Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

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Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant Gesammelte Werke bei Null Papier

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ihr in Ge­gen­wart des Man­nes nicht die Hand zu küs­sen wag­te, wie er es sonst tat.

      Sie war ru­hig und lus­tig wie eine Frau, die an al­les ge­wöhnt war und die in ih­rer an­ge­bo­re­nen Ver­dor­ben­heit die­se Be­geg­nung ganz na­tür­lich und ein­fach fand. Dann kam Lau­ri­ne und hielt küh­ler als sonst Du­roy ihre Stirn hin; die Ge­gen­wart ih­res Va­ters mach­te sie schüch­tern.

      »Nun,« sag­te die Mut­ter, »heu­te nennst du Herrn Du­roy nicht mehr Bel-Ami?«

      Das Kind er­rö­te­te, als hät­te man eine große In­dis­kre­ti­on be­gan­gen, et­was ver­ra­ten, was man nicht sa­gen darf, ein Ge­heim­nis ih­res Her­zens aus­ge­plau­dert.

      Als das Ehe­paar Fo­res­tier kam, war man über das Aus­se­hen von Charles ent­setzt. In der letz­ten Wo­che war er furcht­bar blass und ma­ger ge­wor­den und hus­te­te un­auf­hör­lich. Er er­zähl­te, dass sie auf An­ord­nung des Arz­tes nächs­ten Don­ners­tag nach Can­nes füh­ren.

      Sie gin­gen früh­zei­tig nach Hau­se und kopf­schüt­telnd sag­te Du­roy:

      »Es geht ihm sehr schlecht. Ich glau­be kaum, dass er noch lan­ge le­ben wird.«

      »Oh, er ist ver­lo­ren«, er­wi­der­te Ma­da­me de Ma­rel­le mit Über­zeu­gung. »Hat er ein Glück ge­habt, so eine Frau zu fin­den!«

      »Hilft sie ihm viel?« frag­te Du­roy.

      »Und wie! Sie macht al­les. Sie ist über al­les im Bil­de, sie kennt je­den Men­schen, und tut da­bei so, als sehe sie nie­man­den. Sie setzt durch, was sie will, wie sie will und wann sie will. Oh, sie ist klug, ge­schickt und in­tri­gant wie kei­ne! Für einen Mann, der vor­wärts kom­men will, ist sie ein Schatz.«

      »Sie wür­de be­stimmt bald wie­der hei­ra­ten«, sag­te Ge­or­ges.

      »Ja,« ant­wor­te­te Ma­da­me de Ma­rel­le, »ich wäre gar nicht er­staunt, wenn sie jetzt schon je­man­den in Sicht hät­te … einen Ab­ge­ord­ne­ten … vor­aus­ge­setzt … dass er nicht nein sagt … denn … denn es gibt schwe­re Hin­der­nis­se … mo­ra­li­scher Art. Üb­ri­gens, was weiß ich?«

      Herr de Ma­rel­le brumm­te et­was un­ge­dul­dig:

      »Du weißt, ich lie­be nicht, wenn du sol­che An­deu­tun­gen machst. Mi­schen wir uns nie ein in die An­ge­le­gen­hei­ten des an­de­ren, es ge­nügt, wenn man selbst ein ru­hi­ges Ge­wis­sen be­wahrt. Das soll­te für je­den ein Ge­setz sein.«

      Du­roy ver­ab­schie­de­te sich et­was ver­wirrt, und un­kla­re Kom­bi­na­tio­nen schwirr­ten durch sei­nen Kopf.

      Als er am nächs­ten Tag Fo­res­tiers be­such­te, traf er sie beim Pa­cken. Charles lag auf ei­nem Di­wan, at­me­te schwer und wie­der­hol­te im­mer:

      »Ich hät­te vor ei­nem Mo­nat rei­sen sol­len.«

      Dann gab er Du­roy eine Rei­he Auf­trä­ge für die Zei­tung, ob­wohl al­les schon mit Herrn Wal­ter ge­re­gelt und be­spro­chen war. Als Ge­or­ges ging, drück­te er ihm leb­haft die Hand und sag­te:

      »Also, auf bal­di­ges Wie­der­se­hen, al­ter Freund!«

      Ma­da­me Fo­res­tier be­glei­te­te ihn bis zur Tür und er sag­te ihr mit plötz­li­cher Herz­lich­keit:

      »Ver­ges­sen Sie nicht un­se­re Ver­ein­ba­rung. Wir sind Freun­de und Ver­bün­de­te, nicht wahr? Also, wenn Sie mich brau­chen, zö­gern Sie nicht, ein Te­le­gramm oder ein Brief — und ich ge­hor­che.«

      »Dan­ke, ich wer­de es nicht ver­ges­sen«, flüs­ter­te sie.

      Und ihre Au­gen sag­ten ihm: »Dan­ke«, mit ei­nem tie­fen, in­ni­gen Blick.

      Als Du­roy die Trep­pe hin­un­ter­ging, be­geg­ne­te er dem Gra­fen Vau­drec, den er schon ein­mal bei ihr ge­se­hen hat­te, und der lang­sam die Trep­pe her­auf­kam. Der Graf schi­en trau­rig zu sein, viel­leicht we­gen der Abrei­se.

      Der Jour­na­list woll­te sich als Welt­mann zei­gen und grüß­te ihn au­ßer­or­dent­lich zu­vor­kom­mend.

      Der Graf er­wi­der­te sei­nen Gruß höf­lich, aber et­was von oben her­ab.

      Am Don­ners­tag abend reis­te das Ehe­paar Fo­res­tier ab.

      VII.

      Fo­res­tiers Ab­we­sen­heit mach­te die Stel­lung Du­roys in der Re­dak­ti­on der Vie Françai­se noch ein­fluss­rei­cher. Au­ßer den Lo­kal­be­rich­ten un­ter­zeich­ne­te er auch meh­re­re Leit­ar­ti­kel, denn der Chef ver­lang­te, dass ein je­der die Verant­wor­tung für sei­ne Auf­sät­ze selbst trü­ge. Er hat­te hin und wie­der klei­ne Zei­tungs­feh­den, die er stets geist­reich und ge­schickt durch­focht, und sei­ne fort­wäh­ren­den Be­zie­hun­gen zu Staats­män­nern be­rei­te­ten ihn all­mäh­lich dar­auf vor, ein ge­wand­ter und scharf­bli­cken­der Re­dak­teur zu wer­den.

      Er sah nur einen dunklen Punkt an sei­nem Ho­ri­zont. Er kam von ei­nem klei­nen, op­po­si­tio­nel­len Blatt, das sich »Die Fe­der« nann­te. Die Zei­tung, die ihn oder viel­mehr in ihm den Nach­rich­ten­re­dak­teur der Vie Françai­se be­stän­dig an­griff, nann­te ihn den Über­ra­schungs­chef des Herrn Wal­ter und ver­öf­fent­lich­te täg­lich Nie­der­träch­tig­kei­ten, bos­haf­te Be­mer­kun­gen und Ver­leum­dun­gen al­ler Art ge­gen ihn.

      Ei­nes Ta­ges sag­te Jaques Ri­val zu Du­roy:

      »Sie las­sen sich viel ge­fal­len.«

      »Was wol­len Sie,« stam­mel­te der an­de­re, »es sind kei­ne di­rek­ten An­grif­fe.«

      Als er ei­nes Nach­mit­tags den Re­dak­ti­ons­saal be­trat, hielt ihm Bois­renard die letz­te Num­mer der »Fe­der« hin.

      »Le­sen Sie! Es steht schon wie­der eine un­an­ge­neh­me Be­mer­kung ge­gen Sie dar­in.«

      »Wor­über denn?«

      »Nichts von Be­deu­tung, über die Ver­haf­tung ei­ner Frau Au­bert durch einen Agen­ten der Sit­ten­po­li­zei.«

      Ge­or­ges Du­roy nahm die Zei­tung und las einen Ar­ti­kel mit der Über­schrift: »Du­roy amü­siert sich.«

      »Der pro­mi­nen­te Re­por­ter der Vie Françai­se teilt heu­te der Welt mit, dass die Frau Au­bert, de­ren Ver­haf­tung durch einen Be­am­ten der ver­hass­ten Sit­ten­po­li­zei wir ges­tern mel­de­ten, nur in un­se­rer Ein­bil­dung exis­tie­re. Nun wohnt aber die be­tref­fen­de Per­son am Mont­mar­tre 18 Rue d’E­cu­reuil. Wir ver­ste­hen üb­ri­gens voll­kom­men, wel­che Vor­tei­le die Agen­ten der ›Wal­ter­bank‹ dar­an ha­ben kön­nen, die In­ter­es­sen

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