Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7. Inger Gammelgaard Madsen

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Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7 - Inger Gammelgaard Madsen Rolando Benito

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rote Fleck in Form einer Sanduhr auf dem schwarzen Bauch zeigt deutlich, dass es sich hierbei ganz sicher um eine Latrodectus mactans handelt. Das hier ist eine Sie.“

      Anne sah ihn mit einem etwas schiefen, verunsicherten Lächeln an.

      „Ich bin immer noch keine Biologin. Hat die auch einen dänischen Namen?“

      „Ja, wir nennen sie die Schwarze Witwe.“

      Ihr Lächeln verschwand. Unwillkürlich wich sie ein paar Schritte zurück und schaute nach unten auf ihre Füße, die in Sandalen steckten.

      „Das hättest du mir doch echt vorher sagen können, dann hätte ich Gummistiefel angezogen.“

      „Ja, Sandalen sind wohl nicht das Klügste. Aber die Spinnen sind ja gar nicht so gefährlich …“

      „Nicht? Aber ihr sagt ja auch, Wölfe wären nicht gefährlich! Fragt mal ein Reh.“

      Freddy überhörte ihre Stichelei.

      „Die Latrodectus mactans ist ja nicht sonderlich groß, wie du siehst, daher gibt sie bei jedem Biss nur eine geringe Dosis Gift ab. Wird ein kleines Kind gebissen – oder schwache alte Menschen – ist das selbstverständlich nicht gut. Oder wenn man unter hohem Blutdruck leidet. Sie verteidigen sich, wenn sie bedroht werden. Nur der Biss der weiblichen Spinne ist gefährlich und es gibt ein Gegengift. Dennoch ist diese Spinne diejenige, die weltweit die meisten Menschen tötet.“

      Anne machte weitere Bilder von dem Spinnennetz aus großem Abstand und benutzte das Zoomobjektiv. Anschließend versuchte sie, ein Foto von der Spinne im Glas zu knipsen, die hin und her flitzte und herauszukommen versuchte.

      „Aber die leben doch nicht hier in Dänemark?“

      „Normalerweise nicht, nein, aber es wurden schon aus Versehen giftige Spinnen hier zu uns gebracht. hierhergebracht. In Supermärkte kommen sie zum Beispiel mit exotischen Früchten. Autos aus den USA werden an dänische Kunden geliefert mit der Schwarzen Witwe als blindem Passagier, und es ist auch schon vorgekommen, dass sie sich hierzulande in einer Garage vermehrt haben. Ein Autobesitzer in Schweden wurde sogar gebissen, als er sein neues Auto saubermachen wollte. Aber normalerweise dürfte die Latrodectus mactans in unserem Klima nicht lange überleben.“

      „Die scheinen sich aber recht wohlzufühlen mit all den Spinnweben.“

      „Ja, das wundert mich auch. Man sollte fast glauben, sie hätten sich an das Klima gewöhnt.“ Vorsichtig legte er das Glas in die Tasche zurück. „Ich nehme die hier mit, dann kann ich das Phänomen näher studieren. Nun war es natürlich auch ein ziemlich heißer und trockener Sommer und der Herbst war ebenfalls warm, daher kommen sie vielleicht noch ein Weilchen gut zurecht.“

      „Wie viele, glaubst du, sind das?“ Anne sah sich um. Das Gebiet, über das sich die Spinnweben erstreckten, war groß.

      „Schwer zu sagen …“ Freddy kratzte sich den Bart.

      „Was sind diese schmalen, ovalen Klumpen? Sind das Eier?“

      Er nickte. „So eine Puppe kann 25 bis 900 Eier enthalten – oder mehr.“

      „Shit! Sollte man die nicht vernichten?“

      „Doch, das wäre wohl das Beste.“

      „Woher können die gekommen sein? Aus den USA in einem Auto?“

      „Das lässt sich nicht so leicht feststellen. Vielleicht.“

      „Ist hier nebenan nicht ein Sägewerk? Können die mit dem Holz nach Dänemark gekommen sein?“

      „Weißt du was, Anne? Deswegen habe ich dich kontaktiert. Du bist keine Biologin, nein, aber Journalistin, und ich weiß, wie scharfsinnig du bist. Du sollst herausfinden, wo die hergekommen sind.“

      „Ich bin Kriminalreporterin, daher ist das hier nicht gerade mein Gebiet, mein Kollege ist in ein paar Tagen wieder da, dann …“

      Freddy sah sie nicht an, nur die Spinnweben, die im Sonnenlicht glitzerten.

      „Dann ist es zu spät und vielleicht schon ein Unglück passiert. Stell dir nur mal vor, wenn die in die Häuser gelangen und sich dort weiter vermehren.“

      Anne erschauderte bei dem Gedanken. Freddy wusste, wovon er sprach. Sie hatte ihn zum ersten Mal getroffen, als sie gerade als Journalistin beim Tageblatt angefangen hatte. Es hatte sich um eine hitzige Debatte gehandelt, ob man Kriechtiere in Wohnungen halten dürfe, nachdem ein ungefährlicher Gecko in einem Treppenhaus in der Innenstadt entwischt war und Panik ausgelöst hatte. Freddy war im Lokalfernsehen gewesen, um in der Debatte seine Expertenmeinung abzugeben, und Anne hatte ihn anschließend interviewt. Freddy war nicht dagegen, Reptilien in Gefangenschaft zu halten. Anne schaute sich wieder um.

      „Wer wohnt in dem Haus da? Sieht ein bisschen verwahrlost aus.“

      Freddy schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, aber du kannst ja einen der Nachbarn fragen, die müssen das doch wissen.“

      Er zeigte in Richtung der Personen, die Anne vom Weg aus hatte sehen können. Sie standen in angemessenem Abstand zu den Spinnweben. Die Gesichter der Frauen waren erstarrt, während die Augen zweier Jungen vor Begeisterung leuchteten. Eine der Frauen, sicher die Mutter, hatte dem einen Jungen die Hand auf die Schulter gelegt, als wollte sie ihn daran hindern, hinzulaufen und in die Seidenfäden zu trampeln.

      Anne ging zu ihnen hin.

      „Seltsamer Anblick, nicht?“

      Sie nickten schweigend. Anne schätzte, dass sie von den umliegenden Höfen kamen. Sie sahen wie Landwirte aus. Die Kleidung des Mannes roch nach Kuh, die Stiefel waren voller Mist.

      „Ja, die Jungs haben diese merkwürdigen Spinnweben gefunden und sind heimgerannt, um mir davon zu erzählen. Zum Glück haben sie sie nicht angefasst“, meinte eine der Frauen.

      „Sie wissen also, was das ist?“

      „Ja, das hat dieser Biologe erzählt, den sie geschickt haben“, sagte der Mann und machte Anstalten, die Stelle verlassen zu wollen.

      „Wer hat ihn geschickt?“

      „Ich habe beim Naturgeschichtlichen Museum angerufen. Die soll man doch kontaktieren, wenn man Wölfe sieht, daher dachte ich …“, antwortete die Frau.

      „Haben Sie nicht mit der Polizei gesprochen?“

      „Nein, was sollten die tun? Die kommen ja nicht mal, wenn bei uns eingebrochen wird“, entgegnete der Mann trocken und ging davon. Die Frau und einer der Jungen folgten ihm.

      „Wer wohnt in dem Haus da drüben?“, fragte Anne die Frau, die zusammen mit dem anderen Jungen zurückgeblieben war. Sie schaute hinüber, man erahnte gerade so den Giebel über den Bäumen, dann schüttelte sie missbilligend den Kopf.

      „Komischer Typ! Ich habe ihn nur ein Mal gesehen, als er zu uns gekommen ist, um Eier zu kaufen. Mein Mann hat sie ihm herausgesucht. Er sah genauso verwahrlost aus wie das Haus. Frührentner, habe ich gehört.“

      „Ein alter Mann?“

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