Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton страница 76
»Also ein regelrechter Teufelskreis«, resümierte Min Jian-Ksu. »In einem solchen Fall ist es am besten, zuerst die kleinen Schritte zu tun, die einen nicht zu weit von dem Weg abbringen, den man später zu beschreiten hofft. Haben Sie in dieser Hinsicht schon etwas unternommen, Taff?«
Caine nickte und wies auf Dorit Grenelle und den Astrogator.
Die Funkerin hatte die schweren Kopfhörer übergestülpt. An einer Spange um ihren Hals saß ein Kehlkopfmikrophon. Man sah, wie sich zuweilen ihre Lippen bewegte, dann konzentrierte sich ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf die Hörer.
Auch Orvid Bashkiri arbeitete an seinen vielfältigen Instrumenten. Alle Ortungen liefen, immer wieder wechselten die Bilder auf den kleinen Monitoren. Die Speichergeräte liefen mit und zeichneten alles auf.
»Dorit versucht, sowohl über Hyperfunk wie auch über Normalwellen, Verbindung mit irgendwelchen anderen Intelligenzen des Sternhaufens zu erlangen«, erklärte Taff. »Sie hat das auch zuvor schon einige Male getan, bis jetzt leider ohne jeden Erfolg. Orvid ist dabei, eine kartographische Erfassung der Gestirne vorzunehmen, eine zeitraubende Angelegenheit. Sie ist aber von größter Wichtigkeit, denn sie liefert uns die Voraussetzungen dafür, gegebenenfalls rasche Ortsveränderungen vornehmen zu können, ohne dabei die Orientierung zu verlieren.«
Min Jian-Ksu lächelte anerkennend. Sein Respekt vor dieser Crew wuchs während dieses gewagten Unternehmens rapide. Obwohl die Lage zur Zeit alles andere als angenehm war, hatte er doch nie das Gefühl bekommen, sie könnte wirklich aussichtslos sein.
»Ich kann nicht umhin, Ihnen mein Lob zu zollen, umsichtiger Meister der Raumfahrt«, meinte er. »Sollte es in diesem Sternendschungel auch so etwas wie einen Tiger geben, werden Sie ihm die Stirn zu bieten wissen, davon bin ich jetzt überzeugt.«
Das Eingangsschott glitt auf, Toburu-Chan erschien zusammen mit Mitani N'Kasaa. Ihnen folgten Luca und Kytall, die sich leise unterhielten, und als letzter Lars Gunnarsson. Die Ruhepause war endgültig beendet, die Mitglieder der Crew begaben sich auf ihre üblichen Posten. Mitani brachte eine große Kanne ihres anerkannt guten Kaffees mit und versorgte reihum alle mit dem köstlich duftenden schwarzen Gebräu.
»Gibt es etwas Neues, Taff?,« erkundigte sich Toburu. Der Commander hob die Schultern und deutete auf seine Mitarbeiter.
»Bis jetzt nichts Spektakuläres. Während Sie der süßen Ruhe pflegten, wurden hier aber Vorarbeiten geleistet, deren Auswertung nun beginnt. Wir müssen jetzt warten, bis unser Computer das letzte Wort gesprochen hat. Von seinem Urteil wird es dann im Endeffekt abhängen, was weiter zu geschehen hat.«
*
Zwei Stunden vergingen.
Dorit Grenelle hatte unverdrossen weiter ihre Rufe über die Sender geschickt, aber ohne jede Resonanz. Inzwischen hatte sie auf Taffs Anweisung hin aufgegeben. Jetzt schlürfte sie durstig ihren Kaffee, zusammen mit dem Astrogator, der seine Arbeit ebenfalls beendet hatte. Luca Ladora und Rhegos Kytall saßen dafür vor dem Computer, betätigten die Eingabeelemente und lasen die ausgedruckten Folien ab.
Ein großer Teil der von Orvid ermittelten und nun ausgewerteten Daten wurde direkt in den Autopiloten überspielt. Auf diese Weise erhielt er all jene Angaben, die zu seiner Vorprogrammierung auf spätere Flugmanöver dienten.
Schließlich erhob sich der Nimboide und kam auf die Gruppe um Taff Caine zu.
»Wir haben getan, was wir konnten«, erklärte er. »Orvid hat gute Vorarbeit geleistet, alle Gestirne im Bereich der Ortungssysteme sind erfasst und ihre Daten ausgewertet. Einem Weiterflug der PROKYON, natürlich mit aller gebotenen Vorsicht, steht nichts mehr im Wege.«
Taff nickte ihm zu und überlegte bereits, um den seiner Ansicht nach erfolgversprechenden Kurs zu ermitteln. Plötzlich hob jedoch Luca die Hand.
»Einspruch, Taff!«, sagte er entschieden. »Tut mir Leid, dass ich Ihnen widersprechen muss, Rhegos, aber noch ist es nicht soweit. Wir müssen noch abwarten, bis Giacomo Inaudi bei uns eingetroffen ist.«
»Wie kommst du auf die Idee, er könnte uns folgen?«, erkundigte sich Caine verwundert. Der Kybernetiker, grinste.
»Reine Logik, Taff, weiter nichts. Du weißt, dass ich niemals übertreibe ...«
»Haha!«, warf Dorit Grenelle spöttisch ein.
»Niemals übertreibe«, wiederholte Luca ungerührt. »Ich habe eben einen sechsten Sinn in Bezug auf Computer. Deshalb habe ich eben meinem Schützling noch eine Zusatzfrage gestellt, und er hat sie positiv beantwortet. Hier ist die Folie, auf der er erklärt, unser Giacomo würde uns auf jeden Fall nachkommen, vorausgesetzt, dass es für ihn eine Möglichkeit dazu gibt. Er selbst hätte im Rahmen seiner Kompetenzen dieselbe Entscheidung getroffen, und was für einen Computer gelte, träfe auch für jeden anderen mit der gleichen Grundsatzprogrammierung zu.«
Rhegos Kytall verzog sein grobporiges Gesicht und warf ihm einen erstaunten Blick zu. Er schien eine gewisse Skepsis gegenüber den Argumenten Lucas zu hegen, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
Caine jedoch, ebenso wie die übrigen Mitglieder seiner Crew, ahnte ungefähr, worum es hier ging.
Seit dem Abenteuer mit den letzten Atlantern, die der Erde eine totale Amnesie aller Menschen gebracht hatten, bestand zwischen der Crew und dem Terra Administration Counselor ein besonderes Verhältnis. TAC hatte nicht nur die Fähigkeit der Initial-Intuitiven Prognostik entwickelt, sondern sozusagen sein »Herz« für die Besatzung der PROKYON entdeckt. Er hatte sich selbst als Bruder der Crew bezeichnet, die Raumfahrer jedoch gebeten, gegenüber Außenstehenden nichts darüber verlauten zu lassen.
Giacomo Inaudi, der Space-Computer in einem eigenen Raumschiff, war wiederum praktisch ein Ableger TACs. Luca hatte aus diesem Grund gefolgert, dass der Großrechner den Begriff der Freundschaft zur Crew auf sein Grundsatzprogramm übertragen haben könnte. Traf das zu, dann war mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass »Giacomo« der PROKYON nun überallhin folgen würde, um sie zu unterstützen.
Gewiss, das war vorerst nur eine Annahme, aber es bestand ein hoher Wahrscheinlichkeitswert dafür. Ladora hatte seine Frage an den Bordcomputer nun so formuliert, dass dieser zwangsläufig eine ihm genehme Auskunft geben musste. Dass Rhegos Kytall daraufhin misstrauisch werden würde, hatte er einkalkuliert, denn der Nimboide war ebenfalls ein ausgezeichneter Computerfachmann. Er hatte aber auch ins Kalkül gezogen, dass dieser schweigen würde, weil er seiner Sache nicht sicher sein konnte. Er kannte schließlich den Wortlaut der Frage an den Bordcomputer nicht.
Der Commander durchschaute diese Zusammenhänge und schmunzelte innerlich. Du bist und bleibst ein altes Schlitzohr, Luca! Dachte er amüsiert, verzog jedoch keine Miene. Statt dessen sagte er laut:
»Das ist eine Auskunft, die wir beherzigen sollten, Min. Hier in diesem Sternendschungel mag mehr als nur ein Tiger verborgen sein, Orvid hat bereits eine ganze Anzahl von Anomalien festgestellt. Die Lage gebietet also, dass wir uns jeder Hilfe versichern müssen, die wir nur erlangen können.«
Min Jian-Ksu nickte und bemerkte: »Damit haben Sie zweifellos recht, Taff. Vorsicht allein vermag das Lamm nicht vor den Nachstellungen seiner Feinde zu bewahren, ein Freund und Beschützer leistet weit bessere Dienste. Warten wir also hier eine gewisse Zeit auf das vermutete Eintreffen dieses Helfers, sie dürfte auf dem Umweg über ihn wieder hereinzuholen sein.«