Zucker im Tank. Andreas Zwengel

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Zucker im Tank - Andreas Zwengel

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Form von Mannschaftssport erhaben fühlte.

      “Nichtfußballer: Klappe zu“, zischte Berger und setzte sich wütend wieder hin.

      Garth fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und ließ sie in den Schoß sinken. Seine bullige Statur sorgte dafür, dass die Menschen auf Abstand blieben. Er wirkte nicht dick, sondern nur aus der Form geraten. Allerdings überschätzten die meisten Leute die körperliche Bedrohung, die von ihm ausging. Ein Fehler, den er nicht zu korrigieren gedachte. “Ich darf mal zusammenfassen. Wir hocken jetzt schon seit einer halben Stunde in diesem stickigen Raum. Das Einzige, was wir bisher erreicht haben, ist, dass ein paar alte Feindschaften wieder aufgebrochen sind. Aber von einem konstruktiven Beitrag weit und breit keine Spur.“

      “DieWir-wissen-nicht-um-welchen-Stoff-es-sich-handelt,-aber-er-ist-auf-jeden-Fall-ungefährlich-Masche wird nicht funktionieren und den Titel als Luftkurort können wir auch vergessen“, scherzte Max Krabbe.

      “Deine Beiträge waren auch nicht gerade erhellend, Herr Bürgermeister“, murmelte Dörr.

      Garth ignorierte die Bemerkung, doch Villeroys Kopf wandte sich mit einem süffisanten Lächeln dem Tankstellenpächter zu. Der Anwalt besaß ein verweichlichtes Aussehen, aber er konnte einen ansehen wie ein Giftmörder, dessen angebotenen Drink man gerade heruntergekippt hatte. Villeroy war stets bei den Sitzungen präsent, saß schweigend hinter Garth und beobachtete die Gemeindevertreter, die seinem Blick auswichen. Villeroy hatte in seinem Leben wenig getan, das ihm irgendwelche Sympathien zuspielen könnte. Auch die Anwesenden hielten nichts von ihm, aber sie würden sich hüten, eine abfällige Bemerkung zu machen, solange sie fürchten mussten, dass Garth es hörte oder einer der Anwesenden es ihm erzählen konnte. Selbst Garth wusste nicht alles über Villeroy. Der Anwalt wich zwar nur selten von seiner Seite, doch dies führte nicht zum Austausch privater Gedanken. Geld war für Villeroy wichtig, soviel wusste Garth. Er aß gerne gut und lernte Sprachen. Jedes Jahr eine andere. Dieses Jahr war es Finnisch. Warum auch immer.

      “Wir müssen endlich zu einer Einigung kommen, wie unsere nächsten Schritte aussehen sollen“, fasste Bach zusammen.

      Berger erhob sich theatralisch. “Zunächst einmal müssen wir herausfinden, wer hinter diesem Schlamassel steckt. Das sagte ich bereits.“

      Garth seufzte. “Und ich antwortete bereits, es ist Aufgabe der Polizei, den oder die Täter zu fassen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, Schadensbegrenzung zu betreiben. Das heißt, wir müssen das Ansehen unseres Dorfes bewahren und dafür sorgen, dass wir in der Presse nicht allzu schlecht dastehen.“ Für ihn war die ganze Veranstaltung ein einziges Déjà-vu, er hatte alles sinngemäß schon dreimal gehört. Und er wusste, was Rolf Berger, der Metzger, als Nächstes sagen würde.

      “Wir wissen doch alle, wer hinter dieser Sache steckt“, erklärte Berger so energisch, als wäre es das erste Mal an diesem Tag.

      “Ihre Theorie in allen Ehren“, sagte Bach, “aber in den letzten zwölf Monaten wollten Sie wirklich alles, was in dieser Gegend schiefgelaufen ist, diesem Mitbürger anhängen.“

      “Dass du ihn verteidigst, wundert mich nun gar nicht. Du gehörst doch zu diesen studierten Liberalen, die jeden Täter in Watte packen wollen.“

      “Genau“, bestätigte Dörr, der die Bemerkung über den Alkoholausschank noch nicht vergessen hatte.

      “Ich habe ebenfalls studiert“, sagte Krabbe und wurde etwas größer in seinem Sessel.

      “Nichts gegen dich, Doc, immerhin bist du wichtig.“

      “Und ich wohl nicht“, entrüstete sich Bach.

      “Was er meinte, war o “, versuchte Amsel zu schlichten.

      “Dass jeder, der ein Studium absolviert hat, ein linksliberaler Spinner ist und kein Interesse an Regeln und Gesetzen hat. Das habe ich sehr wohl verstanden.“

      “Dir kann das ja wohl keiner unterstellen, Herr Bach“, sagte Berger mit bedeutungsschwangerer Stimme.

      Der Kopf des Lehrers fuhr zu ihm herum. “Was wollen Sie damit sagen?“

      “Nichts von Bedeutung.“

      “Das dachte ich mir.“

      Garth schüttelte nur den gesenkten Kopf.

      “Das hat ja wohl alles keinen Zweck“, begann Bach beschwichtigend. “Wie jeder im Raum weiß, vertritt Herr Berger nicht nur die üblichen Vorurteile gegen Personen, die nicht dem gängigen Erscheinungsbild entsprechen. Der erwähnte Mitbürger ist ihm darüber hinaus persönlich ein Dorn im Auge.“

      “Das ist Verleumdung“, brüllte Berger. “Ich habe keine Vorurteile. Der Kerl kurvt den lieben langen Tag durch die Gegend und keiner weiß so genau, was er eigentlich macht. Ich habe meinen Verdacht auch schon der Polizei gegenüber geäußert. Die hat meinen Hinweis jedenfalls ernst genommen.“

      “Hatte der kleine Gernhardt nicht mal was mit Bergers Tochter?“, tuschelte Rudolf Kernstein, der Geschäftsführer von Garths Autohaus, mit seinem Sitznachbarn Hellmuth Ziegler, der immer noch einen leicht glasigen Blick hatte.

      “Tja“, sagte Ziegler endlos gedehnt, “kurz nach seiner Scheidung, ging aber nur ein paar Wochen. Berger hat wirklich genug Gründe, Felix nicht zu mögen.“

      Beide kicherten leise.

      “Seht ihn euch doch nur mal an“, wetterte Berger weiter. “Und dann seine Kumpel aus dem Viertel, die inzwischen glücklicherweise verschwunden sind. Ich bitte euch! Dass solche Leute mit Drogen handeln, ist für mich alles andere als weit hergeholt.“

      Bach legte bedeutungsvoll die Handflächen auf den Tisch und beugte sich vor. “Aber dafür gibt es doch nicht den geringsten Beweis. Das Ganze erweckt in mir den Anschein, als wollten wir so schnell wie möglich einen Schuldigen finden, den wir der Polizei präsentieren können, damit die Angelegenheit unter den Teppich gekehrt werden kann.“

      “Na prima, jetzt hat auch der Herr Lehrer verstanden, weshalb wir hier sind“, spottete Dörr. “Wissen Sie, was ich glaube?“

      “Dass die Erde eine Scheibe ist?“

      Sofort war der Raum wieder von wildem Gebrüll erfüllt.

      Krabbe lehnte sich zu Garth hinüber und senkte unnötigerweise seine Stimme. “Was machen wir mit Chloe?“ Dabei benetzte er ihn mit seiner feuchten Aussprache. Garth hatte bei der Sitzplatzverteilung nicht aufgepasst und zu spät gemerkt, dass der Platz neben ihm frei gewesen war. Krabbe, der jede Gelegenheit nutzte, in Garths Nähe zu kommen, hatte die Gelegenheit genutzt, sich an ein paar Platzsuchenden vorbeigedrängt und sich schneller, als es höflich oder schicklich gewesen wäre, auf den freien Stuhl gesetzt.

      “Sie war ja immerhin mal mit Felix verheiratet?“, fuhr er sprühend fort. Garth deckte seine Kaffeetasse mit der flachen Hand ab und gab sich keine Mühe, es unauffällig zu tun.

      “Ich regele das schon“, versicherte er und erhob sich. Eine Weile lang nahm keiner von ihm Notiz, aber langsam kehrte Ruhe ein. Garth wartete geduldig ab, bis er die Aufmerksamkeit von allen besaß. Es überraschte ihn nicht, dass bei dieser Sitzung nicht der geringste Fortschritt erzielt worden war. Er sah in die erwartungsvollen Gesichter und wusste genau, was sie wollten. Er sollte ihnen sagen, sie könnten beruhigt nach Hause gehen und ihren Freunden und Familien erzählen, dass alles gut werden würde.

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