Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton

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      Etwas hatte sich verändert!

      Was, das hatte der »Feldsauger« bisher nicht herausfinden können. Er hatte zwar einen hyperdimensionalen Ausbruch registriert, doch dieser war sehr weit entfernt gewesen, zu weit für seinen derzeitigen Zustand.

      Wäre er ein Mensch oder ein sonstiges organisches Wesen gewesen, hätte man von totaler Erschöpfung infolge Nahrungsmangels sprechen können. Hier handelte es sich um ein Äquivalent dazu, denn die Energievorräte des Feldsaugers waren fast erschöpft. Er musste sie zunächst ergänzen, dann erst konnte er daran gehen, eine Auswertung des Ereignisses vorzunehmen.

      Sollte er das überhaupt tun? Welcher Sinn lag darin? Was trieb ihn immer wieder dazu, sich um Dinge zu kümmern, die ihn eigentlich nicht betrafen, solange sie seine Existenz nicht bedrohten?

      Irgendwo, tief in seinem künstlichen Bewusstsein, gab es eine Erklärung dafür, eine Erinnerung an etwas, das unendlich weit zurücklag. Doch diese Erinnerung war verschüttet, von der Summe unzähliger neuer Eindrücke überlagert.

      Der Feldsauger war der Abkömmling eines Kosmischen Instrukteurs. Vielleicht nicht einmal ein direkter Abkömmling, sondern eine zweite oder gar dritte Reproduktion. Der Inhalt seines künstlichen Bewusstseins deckte sich vollkommen mit dem seiner Vorgänger. Alles wurde lückenlos weitergegeben, ehe das ältere Exemplar verging.

      Irgendwann aber war es dazu gekommen, dass die Vielzahl der neuen Eindrücke zu dominieren begann. Sie verdrängten das ursprüngliche Wissen, überdeckten es und ließen es schlummernd irgendwo in den Speicherelementen zurück. Im gleichen Ausmaß verringerte sich auch der Umfang seiner künstlichen Intelligenz.

      Wäre der Feldsauger ein Mensch oder ein sonstiges organisches Wesen gewesen, hätte man von einem Absinken desselben bis zum Niveau der bloßen Instinkthandlungen sprechen können. Hier handelte es sich um ein Äquivalent dazu, denn auch für ihn gab es keine höheren Interessen mehr. Er existierte nur noch, um sich selbst zu erhalten.

      So trieb er durch den Raum dahin, seinem irgendwann kommenden Ende entgegen. War dieses nahe, dann würde er, auch nur vom unbewussten Drang getrieben, eine winzige Reproduktion seiner selbst schaffen. Diese würde dann solange im »Energietransformator« verbleiben, bis das Original – oder die soundsovielte Reproduktion davon – seine Funktionsfähigkeit verlor. Dann würde sie von deren Masse zehren, bis sie selbst die volle Größe erreicht hatte, und dessen Bewusstsein übernehmen.

      Soweit war es aber noch lange nicht. Nach menschlichen Maßstäben mussten noch Jahrtausende vergehen, bis dieser seiner Aufgabe nicht mehr bewusste Kosmische Instrukteur »starb«.

      Im Moment beschäftigte er sich noch mit dem Hyperausbruch, doch bald schob er dieses für ihn rätselhafte Ereignis beiseite, zu den verschütteten Erinnerungen von früher. Sein Selbsterhaltungstrieb sagte ihm, dass es jetzt nichts Wichtigeres für ihn gab, als sich neue Energie zu beschaffen, so dass sein Fortbestand gesichert war.

      Mühsam änderte er seine Bewegungsrichtung und trieb in jene Richtung davon, in der es ein Ding gab, das die Bezeichnung »Wachboje« trug. Was diese bedeutete, war ihm längst nicht mehr bewusst. Sie war für ihn nur noch ein Synonym für einen reichen Energievorrat, von dem er sich einiges aneignen konnte. Der Saugstachel an seinem Handlungsknopf befähigte ihn dazu, die Hülle der Boje zu durchstoßen und den jetzt nur rudimentär vorhandenen Energietransformator prall zu füllen. Dann war seine Existenz wieder für längere Zeit gesichert.

      Dass es tief in seinen Bewusstseinsspeichern verborgen etwas gab, das nur darauf wartete, auf einen Schlüsselreiz ansprechen zu können, blieb ihm auch weiterhin verborgen.

      1.

      Taff Caine saß in der Zentrale der PROKYON X und starrte intensiv auf die zentrale Bildplatte. Seine Blicke suchten das Gewimmel der darauf schimmernden, dicht an dicht stehenden Sonnen des Kugelsternhaufens ab, der mit ziemlicher Sicherheit als das Objekt M 3 im Sternbild der Jagdhunde identifiziert worden war.

      Zu diesem gehörte er allerdings nur rein visuell, also rein zufällig. Während die Hauptsterne dieses Bildes nur wenig mehr als 31 Lichtjahre von der Erde entfernt waren, lag der NGC 5272 am Rand der Galaxis!

      Bis dahin waren es von Terra aus 45 000 Lichtjahre, rund gerechnet, ein paar mehr oder weniger spielten bei dieser riesigen Distanz keine Rolle mehr. Bis dorthin hatte das pulsierende Magnetfeld des Gestirns Alpha-(2)-Cvn das Schiff geschleudert, durch das »schimmernde Tor«, das den optischen Eindruck eines Möbiusstreifens gemacht hatte!

      »45 000 Lichtjahre«, murmelte Taff vor sich hin. »Und zudem sind wir selbst schuld daran, denn wir haben das alles durch unser Verhalten erst herbeigeführt.«

      Min Jian-Ksu, Verteidigungsminister Terras und Gast an Bord der PROKYON, betrat die Zentrale. Er sah frisch und ausgeruht aus, sein kahler Schädel glänzte wie frisch poliert.

      »So nachdenklich, Commander?«, erkundigte er sich. Taff nickte.

      »Schwerwiegenden Problemen kann man meist nur durch intensives Nachdenken beikommen. Das meine sieht folgendermaßen aus: Wie finde ich das Öhr einer Nadel, die irgendwo in einem völlig dunklen Raum frei in der Luft schwebt? Wozu ergänzend hinzuzufügen ist, dass ich zu meinen Gunsten annehme, dass es Nadel und Öhr überhaupt gibt – verstehen Sie?«

      Der Asiate nahm Platz und ließ seinen Blick rasch durch die ganze Zentrale schweifen. Außer ihm und Caine waren nur Orvid und Dorit anwesend, die vor kurzem Luca Ladora und Rhegos Kytall, den Kybernetiker von Nimboid, abgelöst hatten. Die PROKYON trieb nach wie vor im freien Fall dahin, nichts hatte sich in den letzten Stunden verändert.

      Dann sah Min den Commander aus halb geschlossenen Augen an.

      »Der Sinn dieser Parabel ist nicht schwer zu finden, Taff. Sie meinen mit dem Nadelöhr das schimmernde Tor, das wir wieder durchqueren müssen, wenn wir in die Raumkugel zurückkehren wollen, ohne uns allein auf die Triebwerke des Schiffes verlassen zu müssen. Dieses Öhr ist für uns verschwunden, ebenso wie das Möbiusband, das uns hierher transportiert hat, und die Suche danach ist einer Gleichung mit einer fast unendlich großen Anzahl von Unbekannten gleichzusetzen. Ist das erschöpfend ausgedrückt?«

      »Vollkommen, Meister des Scharfsinns«, bestätigte Taff. »Dazu wäre noch ergänzend zu bemerken, dass wir vor einer Rückkehr unbedingt etwas unternehmen müssen, um Alexandros Demosthenes wieder zur normalen Existenz in seinem Körper zu verhelfen. Es wäre unmenschlich im höchsten Grade, wollten wir ihn zu einem ewigen Dasein als Kristall verdammen!«

      Der Asiate wand sich unbehaglich, nickte nach einem kurzen Zögern aber doch.

      »Eigentlich wollte ich Ihnen den Befehl geben, bald den Rückflug anzutreten, und zwar aus eigener Kraft. Sie haben mich jedoch überzeugt, wir dürfen unsere eigenen Interessen nicht höher bewerten als Alexandros’ Schicksal. Daraus folgert wiederum, dass wir zunächst einmal Ashkar finden müssen, der vor uns den gleichen Weg genommen hat. Es kommt also noch mindestens eine weitere Unbekannte hinzu.«

      »Eine?«, knurrte Caine. »Eine ganze Reihe sogar. Zuerst müssen wir irgendwie eine genaue Bestimmung unseres gegenwärtigen Standorts vornehmen, denn bisher ist nicht mit letzter Sicherheit erwiesen, dass wir uns tatsächlich im Sternkugelhaufen M 3 befinden. Das lässt sich aber nur machen, wenn wir uns in die Außenbezirke dieser Sternballung begeben. Tun wir dies, entsteht die Gefahr, dass wir die ohnehin vage Spur Ashkars ganz verlieren und dann außerstande sind, Alexandros zu helfen.

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