes ein schwar­zer Hund her­vor und be­gann ein wü­ten­des Ge­bell.

      Als sie nä­her ka­men, sa­hen sie an der Mau­er des Hau­ses vier Bie­nen­stö­cke mit ih­ren gel­ben Stroh­kup­peln ge­lehnt.

      »Ist je­mand hier?« rief Herr d’A­gre­val, als sie an der Tür stan­den. Als­bald er­schi­en ein Kind, ein klei­nes Mäd­chen von un­ge­fähr zehn Jah­ren, in Hemd und Lei­nen­röck­chen, mit blos­sen schmut­zi­gen Füs­sen und furcht­sa­mer trot­zi­ger Mie­ne. Es blieb im Tür­rah­men ste­hen, als woll­te es den Ein­gang weh­ren.

      »Was wol­len Sie?« frag­te es.

      »Ist Dein Va­ter da?«

      »Nein.«

      »Wo ist er?«

      »Ich weiß nicht.«

      »Und Dei­ne Mut­ter?«

      »Bei den Kü­hen.«

      »Kommt sie bald zu­rück?«

      »Weiß nicht.«

      Und plötz­lich, als ob sie fürch­te­te, dass man sie mit Ge­walt weg­füh­ren wer­de, sag­te die alte Dame in ener­gi­schem Tone:

      »Ich gehe nicht fort ohne ihn ge­se­hen zu ha­ben.«

      »Wir wer­den auf ihn war­ten, lie­be Freun­din!«

      Als sie zu­rück­gin­gen, be­merk­ten sie eine Bäue­rin, die auf das Haus zu­kam und in den Hän­den zwei blan­ke Blechei­mer trug, in de­nen sich hin und wie­der ein Strei­fen des grel­len Son­nen­lichts mit plötz­li­chem Re­flex spie­gel­te.

      Sie hin­k­te auf dem rech­ten Fus­se und sah in ih­rem dun­kel­brau­nen, ver­wa­sche­nen und von der Son­ne fuch­sig ge­wor­de­nen Brust­tuch wie eine Magd aus, elend und schmut­zig.

      »Da ist die Mut­ter«, sag­te das Kind.

      Nä­her­kom­mend sah die­se die Frem­den un­freund­lich und miss­trau­isch an, ging aber ru­hig ins Haus, als hät­te sie sie gar nicht be­merkt.

      Sie schi­en alt, das Ge­sicht run­ze­lig, gelb und rau; eine Art Holz­ge­sicht, wie es die Bäue­rin­nen oft ha­ben.

      »Sagt ’mal, gute Frau«, rief Herr d’A­gre­val sie zu­rück, »wür­den Sie uns nicht zwei Glas Milch ver­kau­fen?«

      Sie er­schi­en wie­der un­ter der Tür, nach­dem sie die Ei­mer fort­ge­stellt hat­te und sag­te mür­risch:

      »Ich ver­kau­fe kei­ne Milch.«

      »Aber wir sind sehr durs­tig und die alte Dame hier ist sehr er­schöpft. Kann man denn nicht für Geld und gute Wor­te et­was zu trin­ken ha­ben?«

      Die Bäue­rin sah sie miss­trau­isch und ver­dros­sen an.

      »Da Sie nun ein­mal da sind«, ent­schied sie end­lich, »muss ich Ih­nen wohl was ge­ben«, und sie ver­schwand im Hau­se.

      Hier­auf kam zu­nächst das Kind mit zwei Stüh­len her­aus, die es un­ter einen Ap­fel­baum setz­te; ihm folg­te die Mut­ter mit zwei Glä­sern schäu­men­der Milch, wel­che sie den Frem­den reich­te. Sie blieb bei ih­nen ste­hen, als woll­te sie sie über­wa­chen und ihre Ab­sich­ten er­grün­den.

      »Ihr kommt von Fe­camp?« frag­te sie.

      »Ja, wir sind für den Som­mer in Fe­camp«, ant­wor­te­te d’A­gre­val. Dann fuhr er nach ei­ner Pau­se fort: »Könn­tet Ihr uns nicht alle Wo­chen ei­ni­ge Hüh­ner ver­kau­fen?«

      Die Bäue­rin zö­ger­te, dann sag­te sie end­lich:

      »Nun, ja, wenn es sein muss; wollt Ihr jun­ge?«

      »Ge­wiss, jun­ge.«

      »Wie viel zahlt Ihr jetzt auf dem Mark­te da­für?«

      d’A­gre­val wuss­te

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