Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7. Inger Gammelgaard Madsen

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Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

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Botschaft in Rom bekommen hatte und in sein Heimatland ziehen wollte, aber sie war damals viel zu jung gewesen. Irene hatte sie unterstützt und er versuchte, nicht an diese Zeit in seinem Leben zu denken. Er war wütend gewesen und hatte sich verraten gefühlt, konnte aber nichts machen. Olivia war achtzehn und tat, was sie wollte. Auch in diesem Punkt war sie ihrem Vater ähnlich, hatte Irene gesagt. Dann hatte sie Giuseppe getroffen, der Anwalt war. Eine gute Partie, meinte Irene, aber Roland mochte ihn nicht. Ein ganzes Stück älter als Olivia – das war, wie es war, aber als er einen Fall als Verteidiger eines großen Geschäftsmannes in Rom gewann, der wegen Korruption angeklagt war und sich als Mafioso entpuppte, hatte Roland verlangt, dass Olivia sofort zurück nach Dänemark ziehen sollte. Stattdessen hatte sie den Kerl geheiratet und nun hatten sie Zwillinge zusammen.

      „Woran denkst du, Papa?“

      Jetzt musterte sie ihn, während er in den Kuchen und seine Gedanken vertieft war.

      „Ach, nichts Besonderes. Bloß das Leben.“

      „Nichts Besonderes. Das Leben?“ Sie lächelte leicht.

      „So meinte ich das nicht. Wie läuft’s denn in deinem Leben, Olivia? Wieso wolltest du dich mit mir hier treffen?“

      „Wieso? Du bist mein Vater, du wohnst in Dänemark und ich in Rom, wir sehen uns nicht gerade oft und machen gerade hier Urlaub, ist das nicht Grund genug?“ Sie trank aus der großen Tasse und hatte danach Milchschaum an der Oberlippe.

      „Doch, natürlich. Aber du …“

      „Mama geht es gut, das sehe ich, aber was ist mit dir? Wie läuft es mit deinem Fall?“, unterbrach sie ihn.

      Roland wandte den Blick von seiner Tochter ab und ließ ihn wieder über das Meer mit dem diesigen Vulkankegel gleiten. Er musste zugeben, dass er diesen Urlaub mehr als nötig hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, seinem unsteten dänischen Alltag entflohen zu sein. Obwohl man ihn in Wirklichkeit abgeschrieben hatte. Suspendiert.

      „Um ganz ehrlich zu sein, ich weiß es noch nicht, Olivia“, antwortete er.

      „Glaubst du wirklich, du wirst entlassen?“

      Er zuckte die Schultern, aber nicht gleichgültig, beinahe hilflos.

      „Ja, aber du hast doch nichts falsch gemacht, Papa. Okay, du hast vielleicht nicht wie ein Polizist gehandelt, aber wie ein Mensch. Das ist doch viel mehr wert! Guck dir nur Mama an, die …“

      „Doch, mein Schatz. Ich habe etwas falsch gemacht. Sehr falsch, und wenn das für die Gerichte ein Präzedenzfall wird, ja, dann muss ich mich von meinem Job verabschieden.“

      „Das ist so unfair!“, fand Olivia und legte eine Hand sanft auf seinen Arm. „Mama ist viel glücklicher, sie ist nicht mehr so abhängig von dem Rollstuhl. Ihr könnt jetzt bei Zia Giovanna wohnen, obwohl es da viele Treppen gibt, weil Mama am Geländer hochlaufen kann.“

      Roland nickte bloß und entfernte mit einem leichten Streichen seines Daumens den Milchschaum von Olivias Oberlippe. Sie wischte sofort mit der Serviette nach.

      „Ist er weg?“

      „Ja, ist weg. Du hast Recht, Mama geht es viel besser, aber trotzdem war das, was wir getan haben, illegal, besonders ich als Gesetzeshüter. Aber lass uns jetzt nicht mehr darüber reden. Magst du noch Kuchen haben?“

      Olivia schüttelte den Kopf und warf einen betrübten Blick auf eine Frau, die mit zwei kleinen Kindern vorbeiging, an jeder Hand eins, ein Junge und ein Mädchen. Er folgte ihrem Blick.

      „Läuft es gut mit den Zwillingen?“, fragte er und hoffte, dass sie bald mit der Sprache herausrücken würde. Er war sich sicher, dass sie ihn nicht wegen eines gemütlichen familiären Beisammenseins um ein Treffen gebeten hatte.

      „Ja, es läuft gut. Sehen sie etwa nicht aus, als ginge es ihnen gut?“

      Sie schaute ihn fragend an und er konnte nicht anders als zu lächeln.

      „Doch, doch. Man kann sicher lange suchen, bis man behütetere Kinder findet.“

      „Was meinst du damit?“

      „Olivia, ich kann dir ansehen, dass irgendetwas nicht stimmt. Darüber wolltest du mit mir reden, oder?“

      Sie drehte den Löffel, der auf der Untertasse lag. Die Sonne reflektierte in seinem blanken Stahl. Lange schwieg sie und sah ihn nicht an.

      „Es ist etwas mit Giuseppe …“, sagte sie leise.

      Er war kurz davor auszurufen ‚Ich wusste es!‘, ließ es aber, da es alles zerstören würde.

      „Ich weiß, was du denkst, Papa, und es ist nicht, wie du glaubst. Giuseppe hat nur gerade einen Fall, der ihm sehr nahe geht … er will mir nichts darüber erzählen, aber ich habe das Gefühl, er wird bedroht.“

      „Bedroht? Inwiefern? Sein Leben?“

      Olivia nickte, schüttelte dann aber sofort den Kopf.

      „Nein, ich weiß es nicht. Ich habe bloß gehört, wie er eines Abends telefoniert hat, als ich ihm eine Tasse Kaffee ins Arbeitszimmer bringen wollte. Er arbeitet so viel und oft spät. Ich habe gehört, wie er sagte, er lasse sich nicht einschüchtern und der andere solle mit seinen Drohungen aufhören … dann hat er mich in der Tür bemerkt und sofort aufgelegt. Aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass etwas nicht stimmte. Er hatte Angst, Papa, und das erschreckt mich. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“

      „Hast du mit ihm darüber gesprochen?“

      „Natürlich. Normalerweise haben wir keine Geheimnisse voreinander, aber er sagte bloß, ich solle mir deswegen keine Sorgen machen.“

      „Vielleicht hast du es missverstanden. Kann es nicht um irgendetwas anderes gehen?“

      „Es ist ja nicht das erste Mal, dass etwas Merkwürdiges vor sich geht. Wir werden auch von einem Auto verfolgt. Einem glänzenden schwarzen Audi, aber Giuseppe versucht so zu tun, als wäre nichts. Ich habe ihn gefragt, ob er weiß, wer das ist, aber er sagt, das sei niemand, den er kenne, und es müsse ein Zufall sein.“

      „Und du glaubst, das hat etwas mit einem seiner Gerichtsverfahren zu tun?“

      Olivia nickte ernst. Eine leichte Meeresbrise ergriff ihre langen, dunklen Haare.

      „Weißt du, worum es in diesem Fall geht?“

      „Nein, er darf ja nicht viel darüber sagen, daher …“

      Roland wagte es nicht, das Wort auszusprechen, das ihm auf der Zunge lag, aber falls es stimmte, dass Giuseppe etwas mit denen zu tun hatte, könnten Olivias Zwillinge in Gefahr sein. Das Misstrauen gegen seinen Schwiegersohn wuchs.

      „Aber was soll ich deiner Meinung nach tun, Olivia?“

      Sie lehnte sich zurück und klopfte sich resignierend auf die Oberschenkel.

      „Ich weiß es nicht, Papa. Vielleicht musste ich einfach mit jemandem darüber reden, vielleicht, weil du Polizist bist und dich mit so was auskennst, und …“ Olivia schwieg und biss sich auf die Unterlippe.

      „Und

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