Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach страница 29
»Egoistisch ist sie aber auch«, sagte Christian. »Sonst hätte sie nicht immer nur über sich selbst gesprochen, wenn sie mit dir zusammen war.«
»Das liegt auch an mir, ich habe sie dazu ermuntert«, erwiderte Florian ehrlich. »Es wäre ungerecht, das allein ihr anzulasten.«
»Und was willst du jetzt tun?«
»Was wohl? Sie vergessen natürlich.«
Der kleine Fürst schüttelte den Kopf. »Das schaffst du nicht. So, wie du über sie redest, Flo …«
»Mach mir keine Angst«, brummte Florian. »Wenn ich über Gabriela nicht hinwegkomme, werde ich meines Lebens nicht mehr froh. Ich muss sie vergessen, das ist meine einzige Chance.«
Christian sah das anders, doch das behielt er für sich. Er rief nach Togo, der ausnahmsweise recht schnell hörte und mit langen Sätzen auf sie zukam. Schweigend kehrten sie zum Schloss zurück. Bevor sie das Hauptportal erreichten, fragte Christian: »Darf ich Anna deine Geschichte erzählen?«
»Ihr habt keine Geheimnisse voreinander, oder?«
»Wenige«, gab Christian zu.
»Natürlich kannst du mit ihr darüber reden. Aber es wäre mir lieb, wenn die Geschichte in der Familie bliebe.«
»Ja, klar. Ich erzähle sie nur Anna.«
»Danke, dass du mir so geduldig zugehört hast, Chris.«
»Wieso geduldig? Ich habe dich ja gefragt. Es hat mich interessiert. Anna und ich haben uns nämlich schon gefragt, warum du so verändert bist.«
»Ihr ist das also auch aufgefallen?«
Christian nickte. Das Hauptportal wurde von innen geöffnet, Eberhard Hagedorn erschien. »Hatten Sie einen schönen Spaziergang?«, fragte er mit seinem zurückhaltenden Lächeln.
»Ja, danke, Herr Hagedorn«, antwortete der kleine Fürst. »Jetzt sind wir hungrig. Nicht, Flo?«
»Und wie«, sagte Florian, obwohl er nicht einmal Appetit verspürte. Wie immer, wenn er intensiv über Gabriela nachdachte, schlug ihm das auf den Magen.
»Frau Falkner wird sich freuen, das zu hören«, erwiderte Eberhard Hagedorn, als er sie eintreten ließ.
Togo war bereits die breite Treppe hinaufgelaufen, die von der Eingangshalle zu den Privaträumen der Familie und den Gästesuiten führte, Florian und der kleine Fürst folgten ihm langsamer. Als Florian vor seiner Tür stand, sagte er: »Ich glaube, es hat mir gutgetan, dir alles zu erzählen.«
Der Junge betrachtete ihn mit ernstem Lächeln. »Danke für dein Vertrauen«, sagte er.
*
»Ich habe keine Blumen mitgebracht«, entschuldigte sich René von Hoydorff, »weil Sie ja morgen verreisen.« Er überreichte Annabelle eine eisgekühlte Flasche Champagner. »Also dachte ich, trinken wir auf unseren Erfolg und Ihre Reise.«
»Gute Idee«, fand Annabelle. »Bitte, kommen Sie herein.«
Sie hatte den Tisch hübsch gedeckt, sah er mit einem Blick, und offenbar war sie mit dem Packen fertig, denn im Flur standen eine Reisetasche und ein Koffer. »Kommen Sie damit aus?«, fragte er, indem er darauf zeigte. »Frauen brauchen doch angeblich immer so viel Gepäck, wenn sie verreisen.«
»Ich nicht«, erklärte sie vergnügt. »Im Gegenteil, ich hasse es, beladen wie ein Packesel unterwegs zu sein.«
Sie ging zu einer alten Vitrine und entnahm ihr zwei langstielige Gläser. »Die Flasche öffnen Sie bitte«, sagte sie, »ich muss noch mal kurz in die Küche.«
Als sie verschwunden war, sah er sich erst einmal um. Der Raum kam ihm verändert vor, dabei stand alles noch so da wie an diesem Vormittag, wenn er sich richtig erinnerte. Vielleicht lag es also nur an seiner anderen Stimmung, dass er das gemütliche Sofa, die zierlichen Sessel, das Bücherregal und die farbenfrohen Bilder an den Wänden anders wahrnahm.
»Sie stehen ja immer noch mit der geschlossenen Flasche da herum!«, rief Annabelle, die soeben mit einem Teller, auf dem kleine Törtchen lagen, aus der Küche zurückkam.
Er wies auf den Teller. »Ich dachte, es gäbe Steaks und Salat«, sagte er. »Und was ist das?«
»Gemüsequiches«, antwortete sie. »Die sind schnell gemacht, und ich hatte plötzlich Lust darauf. Außerdem war ich mit dem Packen schneller fertig als gedacht.« Sie stellte den Teller ab und nahm ihm energisch die Flasche aus der Hand. »Wenn ich auf Sie warte, stehen wir morgen früh noch hier herum und haben nichts zu trinken.«
Mit wenigen Griffen hatte sie die Flasche geöffnet und füllte die Gläser.
»Danke für die Einladung«, sagte er.
»Danke für den Champagner«, erwiderte sie. »Wenn wir die Flasche austrinken, muss ich danach auf Wein verzichten. So viel vertrage ich nicht.«
»Wir können uns ja Zeit lassen«, schlug er vor. »Und wenn wir diese lecker aussehenden Törtchen dazu essen, bleiben wir bestimmt nüchtern.«
Sie ließen es sich schmecken, während sie den Champagner tranken, und dabei kamen sie ganz unangestrengt ins Gespräch. René wusste spannende Geschichten aus seinem Arbeitsleben zu erzählen, Annabelle hielt mit Geschichten aus ihren Schulpraktika dagegen. Sie war ja gerade erst fertig geworden mit dem Studium, der Alltag an einer Schule stand ihr noch bevor, aber sie freute sich darauf.
Die Steaks aßen sie erst viel später, und noch immer ging ihnen der Gesprächsstoff nicht aus.
»Sehen wir uns wieder, wenn Sie aus Sternberg zurück sind?«, fragte René, als sie nach dem Essen gemeinsam den Tisch abräumten.
»Das hoffe ich doch«, antwortete Annabelle mit einem Lächeln.
Es war dieses Lächeln, das ihn ermutigte, sie an sich zu ziehen und ihr den ersten Kuss zu geben.
»Bist du immer so schnell?«, fragte sie danach.
»Dieses war das erste Mal«, antwortete er, bevor er sie erneut küsste.
»Aber ich werfe dich jetzt trotzdem hinaus«, sagte sie eine Viertelstunde später, in der jeder Kuss länger und leidenschaftlicher geworden war als der vorige. »Bei mir geht das nämlich normalerweise auch nicht so schnell.«
»Ich weiß«, erwiderte er. »Wirst du mich auch nicht vergessen, während du weg bist?«
Sie lachte leise. »Mal sehen. Vielleicht läuft mir in Sternberg ja ein super attraktiver Typ über den Weg, dem ich nicht widerstehen kann.«
»Dann soll er sich vor mir in Acht nehmen!«, sagte René und zog sie wieder in seine Arme.
Es dauerte dann doch noch ziemlich lange, bis er sich tatsächlich verabschiedete. Danach trödelte Annabelle noch herum, denn müde war sie überhaupt nicht, im Gegenteil. Ins Bett ging sie trotzdem, aber sie ließ ihre Nachttischlampe an, lag nur da und sah lächelnd