Zwischen Gerechtigkeit und Gnade. Michael Blake
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Dieses Buch umfasst mehrere Jahre des Nachdenkens über Migration und ich schätze mich glücklich, eine Gruppe von Kolleginnen und Menschen um mich gehabt zu haben, die mir auf diesem Weg geholfen haben. Selbstverständlich sind nur einige wenige von ihnen mit allem einverstanden, was ich sage; alle haben jedoch dazu beigetragen, meine Überlegungen voranzubringen, sei es durch Gespräche, Kritik oder Fürsorge. Meine Studentinnen Patrick Taylor Smith, Amy Reed-Sandoval, Mitch Kaufmann, Julio Covarrubias und Stephen Blake Hereth waren so freundlich, meine Gedanken während ihrer Entstehung zu begleiten. Die University of Washington ist ein außergewöhnlicher Ort für Arbeit und Lehre und besonders Stephen Gardiner, Jamie Mayerfeld, Michael Rosenthal, Bill Talbott und Andrea Woody bin ich dankbar für ihre Unterstützung in den letzten Jahren. Eine große Gruppe von Forscherinnen und Freundinnen haben mir dabei geholfen, meine Gedanken zu den hier besprochenen Problemen zu vertiefen; besonders dankbar bin ich dabei Gillian Brock, Joseph Carens, Luara Ferracioli, Javier Hidalgo, Adam Hosein, Stephen Macedo, Pietro Maffetone, José Jorge Mendoza, David Owen, Ryan Pevnick, Mathias Risse, Alex Sager, Grant Silva, Sarah Song, Anna Stilz, Christine Straehle, Laura Valentini, Christopher Heath Wellman, Shelly Wilcox, Caleb Yong und Lea Ypi. Verschiedene Versionen der Ideen aus den letzten beiden Buchkapiteln wurden bei Kolloquien der University of Durham, der University of British Columbia und der Princeton University präsentiert; ich danke dem Publikum an all diesen Universitäten. Die Struktur dieses Buches wurde zum ersten Mal im Rahmen einer Summer School über Migration des Instituts für Philosophie I der Ruhr-Universität Bochum dargelegt; ich möchte Volker Heins, Thorben Knobloch, Corinna Mieth, Andreas Niederberger, Christian Neuhäuser, Itzik Pazuelo und Janelle Pötzsch für die Gespräche und die philosophische Gemeinschaft danken. Schließlich bin ich auch Peter Ohlin für seine Unterstützung dieses Projekts sehr dankbar.
Teile des vierten Kapitels dieses Buchs sind bereits in „Immigration, Jurisdiction, and Exclusion“, 41 (2), Philosophy and Public Affairs (2013) sowie „Immigration and Political Equality“, 45 (4), San Diego Law Review (2008) erschienen. Ich danke diesen Zeitschriften für die Erlaubnis, das Material in diesem Kontext verwenden zu dürfen. Dieses Buch wurde zum Teil durch einen Zuschuss des National Endowment for the Humanities im Rahmen der Initiative The Common Good unterstützt; ich möchte daher auch dem NEH für die Unterstützung meiner Arbeit danken. Das Manuskript wurde schließlich während eines Aufenthalts am Helen Riaboff Whitely Center der Friday Harbor Laboratories der University of Washington fertiggestellt und ich danke dem Personal des Whiteley Center dafür, einen idealen Ort für meine Studien als auch für das Verfassen des Manuskripts geschaffen zu haben. Zuletzt stehe ich, wie immer, zutiefst in der Schuld meiner Frau Melissa Knox und meiner Kinder, Eloise und Gus, die weiterhin den Grund für jeglichen Optimismus darstellen, der mir im Hinblick auf den Zustand dieser Welt und ihre Zukunft geblieben ist.
Zwischen Gerechtigkeit und Gnade.
Eine Ethik der Migrationspolitik
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Über Moral und Migration
Als ich begann, dieses Buch zu schreiben, wollte ich nicht weniger als eine endgültige Moraltheorie für das Phänomen der Migration entwickeln. Es ist mir nicht gelungen. Tatsächlich erscheint es mir mittlerweile so, als ob der Gegenstand der Migration schlicht zu umfassend ist, als dass er auf angemessene Weise in einem einzigen Buch behandelt werden könnte. Wenn Menschen sich zwischen Ländern bewegen, erschaffen sie neue Dinge: ein neues Leben für sich selbst, neue Beziehungen, neue Normen sowohl im Wirtschaftsleben als auch in der Zivilgesellschaft, neue Lebensformen. Migration spiegelt das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrungen und ist daher schlicht zu komplex, um ihre verschiedenen Elemente gleichzeitig innerhalb einer einzelnen Theorie zu erfassen. Nehmen Sie zum Beispiel die vielen Themen, zu denen sich eine vollständige Moraltheorie der Migration verhalten müsste:
(1) – Migration und Geschichte: Die Welt besteht aus Ländern, deren Wohlstand und Macht immer noch durch das gemeinsame Erbe von Kolonialismus und Ausbeutung bestimmt werden. Wir sind nicht mit Immigrantinnen aus hypothetischen Ländern konfrontiert, sondern aus ganz bestimmten Gesellschaften, die aus eben jener gemeinsamen und brutalen Geschichte hervorgegangen sind. In diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache zu beachten, dass viele Menschen aus ehemaligen Kolonialstaaten in die wohlhabenderen Gesellschaften ehemaliger Kolonialmächte zu migrieren versuchen. Eine vollständige Moraltheorie der Migration würde sich damit auseinandersetzen, ob und inwiefern das koloniale Erbe besondere Verpflichtungen begründet, derartige Migrationsbewegungen zu erlauben.1 Wer sich der Auseinandersetzung mit diesen Dingen zu entziehen versucht, riskiert es, eine inkohärente Perspektive auf das Phänomen der Migration einzunehmen. Wie Kishore Mahbubani schreibt, sind die Bürgerinnen weniger entwickelter Länder
„wie hungrige und kranke Passagiere auf einem leckgeschlagenen, überfüllten Boot, das gerade in gefährliche Gewässer abdriftet, in denen viele der Reisenden umkommen werden. Der Kapitän des Bootes ist ein rauer Typ – manchmal fair, manchmal nicht. An den Ufern steht eine Gruppe reicher, gut genährter und wohlmeinender Zuschauer. Sobald diese Zuschauer beobachten, wie einer der Passagiere geschlagen, eingesperrt oder gar um seine Meinungsfreiheit gebracht wird, entern sie das Boot, um einzugreifen und die Passagiere vor dem Kapitän zu schützen. Aber die Passagiere bleiben hungrig und krank. Sobald sie versuchen, ans Ufer und in die Arme der Wohltätigen zu schwimmen, werden sie mit Bestimmtheit auf das Boot zurückgebracht, wo ihre ursprünglichen Sorgen unvermindert fortbestehen.“2
Die Bürgerinnen der reichsten Länder der Welt – oder zumindest politische Theoretikerinnen aus diesen Ländern – tendieren zu der Überzeugung, dass sie zu einem gewissen Grad dazu verpflichtet sind, dabei zu helfen, das globale Erbe des Kolonialismus zu überwinden und nehmen dabei für sich das Recht in Anspruch, diejenigen zu kritisieren, die sich an Tyrannei und Ausbeutung im Ausland beteiligen.3 Selten fragen sie sich aber, ob den Armen dieser Welt nicht auch durch die Einwanderung in Länder geholfen werden könnte, in denen sie weniger arm wären. Zusammenfassend gesagt würde eine vollständige Moraltheorie der Migration uns helfen zu verstehen, ob und inwiefern Migration eine Antwort auf den Kolonialismus darstellen kann.4
(2) – Migration und globale wirtschaftliche Gerechtigkeit. Die Welt weist derzeit hinsichtlich Macht und Wohlstand bedeutende Unterschiede zwischen den Staaten auf. Über die vergangenen Jahrzehnte hinweg haben politische Philosophen versucht, die Konzepte von Recht und Gerechtigkeit auf diese globale Kluft zwischen Wohlstand und Armut anzuwenden.5 Selbst wenn diese Ungleichheiten nicht durch den Kolonialismus und seine Folgen verursacht worden sein sollten, können wir uns doch immer noch fragen, ob Migrationsrecht und -politik nicht eine Rolle bei der Überwindung globaler wirtschaftlicher Ungleichheit spielen sollten. Zumindest könnte überlegt werden, welche Rolle der Migrationspolitik bei der Aufrechterhaltung dieser Ungleichheiten zukommen könnte. Der Immigration and Nationality Act der Vereinigten Staaten von 1965 hatte beispielsweise zur Folge, dass sich die legale Einwanderung aus Mexiko in die Vereinigten Staaten halbierte – und das zu einem Zeitpunkt, als globale wirtschaftliche Entwicklungen gleichzeitig die Zahl der Arbeitsplätze in Mexiko zurückgehen ließen. In der Folge stieg die Zahl der illegal in den USA arbeitenden mexikanischen Bürgerinnen.6