Mörderisches Kärnten. Dorothea Böhme
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Читать онлайн книгу Mörderisches Kärnten - Dorothea Böhme страница 7
Er drückte ihr ein Häferl Glühwein in die Hand, legte seine Hände um den eigenen Becher und rutschte zu ihr hinüber.
»Du, Eva …«, begann er. »Was ich dir schon ganz lange sagen wollte …«
Jetzt oder nie. Die Stunde der Wahrheit. Eva sah ihm in die Augen, dann zur Seite aufs Eis.
»Also … ich … Weißt du, ich glaub, ich bin ganz, ganz furchtbar in dich … «
Eva schrie. Eva schrie auf, dann schrie sie weiter, sie schrie und schrie.
»Aber … also …« Robert fuhr sich durch die Haare. Was war denn jetzt los? War eine Liebeserklärung denn so schlimm?
Eva schnappte nach Luft, eine kurze Pause, dann schrie sie wieder. Erst jetzt bemerkte Robert, dass ihr Blick auf das Eis direkt neben ihrer Decke gerichtet war. Und dort, von zwei Teelichtern warm bestrahlt, war der Schnee geschmolzen und einer glänzenden Eisfläche gewichen, unter der ein Gesicht nach oben starrte.
»Oh mein Gott!« Jetzt schnappte auch Robert nach Luft. Geistesgegenwärtig zückte er sein Handy, um die Polizei zu rufen. Viel zu spät fiel ihm ein, dass er einen Arm um Eva legen könnte, um sie zu beruhigen, zu trösten, einen starken Freund abzugeben. Nur, wie sollte er das anstellen? Er rückte etwas näher an sie heran. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren Unterarm, doch bevor er sich überlegen konnte, den anderen Arm ganz um sie zu legen, konnte er schon die Polizeisirene hören.
»Was habt’s denn ihr hier veranstaltet?«, fragte einer der beiden Streifenpolizisten, die als Erste am Tatort eintrafen.
Robert zuckte leicht verlegen die Schultern. Die Teelichter hatte er angelassen, damit man im Dunkeln etwas sehen konnte, die Decke und den Glühwein aber schon zurück zum Auto gebracht. Nach Romantik war ihm nicht mehr.
Eva zeigte mit zittrigen Fingern auf die Stelle einige Meter entfernt, die Robert mit drei Teelichtern markiert hatte. Der Polizist pfiff durch die Zähne, während sein Kollege auf dem Handy herumtippte, um Verstärkung anzufordern. Mit klaren Instruktionen an die Feuerwehr.
Herrje. Die Freiwillige Feuerwehr, da gehörte Robert ja auch dazu. Musste er nun bei einem Einsatz mitmachen? Sein Handy klingelte. Und wer kümmerte sich um Eva?
»Griaß Gott.« Ein noch recht junger und, soweit Robert das beurteilen konnte, gutaussehender Polizist in Zivil kam auf sie zu. »Martin Fleischhauer, Mordkommission, Sie haben die Leiche gefunden?«
Eva nickte. »Unter dem … unter dem Eis. Da hat mich sein Gesicht angestarrt. Es war so …« Mit einem kleinen Schluchzer brach sie ab, und Fleischhauer war sofort bei ihr, legte behutsam einen Arm um ihre Schulter und versprach ihr, die Polizeipsychologin zu rufen.
»Aber du kannst auch gern mit mir reden!« Robert drängte sich an Evas andere Seite und schubste den Polizistenarm von ihrer Schulter. Heute war sein Date mit Eva.
In diesem Augenblick kamen die Burschen von der Freiwilligen Feuerwehr. Wohl oder übel, er musste Eva los- und der Obhut des Kieberers überlassen. Es gab Arbeit.
»Na, dann sägen wir unsern Haberer mal aus dem Eis!«, rief Michi. Die anderen grölten zustimmend. Der ein oder andere hatte schon etwas getankt, kein Wunder, es war ja auch Freitagabend. Mit allen Vorsichtsmaßnahmen, um ja keinen Einbruch zu riskieren, brauchten sie über eine Stunde, um den Toten aus dem Eis zu schneiden. Eva war schon längst nach Hause gefahren, fürsorglich vom Polizisten Fleischhauer in einen Streifenwagen gesetzt worden, während ihr Robert nur aus der Ferne winken konnte.
»Na, da hat die Eva ja an Kavalier gefunden«, witzelte der kleine Hannes.
Robert presste die Zähne zusammen. Was bildete sich dieser Fleischhauer ein? Fünf Jahre hatte er selbst gewartet und der stolzierte einfach so daher mit seinem Titel, der Herr Inspektor.
»Ja, sag mal!«, rief Michi plötzlich, der nicht nur ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr, sondern auch mit Robert im gleichen Hockeyteam war. »Ist das net der Josef?«
Tatsächlich. Der Tote, den sie da gerade aus dem Eis geschnitten hatten und der nun sorgfältig von der Polizei untersucht wurde, war ihr Stürmer.
»Den hab i eh schon zwei Wochen net mehr gsegn«, murmelte Robert. Vor zwei Wochen hatten sie ein Spiel gegen die Villacher 11 gehabt, bei dem es hoch her gegangen war, seitdem war Josef nicht mehr beim Training gewesen, auf dem Handy hatten sie ihn auch nicht erreicht.
»Wahnsinn, i glab, i tram!«
Nun wurde die Polizei hellhörig. »Sie kennen den Toten?« Fleischhauer kam mit einer Kollegin zu ihnen hinüber.
»Der Josef Lechner, auch aus Winklern, unser bester Stürmer im Hockeyteam.«
Die folgende halbe Stunde verbrachten sie damit, der Polizei von Josef zu erzählen, wobei Robert zugegebenermaßen am wenigsten wusste, Josef war einer der älteren Burschen gewesen und hatte nicht zu seinem engeren Freundeskreis gehört. Traurig war es natürlich trotzdem, nun zu wissen, dass er tot war, herzlos war Robert ja nicht. Nur ziemlich durchgefroren und enttäuscht. Den Abend hatte er sich anders vorgestellt.
»Wie siehst du denn aus?«, fragte ihn seine Mutter, als er gegen halb elf heimkam. »Und wieso bist überhaupt schon so früh wieder da? Ich dachte, du gehst mit Eva vielleicht noch irgendwo in ein warmes Café?«
Robert war nicht nach Reden, also verschwand er in seine Dachwohnung mit dem Versprechen, ihr beim Frühstück alles ausführlich zu erzählen.
Der nächste Morgen brachte einen Telefonanruf von Eva. »Ich wollte mich nur bedanken für gestern«, sagte sie. »Es war ja nicht deine Schuld, dass der arme Josef dort eingefroren lag. Martin sagt …«
»Geht’s dir denn besser?«, unterbrach Robert. Was Martin sagte, wollte er gar nicht wissen!
»Ja, schon. Ich hab mich in die Badewanne glegt und noch an haßen Kakao getrunken. Albträume hatte ich trotzdem. Ich hoff, Martin findet den Mörder schnell.«
Schon wieder Martin! Moment. »Mörder?«
»Ja, hast das noch nicht gehört? Josef ist erschlagen worden, das war die Todesursache. Wie hat Martin das gsagt? ›Mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf.‹ Nur wer und warum, das ist natürlich die Frage.«
»Na, das wird die Polizei dann ja bald aussafinden.«
»Ich denk auch! Der Martin hat schon die brenzligsten Fälle gelöst.«
Da hatte Roberts Herz im ersten Augenblick bis zum Hals geschlagen, als er Evas Namen auf dem Handydisplay gelesen hatte, und dann sprach sie nur von diesem Kieberer. Missmutig beendete er das Gespräch, nur um seiner neugierigen Mutter in die Augen zu blicken.
»Ach, Mama, i kann jetzt net.« Er schnappte sich seine Jacke und die Autoschlüssel und verschwand erst einmal zum Michi.
»Mann, das war ja was gestern.« Sein Freund stellte ihm eine Tasse Kaffee