Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов

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      Aufseiten der Entente stellte sich die Situation ein wenig anders dar. Während sich Deutschland gezwungen sah, die finanzielle Last des Vierbunds alleine zu stemmen, gelang es Frankreich, zu Kriegsbeginn die zweitstärkste Finanzmacht, sich auf Anhieb selbst zu finanzieren und seinen Verbündeten in den ersten Phasen des Konflikts auszuhelfen. Diese Rolle als Finanzpartner währte nicht lange. Zunächst weil Großbritannien über größere Finanzreserven und die Unterstützung seines Weltreiches verfügte und außerdem weil die Kämpfe, die in weiten Teilen Frankreichs entbrannten, seine Wirtschaft und Produktionskapazitäten stark in Mitleidenschaft zogen. So wurde Großbritannien zum großen Geldgeber der Entente, wie schon in so vielen Koalitionskriegen zuvor. Im Verlauf des Krieges verlieh es ungefähr 1852 Millionen Pfund an seine Verbündeten und an sein Dominion, wovon 10 Prozent an das Britische Reich und sein Dominion gingen, 32,6 Prozent an Russland, 25 Prozent an Frankreich und 23,7 Prozent an Italien. Dennoch stammten diese Millionen nicht aus den britischen Reserven. Zusätzlich zu Kriegsanleihen und direkten wie indirekten Steuern hatte das Land am Ende des Fiskaljahrs 1918–1919 insgesamt 1365 Millionen Pfund im Ausland geliehen. 75 Prozent dieser Darlehen stammten aus den Vereinigten Staaten, aber auch Kanada, Japan, Argentinien und Norwegen hatten dem Britischen Reich und vermittelt darüber auch dessen Verbündeten Geld geliehen. Großbritanniens Verbündete profitierten so von der britischen Kreditmacht auf dem internationalen Markt und erhielten Geld zu deutlich günstigeren Konditionen, als sie ihnen allein zur Verfügung gestanden hätten.

      Allerdings bestärkte und vollendete der massive Rückgriff auf amerikanische Kredite auch die große Verschiebung der Finanzmacht von Europa in die Vereinigten Staaten. Vor deren Kriegseintritt im April 1917 hatten die Entente und ihre Verbündeten amerikanische Waren im Wert von ungefähr 7 Milliarden Dollar gekauft und sie mit Exporten, Goldverkäufen, der Liquidation kurzfristiger Auslandsschulden der Vereinigten Staaten und vor allem über Kredite bezahlt, die Washington in einer Gesamthöhe von 2,4 Milliarden Dollar gewährte. Alle diese Käufe und Darlehen dienten einem zusätzlichen Zweck, nämlich der direkten Verwicklung der amerikanischen Wirtschaft mit dem alliierten Lager – ein Kalkül, das sich als klug erwies, da die Vereinigten Staaten tatsächlich am Ende zum großen Teil wegen dieser finanziellen Beziehungen in den Krieg eintraten. Ab April 1917 verlieh die amerikanische Regierung weitere 7,47 Milliarden Dollar an ihre neuen Verbündeten, wovon das Gros zum Kauf amerikanischer Waren ausgegeben werden musste, was der amerikanischen Industrie und Produktion einen beträchtlichen Aufschwung verschaffte und zum Ausbau der wirtschaftlichen Überlegenheit des Landes beitrug. Die von den Vereinigten Staaten gewährten Darlehen und ihre Kriegsanstrengungen wurden durch Emission von Liberty-Bonds genannten Kriegsanleihen und durch merkliche Steuererhöhungen finanziert. Diese Finanzierung profitierte vor allem von den Bemühungen zur Inflationsbekämpfung der amerikanischen Federal Reserve, die Geld aus ihrer neuen Währungsreserve an die Banken verlieh, die dieses Geld ihrerseits an Private verliehen, um sie zum Kauf der Liberty-Bonds zu ermutigen. Dadurch konnten die wirklichen Kosten des Krieges vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten werden.

       Ungezügelter Rückgriff auf den Inlandskredit

      In der Zwischenkriegszeit begrub der riesige Schuldenberg die Weltwirtschaft und das internationale Währungssystem unter sich und half ein Klima schaffen, in dem die Weltwirtschaftskrise zum Ausbruch kam. Die Diskussion um den multilateralen Schuldenerlass dominierte die internationalen Beziehungen über einen guten Teil der 1920er Jahre. Kaum zwanzig Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges brach unter den Spannungen, die nicht zuletzt infolge der Kosten und Finanzierungsmethoden dieses Konflikts entstanden waren, der Zweite Weltkrieg aus. Alle hatten noch die Lehren aus den finanziellen Herausforderungen des Ersten Weltkrieges in wacher Erinnerung, da diejenigen, die die Mittel zur Finanzierung dieses neuen Krieges finden sollten, oft genug dieselben waren wie 1914–1918. Das war der Fall bei John Maynard Keynes, der im Ersten Weltkrieg mit dem britischen Schatzamt zusammengearbeitet hatte. Nach der beträchtlichen Verschuldung in diesem Krieg waren fast alle Experten zu der Einschätzung gelangt, den neuen Krieg müsse man im Wesentlichen ohne Anhebung der Staatsschulden finanzieren (pay as you go), indem man vor allem auf Steuererhöhungen zurückgriff, wenngleich man damit rechnete, auch Anleihen zu verwenden und neues Geld zu drucken. Letzten Endes stellte sich heraus, dass diese Art von Finanzierung mehr einer Wunschvorstellung als der Realität entsprang, und so waren es die keynesianischen Theorien, die sich zugunsten der Neuverschuldung und auf Kosten eines ausgeglichenen Haushalts durchsetzten. Die Hauptkriegsteilnehmer bedienten sich völlig ungezügelt des Inlandskredits. Umgekehrt nahm man dieses Mal davon Abstand, Auslandskredite hinzuzuziehen, die unter den Alliierten zu einem hohen Verschuldungsniveau geführt und ihren Schatten über die gesamte Zwischenkriegszeit gelegt hatten. So entschieden die Vereinigten Staaten, statt den Alliierten direkt Geld zu leihen, ein Leih- und Pachtprogramm einzurichten, über das sie den gegen Deutschland, Italien und Japan im Krieg befindlichen Nationen im Austausch für vereinbarte Zahlungen ohne Einschränkung alle Güter und Ausrüstungsgegenstände lieferten, denen der US-Präsident Franklin D. Roosevelt bestätigte, unter das »Interesse der nationalen Verteidigung« zu fallen. Am Ende des Krieges hatten die Vereinigten Staaten ihren Verbündeten für 50,1 Milliarden Dollar Munition, Rohstoffe, Treibstoff, Industriemaschinen, Nahrungsmittel und Transportschiffe geliefert. Zu einem großen Teil ersetzten die von den Schuldnerstaaten erbrachten Opfer im Krieg die Rückzahlung; der Hauptteil dessen, was die Verbündeten schuldeten, wurde von den Vereinigten Staaten erlassen, wodurch jene Schuldenberge vermieden wurden, die das internationale System der Zwischenkriegszeit vergiftet hatten. Angeregt von der Erfahrung des Ersten Weltkrieges, entschieden sich die Regierungen für eine Geldpolitik, mit der sie die Verschuldung und die Inflation im Griff behalten konnten und die vor allem für jede Nation sicherstellte, dass ihre Produktionskapazität für Kriegsgerät sich lange vor dem zu seiner Finanzierung notwendigen Geld erschöpfte.

      Im expansionistisch ausgerichteten nationalsozialistischen Deutschland nahm diese Politik die Form einer strikten Preis- und Lohnkontrolle an. Der napoleonischen Methode folgend, die Besiegten für ihre eigene Besetzung zahlen zu lassen, wurden bei den Zentralbanken der eroberten Länder »Besatzungssteuern« erhoben. Da sie in die Wirtschaft Großdeutschlands eingebunden waren, unterlagen sie gleichermaßen der Preis- und Lohnkontrolle. In gleicher Weise finanzierte Japan seine Kriegsunternehmung in Asien und im Pazifik sowie seine Besetzung Südostasiens in erster Linie durch Ausgabe neuen Geldes, außerdem indem es sich ein striktes Geldmonopol vorbehielt und indem es die besetzten Gebiete im Namen der »Großostasiatischen Wohlstandssphäre« ausbeutete.

      In Großbritannien wurden eine Preis- und Lohnkontrolle, Zugriff auf den Diskontsatz und eine Kontrolle der Kapitalflüsse eingerichtet, um kurz- und langfristig die Inflation und die Schulden zu begrenzen. In der Sowjetunion mit ihrer Planwirtschaft funktionierte die Preis- und Lohnkontrolle bereits als Mittel der direkten Besteuerung der Bevölkerung, die zusammen mit den 1942 ausgegebenen Kriegsanleihen dem Land erlaubte, mehr als alle anderen europäischen Kriegsteilnehmer dem Ziel einer Finanzierung des Krieges ohne Erhöhung der Staatsschulden nahezukommen. Dennoch lastete der Krieg so schwer auf der Bevölkerung und den produktiven Ressourcen, dass die Belastung auch nach dem Krieg beträchtlich blieb. Den Vereinigten Staaten, die wie schon im Ersten Weltkrieg über eine solidere finanzielle Basis verfügten als die anderen Kriegsteilnehmer, gelang es am besten, die finanziellen Kosten des Zweiten Weltkrieges – ungefähr 413,7 Milliarden Dollar – mittels Rückgriff auf Steuern zu stemmen. So stieg die Einkommenssteuer von 1,6 Milliarden Dollar 1941 auf 18,7 Milliarden Dollar 1945. Dennoch reichte das nur für 46 Prozent der Kriegsausgaben, für den Rest kamen Geldschöpfung und Verschuldung auf. Die Federal Reserve ging, um den Anleihenmarkt zu stützen, beim direkten Aufkauf von Schuldtiteln der Regierung viel weiter als im Ersten Weltkrieg. Wie schon beim vorangegangenen Konflikt löste die Notwendigkeit einer vollen Schuldentilgung nach dem Krieg endlose Debatten aus. Doch wie zuvor gab man der Verschuldung aufgrund ihrer ökonomischen Vorteile als Triebmittel des Wirtschaftswachstums den Vorzug gegenüber Maßnahmen, die zur Rückzahlung der Schulden notwendig gewesen wären.

       Die UdSSR kann nicht mehr mithalten und

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