Energie und Klima. Horst-Joachim Lüdecke

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Energie und Klima - Horst-Joachim Lüdecke страница 11

Energie und Klima - Horst-Joachim Lüdecke Reihe Technik

Скачать книгу

lässt vordergründig einen Verstärkungstrend für heftige Wetterereignisse erwarten, wenn man davon ausgeht, dass chemische Reaktionen bei höherer Temperatur schneller ablaufen. Diese Sicht beruht aber auf meteorologischer Unkenntnis. Unwetter und Stürme hängen nicht von absoluten Temperaturen, sondern von Temperaturdifferenzen ab54. Nur wenn sich die Temperaturdifferenz zwischen Polar- und Äquatorial-Gegenden erhöht, muss mit heftigeren Extremwetterereignissen gerechnet werden. Betrachtet man nun die jüngste Klimaänderung, wird sichtbar, dass Temperaturerhöhungen in polnahen Norden wesentlich größer als die am Äquator waren. Dies bedeutet verringerte Temperaturdifferenzen zwischen Pol und Äquator und somit Abnahme, nicht Zunahme von Extremwetterheftigkeiten und -häufigkeiten auf der Nordhalbkugel. Dies entspricht, im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung, auch den Messungen, die durch das IPCC in seinem Bericht AR5 dokumentiert sind26. Im Folgenden direkt aus dem AR5, Kapitel 2.6, des IPCC Sachstandsbericht von 2013 wörtlich zitiert (es gibt leider keine deutschen Versionen dieser Berichte):

      Tropische Zyklone, in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 216:

      „Current datasets indicate no significant observed trends in global tropical cyclone frequency over the past century and it remains uncertain whether any reported long-term increases in tropical cyclone frequency are robust, after accounting for past changes in observing capabilities“.

      Dürren, in AR5, WG1, Technical Summary, S. 50:

      „There is low confidence in a global-scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall), owing to lack of direct observations, dependencies of inferred trends on the index choice and geographical inconsistencies in the trends

      Zusammenfassung in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 215:

      „In summary, the current assessment concludes that there is not enough evidence at present to suggest more than low confidence in a global scale observed trend in drought or dryness (lack of rainfall) since the middle of the 20th century, owing to lack of direct observations, geographical inconsistencies in the trends, and dependencies of inferred trends on the index choice. Based on updated studies, AR4 conclusions regarding global increasing trends in drought since the 1970s were probably overstated. However, it is likely that the frequency and intensity of drought has increased in the Mediterranean and West Africa and decreased in central North America and north-west Australia since 1950.

      Überflutungen, in AR5, WG1, Technical Summary, S. 112:

      „There continues to be a lack of evidence and thus low confidence regarding the sign of trend in the magnitude and/or frequency of floods on a global scale over the instrumental record.

      Hagel und Gewitter in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 216:

      „In summary, there is low confidence in observed trends in small-scale severe weather phenomena such as hail and thunderstorms because of historical data inhomogeneities and inadequacies in monitoring systems.

      Und schließlich fasst das IPCC in AR5, WG1, Kapitel 2.6, S. 219 zusammen:

      „There is limited evidence of changes in extremes associated with other climate variables since the mid-20th century.

      Da insbesondere in den USA Tornados als Extremwetterereignisse gefürchtet sind, lassen wir hier die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zu Wort kommen. Sie hat die historischen Trends von Tornados in den USA ab 1954 mit entsprechenden Grafiken publiziert55 und keine statistisch signifikanten Zunahmen, weder an Häufigkeit noch an Stärke gefunden. Schaut man auf die Südhemisphäre, sieht es ähnlich aus, hier nehmen die Zyklone an den australischen Küsten sogar auffallend ab, wie Bild 5 zeigt.

      Bild 5:

       Anzahl von Zyklonen um die australischen Küsten zwischen 1969 bis 2016. Die abnehmenden Trendline für schwere Zyklone ist eine lineare Regression der Daten, wobei die Grafik vom Buchautor aus den numerischen Daten der staatlichen australischen Wetterbehörde 56 erstellt wurde.

      Die starken kurzfristigen Schwankungen im Bereich weniger Jahre in Bild 5 verdeutlichen, wie die in den Medien regelmäßig auftauchenden „Nachweise“ von Extremwetterzunahmen zu erklären sind. Die Zeiträume für klimarelevante Aussagen sind stets zu kurz. Eine global zunehmende Heftigkeit von Stürmen, Tornados und Zyklonen im 20. und 21. Jahrhundert ist ein Mythos. Dasselbe gilt generell für alle Extremwetter weltweit57.

      2.3.2 Gletscher

      Die Veränderung von Gletschern hängt von der Umgebungstemperatur, den Niederschlägen und den Schmutzteilchen auf der Gletscheroberfläche ab. Letztere verändern die Albedo (Reflexionsstrahlung) der Gletscheroberfläche, die Sonneneinstrahlung wird stärker absorbiert und trägt somit zum Schmelzen des Eises bei. Da unzweifelhaft seit Anfang des 19. Jahrhunderts in unseren Alpen die Gletscher zurückgehen, wird dies in den Medien und der Wahrnehmung jedes Bergwanderers als deutliches Warnsignal der kommenden Wärmekatastrophe durch anthropogenes CO2 angeführt. Das ist aber falsch, denn Anfang des 19. Jahrhunderts gab es praktisch noch gar kein anthropogenes CO2. Der Grund der beginnenden Schmelze muss also ein anderer gewesen sein. Man kennt ihn bis heute nicht. Laufend tauchen in schmelzenden Gletscherzungen der Alpen Baumreste auf, deren genaue Altersbestimmungen und Fundhöhen belegen, dass in etwa zwei Dritteln der letzten 9000 Jahre die Alpengletscher kleiner und die Temperaturen höher als heute waren. Wald ist in Höhen gewachsen, die heute wieder vergletschert sind und dies ohne alles menschliches Zutun58,59,60 (Bild 6)

      Bild 6:

       Gletscher-, Waldgrenz- und Temperaturentwicklung der Nacheiszeit, Bild nach Prof. Gernot Patzelt 58 .

      Aus globaler Sicht machen die polfernen Gletscher in den Alpen, im Himalaya, im Kaukasus, in Nordeuropa und in Neuseeland nur etwa 2 % der Gesamtgletschermassen der Erde aus. 90 % befindet sich in den riesigen Gebieten des Südpols (Antarktis) und schließlich 8 % in Grönland (Arktis). Der Grönlandgletscher nimmt ab. Die Masse des antarktischen Eisschildes hat dagegen leicht zugenommen61. Zum Thema Massenänderung von Gletschern berichtet der Forscher Roger J. Braithwaite, der weltweit Massenbilanzierungs-Messungen von 246 Gletschern zwischen 1946 und 1995 vorgenommen hat62. Sein Fazit: „Es gibt Gegenden mit hoher negativer Massenbilanz in Übereinstimmung mit der öffentlichen Wahrnehmung, dass die Gletscher schmelzen. Fast überall in Europa schmelzen die Gletscher, aber es gibt auch Regionen mit positiver Bilanz, und es gibt Gegenden, in denen praktisch nichts passiert, wie z.B. im Kaukasus.“ Weltweit gemittelt, ist kein Abnahmetrend der Gletscher unserer Erde auszumachen, der zu Alarm Anlass geben könnte63. Bereits die Warmzeit des Mittelalters relativiert das in den Medien so gerne verkündete „wegschmelzende Nordpoleis“, wobei hier auch noch regelmäßig in den Medien das unter 2.3.4 besprochene Meereis mit dem Grönlandgletscher von 2,6 Millionen Kubik-Kilometer Eisvolumen verwechselt wird. Der Grönlandgletscher hatte im Mittelalter zwar eine geringfügig geringere Eisbedeckung, aber annähernd das gleiche Gesamtvolumen wie heute64.

      Zum Arktiseis lassen wir zuerst die ZEIT in ihrer Ausgabe Nr. 24 vom 7.6.2007 mit dem Bericht „Der Bohrer im Eis“ über die Arbeit des Teams um den schon erwähnten Polarforscher Prof. Heinz Miller (AWI) zu Wort kommen31, wobei es hier auch noch um den Grönlandgletscher geht. Zitat ZEIT:

      

Скачать книгу