Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach страница 17
»Klar«, erwiderte Anna großzügig. »Wir zwingen doch keinen, mit uns zu reden.«
Daraufhin lachten natürlich alle, auch Felix verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. Es fiel ziemlich gequält aus, aber immerhin.
Vor allem Anna war ziemlich neugierig, sie lauschte gern, und sie ruhte in der Regel nicht, bis sie ein Geheimnis gelüftet hatte. Bei Christian war die Neugier nicht ganz so ausgeprägt, aber Geheimnisse reizten ihn auch immer sehr. Nur Konrad tat so, als stünde er über den Dingen. Mit seinen sechzehn Jahren fühlte er sich schon sehr erwachsen und über so ›kindische‹ Dinge wie Neugier erhaben.
Für Anna und Christian jedenfalls stand es jetzt bereits fest, dass sie versuchen würden, herauszufinden, was mit Felix los war, auch wenn er nicht bereit sein sollte, es ihnen zu erzählen. Es gab im Schloss geheime Gänge und Zimmer, von denen aus sich Gespräche mühelos verfolgen ließen, und sollte es nicht anders möglich sein, so würden sie zu diesem Mittel greifen.
Selbstverständlich ließen sie sich von diesen Absichten nichts anmerken. Im Gegenteil: Sie bemühten sich nach Kräften, die kleine Tischgesellschaft zu unterhalten und Felix ein wenig aufzuheitern, was ihnen in Maßen auch gelang.
Nach dem Dessert fragte Anna unschuldig: »Willst du uns begleiten, Felix? Wir gehen noch mal mit Togo raus, er wartet schon ganz ungeduldig darauf. Und das Wetter ist doch so schön.«
»Felix möchte vielleicht seine Ruhe haben, Anna«, sagte die Baronin mit mahnendem Unterton.
Aber Felix schien sich über das Angebot sogar zu freuen. »Ach, Ruhe habe ich ja später noch genug. Ein Spaziergang durch den Park wäre mir schon recht, Sofia.«
»Und danach kommst du zu uns auf die Terrasse, ja? Wir dachten, wir könnten draußen noch ein Glas Wein trinken.«
»Gern, ja.«
Sie verließen also zu dritt mit dem begeisterten Togo das Schloss. Der junge Boxer schoss sofort davon, bereits nach wenigen Augenblicken war er nicht mehr zu sehen. Sie hörten ihn allerdings, recht weit entfernt, bellen. »Er war heute erst ziemlich kurz draußen und muss deshalb einiges nachholen«, erklärte Christian.
»Ja, das scheint mir auch so.« Eine Weile liefen sie schweigend, dann sagte Felix: »Ihr wollt also, dass ich euch meine Geschichte heute noch erzähle.«
»Äh …«, sagte Anna. Christian war ähnlich überrumpelt. Felix hatte sie also durchschaut.
Er lächelte. »Hört mal, ihr vergesst, dass ich euch schon ziemlich lange kenne und daher genau weiß, dass ihr keine Ruhe gebt, bis ihr Bescheid wisst. Also gut, ich erzähle euch, was mich bedrückt. Es ist leider eine Geschichte, aus der es keinen vernünftigen Ausweg für mich gibt, das macht sie so deprimierend. Deine Mutter, Anna, sieht das übrigens auch so. Ich habe mich in die falsche Frau verliebt, so einfach ist das.«
Sie hörten ihm aufmerksam zu, während er ihnen von Corinna Flemming erzählte, und in der Tat kamen sie zu dem gleichen Ergebnis wie die Baronin ein paar Stunden zuvor: Es sah nicht gut aus für Felix.
»Hast du gedacht, sie mag dich auch?«, fragte Anna. »Oder weshalb hast du sie umarmt?«
»Ich habe überhaupt nichts gedacht in dem Augenblick. Aber natürlich bin ich davon ausgegangen, dass sie mich auch mag. Das hat sie während des Essens ausgestrahlt. Es war wirklich ein sehr schöner Abend. Und zwei, drei Sekunden lang hatte ich das Gefühl, dass sie mich auch umarmen wollte. Aber dann war es, als hätte sie einen Schalter umgelegt, und sie hat mich zurückgestoßen.« Felix verstummte.
Nein, es sah nicht gut aus für ihn, darüber verständigten sich Anna und der kleine Fürst mit einem Blick. Warum Christian ein wenig später, als sie bereits auf dem Rückweg waren, nach dem Namen der Frau fragte, in die Felix sich verliebt hatte, wusste er selbst nicht. Der Name spielte schließlich keine Rolle.
Und so fragte Felix auch verwundert: »Wieso willst du das wissen? Der Name ist doch völlig unwichtig.«
»Dann kannst du ihn doch sagen, oder?«
»Sie heißt Corinna Flemming«, antwortete Felix mit angestrengter Stimme.
Anna und Christian blieben wie auf Kommando beide stehen. »Corinna Flemming?«, wiederholte Christian atemlos.
Felix war noch ein paar Schritte weitergelaufen, jetzt blieb er ebenfalls stehen und drehte sich verwundert zu ihnen um. »Ja«, antwortete er. »Warum? Wollt ihr mir jetzt erzählen, dass ihr sie kennt?«
Die beiden Teenager setzten sich wieder in Bewegung. »Nee, natürlich nicht«, behauptete Anna.
Wäre Felix nicht so mit sich selbst beschäftigt gewesen, hätte er sicherlich gemerkt, was seine Worte ausgelöst hatten. So jedoch sagte er nur: »Ihr seht also, die Sache ist aussichtslos.«
Sie stimmten ihm zu, wenig später kehrten sie zum Schloss zurück. Felix machte sich auf die Suche nach Sofia und Friedrich, während Anna und Christian eilig im oberen Stockwerk verschwanden, wo sie sich in Christians Zimmer zurückzogen.
»Das muss die Schwester sein«, sagte Christian. »Wir haben sie damals gesehen, bei der Beisetzung, erinnerst du dich?«
Anna nickte. »Aber Felix weiß das nicht, hast du das gemerkt?«
»Ja, natürlich. Sie hat es ihm nicht gesagt. Das heißt, er weiß nicht, dass sie um ihren Bruder trauert.«
»Und dass sie sich vielleicht deshalb noch nicht bereit fühlt für die Liebe? Meinst du das?«
»Möglich wäre es. Es kann aber auch sein, dass sein Ruf als Playboy sie abgeschreckt hat. Beides ist möglich, Anna.«
»Aber als er sie umarmt hat …«
»Ja, ich weiß. Vielleicht hat er sich aber auch nur eingebildet, dass ihr das gefallen hat und dass sie es im Grunde auch wollte.«
Sie sahen einander an. »Wir müssten etwas unternehmen«, erklärte Anna. »Vielleicht geht es ihr ja auch so schlecht wie Felix. Ich erinnere mich gut an sie, sie war furchtbar dünn und blass, aber trotzdem hat sie ihre Schwägerin gestützt. Ruf sie an, Chris.«
»Wen? Corinna Flemming?«
»Nein, ihre Schwägerin natürlich, die kennst du ja schließlich jetzt.«
»Aber vielleicht weiß sie gar nichts von dieser Geschichte, und ich bringe da nur Unruhe rein … Sie ist so unglücklich, Anna, ich will wirklich nichts unternehmen, was sie noch unglücklicher machen könnte.«
»Wieso noch unglücklicher? Wenn du merkst, dass sie nichts weiß, verabschiedest du dich wieder.« So schnell wollte Anna nicht aufgeben, aber dieses Mal blieb Christian hart.
»Maren Flemming rufe ich auf keinen Fall an«, erklärte er. »Entweder rede ich mit Corinna Flemming oder mit niemandem.«
»Na, schön«, maulte Anna und setzte sich an den Computer. Sie brauchte nicht lange, bis sie Adresse und Telefonnummer der jungen Frau herausgefunden hatte. »Dann los, ruf sie an.«
»Wie – jetzt?«