Emscher Zorn. Mareike Löhnert

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Emscher Zorn - Mareike Löhnert

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mit Ihnen verschwendet. Regeln Sie das, worüber wir gesprochen haben, ansonsten sehe ich mich gezwungen, andere Schritte einzuleiten.«

      Das Gespräch schien beendet zu sein. Sie sah erschöpft aus, als König ihr Büro verließ, und sie tat ihm fast leid. Die Frau hatte es wirklich nicht leicht.

      Im Flur kam ihm Markowski mit griesgrämiger Miene entgegen. Seine gute Laune von heute Morgen schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Er hatte sich, trotz der saharaähnlichen Temperaturen draußen, seine hässliche, schwarze Lederjacke übergezogen, die noch aus den 60er-Jahren zu stammen schien. Sein runder Bauch ragte wie ein Ballon aus der geöffneten Jacke hervor. In der Hand schwenkte er den Autoschlüssel.

      »Haste ja toll hingekriegt, König«, raunzte er ihn an, »glaub mir, ich bin nicht glücklich darüber, mit dir die nächsten Tage im Streifenwagen verbringen zu müssen. Dressler und ich sind ein eingespieltes Team. Er war kurz davor in Tränen auszubrechen, als er hörte, dass du ihn ersetzen sollst. Das ist echt das Letzte.« Vorwurfsvoll sah Markowski ihn an.

      »Ich wusste gar nicht, dass Dressler so sensibel ist«, murmelte König betreten.

      »Dressler ist sehr empfindsam und ein wahnsinnig guter Polizist. Von dem könntest du dir eine Scheibe abschneiden. Er ist ein feiner Kerl, etwas weibisch vielleicht in manchen Momenten, aber wenn es hart auf hart kommt, kann man sich blind auf ihn verlassen. Herrgott noch mal, du hast keinen Plan, was draußen auf der Straße los ist. Ich bin mir nicht sicher, ob Sattler weiß, was sie da angerichtet hat.« Fluchend warf Markowski ihm die Wagenschlüssel zu. »Du fährst«, motzte er, drehte sich um und stapfte mit schweren Schritten Richtung Parkplatz.

      »Ich hole nur noch schnell meine Tasche«, rief König ihm hinterher.

      »Mach das, du Kollegensau«, hörte er Markowski grummeln.

      Mit hängenden Schultern sah König ihm hinterher, dann spurtete er los, um seine Tasche zu holen.

      Mit gemischten Gefühlen sah er dem kommenden Arbeitstag entgegen.

      Kapitel 9 – Jakob

      Das weitläufige Industriegebiet Spähenfelde, mit seinen zahlreichen Gewerbeflächen, lag wie ausgestorben vor ihnen. Aus der Traumfabrik dröhnten laute elektronische Beats, und der Bass wummerte selbst draußen auf der Straße so laut, dass der Asphalt des Gehsteiges zu beben schien. Vor dem Eingang hatte sich eine lange Menschenschlange bis hinunter zur nächsten Straßenecke gebildet.

      Jakob zog zögernd an Nelus Ärmel. »Meinst du wirklich, ich kann da reingehen? Guck mal, wie ich aussehe.« Hektisch fummelte er an seinem alten T-Shirt herum.

      Er betrachtete die Männer in der Schlange. Nicht ein einziger trug Turnschuhe. »Und außerdem muss ich morgen früh zu Frau Siemens-Kleimann.«

      Nelu lacht laut auf. »Wer zum Teufel ist Frau Siemens-Kleimann?«

      »Meine Sachbearbeiterin vom Jobcenter«, erklärte Jakob mit düsterer Miene, »sie streicht mir immer wieder das Arbeitslosengeld und bietet mir Jobs an, die kein Schwein machen will. Sanktionen nennt sie das. Diese Frau ist eine verfluchte Sadistin. Ich wünschte, die Alte wäre tot.«

      »Jetzt hab dich nicht so. Jammere nicht rum und komm endlich mit.« Nelu zog ihn an der Schlange vorbei nach vorne zu dem schrankähnlichen Türsteher in Anzug und Krawatte, dessen Blick grimmig und genervt über die Menschenmenge flog.

      Als er Nelu erkannte, entspannten sich seine Gesichtszüge und er begann zu strahlen. Er breitete seine Arme aus, und die beiden umarmten sich brüderlich. Der Türsteher drückte Nelu fest an seine breite Brust.

      »Avram, wie kommen wir denn zu der Ehre, dass du uns mal wieder besuchst? Ist das schön, dich zu sehen, Bruder. Komm rein, komm rein.«

      »Komm, Jakob«, rief Nelu über die Schulter.

      Die Augen des Türstehers musterten Jakob von oben bis unten. Er verzog keine Miene.

      »Der gehört zu dir?«, fragte er misstrauisch; als Nelu nickte, lächelte er Jakob zu.

      »Herzlich willkommen.« Er winkte ihn mit einer Handbewegung hinein.

      Ohrenbetäubende Musik empfing sie. Das Wummern des Basses vermischte sich mit Jakobs Herzschlag.

      Im Klub war es dunkel, nur die Tanzfläche und die Bar wurden von zuckenden Lichtern beleuchtet. Die Einrichtung und Wände waren in Rottönen gehalten.

      Nelu bewegte sich, als wäre er hier zu Hause, und zog Jakob durch die tanzenden Menschen zur Theke. Er küsste die Bardame auf beide Wangen, die unaufgefordert zwei monströs große Gläser, gefüllt mit einer trüben Flüssigkeit, vor ihnen auf die Theke stellte.

      Erst als Jakob sich an seinem Glas festhalten konnte, begann er sich etwas sicherer zu fühlen. Der Drink war stark. Eine Mischung aus Hochprozentigem, die Jakob zuvor noch nicht probiert hatte. Der Geschmack hielt sich in Grenzen, doch die Wirkung des Alkohols war sofort spürbar.

      Jakob beobachtete die zuckenden, sich drehenden Leiber vor ihm. Die entrückten Gesichter der Tanzenden, die die Arme in die Luft streckten und das Leben feierten.

      Glücklich, frei und mit sich selbst im Reinen.

      Sie konnten sich selbst spüren, und ich kann das nicht, dachte Jakob. Ein Gefühl der Verbitterung überkam ihn. Er gehörte nicht dazu. Grenzte sich allein durch seine schäbige Kleidung und sein Aussehen von den anderen ab.

      Er trank einen großen Schluck.

      Nelu, der neben ihm gestanden hatte, stieß sich von der Bar ab und sprang auf die Tanzfläche. Er lachte Jakob zu und verschmolz sofort mit der Masse. Er bewegte sich geschmeidig und anmutig im Rhythmus der Musik, als würde sie durch die Boxen direkt durch seinen Körper fließen. Sofort richteten sich die Blicke der weiblichen Besucherinnen auf ihn.

      Nelu machte ihm Handzeichen und versuchte, ihn auf die Tanzfläche zu locken, doch Jakob schüttelte den Kopf. Niemals würde er vor allen Augen mit seinem dürren Körper ungelenke Tanzversuche und sich zum Gespött der Leute machen.

      Er trank und schluckte die brennende Flüssigkeit schnell hinunter. Er beobachtete, wie Nelus Aufmerksamkeit sich auf eine junge Frau richtete und er auf ihre Flirtversuche einzugehen begann.

      Sie tanzten nah voreinander, rückten enger zusammen und warfen sich vielsagende Blicke zu.

      Jakob war vergessen und spürte den bitteren Geschmack von Galle in seinem Mund. Sein Hals wurde enger, und er hatte Schwierigkeiten zu schlucken.

      Eifersucht fuhr wie ein Hammerschlag durch seinen Körper und machte ihn bewegungslos.

      Schockiert stellte er fest, dass sich Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten, die er schnell mit der Hand wegwischte.

      Was war los mit ihm? Lag es am Alkohol, dass er so sentimental wurde? Er drehte sich von der Tanzfläche weg und sah in Richtung Bar.

      Die Bardame hantierte mit Flaschen und Gläsern wie eine Schauspielerin auf einer Bühne.

      Jede Bewegung wirkte einstudiert, und sie sonnte sich im Scheinwerferlicht und in der Bewunderung der Gäste.

      Eigentlich war ihm Gustav in seiner Eckkneipe lieber, dachte er versonnen. Der war wenigstens

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