Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7. Inger Gammelgaard Madsen

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Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

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die gehören zu einer Sekte, aber es ist nicht sicher, ob das stimmt.“

      Anne lächelte. Sie wusste genau, dass in diesen kleinen Dörfern schnell etwas zusammenfabuliert wurde.

      „Das ist also niemand, mit dem Sie sonst Kontakt haben?“

      „Nein, und er ist auch nur das eine Mal gekommen, um Eier zu kaufen. Aber das war schon seltsam, sagte mein Mann …“

      „War das der, der nur warme Eier haben wollte?“, unterbrach der Junge, der ihrem Gespräch neugierig mit offenem Mund gefolgt war.

      „Ja, der war sehr schwierig. Die Eier durften nicht zu groß sein und hätten am besten noch direkt aus dem Huhn gezogen werden sollen, um frisch genug zu sein. Er hat fünf frisch gelegte bekommen, die er in eine Thermoskanne gelegt hat, damit er sie warmhalten konnte, bis er zu Hause war. So weit ist das doch auch nicht.“ Verständnislos schüttelte sie den Kopf.

      „Er mag wohl einfach frische Eier“, schlug Anne vor.

      „Vielleicht. Aber er ist nie wiedergekommen, also waren die sicher trotzdem nicht frisch genug.“ Die Frau nahm den Jungen an der Hand und zog ihn mit sich. Anne rief ihnen ein Danke nach und schaute wieder auf das Haus.

      „Hast du etwas herausgefunden?“, fragte Freddy, der einige Proben der Spinnweben eingesammelt hatte und dabei war, zusammenzupacken.

      „Nicht besonders viel, aber irgendjemand muss ja diesen Typen warnen, dass giftige Spinnen in seinem Garten sind.“

      „Was ist mit dem Sägewerk?“

      „Mit denen spreche ich auch gleich. Wenn die Tierchen mit ihrem Holz hergekommen sind, muss etwas getan werden. Sollte die Polizei nicht Bescheid wissen?“ Es überraschte sie selbst, dass sie so darauf aus war, sie zu informieren. Der Bauer hatte sicher Recht damit, dass sie keine Zeit hatten, sich um so etwas wie Spinnen zu kümmern, aber mit der Schwarzen Witwe war trotz allem nicht zu spaßen.

      „Doch, aber lass uns erst ein bisschen mehr herausfinden, bevor wir sie hinzuziehen, ja?“

      „Okay.“ Anne nickte widerwillig. Sie hatte das Gefühl, dass Freddy hauptsächlich an die Spinnen dachte. Für einen Biologen war es eine große Sache, dass Schwarze Witwen nach Dänemark gekommen waren. Vielleicht eine noch größere, als dass der Wolf in die dänische Natur zurückgekehrt war. Sobald die Polizei Bescheid bekäme, wäre sicher das Erste, was sie tun würde, dafür zu sorgen, diese lebensgefährlichen unwillkommenen Spinnentiere auszurotten. Sie verabschiedete sich von ihm und versprach, sich zu melden, wenn sie mehr herausgefunden hatte.

      Im Sägewerk brachen die meisten gerade in den Feierabend auf.

      Anne hielt einen Mann an, der im Begriff war, sich in sein Auto zu setzen. „Der Direktor ist nach Hause gefahren“, teilte er kurz mit, als sie darum bat, mit dem Verantwortlichen sprechen zu dürfen.

      „Kann ich weiterhelfen?“, fragte er leicht und freundlich, als ob er das oft sagte. Sie schätzte, er war Verkäufer.

      „Bekommen Sie Holz aus dem Ausland? Aus Südamerika oder Australien zum Beispiel?“

      Der Mann warf seine Jacke auf den Rücksitz und lächelte beinahe erleichtert über diese einfache Frage.

      „Nein, damit kann ich Ihnen leider nicht dienen. Wir verarbeiten nur Nadelholz. Dänisches Holz.“

      „Okay, und an wen verkaufen Sie?“

      „Holzhändler und Baumärkte. Die Holzindustrie. Aber sagen Sie mal, wer sind Sie eigentlich?“

      „Entschuldigung, ich habe mich nicht vorgestellt. Anne Larsen. Ich bin Journalistin. In der Nähe des Sägewerks wurden giftige Spinnen gefunden, daher dachte ich, Sie könnten vielleicht verantwortlich sein.“

      Einen Augenblick lang sah der Mann beleidigt aus, dann runzelte er besorgt die Stirn.

      „Was für Spinnen?“

      „Leider die Schwarze Witwe.“

      Die Art, wie er offensichtlich schauderte, brachte sie auf den Gedanken, dass er wohl unter Arachnophobie litt.

      „Die können unmöglich von hier kommen. Sind die in unserem Holz?“ Er warf einen erschrockenen Blick auf die Holzstapel, die den Großteil der Umgebung füllten.

      „Ich weiß nicht, ob die auch hier sind, aber direkt hinter dem Sägewerk sind massenweise Spinnen. Ein Biologe ist sich ganz sicher, dass es die Schwarze Witwe ist.“

      Er schluckte sichtlich, setzte sich hinters Steuer und zog die Füße heran, ohne die Autotür zu schließen.

      „Ich muss meine Kinder aus dem Kindergarten abholen, daher kann ich nicht wirklich …“ Er sah auf seine Uhr und war blass geworden. „Ich kontaktiere unseren Direktor, sobald ich die Möglichkeit habe.“ Er fummelte mit den Schlüsseln und schaute zu ihr hoch. „Kommt das in die Zeitung? Das wäre für unser Unternehmen nicht sehr förderlich, wenn …“

      „Ja, kommt es. Aber vorläufig wissen wir nicht, ob das Sägewerk ebenfalls betroffen ist, daher kann ich Sie auch raushalten.“

      Der Mann nickte, lächelte kurz und steif, drehte den Autoschlüssel und knallte die Tür zu. Anne schaute dem Wagen nach, der auf den Viborgweg bog. Ihr eigenes Auto hielt in der Nähe und sie entschied, zu dem Haus des seltsamen, jungen Mannes mit einem Hang zu warmen, frisch gelegten Hühnereiern zu fahren. Sie hatte bemerkt, dass es einen schmalen Feldweg dorthin gab.

      Vor dem Haus stank es widerlich aus einem dreckigen, grünen Mülleimer, der lange nicht geleert worden war. Ein weiteres Mal bereute sie die Sandalen und beschloss, künftig immer Gummistiefel im Auto zu haben. Eine Ratte verschwand schnell hinter einer der durchsichtigen Mülltüten, die um den Abfalleimer herumlagen und deren Inhalt sich aufgrund der Verwesung nicht mehr identifizieren ließ. Die Plastiktüten waren zerlöchert, und der Großteil des Abfalls lag auf dem Hof verstreut. Als sie ausstieg und sich vorsichtig näherte, bemerkte sie, woher der schlimmste Geruch kam. An der Treppe lag ein halb vertrockneter Dachskadaver, der aussah, als hätte sich das Tier vor seinem Tod in Krämpfen gewunden. Zögernd blieb sie stehen und beobachtete das Haus. Es war totenstill. Das Wort erschreckte sie plötzlich. Was war das für ein Mensch, der in so einem Abfall leben konnte, noch dazu mit einem stinkenden toten Tier vor der Tür? Sie guckte in den Garten über ein Holztor, das schief in seinen Angeln hing. Der Bewohner musste definitiv gewarnt werden; der gesamte Garten war mit Spinnweben bedeckt. Sie versuchte, durch die Fenster hinein zu spähen, aber sie waren zu schmutzig. Die Innenseite war mit einer grauen Staubschicht bedeckt. Das Haus stand leer. Das musste die Erklärung sein. Es konnte keine andere geben. Sie riss sich zusammen und ging entschlossen die Treppe hoch. Vor der Tür zögerte sie erneut, dann klopfte sie und horchte, aber von drinnen kam kein Laut. Der Verwesungsgestank drückte im Hals und sie schluckte ein paar Mal, um sich nicht zu übergeben. Sie entschied sich, wieder zu gehen. Das Haus war ganz sicher bloß verlassen. Der junge Mann, der hier gewohnt hatte, war schon lange ausgezogen. Bestimmt hatte er deswegen keine weiteren warmen Eier gekauft. Dann hörte sie ein Geräusch, als ob drinnen etwas umfiel. Also gab es doch Leben.

      „Hallo! Ist jemand zu Hause?“, rief sie und klopfte noch einmal an die Tür. Nichts passierte, es war wieder still. Die Klinke war klebrig und klamm. Sie drückte sie herunter und überwand die Übelkeit. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie brauchte nur einen kleinen, zusätzlichen Schubs mit der Schulter.

      4

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