Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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Philipp dieselben Vorzüge zu bieten hatte, machte er sich nicht klar. Noch keine Frau hatte ihm auf Dauer widerstehen können, es würde bei Gabriela nicht anders sein.

      »Mit dem größten Vergnügen«, sagte er mit charmantem Lächeln und führte Gabriela auf die kleine Tanzfläche, für die in der Wohnung, in der sie heute eine Party feierten, eins der Zimmer freigeräumt worden war. Es war ihm recht, dass gerade sehr langsame Musik gespielt wurde, die es ihm erlaubte, Gabriela nah an sich heranzuziehen.

      Sie ließ es geschehen, was ihn in dem Glauben bestärkte, seinem Ziel wieder ein Stück näher gekommen zu sein. Hoffentlich sah Philipp sie hier tanzen, dann konnte er sich selbst ausrechnen, dass seine Chancen wieder ein bisschen schlechter geworden waren. Aber Philipp war ein verdammt hartnäckiger Mensch, der gab nicht so schnell auf.

      Als er Philipp an der geöffneten Tür auftauchen sah, fiel es ihm schwer, sich seinen Triumph nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Doch er wurde jäh aus seinen Hochgefühlen gerissen, als Gabriela sich aus seinen Armen befreite und sagte: »Da vorn ist Philipp, ich würde jetzt gern mit ihm weitertanzen.«

      Und so kam es, dass Robert sich unvermittelt dort wiederfand, wo Philipp zuvor gestanden hatte: an der Tür, mit Blick auf die Tanzfläche. Bis hierher war alles so gut gelaufen, aber jetzt musste er sich eingestehen, dass sich überhaupt nichts zu seinen Gunsten verändert hatte.

      Zum ersten Mal fragte er sich, wie lange er dieses Spiel noch mitspielen sollte. Schließlich hatte er einen Ruf zu verlieren. Zwar gefiel es ihm einerseits, dass so viel über ihre ›Dreierbeziehung‹ getuschelt wurde – die Leute malten sich, wie er festgestellt hatte, die erstaunlichsten Dinge aus. Aber andererseits war er des Spiels auch ein wenig müde. Kein Mann ließ sich gern allzu lange hinhalten.

      Wenig später wandte er sich ab. So erhebend war der Anblick der Frau, in die man sich heftig verliebt hatte, in den Armen eines anderen wahrhaftig nicht, dass man ihn freiwillig lange ertrug.

      *

      Philipp von Moerss registrierte Roberts Abgang zufrieden. Wenn er selbst einen Vorteil in diesem Rennen um die Gunst der schönen Gabriela für sich sah, so waren es seine besseren Nerven. Er hielt mehr aus als Robert, und deshalb würde er am Ende die Nase vorn haben, das war für ihn keine Frage. Es tat ihm beinahe leid für Robert, aber schließlich konnte nur einer gewinnen. Er jedenfalls hatte nicht die Absicht, noch lange zu dritt aufzutreten. Eine Zeit lang war das amüsant gewesen, vor allem, weil es so viel Aufsehen erregt hatte, aber mittlerweile nervte es nur noch.

      Er bemerkte die vielen aufmerksamen Augenpaare, die auf ihm und Gabriela ruhten. Was sie jetzt wohl alle dachten? Im Grunde war es ihm gleichgültig. Er wollte Gabriela erobern, alles andere war weniger wichtig. Aber es wäre ihm doch lieber gewesen, die Leute hätte, ihm und Gabriela aus anderen Gründen so viel Aufmerksamkeit gezollt. Sie waren ein tolles Paar, das sagte jeder, der sie zusammen erlebte. Aber er konnte sich leicht ausrechnen, dass sie das auch sagten, wenn Gabriela mit Robert ausging.

      Wie war er nur in diese verflixte Situation geraten? Er wusste es nicht mehr, aber jetzt jedenfalls steckte er mittendrin, und noch war nicht abzusehen, wann das enden würde. Wenn es nach ihm ging würde das bald der Fall sein. Sehr bald sogar.

      Für eine Sekunde begegnete sein Blick dem von Annina von Lucius, Gabrielas bester Freundin. Mit der musste er sich gut stellen, beste Freundinnen hatten mehr Einfluss, als mancher Mann dachte. Bestimmt redeten sie öfter über die Situation, dass Gabriela mit zwei Männern ausging. Wie er Annina einschätzte, drängte sie ihre Freundin zu einer baldigen Entscheidung. Das war ganz in seinem Sinne. Er spielte nicht gern die zweite Geige, nicht einmal vorübergehend.

      Gerade als er Gabriela ein wenig fester an sich ziehen wollte, schob sie ihn zurück. »Ich muss was trinken, Phil«, sagte sie.

      Und schon steuerte sie auf die Küche zu, wo die Getränke gekühlt wurden. Seufzend folgte er ihr. Robert war bestimmt nicht weit, über kurz oder lang würden sie wieder zu dritt sein.

      Und genauso war es auch. Es war wirklich zum Verrücktwerden.

      *

      »Frau Baronin«, sagte Eberhard Hagedorn, »es ist überraschender Besuch eingetroffen. Frau von Ehrenstein ist gekommen.«

      »Annabelle von Ehrenstein?«, fragte Baronin Sofia von Kant überrascht.

      Eberhard Hagedorn nickte. Er war seit vielen Jahren Butler im Schloss und erkannte jeden Gast auf Anhieb, auch wenn dessen letzter Besuch schon Jahre zurücklag. Sein Gedächtnis war ebenso legendär wie sein Streben nach Vollkommenheit, das er nach Ansicht der Schlossbewohner gar nicht mehr nötig hatte. Sie fanden, dass Eberhard Hagedorn schon längst der Inbegriff des perfekten Butlers war. Er selbst sah das jedoch anders und ließ in diesem Punkt auch nicht mit sich diskutieren.

      »Das ist ja eine schöne Überraschung, bitte, führen Sie sie herein, Herr Hagedorn.«

      Gleich darauf betrat eine zierliche, sehr hübsche Blondine mit grünen Augen den Salon und kam mit schnellen Schritten auf die Baronin zu. Annabelle von Ehrenstein war eine passionierte Reiterin, eines Tages hatte sie auf Sternberg ein Pferd gekauft. Aus dieser Begegnung hatte sich eine Freundschaft mit den Schlossbewohnern entwickelt, die längst wichtiger geworden war als die geschäftliche Beziehung. Jetzt allerdings war Anna­belle länger nicht da gewesen, sie hatte sich eine Zeit lang im Ausland aufgehalten.

      Die beiden Frauen umarmten einander herzlich. Annabelle war deutlich jünger als die Baronin, das hatte ihrer Freundschaft jedoch keinen Abbruch getan. »Wie schön, dich zu sehen, Annabelle. Kannst du ein paar Tage bleiben?«

      »Nein, jetzt nicht, ich bin, wie man so sagt, nur auf der Durchreise, und ich habe zu Hause in Stuttgart sehr viel zu erledigen. Aber natürlich möchte ich euch gern besuchen und ausführlich über alles, was sich ereignet hat, mit euch reden. Würde es euch in zwei oder drei Wochen passen? Da könnte ich dann auch ein bisschen länger als nur übers Wochenende bleiben.«

      »Das fragst du noch? Du weißt doch, wie wir uns immer freuen, wenn du bei uns bist.«

      Annabelle lachte vergnügt. »Ja, das weiß ich. Eure Gastfreundschaft ist legendär, jeder, der einmal hier gewesen ist, schwärmt in den höchsten Tönen davon. Was gibt es Neues bei euch? Das will ich wenigstens schnell noch erfahren, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.«

      »Uns geht es wieder gut, danke.«

      »Ich habe gehört, dass Friedrich auf einer Auktion angeschossen wurde. Da war ich noch in Frankreich, aber meine Mutter hat es mir sofort erzählt. Was für eine furchtbare Geschichte, Sofia.«

      »Ja, und sie ist nur ganz knapp gut ausgegangen. Fritz hatte länger mit den Folgen seiner Verletzungen zu kämpfen, aber jetzt ist er wieder ganz der Alte, zum Glück.«

      »Und der kleine Fürst?«, fragte Annabelle nach kurzem Zögern. »Und du?« Als sie sah, dass der Baronin Tränen in die Augen traten, griff sie rasch nach ihrer Hand. »Entschuldige, ich wollte keine Wunden aufreißen. Aber ich möchte doch wissen, ob ihr zurechtkommt. Ob ihr es irgendwie schafft, mit der Trauer zu leben.«

      »Ja, das schaffen wir«, antwortete Sofia leise.

      Im Jahr zuvor war das Fürstenpaar von Sternberg bei einem Hubschrauberunglück ums Leben gekommen, gemeinsam mit dem Piloten. Fürstin Elisabeths und Fürst Leopolds Sohn, der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg, der von der Bevölkerung liebevoll ›der kleine Fürst‹ genannt wurde, war seitdem Waise. Sofia war eine Schwester seiner Mutter

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