Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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ist …«

      »Kann ich kurz mit reinkommen? Bitte, Flo, ich …« Da waren die dummen Tränen schon wieder, die ihr jetzt gar nicht passten. Sie hatte schon öfter vor Florian geweint, aber in dieser Situation wäre sie lieber ruhig und souverän geblieben.

      Noch immer rührte er sich nicht. War das wirklich noch ihr Freund Florian, der immer für sie da war, zu jeder Tages- und Nachtzeit? Der frühere Florian hätte sie längst in die Wohnung gebeten, sie gefragt, warum sie so durcheinander war, sie getröstet, ihr etwas zu trinken angeboten …

      »Was willst du, Gaby?«, fragte er ruhig. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich bin müde und würde gern weiterschlafen.«

      »Annina hat gesagt, dass ich mich verändert habe, dass ich immer nur von meinen Problemen rede, mich aber für die meiner Freunde gar nicht mehr interessiere«, stieß Gabriela hervor. »Siehst du das auch so, Flo? Ich …«

      »Du stellst mir diese Frage nachts um zwei«, erwiderte er. »Dir ist klar, dass du mich geweckt hast, ich habe dir jetzt schon mehrmals gesagt, dass ich müde bin und gern weiterschlafen möchte – aber du beharrst darauf, dass du mit mir reden willst. Was also soll ich dir auf deine Frage antworten? Ja, Gaby, ich sehe es genauso wie Annina! Hast du noch andere dringende Fragen, die sofort geklärt werden müssen?«

      Sie sah ihn an wie einen Fremden. Nie zuvor hatte er so mit ihr gesprochen. Nicht einmal das vertraute Gesicht ihres Freundes fand sie wieder. Die blauen Augen, die sonst immer mit freundlichem Lächeln auf ihr geruht hatten, blickten abweisend, die Wangenknochen traten deutlich hervor, Florians Mund war nicht mehr als ein schmaler Strich. Seine ganze Haltung drückte Abwehr aus.

      »Sind wir keine Freunde mehr?«, fragte sie mit dünner Stimme.

      »Freunde müssen sich ab und zu auch mal unangenehme Wahrheiten sagen, Gaby. Das hat Annina getan, und ich tue es jetzt auch: Freundschaften sind nichts Einseitiges, verstehst du? Was weißt du von Anninas derzeitigen Problemen? Oder von meinen?«

      »Das hat sie mich auch gefragt.«

      Er nickte. »Dann denk drüber nach. Und jetzt möchte ich schlafen. Gute Nacht.« Er schloss die Tür direkt vor ihrer Nase.

      Sie war so fassungslos, dass sie noch mehrere Sekunden am selben Fleck stehen blieb, ohne sich zu rühren.

      Auf dem Heimweg weinte sie wieder. Sie weinte auch noch, als sie sich ins Bett legte. Etwas war an diesem Abend unwiderruflich zu Ende gegangen, sie wusste nur noch nicht, was.

      *

      Als Annabelle etwa zwei Wochen später den Bericht über eine Bande von Drogendealern in der Zeitung las, blieb ihr Blick an einem Foto hängen, auf dem sie ein bekanntes Gesicht entdeckte. Es gehörte René von Hoydorff, dem Kommissar mit dem Röntgenblick aus blauen Augen. Sieh mal an, dachte sie.

      Sie las den Artikel aufmerksam durch. Offenbar war die Schule, an der sie demnächst unterrichten würde, auch betroffen gewesen. Einige der älteren Schülerinnen und Schüler dort hatten sich bei der Bande mit Pillen eingedeckt, denen die Dealer eine geradezu magische Wirkung zugeschrieben hatten.

      Sie waren immer nach demselben Muster vorgegangen. Zuerst hatten sie sich Jugendliche ausgesucht, die leicht beeinflussbar und anfällig für Einflüsterungen waren. Diese bekamen ein paar Proben gratis, damit sie sich überzeugen konnten, wie ›gut‹ die Ware war. So wurden sie nach und nach in die Sucht gelockt, und wenn für die Kriminellen alles gut lief, dann ließen sich auch noch ein paar Freundinnen oder Freunde ihrer Kunden verführen.

      Die Bande hatte sich jugendlicher Lockvögel im Alter der Opfer bedient und damit großen Erfolg gehabt. Jetzt waren sie aufgeflogen. Was Annabelle beobachtet hatte, war also tatsächlich ein Polizeieinsatz gewesen. René von Hoydorff hatte mit seinem Einsatz letztlich doch noch Erfolg gehabt.

      An diesen Einsatz hatte sie noch öfter denken müssen. Nicht nur, weil sie gern in Erfahrung gebracht hätte, ob René von Hoydorff ehrlich zu ihr gewesen war, sondern auch, weil er sie wider Willen beeindruckt hatte. Aber natürlich wusste sie, dass sie ihn vermutlich nicht wiedersehen würde.

      Als es klingelte, war ihr das gar nicht recht. Sie wollte jetzt eigentlich nicht gestört werden. Am nächsten Tag würde sie nach Sternberg reisen, und bis dahin hatte sie noch viel zu erledigen. Sie öffnete trotzdem und sah sich unvermutet dem Mann gegenüber, an den sie gerade eben gedacht hatte. Das war ihr beinahe ein bisschen unheimlich, aber zum Glück konnte er ja keine Gedanken lesen.

      Kommissar René von Hoydorff lächelte sie vergnügt an. »Fein, dass Sie zu Hause sind«, sagte er. »Lassen Sie mich kurz eintreten?«

      »Niemand hat gern die Polizei im Haus, aber ich kann in diesem Fall wohl schlecht ›nein‹ sagen, Herr Kommissar.«

      »Vielen Dank.« Er folgte ihr in die Wohnung und sah die aufgeschlagene Zeitung auf dem Tisch liegen. »Sie wissen also schon Bescheid«, stellte er fest.

      »Ja, ich habe es gerade gelesen. Sie hatten Erfolg, ich gratuliere Ihnen. Hätten Sie die Bande nicht geschnappt, hätte ich vielleicht auch noch mit dem Problem zu tun bekommen, wie ich mittlerweile weiß.«

      Er zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.

      »Ich fange als Referendarin an nach den Ferien. Und das Gymnasium war ja offenbar auch betroffen. Bitte, nehmen Sie Platz. Ich bin gespannt, weshalb Sie gekommen sind, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie noch eine Zeugenaussage von mir brauchen.«

      »Doch«, erklärte er. »Ich habe ein Protokoll von unserer Begegnung geschrieben, das Sie mir unterschreiben sollen. Hier, bitte.«

      »Und dafür kommt ein hochbezahlter Kommissar extra zu mir nach Hause?«, fragte Annabelle. »Warum haben Sie mich nicht anrufen lassen, damit ich vorbeikomme? Das hätte jede Sekretärin erledigen können.«

      »Ja«, seufzte er. »Das stimmt natürlich. Ich hatte mir schon gedacht, dass Ihnen das auffällt. Also gut, ich habe mir einen Vorwand gesucht, um Sie wiederzusehen.«

      »Wie bitte?«

      Er nickte. War da nicht sogar eine Spur Verlegenheit in seinem Lächeln. »Schlimm?«, fragte er. »Natürlich hätte ich anrufen und Sie vorladen können, aber das wollte ich eben nicht. Und deshalb bin ich jetzt hier.«

      »Das ist ja wirklich allerhand!«, entfuhr es Annabelle. »Dürfen Sie das überhaupt?«

      »Ganz streng genommen dürfte ich das vermutlich nicht«, gab er zu. »Und wenn Sie mich jetzt bitten zu gehen, mache ich das. Sie unterschreiben das Protokoll, und ich bin weg. Hier, bitte.«

      Er reichte ihr ein eng beschriebenes Blatt, dessen erste Zeilen sie überflog, dann legte sie es vor sich auf den Tisch. »Sie sind ganz schön mutig«, sagte sie. »Und wenn ich jetzt einen Mann gehabt hätte, der Krafttraining betreibt und Sie, genau wie ich, sofort durchschaut hätte?«

      Er lachte, jetzt blitzten seine Augen wieder, und auch die Verlegenheit war verschwunden. »Das habe ich nicht riskiert, ein paar Erkundigungen habe ich vorher schon eingezogen, in aller Stille. Ich wusste also, dass ich Sie ziemlich sicher allein antreffen würde.«

      »Das durften Sie auch nicht«, sagte Annabelle streng.

      »Nun, ich darf mich schon erkundigen, wer die Frau ist, für die ich mich interessiere. Das machen nicht nur Polizisten.«

      Ihre

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