Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart. Polizeihistorische Sammlung

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung страница 16

Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung

Скачать книгу

dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Jahre 1983 zur Volkszählung wurden auch zur Durchführung von Observationen hohe Anforderungskriterien erhoben. So dürfen Observationen wie alle anderen polizeilichen Eingriffsmaßnahmen nur auf den dafür vorgesehenen rechtlichen Grundlagen erfolgen.

      War das früher mit einer polizeilichen Generalklausel möglich, so bedarf es seither spezialgesetzlicher Regelungen.

      Besonders hervorzuheben ist ein weiteres Mobiles Einsatzkommando, das zur operativen Bekämpfung herausragender Kriminalitätsphänomene wie beispielsweise Jugendgruppengewalt, politisch motivierte Straßengewalt, Bandenkriminalität und zu besonderen polizeilichen Großlagen herangezogen wird.

      Diese Mitarbeiter arbeiten zwar in ziviler Kleidung, sind aber oftmals bei Einsätzen – insbesondere auch durch das Anlegen von Einsatzwesten – als Polizeibeamte zu erkennen. Sie sind ebenfalls ausgesuchte und besonders ausgebildete Spezialisten, die von anderen Dienststellen der Berliner Polizei zur Unterstützung bei Schwerpunkteinsätzen herangezogen werden.

      Berater- und Verhandlungsgruppen

      Neben den Spezialeinheiten gehören zum LKA 63 auch die Berater- und die Verhandlergruppe. Beide Einheiten befassen sich schwerpunktmäßig mit der Schwerstkriminalität, unterstützen Polizeiführer und Einheiten im Einsatz und leisten wertvolle Ausund Fortbildungsarbeit innerhalb der Polizei und bei benachbarten Behörden.

      Warum Spezialeinheiten?

      Nach diesen Kurzvorstellungen der einzelnen Gliederungseinheiten des LKA 63 sind für ein Gesamtverständnis einige Worte zur Geschichte der Spezialeinheiten erforderlich.

      Warum war und ist es erforderlich, Spezialeinheiten in der Polizei einzurichten?

      Die Gründe waren recht vielfältig, besonders ausschlaggebend aber waren tragische Anlässe: Polizeiliche Einsatzlagen, die mit konventionellen Polizeitaktiken, normalen Ausbildungen und Einsatzmitteln nicht bewältigt werden konnten und zu schrecklichen Todesfällen führten. Zu Beginn der siebziger Jahre hatte sich die polizeiliche Lage erheblich gewandelt. Es gab massive Studentenunruhen, es entwickelte sich nationaler und internationaler Terrorismus, und es gab neue Formen bewaffneter Geiselnahmen und ähnlicher Straftaten.

      Letztlich ausschlaggebend für die Entscheidung der Innenminister, Spezialeinheiten einzurichten, waren zwei herausragende Fälle:

      Am 4. August 1971 stürmten zwei mit Masken und Helmen getarnte Männer eine Filiale der Deutschen Bundesbank in München und nahmen sieben Geiseln. Sie waren mit einer russischen Maschinenpistole und einer Pistole (Kaliber 7,65) bewaffnet.

      Nach Eintreffen der Polizei, die weiträumig absperrte, forderten die Täter zwei Mio. DM in bar, ein Fluchtfahrzeug und freien Abzug. Hunderte von Polizisten, Schaulustigen und Medienvertretern waren vor Ort.

      Nach langen Verhandlungen und nach Ablauf vieler Ultimaten verließ der Bankräuber „Rammelmayer“, mit der Maschinenpistole bewaffnet und mit Geiseln, die Bank, um das Fluchtfahrzeug zu besteigen.

      Die Polizei eröffnete das Feuer. Nach zahlreichen Schussabgaben war R. durch eine Gewehrkugel tödlich getroffen worden, dennoch verletzte er noch eine der Geiseln mit einem Bauchschuss tödlich.

      Ein weiterer dramatischer Fall ereignete sich auch in München. Während der 1972 stattfindenden Olympischen Spiele nahmen arabische Terroristen im olympischen Dorf israelische Sportler als Geiseln und töteten zwei von ihnen. Bei der versuchten Befreiungsaktion durch die Polizei starben insgesamt 15 Personen, überwiegend Geiseln. Die überlebenden Täter konnten zwar festgenommen werden, das Massaker war jedoch mit damaligen polizeilichen Einsatzmöglichkeiten nicht zu verhindern. Dieses tragische Ereignis überschattete die mit Begeisterung begonnenen Olympischen Spiele. Die ganze Welt nahm Anteil.

      Diese und andere Vorfälle ließen offenkundig werden, dass die deutsche Polizei für derartige Lagen weder ausgebildetes Personal noch entsprechende Waffen und Logistik zur Verfügung hatte.

      Während auf Beschluss der Innenminister in der Folgezeit beim Bundesgrenzschutz die GSG 9 und beim BKA ein MEK gegründet wurden, richteten alle Bundesländer SEK- und MEK-Einheiten ein.

      Diskussionskommando

      In Berlin hatte es in dieser Zeit bereits eine parallele Entwicklung gegeben. Eine der Keimzellen des heutigen LKA 63 war das „Diskussionskommando“. Leiter dieser Einheit war der Polizeihauptkommissar Werner Textor, Vater des jetzigen Abteilungsleiters des LKA 6, Martin Textor.

      Diese Einheit bestand aus 47 freiwilligen Mitarbeitern, deren Aufgabe es war, bei den Studentenunruhen mit dem „Wort“ deeskalierend auf gewaltfreie Aktionen hinzuwirken.

      Während eine Mehrheit der Demonstranten ein gewaltfreies Vorgehen akzeptierte, gab es eine radikale Minderheit, die diese Einheit als „Hübners Psychobullen“ bezeichnete. Auch in Polizeireihen stieß diese neue und außergewöhnliche Vorgehensweise zunächst auf Skepsis, fand dann aber nach erkennbaren Erfolgen Akzeptanz.

      Nach dem Rückgang gewalttätiger Demonstrationen wurde diese Einheit für besondere Kriminalitätsphänomene wie Rocker- oder Rauschgiftkriminalität eingesetzt und später dem LKA 63 eingegliedert.

      Das erste SEK Berlins begann am 1. November 1972 seine Ausbildung. Unabhängig von den damaligen Beschlüssen der Innenminister leitete der damalige Polizeipräsident, Klaus Hübner, zeitgleich eine wesentliche Planungsphase ein. Nach sorgfältiger Erarbeitung der Auswahlkriterien für die Bewerber im Hinblick auf Intelligenz, Charakter und körperliche Leistungsfähigkeit sowie Schießvermögen fiel die Entscheidung. Der erste Lehrgang begann mit 49 nach einem Testverfahren ausgewählten Beamten zwischen 27 und 40 Jahren. Die Ausbildung dauerte ein halbes Jahr.

      Einige Monate später wurde das PSK mit dem Schwerpunkt Schießfähigkeit aufgebaut. Das MEK bildete sich 1975 in den Reihen der Kriminalpolizei aus Diensteinheiten der so genannten „Groß Streife“, die bereits ähnliche Tätigkeiten verrichtet hatten, in den ersten Jahren unterstanden die Spezialeinheiten SEK und PSK der Schutzpolizei, das MEK war der Kriminalpolizei zugehörig.

      Recht bald wurde deutlich, dass es Überschneidungen in den Tätigkeitsfeldern gab, sodass beide Einheiten 1979 zum Referat EuS (Einsatzerprobung und Sonderaufgaben) organisatorisch zusammengefasst wurden; eine bedeutsame und richtige Entscheidung, wie sich in den Folgejahren zeigen sollte.

      Der damalige Leiter der Direktion Verbrechensbekämpfung und spätere Polizeivizepräsident, Dieter Schenk, bedankte sich bei den Verantwortlichen, diese „Perle der Schutzpolizei“, wie er das SEK und PSK bezeichnete, in die Kriminalpolizei eingliedern zu dürfen. Nach Einrichtung des Landeskriminalamtes im Jahre 1994 erhielt die Dienststelle die Bezeichnung „LKA 63“, nunmehr eine aus Schutz- und Kriminalbeamten bestehende Einheit, geprägt von Spezialistentum und Sachverstand.

      Die Einsätze ließen nicht lange auf sich warten. Das SEK hatte bereits am 11. April 1973 seinen ersten Einsatz, als es von der 4. Mordkommission gebe-ten wurde, den wegen Mordes verdächtigen Klaus-Dieter L. in seiner Kreuzberger Wohnung festzunehmen.

      Die Person wurde mit durchgeladener und entsicherter Pistole in der Hand angetroffen. Die Waffe wurde aus der Hand geschlagen, und er wurde überwältigt. Der erste erfolgreiche SEK-Einsatz.

      In den siebziger Jahren gab es den linksextremen Terrorismus mit Sprengstoffanschlägen, Banküberfällen und Morden. Vom SEK konnten insgesamt 29 Terroristen

Скачать книгу