Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach страница 16
Corinna richtete sich auf, um ihrer Schwägerin in die Augen sehen zu können. »Und?«, fragte sie.
»Es war ein sehr zu Herzen gehender Besuch, und ich bin froh, dass ich dieses Mal zugestimmt habe. Du erinnerst dich, dass sie schon einmal kommen wollten?«
»Natürlich erinnere ich mich.«
»Ich wollte den Scheck zuerst nicht annehmen, wir kommen ja zurecht, aber sie haben gesagt, ich soll das Geld für die Ausbildung der Kinder zurücklegen, und das habe ich dann auch getan. Sie sind feine Menschen, Corinna.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Das wollte ich, aber es war ungefähr zu der Zeit, als du anfingst, dich zurückzuziehen, und danach habe ich nicht mehr daran gedacht.«
Sie blieben noch lange zusammen auf dem Sofa sitzen, ohne viel zu reden. Das war auch nicht mehr nötig, alles Wichtige war ja bereits gesagt worden. Sie fühlten sich beide wie befreit, weil das, was sie in letzter Zeit getrennt hatte, nicht mehr zwischen ihnen stand – und auch, weil jetzt offen ausgesprochen worden war, dass sie zwar beide um Oliver Flemming, den Ehemann und Bruder, trauerten, aber dennoch leben wollten.
*
»Du lässt dich aber nicht nur auf mich ein, damit ich nett zu Annika bin, oder?«, fragte Moritz.
Miriam lachte schallend. »Traust du mir das zu?«
»Ich weiß es nicht«, bekannte er. »Einerseits traue ich dir zu, wie eine Löwin dafür zu kämpfen, dass deine Nichte gute Startbedingungen bekommt, andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass deine Küsse Lügen sind, denn so fühlen sie sich nicht an.«
Prompt schmiegte sie sich an ihn und küsste ihn. »Ich könnte dich gar nicht küssen, wenn ich mir nichts aus dir machen würde«, erklärte sie danach. »Im Lügen bin ich echt nicht besonders gut. Sonst hast du schon Recht: Ich würde einiges auf mich nehmen, um Annika zu helfen, aber eine vorgetäuschte Liebe wäre zu viel verlangt.«
»Da bin ich aber froh!« Er zog sie mit sich in sein Schlafzimmer, wo sie einander zärtlich und voller Hingabe liebten. Noch immer konnte Moritz sein Glück kaum fassen, das ihm diese wunderbare Frau sozusagen direkt in die Arme geführt hatte.
Das Einzige, was dieses Glück derzeit ein wenig trübte, war die Sorge um Felix: Nie zuvor hatte er seinen Freund so bedrückt und niedergeschlagen gesehen wie in den letzten Tagen. Allmählich wirkte sich das auch auf die Arbeit aus. Felix hatte keine Ideen mehr, er saß abwesend an seinem Schreibtisch, er vergaß Termine. Sicher, fast jeder durchlitt einmal eine solche Phase, aber sehr lange durfte das nicht mehr gehen, dann würde es auffallen.
Er hoffte von ganzem Herzen, dass die Gespräche mit seinen Sternberger Freunden Felix halfen. Denn dass aus dieser Geschichte mit Corinna Flemming noch etwas werden könnte, nahm er nicht an, nach allem, was er bisher darüber wusste. Das war auch sicherlich besser so. Jetzt war Felix zwar davon überzeugt, dass es ihm dieses Mal ernst war, aber ob man ihm das glauben konnte? Wohl doch eher nicht.
»Was ist los?«, fragte Miriam. Mit dem Zeigefinger zeichnete sie behutsam sein Profil nach. »Du siehst plötzlich so besorgt aus. Hast du immer noch Angst, dass ich dich nur benutze?«
Er zog sie an sich und küsste sie. »Nein, du hast mich vollkommen davon überzeugt, dass es dir ernst mit mir ist.«
»Und warum dann also dieser grüblerische Gesichtsausdruck?«
»Wegen Felix«, antwortete er zögernd. »Er ist nicht gut drauf im Augenblick, und so kenne ich ihn gar nicht.«
»Eine Frau?«, fragte Miriam sachlich.
Er nickte.
»Da bin ich aber froh«, sagte sie erleichtert.
»Und wieso das?« Er verstand sie nicht.
»Weil ich mich natürlich über euch beide erkundigt habe, als es hieß, dass Annika in eurer Abteilung ein Praktikum machen könnte. Und du weißt ja sicher, was für einen Ruf dein Freund hat. Ich war schon ein bisschen beunruhigt, muss ich sagen. Er scheint ja wirklich an jedem Finger eine Freundin zu haben. Aber wenn er verliebt ist, bedeutet er für Annika wohl keine Gefahr. Ganz abgesehen davon, dass du ihn jetzt natürlich sowieso daran hindern würdest, ihr zu nahe zu kommen.«
»Das würde er schon von sich aus nicht machen«, erklärte Moritz. »Mit Frauen, die mit uns zusammenarbeiten, fängt er nie etwas an.« Er rückte ein wenig von ihr ab. »Du hast dich wirklich vorher erkundigt, was wir für Typen sind?«
Sie nickte. »Findest du das schlimm?«
»Eher umsichtig, würde ich sagen.«
»Ich habe das hauptsächlich wegen Annikas Eltern gemacht, die sind doch so überängstlich. Und ich wollte mir hinterher nicht vorwerfen lassen, dass ich ihre Tochter praktisch direkt ins Verderben geschickt habe.« Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. »Was ist denn mit deinem Kollegen? Ist er endlich mal an die Falsche geraten? Eine, die ihn so behandelt hat, wie er sonst die Frauen behandelt?«
»So ungefähr«, murmelte Moritz, während er ihren Rücken streichelte.
»Du willst also nicht darüber reden. Das ist auch in Ordnung, letzten Endes geht es mich ja nichts an. Nur wenn du so traurig guckst wie eben.«
»Ich gucke nicht mehr traurig. Felix ist erwachsen, er wird schon fertig damit. Ich habe übrigens Hunger. Wollen wir nicht aufstehen und die Steaks in die Pfanne hauen?«
»Gute Idee!«
Sie verließen also das Bett, verzichteten aber darauf, sich vollständig anzuziehen. Miriam zog sich eins von Moritz’ Hemden über, das ihr sehr gut stand, und er tat es ihr kurzerhand gleich.
Die Steaks brieten sie viel zu lange, weil sie sich immer wieder küssen mussten, aber ihrem Glück tat das zähe Fleisch keinen Abbruch.
*
Beim Abendessen im Schloss ging es lebhaft zu. Die Teenager freuten sich über Felix’ Besuch, außerdem hatten alle drei Erfolgserlebnisse in der Schule gehabt, von denen sie ausführlich berichteten: Christian war mal wieder der Beste bei einem Mathematiktest gewesen, Konrad hatte die Hauptrolle für das neue Schultheaterstück ergattert, und Anna war für einen Vorlesewettbewerb ausgewählt worden. So ging es zunächst beinahe unter, dass Felix ziemlich still blieb. Er konnte sonst mühelos eine Tischgesellschaft allein unterhalten, aber heute warf er nur hier und da einen Satz ein, ansonsten hielt er sich zurück.
Als sie die Schul-Neuigkeiten zur Genüge besprochen hatten, fiel es dem kleinen Fürsten schließlich doch auf. »Was gibt es denn Neues bei dir, Felix?«, erkundigte er sich. »Startet ihr bald mal wieder eine neue Serie?«
»Ja, aber das ist alles noch ganz geheim.«
Alle warteten darauf, dass Felix noch mehr dazu sagte, das tat er jedoch nicht.
Anna und Christian wechselten einen ratlosen Blick, Konrad sah fragend zu seinen Eltern hinüber. Doch Sofia und Friedrich, den die Baronin in der Zwischenzeit natürlich über ihr Gespräch mit Felix informiert hatte, fühlten sich nicht ermächtigt, Auskunft zu geben. Wenn jemand hier reden musste, dann war es Felix selbst.