Eine Geschichte des Krieges. Группа авторов

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Kalten Krieg wurde aus der Großmachtkonkurrenz der vorangegangenen Jahrhunderte eine Auseinandersetzung zwischen Supermächten. In gleicher Weise trat an die Stelle der multilateralen Konflikte, die die vorherige Epoche gekennzeichnet hatten, eine Reihe von Stellvertreterkriegen, in denen die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion ihre Satellitenstaaten und nichtstaatliche Akteure dazu benutzten, sich an ihrer Statt zu bekriegen, wobei sie gelegentlich auch selbst in diese Regionalkriege eingriffen. Das war beispielsweise bei den verlustreichen Kriegen in Vietnam für die Vereinigten Staaten und in Afghanistan für die Sowjetunion der Fall. Als Konflikt war der Kalte Krieg zwar atypisch, aber nicht einzigartig. In der Vergangenheit hatte es bereits andere Konfrontationen zwischen Großmächten gegeben, bei denen es zu keiner direkten Auseinandersetzung gekommen war – wie das »Große Spiel« um Zentralasien zwischen Großbritannien und Russland –, sondern lediglich zu zahlreichen Scharmützeln unter lokalen Akteuren, woran sich nur gelegentlich auch eine europäische Kolonialmacht beteiligte. Nichtsdestotrotz war der Kalte Krieg ein Konflikt unerhörten Ausmaßes, und die eingesetzten Methoden waren außerordentlich. Die von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion zur Auslandshilfe und in internationalen Angelegenheiten zur Eindämmung oder Ausweitung des Kommunismus eingesetzten Ressourcen erwiesen sich als ebenso gewichtig wie die Milliarden – an Kosten für Material und Militärpersonal – an Ausgaben für die traditionelle Verteidigung. Das bedeutet keineswegs, dass die traditionellen Militärausgaben während des Kalten Krieges nicht explodiert wären: Der nukleare und konventionelle Rüstungswettlauf ab 1948 führte zu einem beispiellosen Ausgabenniveau. Tatsächlich zogen die von beiden Seiten produzierten Atomarsenale gleichermaßen eine Ausgabenerhöhung für die konventionellen Streitkräfte nach sich. Das National Security Memorandum Nr. 68 vom April 1950 unterstreicht die Notwendigkeit, »so schnell wie möglich die Luft-, Boden- und Seestreitkräfte [der Vereinigten Staaten] und die [ihrer] Verbündeten zu vergrößern, damit sie militärisch nicht derart von den Atomwaffen abhängig sind«.9 Die Vereinigten Staaten konnten die außerordentlichen Kosten des Kalten Krieges dank der Belastbarkeit ihrer Wirtschaft, des Haushaltsdefizits, der inflationistischen Geldschöpfung und Steuererhöhungen finanzieren. Der Druck auf die Sowjetunion, mit den Ausgaben des amerikanischen Militär-Industrie-Komplexes gleichzuziehen, trug zweifellos zu ihrem Zusammenbruch 1991 bei.

      In der Moderne ist die Finanzierung des Krieges ständiger Streitgegenstand zwischen Vertretern der Eigenmittelfinanzierung und Vertretern der Schuldenfinanzierung gewesen. Letztlich ist es der Kredit, der zusammen mit der monetären Manipulation ermöglicht, den Krieg im Maßstab moderner Konflikte zu führen. Auch die Fähigkeit, seine Verbündeten mit der notwendigen Finanzkraft auszustatten, hat sich für die Aufrechterhaltung großer Koalitionen als entscheidend erwiesen. In dieser Hinsicht markierte der Erste Weltkrieg eine bedeutende Verschiebung aufgrund der Anforderungen, die er an das Finanzsystem und den Umfang aufgenommener Kredite auf nationaler und vor allem internationaler Ebene stellte. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war die Methode der Kriegsfinanzierung durch Schulden zwar in Misskredit geraten, wurde aber trotzdem nicht aufgegeben. Der Zusammenbruch der Sowjetunion am Ende des Kalten Krieges zeigte deutlich, in welche Gefahren sich die Nationen begeben, wenn die Militärausgaben ihre finanziellen Möglichkeiten überschreiten. Kreditaufnahme ist der Schlüssel für Kriegführung. Wollte man den Gedanken Ciceros aktualisieren, müsste man sagen, dass unbegrenzter Kredit der Lebensnerv des Krieges ist – nervos belli, creditum infinitum.

      Jennifer Siegel ist Professorin an der Ohio State University. Sie ist Expertin für Diplomatie und Ökonomie im Krieg und Autorin insbesondere von For Peace and Money. French and British Finance in the Service of Tsars and Commissars (Oxford 2014).

       Literaturhinweise

      Die Literatur über Kriegsfinanzierung ist relativ überschaubar. In Financing the First World War (Oxford 2004) beklagt Hew Strachan, dass die finanziellen Herausforderungen des Ersten Weltkrieges und die Lösungen, die dafür gefunden wurden, von der Geschichtsforschung weitgehend ignoriert wurden, weil aus ihrer Sicht »die Maximierung der Ressourcen viel wichtiger war als die Handhabung des Geldes« (S. 1). Die Vorstellung, dass die Herausforderung der Produktion und des Nachschubs im Krieg ein dringlicheres Problem darstellt als das Finanzwesen, hat zu einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber der Kriegsfinanzierung geführt, wenn man von den Nation für Nation durchgeführten Fallstudien zu den verwendeten Finanzierungsmethoden absieht. Außerdem ist der Erste Weltkrieg nicht der einzige Krieg, in dem die Frage der Finanzierung so vernachlässigt wurde, und die Gründe sind ähnlich.

      Nichtsdestotrotz gibt es eine Anzahl von Arbeiten, die auf diese Frage eingehen. Das von Larry Neal herausgegebene dreibändige War Finance (Aldershot 1994) liefert die umfänglichste Einführung. Darin findet sich eine Liste der gesamten historischen und gegenwärtigen Debatten zu dem Thema von der Antike bis zum Golfkrieg 1991. Die allgemeine Einführung von Larry Neal bietet insbesondere eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Kontinuitäten und Veränderungen in der Geschichte der Kriegsfinanzierung. James Lacey liefert in Gold, Blood and Power. Finance and War Through the Ages (Carlisle 2015) ebenfalls einen Gesamtblick auf die Frage, allerdings in stärker narrativer Form. Zahlreiche Bücher gehen auf die Themen Kriegswirtschaft und Kriegsfinanzen zusammen ein. Unter den bekannteren verweise ich auf Paul Kennedy, Aufstieg und Fall der großen Mächte (Frankfurt am Main 1989), und Niall Ferguson, Politik ohne Macht (München 2003). Und auch wenn das Buch von Kwasi Kwarteng, War and Gold. A Five-Hundred-Year History of Empires, Adventures and Debt (London 2014) dem Krieg weniger Platz einräumt, als der Titel vermuten lässt, untersucht es ebenfalls die Beziehungen zwischen Macht und Finanzwesen. Hugh Rockoff verfolgt in America’s Economic Way of War and the US Economy from the Spanish-American War to the Persian Gulf War (Cambridge 2012) einen analogen Ansatz anhand der Vereinigten Staaten. Rosella Zielinski hat in How States Pay for Wars (Ithaca 2016) eine Theorie zur Erklärung des Balanceakts zwischen den Erfordernissen der Kriegsfinanzierung und denen der nationalen Politik entwickelt.

       Querverweise

      Technologie ist nichts ohne Strategie132

      Der Aufstieg des Kriegsstaates150

      1Cicero, Staatsreden, Dritter Teil, Die Philippischen Reden, Berlin 1988, S. 129.

      2Paul Kennedy, Aufstieg und Fall der großen Mächte. Ökonomischer Wandel und militärischer Konflikt von 1500 bis 2000, Frankfurt am Main 1991, S. 134 f.

      3Basil Henry Liddell Hart, The British Way in Warfare, London 1932.

      4Zit. in Martin Daunton, Trusting Leviathan. The Politics of Taxation in Britian, 1799–1914, New York 2001, S. 117.

      5Zit. in ebd., S. 118.

      6Mechanics and Metals National Bank 1916, War Loans and War Finance, S. 8.

      7Thomas Farrow / W. Walter Crotch, How to Win the War. The Financial Solution, London 1916, S. 8.

      8Karl Helfferich, Reden und Aufsätze aus dem Kriege, Berlin 1917, S. 110.

      9VII., B., 1., https://www.mtholyoke.edu/acad/intrel/nsc-68/nsc68-3.htm [13. 8. 2019].

      Karen

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