Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart. Polizeihistorische Sammlung

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Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung

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und in die Dienststelle KD 5 (Jugendkriminalität) eingegliedert. 54

      Die neue Struktur sah unter dem Präsidium der Volkspolizei (PdVP) den Aufbau der Abteilung K mit den Dezernaten A1-4 (Statistik, Berichtswesen, Schulung, Organisation), B 1-3 (Schutz und Sicherung der Wirtschaft und des Volkseigentums, Falschgeld), C 1-4, 6, 10 (Bekämpfung sonstiger Straftaten), E 1-8 (Erkennungsdienst, Technische Ausrüstung), F 1-4 (Fahndungswesen), und G 1-2 (Bekämpfung von Bränden und Explosionen) vor. Die bisherigen VP-Inspektionen erhielten die Bezeichnung VP-Ämter. Zu ihnen gehörten die Kommissariate B-F. 55

      Seit 1952 übernahm die DDR das sowjetische System der Abschnittsbevollmächtigten (ABV), die in ihrem Abschnitt politische Überwachungen durchführten. Sie konnten VP-Helfer als Hilfspolizisten zur Unterstützung heranziehen. 56 Angaben von politisch Verdächtigen wurden an die Hauptabteilung IX des Ministeriums für Staatssicherheit weitergeleitet. Auf dem Reichsbahngelände im Westteil Berlins trat die Bahnpolizei als Ableger der Transportpolizei (Trapo) auf.

      Die Ausbildung der Offiziere der mittleren Laufbahn (heute: gehobener Dienst) erfolgte für die DDR und Ostberlin zentral an der Fach- beziehungsweise Offiziersschule des MdI in Aschersleben. Die Ausbildung der Offiziere in der höheren Laufbahn (heute höherer Dienst) erfolgte an der Hochschule der DVP in Biesdorf. An der Humboldt-Universität zu Berlin konnte das Fach Kriminalistik als Vollstudium absolviert werden.

      Die Anwärter der Kriminalpolizei für die Laufbahn des leitenden Dienstes im Westteil der Stadt nahmen ab 1953 an Kursen an der Polizeischule in Hiltrup teil. Nachdem seit Anfang 1966 die Kommissars-Lehrgänge an der Polizeischule Joachim Lipschitz abgehalten worden waren, verlagerte man im Rahmen der großen Polizeireform ab 1974 die theoretische Ausbildung an die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege außerhalb der Polizeibehörde. 57

      Im Jahre 1956 zogen die zentralen Kriminaldienststellen in das Gebäude des ehemaligen Schöneberger Polizeipräsidiums in der Gothaer Straße 19. Dort begann man auch mit dem Wiederaufbau einer Lehrmittelsammlung. 58 Zur Erfassung und Analyse der Delinquenz von Jugendlichen diente die neu eingerichtete Jugendkartei. 59

      Seit 1958 unterstellten die Alliierten durch die BK/O (58) 3 die Polizei wieder der Aufsicht durch den Senat. Sie ressortierte zwischen 1958 und 1962 vom Senator für Inneres, zwischen 1963 und 1967 vom Senator für Sicherheit und Ordnung. Die Alliierten behielten sich aber weiterhin die Ernennung und Suspendierung des Polizeipräsidenten sowie die Ernennung von höheren Beamten ab Oberkommissar vor.

      Am 31. März 1962 trat Polizeipräsident Johannes Stumm in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wählte das Abgeordnetenhaus Erich Duensing. Er führte die Geschäfte bis 1967. Von 1969 bis 1987 hatte Klaus Hübner das Amt des Polizeipräsidenten inne.

      Überlegungen zur Neugliederung der Kripo ab Juli 1960 führten zur Bildung der zentralen Kriminaldirektion in der Abteilung K, dem K-Referat A mit den Inspektionen F und ED, Referat B mit den Inspektionen BI und BII, Referat E mit den Inspektionen E I und E II, dem Referat M mit den Inspektionen M I, M II, M III (Weibliche Kriminalpolizei) mit neuem Sitz in der Keithstraße 28-32 seit 1966 und dem K-Referat Ö mit zwölf bezirklichen Kriminalinspektionen, aufgeteilt in die Referate Nord/West (Bezirke Charlottenburg, Reinickendorf, Spandau, Tiergarten, Wedding und Wilmersdorf) und Referat Süd (Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg, Steglitz, Tempelhof und Zehlendorf).

      Mit der Polizeireform vom 1. Oktober 1974 gab die Polizei die Identität der Grenzen der Polizeibezirke mit denen der Verwaltungsbezirke auf. Die 112 Polizeireviere wurden aufgelöst. Stattdessen entstanden fünf Polizeidirektionen mit 31 Polizeiabschnitten. Den fünf örtlichen Polizeidirektionen wurden jeweils Kriminalreferate mit je zwei Inspektionen (Sofortdienst und Sachbearbeitung) angegliedert.

      In zwei weiteren Direktionen innerhalb der Landespolizeidirektion wurden kriminalpolizeiliche Aufgaben konzentriert: Direktion Zentrale Verbrechensbekämpfung (deliktbezogene Kriminalitätsbekämpfung, unter anderem auch Staatsschutz, Zentralstelle für Fahndung und Erkennungsdienst und Gewerbeaußendienst) sowie die frühere kriminaltechnische Untersuchungsstelle als Direktion Polizeitechnische Untersuchungen. 60

      Kernstück der Reform war die Einführung der Kontaktbereichsbeamten (KoBB) in 756 Bereichen. 61 Zum Zuständigkeitsbereich der Landespolizeidirektion als erste Säule des Polizeiaufbaus gehörten neben dem Dezernat Verbrechensbekämpfung (Grundsatzdienststelle der Kriminalpolizei) das Dezernat öffentliche Sicherheit, das Dezernat Dienstleistung, das Dezernat Straßenverkehr sowie ein Lagedienst. In der Säule 2 waren die Zentralen Dienste zusammengefasst (Organisation, Bauwesen, Fernmeldewesen, Datenverarbeitung, Polizeiklinik, Ausund Fortbildung). Säule 3 betreute die Ordnungsaufgaben (Einwohnermeldewesen, Passwesen, Asylund Ausländerfragen, Fahrerlaubnisse).

      Die Kritik an diesem Modell der Zusammenfassung von Schupo und Kripo unter einheitlicher Führung, bei der wirkliche Kriminaldienststellen erst auf unterer Ebene erkennbar wurden, führte 1994 zur Wiedererrichtung eines Landeskriminalamtes. 62

      Dem Nachfolger Hübners im Amt des Polizeipräsidenten, Georg Schertz, fiel die schwere Aufgabe zu, die Polizeiorganisationen beider Stadtteile nach der Wiedervereinigung zusammenzuführen. 63

      Die Organisationsstrukturen des Westteils der Stadt wurden auf Senatsbeschluss vom 16. Juli 1991 auf den Ostteil übertragen, im Wesentlichen durch die Bildung zweier neuer örtlicher Polizei-Direktionen. Die örtlichen Volkspolizeiämter (VP-Inspektionen) wurden zu Abschnitten im Aufbau umbenannt. Insgesamt gliederte man das Gebiet Ostberlins in 18 Abschnitte. Am 1. Oktober 1990 übergab der Volkspolizeipräsident Dirk Bachmann seine Dienstgeschäfte an den Polizeipräsidenten in Berlin, Georg Schertz. Durch ein Schreiben des Innensenators vom 5. Juli 1991 fiel die Entscheidung zur Bildung einer Zentralen Ermittlungskommission für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV), zu deren Leiter Manfred Kittlaus bestellt wurde. Die in der Direktion VB bereits bestehenden Spezialreferate erhielten teilweise neue zusätzliche Aufgaben, teils wurden sie neu geschaffen (Referat Umwelt- und Gewerbedelikte).

      Mit der Wiedererrichtung eines Landeskriminalamtes (LKA) am 1. Juni 1994 gliederte sich der Polizeiapparat unter dem Polizeipräsidenten mit einer Stabsabteilung in fünf Säulen: Landeskriminalamt (LKA), Landesschutzpolizeiamt (LSA), Landespolizeiverwaltungsamt (LPVA), Landespolizeischule (LPS) und Zentrale Ermittlungsstelle Regierungsund Vereinigungskriminalität (ZERV, zum 3. Dezember 2000 aufgelöst). Seit 1998 wird die Schutzpolizei verstärkt zur Bekämpfung der mittleren Kriminalität herangezogen, wodurch sich das Landeskriminalamt stärker auf die Ahndung besonders schwerer und sozial schädlicher Straftaten spezialisieren kann.

      Die Ausbildung der Kriminalpolizei im Wandel der Zeiten

      von Eugen Weschke

       Die Gegenwart ist, ohne die Vergangenheit zu kennen, kaum zu bewältigen!

      Weimarer Republik

      In der Zeit vor 1945, besonders in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, wurden Kriminalbeamte nicht nur – wie bis dahin üblich – aus der Schutzpolizei rekrutiert, sondern man stellte für die Kommissarslaufbahn vermehrt so genannte freie Bewerber ein. In der wohl einzigen wissenschaftlichen Arbeit über „Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik“ von Hsi-Huey Liang (Berlin/New York 1977) wird diese Situation wie folgt dargestellt:

      „In der Weimarer Zeit kamen nicht mehr so viele Kriminalbeamte aus den Reihen ehemaliger Schutzpolizisten wie vor dem Kriege. Ehemalige Revierpolizisten, die in Lehrgängen in die grundsätzlichen Fragen des Polizeirechts und der Strafprozesslehre eingeführt worden waren, wurden meistens im einfachen und mittleren Dienst eingesetzt; ihre Chancen, zum Kriminalkommissar befördert zu werden, waren jedoch sehr gering. Die Beamten im gehobenen und höheren Dienst kamen meist aus gebildeten Bevölkerungskreisen.

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