Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart. Polizeihistorische Sammlung

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Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung

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Mädchenhandel, internationaler Taschendiebe, Glücks- und Falschspiel sowie der Reichszentrale für Vermisste und unbekannte Tote kamen die neu gebildete Reichszentrale zur „Bekämpfung des Zigeunerunwesens“, die Reichszentrale zur Bekämpfung von Kapitalverbrechen (Mord, Brand, Katastrophen), die Reichszentrale zur Bekämpfung reisender und gewerbsmäßiger Betrüger und Fälscher sowie reisender und gewerbsmäßiger Einbrecher. 35

      Seit dem 17. Juni 1937 war das Reichskriminalpolizeiamt (ab jetzt Kriminalpolizeiamt) dem Amt Kriminalpolizei im Hauptamt Sicherheitspolizei Heydrich unterstellt. Seit dem 27. September 1939 firmierte es als Abt. V-Verbrechensbekämpfung im Reichssicherheitshauptamt. 36 Leiter dieser Behörde war von 1934 bis 1945 Arthur Nebe, dem in der Weimarer Zeit das Dezernat Rauschgiftmissbrauch unterstanden hatte. Seine Beziehungen zu den Widerstandskreisen des 20. Juli wusste Nebe lange zu verbergen. Kurz vor Ende des Krieges tauchte er unter, wurde verraten und nach Verurteilung durch den Volksgerichtshof am 3. März 1945 hingerichtet. 37

      In Anlehnung an das Modell der Gestapo entstanden auf der Ebene der ehemaligen Länder 18 Kriminalpolizeileitstellen (KPLSt) als Mittelbehörden, denen bei den staatlichen örtlichen Polizeiverwaltungen Kriminalpolizeistellen nachgeordnet waren. 1943 löste man die Kriminalpolizeistellen völlig aus der Unterstellung unter die örtliche Polizeiverwaltung.

      Auch die Weibliche Kriminalpolizei wurde 1937 neu geordnet und als Sonderdienststelle der Kriminalpolizei zugeordnet. Die Dezernate G 1, G 2, G 3 erhielten nun die Bezeichnung KJ M III 1 (KKommissarin Dinger), KJ M III 2 (KKommissarin Gobbin), KJ M III 3 (KKommissarin Oberhey). 38 Sie unterstanden direkt dem Reichskriminalpolizeiamt. Auf der weltanschaulichen Grundlage des Rassege-dankens und der darauf aufbauenden Gesetzgebung wurde der Weiblichen Kriminalpolizei unter anderem die Aufklärung solcher Fälle übertragen. Wurde bei Kindesmissbrauchsfällen Schwachsinnigkeit der Eltern festgestellt, konnte das zu deren Sterilisierung führen. 39

      Im Rahmen der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung entstand durch Runderlass vom 21. Dezember 1941 das Kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei mit Sitz in Berlin. Ihm waren kriminalbiologische Untersuchungsstellen auf Landesebene angegliedert. 40

      Scharf ging die Kripo auch gegen die zum Feindbild erklärten „Berufsverbrecher“ vor, deren Schicksal in der Regel durch Überstellung in ein Konzentrationslager besiegelt war. 41 Das Gesetz über die Behandlung „Gemeinschaftsfremder“ bot die Handhabe zu Maßnahmen gegen Zigeuner, Asoziale und Homosexuelle. 42

      Auch zur Teilnahme an den Mordaktionen der Polizeibataillone bei den Einsatzgruppen in den besetzten Ostgebieten wurden Angehörige der Kripo eingesetzt. 43

      Nachkriegszeit

      Nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 übernahm zuerst die sowjetische Besatzungsmacht die Reorganisation der Verwaltungsgeschäfte. Durch Anweisungen ihrer Orts- und Bezirkskommandanten wurden örtliche Polizeireviere und Inspektionen wieder errichtet. Auf Befehl Nr. 1 des sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin vom 25. Mai 1945 entstand die neue Stadtpolizei unter Leitung des Polizeipräsidenten Paul Markgraf. 44 Auch nach dem Übergang der Verwaltungskontrolle auf die Interalliierte Militärkommandantur (IMK-Befehl vom 11. Juli 1945) blieb Bersarins Befehl in Kraft. Unter Rückgriff auf die rechtlichen und organisatorischen Strukturen der Polizei vor 1933 wurden die Polizeiaufgaben wieder auf die Schutz-, Kriminal- und Verwaltungspolizei sowie auf örtliche Polizeigruppen verteilt. 45 Die Kriminalpolizei wurde in den 20 Polizeiinspektionen der Schutzpolizei unterstellt. Die Polizeiinspektionen beaufsichtigten 172 Polizeireviere (mit 18 Revierzweigstellen, sieben Revierposten und 22 Landposten). Es blieb aber bei der alten Zählung der Reviere (insgesamt 296). Die bei jedem der 20 bezirklichen Polizeiinspektionen angesiedelten Kriminalkommissariate unterstanden direkt der Kriminaldirektion beim Polizeipräsidenten. Dort wurden acht zentrale Kriminalinspektionen eingerichtet (B: Betrug; E I-E II: Einbruch; ED: Erkennungsdienst; F: Fahndung; M I: Mord, M II: Sittlichkeit, M III: Weibliche Kripo). Die Bearbeitung der Alltagskriminalität erfolgte dezentralisiert. 46

      Auch die Weibliche Kriminalpolizei wurde mit zwei Kommissariaten und jeweils fünf Beschäftigten wieder eingerichtet. 47

      Nach Aufgabe des provisorischen Quartiers in einem ehemaligen Gebäude der Deutschen Arbeits-Front (DAF), Linienstraße 83–85, bezog das Polizeipräsidium neue Räume in der Elsässer Straße 87. Seit dem 12. November 1945 nahm die Polizeischule im Gebäude der ehemaligen Polizeisportschule am Hohenzollernring in Spandau ihren Lehrbetrieb wieder auf. Ihr folgte bereits im Dezember 1945 die Polizeischule in der Wattstraße 69/70 in Oberschöneweide. Seit 1946 wurden auch die Kripobeamten zu zweimonatigen Lehrgängen an die Polizeischule abgeordnet. Zu Anfang des Jahres 1946 erlaubten die Alliierten die Bewaffnung von Schupo und Kripo mit Knüppeln und Pistolen. Wegen der in der Nachkriegszeit verstärkt auftretenden Bandenkriminalität richtete die Kripo-Zentrale in der Dircksenstraße 14 bereits am 21. Dezember 1945 ein Sonderkommando zur Bekämpfung der Banden in der Innenstadt ein. Im Dezember 1947 wurde ein motorisiertes Sonderkommando aus Schutzpolizei und Kripo zum Einsatz gegen den Schwarzmarkt aufgestellt. 48

      Mit der BK/O (46)391 vom 4. Oktober 1946 setzte die Alliierte Kommandantur Sektorenassistenten ein, die sowohl dem jeweiligen Polizeichef der Militärregierung als auch dem Polizeipräsidenten unterstanden. Es handelte sich um Bruno Bliemeister für den amerikanischen Sektor, Paul Wurm im britischen Sektor, Werner Ladwig im französischen Sektor und Willy Schubert im sowjetischen Sektor. 49 Außerdem durfte der Polizeipräsident leitende Beamte nur noch mit Genehmigung der Alliierten anstellen, ernennen, versetzen oder entlassen. Eine sektorenübergreifende Arbeit wurde somit fast unmöglich. Andererseits endete damit die Phase der Durchdringung des Polizeikörpers mit KPD-Anhängern. So wurde der seit Mai 1945 amtierende Leiter der Kriminalpolizei Heinz Wagenschütz im September 1945 durch Paul Kuckenburg abgelöst, ebenso die Leiterin der Weiblichen Kriminalpolizei Grünsteudel durch Klara Schlesinger-Thury. Weiterhin war es der KPD gelungen, Helmut Klein als stellvertretenden Leiter der Polizeischule in Oberschöneweide einzusetzen und durch die im Polizeipräsidium für Personalfragen bei der Kripo zuständigen KPD-Mitglieder Fruck und Binder 15 von 21 Dezernaten und fast alle Kriminalkommissarstellen mit KPD-Mitgliedern zu besetzen (unter anderem Loll als Inspektionsleiter in Neukölln und Mielke als Inspektionsleiter in Lichtenberg). 50

      Obwohl der Polizeipräsident eine Wiederverwendung von belasteten Kripo-Beamten ausgeschlossen hatte, wurden aus Mangel an geschultem Personal auch Beamte bei der Kripo eingestellt, die in der NSZeit aktiv gewesen waren, insgesamt waren das im April 1946 zwölf Prozent. 51

      Im Tauziehen um die Vorherrschaft in Berlin verhängte die sowjetische Besatzungsmacht ab 24. Juni 1948 eine totale Blockade aller Verkehrswege von und nach Westberlin. Die auf verschiedenen Ebenen geführten Auseinandersetzungen betrafen auch die Polizei. Wegen Missachtung von Weisungen des Magistrats und eigenmächtig ausgesprochenen Entlassungen enthob Bürgermeister Ferdinand Friedensburg den Polizeipräsidenten Paul Markgraf am 26. Juli 1948 seines Amtes und setzte als kommissarischen Vertreter Dr. Johannes Stumm ein. Stumm war 1920 in die Kripo eingetreten und später zuständig für die Bekämpfung des Rechtsradikalismus bei der Abteilung I (heute dem Staatsschutz vergleichbar) des Polizeipräsidiums. 52 Da ihm der Zutritt zum Präsidium in der Elsässer Straße verwehrt wurde, verlegte er seinen Amtssitz in die Friesenstraße 16 im Bezirk Kreuzberg. Seiner Aufforderung an die Angehörigen der zentralen Polizeidienststellen, ihren Dienst am neuen Amtssitz aufzunehmen, andernfalls drohe Kündigung, folgten 70 Prozent der Mitarbeiter. Durch die BK/O (49)23 stimmte die Alliierte Kommandantur der Ernennung Stumms am 12. Februar 1949 rückwirkend zu. 53

      Während die traditionelle Einteilung der Kripo in zentrale Inspektionen (B, E I-II, ED, F, M I-II, WKP, KTU) sowie zwölf örtliche Kriminalinspektionen in den Westbezirken mit Revierkriminalbüros von der Polizeiführung in der Friesenstraße beibehalten wurde, stand im Ostteil Berlins die Angleichung der Kripostrukturen an die Verhältnisse in der neu gegründeten DDR ab Ende 1950 auf der Tagesordnung. Bereits im Oktober 1948 verlegte der Präsident der Volkspolizei seinen Sitz von der Elsässer

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