Das Dekameron. Джованни Боккаччо

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Das Dekameron - Джованни Боккаччо

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hoff ich, noch zurück,

      So daß auf Erden nie

      Empfunden ward so seliges Verlangen.

      Dieses Tanzlied, in dessen Endreime alle fröhlich eingefallen waren, gab durch seinen Inhalt einigen aus der Gesellschaft viel zu denken. Als es indes geendet war und man noch einige andere Tänze hatte folgen lassen, war schon ein Teil der kurzen Nacht verstrichen. Deshalb gefiel es der Königin, den ersten Tag zu beschließen. Sie ließ die Fackeln anzünden und gebot einem jeden, sich bis auf den andern Morgen zur Ruhe zu begeben. Alle gingen in ihre Gemächer und taten nach ihrem Befehle.

      ES BEGINNT

      DER ZWEITE TAG DES DEKAMERON,

      AN WELCHEM

      UNTER DER HERRSCHAFT FILOMENAS

      VON MENSCHEN GESPROCHEN WIRD,

      DIE NACH DEM KAMPFE

      MIT MANCHERLEI UNGEMACH

      WIDER ALLES HOFFEN

      ZU FRÖHLICHEM ENDE

      GEDIEHEN SIND.

      Schon hatte die Sonne mit ihren Strahlen überallhin den neuen Tag gebracht, und die Vögel gaben durch die fröhlichen Lieder, die sie auf den grünen Zweigen sangen, auch den Ohren davon Kunde, als die Mädchen alle und die drei Jünglinge sich von ihrem Lager erhoben, in den Garten gingen und sich geraume Zeit damit ergötzten, langsamen Schrittes im tauigen Grase umherzuwandeln und schöne Kränze zu winden. Und wie sie am vergangenen Tage getan hatten, so taten sie auch heute. Sie aßen noch in der Kühle zu Mittag und legten sich nach einigen Tänzen zur Ruhe. Von dieser erhoben sie sich in der vierten Nachmittagsstunde, kamen, dem Willen ihrer Königin gemäß, auf dem grünen Rasenplatze zusammen und setzten sich um sie her. Die Schönheit ihrer Gestalt und die Anmut ihrer Züge wurden durch den Lorbeerkranz, mit dem sie gekrönt war, noch erhöht. Sie schwieg einen Augenblick, faßte die ganze Gesellschaft ins Auge und befahl alsdann der Neifile, mit einer Geschichte den Anfang zu machen. Diese wich dem Antrag nicht aus und begann mit heiterer Stimme also zu reden:

      ERSTE GESCHICHTE

      Martellino stellt sich lahm und gibt vor, durch den Leichnam des heiligen Heinrich geheilt zu werden. Sein Betrug wird entdeckt, er wird geprügelt und eingekerkert und schwebt in Gefahr, gehenkt zu werden, kommt aber endlich los.

      Schon öfter hat es sich zugetragen, daß, wer über andere, besonders aber über sehr ehrwürdige Dinge spotten wollte, am Ende den Spott und zuweilen auch den Schaden für sich allein behielt. Um den Befehlen der Königin zu gehorchen und durch meine Geschichte die Lösung unserer Aufgabe zu beginnen, gedenke ich euch als Beispiel zu erzählen, wie einem unserer Mitbürger ein unglücklicher Handel wider sein Erwarten doch glücklich ablief.

      Es ist noch nicht lange her, daß in Treviso ein Deutscher mit Namen Heinrich lebte, der in seiner Armut jedem, der ihn darum ansprach, für Geld als Lastträger diente, dessen ungeachtet aber bei allen für einen Menschen von frommem und tadellosem Lebenswandel galt. Demzufolge geschah es, wie die Trevisaner, ob wahr oder unwahr, behaupten, daß in der Stunde seines Todes alle Glocken der großen Kirche von Treviso von selbst zu läuten begannen. Allgemein wurde dies für ein Wunder gehalten, Heinrich wurde ein Heiliger genannt, das Volk strömte aus der ganzen Stadt nach dem Hause, wo seine Leiche stand, und trug sie gleich einem heiligen Leichnam in den Dom. Lahme, Hinkende, Blinde und andere Kranke, an welchem Übel oder Gebrechen sie immer leiden mochten, wurden herbeigebracht, um durch die Berührung dieses Leichnams wieder gesund zu werden.

      Es traf sich, daß gerade während dieser Aufregung und dieses Zusammenlaufens drei unserer Landsleute in Treviso anlangten. Der eine hieß Stecchi, der andere Martellino, der dritte Marchese. Sie waren Leute, welche die Höfe großer Herren besuchten und durch ihre Fertigkeit, Gesichter zu schneiden und jeden Menschen täuschend nachzuahmen, die Zuschauer ergötzten. Sie waren noch nie in Treviso gewesen und wunderten sich, die ganze Stadt in Bewegung zu sehen. Als man ihnen die Ursache mitteilte, bekamen sie Lust, sich das alles selbst anzusehen. Nachdem sie ihre Sachen im Gasthaus abgelegt hatten, sagte Marchese: „Wir wollen doch hingehen und uns den Heiligen ansehen. Ich für mein Teil begreife freilich noch nicht, wie wir durchkommen wollen, denn wie ich gehört habe, steht der Platz voll von Deutschen und anderen Kriegsknechten, die der Herr dieser Stadt dort postiert hat, um Unruhen zu vermeiden. Überdies ist, wie man sagt, die Kirche so voller Menschen, daß beinahe keiner mehr hinein kann.“ Martellino, der gleichfalls Lust hatte, sich die Sache anzusehen, sagte darauf: „Das soll uns nicht hindern. Ich will schon ein Mittel finden, um bis an die Leiche zu kommen.“ „Und wie das?“ entgegnete Marchese. „Gib acht“, sagte Martellino, „ich stelle mich, als wäre ich gelähmt. Du von der einen und Stecchi von der andern Seite, ihr unterstützt mich, als ob ich nicht allein gehen könnte, und gebt zu erkennen, daß ihr mich dorthin führen wollt, damit der Heilige mich wieder gesund mache. Auf diese Weise wird uns keiner sehen, ohne uns Platz zu machen und uns willig durchzulassen.“ Dem Marchese und dem Stecchi gefiel dieser Plan. So verließen sie ungesäumt das Gasthaus und begaben sich selbdritt an einen abgelegenen Ort, wo Martellino sich Hände, Finger, Arme und Beine und überdies noch den Mund, die Augen und das ganze Gesicht solchergestalt verrenkte, daß es greulich anzusehen war und daß ihn niemand erblicken konnte, ohne zu behaupten, er sei wirklich am ganzen Leibe verkrüppelt und gelähmt.

      Mit dem so entstellten Manne gingen Marchese und Stecchi, die ihn unterstützten, in großer, vorgetäuschter Frömmigkeit nach der Kirche zu und baten jeden, der ihren Weg hinderte, ganz demütig, ihnen um Gottes willen Platz zu machen. Gern willfahrte man ihnen, und da sie alle Augen auf sich zogen und fast überall „macht Platz, macht Platz“ gerufen wurde, gelangten sie in kurzem dahin, wo der Körper des heiligen Heinrich lag. Sogleich nahmen einige Edelleute, die hier Wache standen, den Martellino und legten ihn auf die heilige Leiche, damit er durch diese die Gnade der Gesundheit erlangen sollte. Alles Volk schaute aufmerksam, was mit ihm geschehen würde, und Martellino, der sich auf dergleichen trefflich verstand, stellte sich nach einer kleinen Weile erst, als ob ein Finger ihm wieder gerade würde. Dann streckte er die Hand, dann den Arm aus, und zuletzt gewann der ganze Körper wieder die rechte Gestalt. Als das Volk das geschehen sah, brach es zum Lobe des heiligen Heinrich in ein solches Lobgeschrei aus, daß man keinen Donnerschlag hätte vernehmen können.

      Nun traf es sich aber, daß ganz in der Nähe ein Florentiner stand, der den Martellino recht gut kannte; zuerst freilich, als er ganz entstellt hereingebracht wurde, waren ihm seine Gesichtszüge fremd gewesen. Wie dieser ihn wieder gerade sah, erkannte er ihn sogleich, fing bei sich zu lachen an und sagte: „Ei, der verfluchte Bursche! Hätte nicht jeder, der ihn kommen sah, schwören müssen, er sei wirklich ganz verkrüppelt?“ Diese Worte hörten einige Trevisaner und fragten sogleich: „Wie, der wäre kein Krüppel gewesen?“ „Gott behüte“, sagte der Florentiner, „der war immer so gerade wie einer von uns. Wie ihr aber sehen konntet, versteht er sich auf solche Narrheiten, sich zu verstellen, wie man’s nur haben will, besser als jeder andere.“

      Als die Trevisaner das gehört hatten, war nichts weiter nötig. Sie drängten sich mit Gewalt durch und riefen laut: „Haltet den Verräter fest, der Gott und seine Heiligen verspottet und, ohne lahm zu sein, hergekommen ist, um uns und unserem Heiligen einen Possen zu spielen.“ Bei diesen Worten bekamen sie ihn zu packen, zogen ihn an den Haaren von der Stelle herunter, wo er gelegen hatte, rissen ihm die Kleider vom Leibe und fingen an, ihn mit Fäusten zu schlagen und mit Füßen zu treten, und keiner glaubte ein ordentlicher Kerl zu sein, der nicht mitgeholfen hätte. Martellino schrie um Gottes willen um Gnade und wehrte sich, so gut er konnte. Das half aber alles nichts; der Haufe rückte ihm immer ärger auf den Leib.

      Als Marchese und Stecchi dies sahen, sagten

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