Energie und Klima. Horst-Joachim Lüdecke
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Wir konnten die Klimaschaukel äußerst präzise nachweisen und das Klima über 860.000 Jahre rekonstruieren“, berichtet Miller. In diesem Zeitraum schwankte es heftig. „Es gab acht Kalt-Warmzeit-Zyklen“, sagt er. Dabei reagierte der Nordpol (mit Temperaturänderungen bis zu 15 Grad in 20 Jahren) viel sprunghafter als der stabile Kälteklotz in der Antarktis, der 90 Prozent allen Eises birgt.
Diese Daten von Nord- und Südpol widerlegen düstere Prophezeiungen, der Meeresspiegel könne in kurzer Zeit um mehrere Meter ansteigen. „Bis das Grönlandeis schmilzt, vergehen mehr als tausend Jahre“, versichert Miller. Denn es war in der Vergangenheit auch deutlich wärmer als heute, ohne dass die riesigen Gletscher verschwanden. Auch die Befürchtung, der aktuelle Klimawandel lasse das Treibhausgas Methan aus Sümpfen und Meeren ausgasen und das Klima „kippen“, finden die Glaziologen nicht bestätigt: „Wir sehen auch in wärmeren Zeiten keinen entsprechenden Anstieg des Methans.“ Ähnlich wie bei den Eisbären unterscheidet sich die reale Welt von der gefühlt „medialen“ Wirklichkeit. „Wer von Klimaschutz redet, weckt Illusionen“, mahnt Miller zu Bescheidenheit, Schlagworte wie Klimakollaps oder -katastrophe hält er für irreführend. Zitatende ZEIT.
Dass die Zusammenhänge in Sachen Gletscher nicht so einfach liegen, wie oft vermutet, zeigt der berühmte Kilimandscharo-Gletscher. Glaziologen von der Universität Innsbruck untersuchten ihn intensiv65. Er schmilzt bereits seit 125 Jahren, als es noch kaum anthropogenen CO2-Emissionen gab. Seine Fläche hatte bereits um 90 % abgenommen, was zur Vorhersage führte, er würde in 20 Jahren völlig verschwunden sein. Inzwischen haben aber die Niederschläge in den Tropen zugenommen, und von einem Verschwinden in spätestens 20 Jahren wird kaum noch gesprochen. Inzwischen ist man mit solchen Aussagen vorsichtiger geworden, denn Gletscherschmelzen sind komplex, nicht immer auf Umgebungstemperaturen zurückzuführen und ihre Gründe oft unbekannt.
2.3.3 Meeresspiegel
Sieht man von extrem langfristigen Einflüssen der Plattentektonik und der eiszeitlichen Glazialeustasie ab, können Veränderungen von Meeresspiegeln von sehr vielen Vorgängen und sogar Ereignissen abhängen, die nicht einmal alle bekannt sind. Nachfolgend ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Wärmeausdehnung des Wassers,
Kalben von Gletschern der Antarktis,
Abschmelzen des Eisschildes in Grönland,
Veränderungen der Meeresströmungen,
Veränderungen im globalen atmosphärischen Wasserhaushalt,
Intensive und großräumige Grundwassernutzung,
Vulkanismus.
Die Meeresoberfläche ist zudem keine Oberfläche einer Billardkugel. Unzählige Faktoren sorgen dafür, dass es erhebliche Höhenabweichungen relativ zum Erdmittelpunkt gibt. Es beginnt mit der Ausbuchtung der Äquatorialzone infolge der Fliehkraft der Erddrehung und reicht bis zu Gravitationseffekten durch nahe Küstenberge auf die Wasseroberfläche. Es gibt ein sehr empfehlenswertes unterhaltsames Youtube-Video, welches all diese Effekte anschaulich erklärt66 (die Sprache kann von Englisch auf Deutsch umgestellt werden). Man versteht danach sehr viel besser, warum lokale Messungen allein keine Aussagen über einen globalen Meeresspiegel-Trend erlauben. Es sind vielmehr noch Korrekturen der Einzelmessungen von erheblicher Komplexität erforderlich. Der Begriff „globaler Meeresspiegel“ ist nur eine virtuelle Vergleichsgröße, deren lokale Ausprägung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Der Begriff wird dennoch verwendet. Prähistorisch ist der globale Meeresspiegel seit dem Temperaturtiefpunkt der letzten Eiszeit vor etwa 22.000 Jahren um ca. 130 m angestiegen (Bild 7).
Prähistorischer Meeresspiegelanstieg 67 , Bildquelle 68 .
Auffällig bei den Meeresspiegeldaten sind deren oft erstaunlich große Schwankungen. Beispiele werden vom Ozeanographen Nils-Axel Mörner berichtet34,69, Dekan der Fakultät Paläogeophysik und Geodynamik an der Universität Stockholm und von 1999–2003 Präsident der INQUA Commission on Sea Level Changes. Weitere Beispiele liefern Fachpublikationen des deutschen Küstenforschers Prof. Karl-Ernst Behre, in welcher erstaunlich starke Veränderungen der ermittelten historischen Meereshöhen an den Nordseeküsten beschrieben sind70. In jüngerer Zeit stehen nun genaue Pegelmessungen aus vielen Hunderten Stationen weltweit zur Verfügung71. Obwohl diese Daten frei zugänglich sind und mit wenigen Maus-Klicks die realen Entwicklungen der Meeresspiegel dieser Stationen an Meeresküsten und Inseln ohne großen Aufwand überprüft werden können, vernachlässigen deutsche Journalisten ihre Berufspflicht ordentlicher Recherche und berichten immer wieder in absurder Verdrehung der Fakten von versinkenden Südseeinseln72.
Die Fachliteratur gibt aus den oben geschilderten Gründen unterschiedliche Werte für den mittleren globalen Meeresspiegelanstieg an, wobei diese Werte aber insgesamt im unbedenklichen Bereich zwischen 0,4 bis 3,5 mm/Jahr liegen. Der Grund für die Differenzen sind die schon erwähnten Korrekturen der lokalen Messungen, um überhaupt ein globales Mittel berechnen zu können. Die einzige dem Autor bekannte Fachpublikation, die diese Korrekturen vollständig angibt, entstand aus einer Zusammenarbeit der US-Universitäten Columbia und Washington mit der Hebrew-Universität Jerusalem73. In ihr findet sich als Ergebnis ein global gemittelter Anstieg zwischen 0,39 und 1,04 mm/Jahr. Bemerkenswert in dieser Arbeit ist der Befund, dass nur 7 % aller Stationen überhaupt einen Anstieg zeigen, 4 % dagegen ein Absinken des Meeresspiegels. Der weit überwiegende Rest der Stationen weist überhaupt keinen einheitlichen Trend auf. Daraus kann sicher kaum auf einen katastrophalen Meeresspiegelanstieg geschlossen werden. Fachpublikationen, die den Meeresspiegelanstieg aus Satellitenmessungen angeben, zeigen Werte, die über den Pegelmessungen liegen. Über die Korrekturmethoden der Satellitendaten, die sicher noch weit komplexer sein dürften, als die von Pegeldaten, ist in den einschlägigen Fachpublikationen freilich nichts zu finden. Bild 8 zeigt die Anstiege seit 1992 aus Satellitenmessungen.
Meeresspiegel seit 1993 aus Satellitenmessungen, Bildquelle, CU Sea Level Research Group74. Die y-Achse gibt die aus Satellitenmessungen errechneten Meeresspiegelhöhen an, durch die dann eine Regressionsgerade gelegt wurde. 3,1 ± 0,4 mm/Jahr berägt die Steigung dieser Regressionsgeraden.
Nach der Zusammenfassung des heutigen wissenschaftlichen Stands über Meeresspiegelanstiege nun einige Vorkommnisse zur Auflockerung der trockenen Fakten, die auch ein Licht auf die emotionale Seite werfen. Sie sind einem Bericht des bereits erwähnten Meeresspiegel-Experten Nils-Axel Mörner entnommen: Die Satellitenmessungen, die von 1992 bis 2002 keinen von den bisherigen Steigerungswerten abweichenden Trend erkennen ließen, zeigten 2003 einen sprunghaften Anstieg, der zu heller Aufregung Anlass gab. Als Grund entpuppte sich ein neu eingeführter Korrekturfaktor! Eine Gruppe australischer Global-Warming-Aktivisten entfernte mit Gewalt einen sich praktisch auf Meeresspiegelhöhe befindlichen uralten Baum auf einer Insel des Malediven-Archipels. Dieser gab nämlich auf Grund seiner schieren Existenz Zeugnis davon ab, dass zu seiner Lebenszeit kein Anstieg des Meeres erfolgt sein konnte. Der Baum konnte wiedereingesetzt werden. Und nun auch noch etwas Politik: Die Malediven sind mit den wissenschaftlichen