Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart. Polizeihistorische Sammlung

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Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung

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eine ganze Anzahl hatte außerdem einige Semester studiert, einige hatten sogar promoviert. Die wenigen Kommissare, die noch der Königlichen Polizei angehört hatten und ohne höhere Bildung in den gehobenen Dienst aufgestiegen waren, fühlten sich in der Gesellschaft weit jüngerer Männer, die zudem in freien Berufen ausgebildet waren und traditionsgemäß wohl kaum eine Polizeikarriere eingeschlagen hätten, fehl am Platze. Auch in dem Kampf um persönliche Anerkennung und berufliches Fortkommen waren sie benachteiligt. Die Voraussetzung für jede Art von Erfolg war Spezialisierung. Für einen Kommissar bedeutete dies die Weiterbildung in fachwissenschaftlicher Hinsicht durch Lehrgänge über Polizeirecht und Kriminologie. Alle wichtigen Vorlesungen, die in den zwanziger Jahren an der Höheren Polizeischule in Eiche oder im Kripo-Präsidium in Berlin abgehalten wurden, waren jedoch auf die Beamten des höheren Dienstes mit akademischer Vorbildung zugeschnitten. Das Polizeiinstitut in Charlottenburg, das am 1. September 1927 eröffnet worden war, hatte die Aufgabe, leitende Beamte,durch Kurse auf Universitätsebene’ über Fortschritte auf dem Gebiet der Kriminalistik zu informieren.“ (S. 144 f.)

      Diese knappe Darstellung von Liang ist für die Entwicklung der kriminalpolizeilichen Ausbildung nach 1945 deshalb wichtig, weil ab 1974, im Zusammenhang mit der „Großen Polizeireform“ der Westberliner Polizei dieses Jahres, auch die bisherige Ausbildung grundsätzlich umgestaltet wurde. Es ergaben sich insoweit gewisse Parallelen zu dem, was Liang für die kriminalpolizeiliche Ausbildung in der Weimarer Republik beschrieben hat.

      Auch in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gab es fundamentale gesellschaftliche Veränderungen und damit auch Veränderungen in der kriminellen Szene – man denke nur an die Vernetzung krimineller Gruppen und Organisationen, die Liang für die kriminalpolizeiliche Ausbildung in der Weimarer Republik beschrieben hat. Diese erforderte dementsprechend auch eine innovative Veränderung der kriminalpolizeilichen Ausbildung, mit einer Betonung von kriminalpolizeilicher Spezialisierung.

      Neuanfang 1945

      Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 war allerdings zunächst alles anders. Die Situation dieser Zeit wird in der wissenschaftlichen Abhandlung von Steinborn und Krüger „Die Berliner Polizei 1945-1992“ (Berlin 1993) wie folgt skizziert:

      „Generell litt der Neuaufbau der Berliner Polizei 1945 aber unter dem Problem, fachlich qualifizierte und politisch integere Kräfte zu gewinnen. Es galt zu berücksichtigen, daß die bis 1945 amtierenden Polizeiangehörigen durch Tod, Gefangenschaft oder Verwundung zu einem sehr hohen Prozentsatz ausgefallen waren und der verbliebene Rest durch die weltanschauliche Ausrichtung der Polizei im 3. Reich für die neue Ordnungsmacht eine anfangs nicht tragbare Belastung darstellte. Ehemalige NSDAP-Mitglieder und Berufssoldaten hatten nach den Bestimmungen der sowjetischen Kommandantur in der ersten Phase des Neuaufbaus keine Einstellungschance.“

      (S. 7)

      Zu dieser Zeit sollen lediglich etwa vier Prozent polizeilich ausgebildete Fachkräfte bei der Polizei in Groß-Berlin gewesen sein. Dies waren Polizisten, die entweder von den Nazis entlassen worden waren oder nicht der Partei angehört hatten. In einem mehr berichtenden Buch, „Berliner Polizei von 1945 bis zur Gegenwart“ (Jaron Verlag, Berlin 1998), berichten zwei Kriminalbeamte, die später Führungsbeamte wurden (einer wurde ein Abteilungspräsident des Bundeskriminalamtes), wie sie nach 1945 zur Kripo in Berlin kamen. Weil beide Schilderungen die Kuriosität der damaligen Zeit widerspiegeln, sie für diese Zeit aber auch symptomatisch dafür waren, wie man damals Kriminalpolizist wurde, seien kurze Auszüge wiedergegeben:

      „Zur Kriminalpolizei war Georg Schießer durch einen Zufall gekommen. Er hatte seine Braut zu einer Polizeidienststelle begleitet, auf der sie früher gearbeitet hatte. Sie wollte dort nach Kollegen sehen und mitteilen, daß sie noch am Leben sei. Während Georg Schießer auf dem Flur wartete, fiel ihm auf, daß mehrere Männer in zwei verschiedenen Schlangen anstanden. Er erkundigte sich und erfuhr, daß es sich um Bewerber für die neu zu schaffende Kripo handele. Die eine Schlange bestand aus ehemaligen Beamten, die andere aus Bewerbern ohne Vorkenntnisse. Da der 25Jährige noch keine neue Arbeit hatte, reihte er sich bei den,Unbedarften’ ein ... Als er an der Reihe war, fragte ihn der Mann hinter dem Schreibtisch:,Waren Sie in der Partei oder SS?’ Als Georg Schießer glaubwürdig verneinte, schüttelte ihm der andere die Hand und erklärte, er sei angenommen.“

      (S. 45)

      Eine Woche später, an einem Sonntag, trat der Kriminalbedienstete Schießer seinen Dienst an, ohne irgendeine Ausbildung. Aufgabe war zunächst, Schwarzmarktwaren nach Razzien aufzuspüren. Der andere „Kriminalangestellte“, Horst Schramm, der spätere Abteilungspräsident beim BKA, kam Ende Juli 1945 aus dem Krieg zurück und bewarb sich, nach einer zunächst mündlichen Anfrage, Anfang August schriftlich bei der Kriminalinspektion Tiergarten:

      „Am 3. August 1945 ging ich zur Kriminalinspektion Tiergarten, die sich damals in der Wilsnacker Straße (Moabit) befand, und gab mein Bewerbungsschreiben ab. Ich ging davon aus, dass ich erst nach einiger Zeit eine Antwort erhalten und eventuell zu einem Eignungsgespräch eingeladen würde. Weit gefehlt: Nachdem ich die Frage nach einer Parteizugehörigkeit zur NSDAP nochmals verneint hatte, bat man mich zu warten. Nach wenigen Minuten wurde ich erneut hereingebeten ... Es folgte ein kurzes, höchstens zehnminütiges Gespräch über mein bisheriges Leben und meine Zukunftsvorstellungen, und dann teilte man mir mit, daß man mich für geeignet hält. Nach diesem Gespräch erhielt ich einen vorläufigen Dienstausweis ...“ (S. 50)

      Seine erste Diensthandlung war der Transport eines Gefangenen, natürlich auch ohne jegliche Ausbildung.

      Durch den Sonderbefehl Nr. 1 vom 29. Mai 1945 der SMAD (Sowjetische Militär-Administration in Deutschland) wurde eine Abteilung bei dem Kommando der Schutzpolizei eingerichtet, die sich mit der Schulung, zunächst mittels Schulungsbriefen, für Polizeiangestellte befasste. Neben dem täglichen Dienst gab es dann auch bereits eine direkte Schulung in so genannten Unterrichtsbereichen, bis schließlich am 12. November 1945 in Berlin-Spandau im Britischen Sektor Berlins eine Polizeischule eingerichtet wurde. Etwa vier Wochen später gab es im Sowjetischen Sektor Berlins, in Oberschöneweide, eine weitere Polizeischule. Rechtliche Grundlage für diese Gründungen war der Beschluss der Alliierten Kommandantur für Berlin vom 20. September 1945, der die Errichtung „einer oder mehrerer“ Polizeischulen genehmigte. Damit war bereits eine mögliche Trennung polizeilicher Ausbildung, nach der tatsächlichen Trennung 1948 zwischen West- und Ostberlin, vorgezeichnet. (Vgl. zu alledem Steinborn/ Krüger a.a.O., S. 15, ff.)

      Fachlehrgänge

      Ab Anfang 1946 wurden an beiden Polizeischulen, als so genannte 5. Lehrabteilungen, gesonderte zweimonatige, ganztägige Lehrgänge für berufsunkundige Kriminalanwärter eingerichtet, in denen – neben Straf- und Polizeirecht – die Fächer Kriminaltaktik und Kriminaldienstkunde vermittelt wurden. Mit Schaffung der Bundesrepublik Deutschland und ihrem Grundgesetz sowie der Verabschiedung der Berliner Verfassung im Jahre 1950, die nur im Westteil der Stadt galt, wurden in der Polizeischule Spandau auch die Fächer Staatsrecht und Politische Bildung gelehrt. Die Lehrgänge für den mittleren Dienst der Kriminalpolizei wurden als Fachlehrgang I bezeichnet und sind bis zur Einrichtung der Fachhochschule 1974 weitergeführt worden.

      Wer den Fachlehrgang II zunächst in Spandau und später (ab 1953) in Hiltrup bei Münster in Westfalen nach Errichtung des dortigen Polizeiinstitutes im Jahre 1948 absolviert hatte, wurde Kriminalkommissar und wechselte damit in den gehobenen Kriminaldienst und erhielt Führungsaufgaben.

      Bis zur Einrichtung der Fachhochschule wurden angehende Kriminalkommissare ab 1970 wieder an der Polizeischule in Spandau ausgebildet.

      An der Polizeiführungsakademie in Hiltrup, in die das Institut später umbenannt wurde, ist darüber hinaus auch der höhere Dienst der gesamten deutschen Polizei ausgebildet worden, was bis in

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